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Freitag, 10. Mai 2024

Steigende Vorfreude

Mit ihr noch viel toller!

Morgen findet das Finale des diesjährigen Eurovision Song Contest statt. Zum ersten Mal habe ich mir schon im Vorfeld einige der Beiträge angeschaut, Musikvideos und live, und die Prognosen der Wettbüros verfolgt - das alles steigert die Vorfreude und Spannung extrem.

Dieses Jahr schaue ich den ESC wieder zusammen mit der großen Buba. Zu zweit macht es einfach noch mehr Spaß, sich über peinliche Auftritte zu amüsieren und großartige Beiträge zu bewundern. Ich schnappe mir das Klemmbrett und notiere die Punktzahlen, die wir getrennt voneinander den Beiträgen geben, weil es spannend ist zu erleben, ob man richtig oder falsch liegt. Außerdem gibt es Brownies dazu, die mit etwas zu viel Schokolade. Vertrage ich zwar nicht mehr so, aber morgen muss das sein und die Konsequenzen nehme ich dann in Kauf.

Ich bin auch gespannt auf den neuen Kommentator für Deutschland; bisher hat das immer Peter Urban gemacht, mit dessen Art ich eine Hassliebe hatte. Ich habe schon wieder vergessen, wer das dieses Jahr macht, aber er muss in große Fußstapfen treten. Und wie die Show wohl wird?

Der ESC möchte absolut unpolitisch sein - das gelingt nicht immer. Um das Ziel trotzdem zu erreichen, finden sich im Regelwerk Verbote politischer Songtexte und Bühnenshows. So musste in diesem Jahr die Sängerin Eden Golan einige Passagen ihres Songs umändern, um mitmachen zu dürfen. Und wo wir schon bei den Regeln sind: Keine Schimpfworte, deswegen musste auch unser deutscher Beitrag abgeändert werden; "I don't give a shit" war zu explizit. Und: Kein product placement, was für den Beitrag von Windows95man bedeutet, dass das Windows-Logo auf seinem T-Shirt verpixelt wird. Irgendwie irre, dass der Song ausgerechnet No Rules! heißt.

Und wo wir schon bei Eden Golan waren: Sie tritt für Israel an, und erhält völlig unabhängig von der Songqualität Begeisterung und Buhrufe für Israels Rolle im Krieg. Außerhalb der Eventhalle wird demonstriert, denn: Russland wurde wegen der Kriegsinitiative von der Teilnahme ausgeschlossen, und viele Menschen fordern nun, dass auch Israel ausgeschlossen werden müsse. Talk about unpolitisch...

Das alles wird sehr unterhaltsam morgen, und ich freue mich schon sehr darauf, dass wir das Haus und die Nachbarschaft zum Beben bringen ;-)

post scriptum: Meine Favoriten sind Nemo, Bambie Thug, Joost Klein, Baby Lasagna, und ich freue mich trotz stimmlicher Schwächen auf Kaleens "We will rave". Zeit für Par-TAY!

Mittwoch, 23. August 2023

Tag 23 - Aspi-Heaven


Langsam realisiere ich, dass ich jetzt Zeit habe. Das merke ich an den Nachrichten, die ich auf Anrufbeantworter und per Mail bekomme; da gibt es Schulen, die momentan dringend Vertretungslehrkräfte suchen und wegen meiner Note werde ich vielen von ihnen angezeigt. Macht also doch etwas aus, die Note, aber leider nichts, was mir bisher geholfen hätte. Schönkirchen hat per Anruf und Mail angefragt, und da es eine Zusammenarbeit mit der Toni gab, könnte ich mir vorstellen, dass irgendjemand meinen Namen bei der Schönkirchener Schulleiterin hat fallen lassen. Das klingt theoretisch auch nach einer sehr interessanten Stelle - allerdings ist es eben nur eine Vertretung. Das mache ich nicht mehr ohne Perspektive.

Aus irgendeinem Grund spiele ich in dieser Phase wieder survival horror-Videospiele, eine schöne Kombination aus Rätsellösen, Plotaufdecken und Selbstverteidigung. Da gibt es einige brillante Spiele, eines von ihnen ist Silent Hill 2. Wenn die große Buba das liest, wird sie da vermutlich nicht besonders begeistert sein, denn sie war damals, als wir das gespielt haben, definitiv underwhelmed. Vielleicht hat es daran gelegen, dass wir aus Versehen ein anderes Ende als das Kanonende freigespielt haben, ich weiß es nicht.

SH2 ist in so vielerlei Hinsicht ein Meilenstein der video game history. Horrorspiele, bei denen man herumrennen und Zombies umlegen muss, das gibt es reichlich, und letztlich ist das gar nicht so weit von der primitiven Befriedigung einer Moorhuhn-Jagd entfernt. Silent Hill zeichnet sich dadurch aus, dass es psychological horror ist, also alles im Kopf stattfindet. Eines meiner Lieblingsgenres. Wieviel mir das Spiel bedeutet, merkt man am Blogbild, das ich fast immer benutze, wenn es um etwas Psycho-logisches geht. Eine Spielszene.

Plot nur ganz kurz: Ein Witwer erhält einen Brief aus Silent Hill, von seiner Frau Mary, die ein paar Jahre zuvor verstorben war. Verwirrt reist er nach Silent Hill, um dort Antworten zu finden. Diese Prämisse ist terrific, spannend, wirft viele Fragen auf und kommt zu einer Erklärung, die tiefenpsychologisch interessant ist. Da hat mein Kopf etwas zu tun, das mag ich.

Jedenfalls ist das Spiel zweiundzwanzig Jahre alt; damals sah die Szene noch so aus:

Es gibt mehr technische Möglichkeiten, das gut umzusetzen, mit der Playstation 5. Was mich aber besonders auftreibt ist das Entwicklerteam. Für das Remake zeichnen Bloober Team verantwortlich. Das ist eine Truppe aus Polen, die das unglaublich gute Layers of Fear kreiert haben. Das haben sie so gut gemacht, dass ich ihnen bereits aufgrund weniger Spiele vollkommen vertrauen kann.

Das ist Aspi-Heaven. Eines der besten psychological horror adventures aller Zeiten wird von einem Team überarbeitet, das den psychological horror auf seiner Visitenkarte hat. Ich bin sehr gespannt!

Und warum spiele ich überhaupt solche unheimlichen und grauslichen Spiele? Ganz einfache Antwort: Um mich meinen Ängsten zu stellen, und das führt tatsächlich in der Realität dazu, dass ich wesentlich entspannter bin als noch vor ein paar Jahren. Beschäftigung mit Horror nimmt dem Unbekannten den Schrecken.

Ich bin unheimlich aufgeregt und werde selbstverständlich einen Eintrag zu der Neuauflage des Spiels verfassen. Ist nicht alles schlecht in der Arbeitslosigkeit, solange es nur eine Transitionsphase ist.

Donnerstag, 13. Juli 2023

Zündende Idee


Die Meditation gestern hat mir richtig gut getan, denn irgendwann ist mir eine richtig gute Idee gekommen. Eine dieser Ideen, die mir im Studium ein paar der besten Beiträge (nach meinen Maßstäben) für die Saturnalien eingebracht haben. Es geht um den Abschiedsgruß für die Toni, wenn es denn beschlossene Sache ist. 

Das Problem ist: Dr Hilarius in diesem Zustand ist zynisch. Er würde einen Beitrag schreiben, der in alle Richtungen austeilt, egal ob "verdient" oder nicht. Der alles mit sich runterziehen würde. Und weil das schädlich für mich ist und unfair für alle Anderen, mache ich das nicht, sondern werde die Sommerferien zum Schreiben nutzen. Ich werde die Zeit brauchen, denn das Ding wird zwar nicht lang, ist aber recht komplex konzipiert. Außerdem weiß ich, dass meine Schulleitung mir morgen nicht den Platz einräumen würde, das live zu machen: es gibt bereits ein paar Kollegiums-Verabschiedungen und die KollegInnen haben sich ihre Sommerferien nach dieser für alle harten Phase redlich verdient.

Das Schreiben wird anstrengend, weil dieser Abschiedsgruß zur Abwechslung mal auf meinem Mist wachsen wird. Es ist leicht, eine Nummer von zum Beispiel dem großartigen Georg Kreisler abzuwandeln, auswendig zu lernen und vorzutragen. Das hatten wir an der Toni schon; diesmal soll es etwas Eigenes sein. Ich werde nichts weiter zum Inhalt sagen, aber einen Tipp möchte ich geben, worum es gehen wird - die Freaks unter Euch bekommen vielleicht eine kleine Vorahnung:

Boldrini.

Das Schreiben hilft mir außerdem, meine Gedanken auf etwas Anderes zu fokussieren als auf die Art und Weise, wie seitens gewisser Personen in den letzten Jahren mit mir kommuniziert wurde. "Gewisse" heißt nicht alle, und ich hoffe sehr, dass eine ganz bestimmte Mutter aus der Elternschaft diesen Beitrag liest, denn sie hat mir in den vergangenen zwei Monaten sehr viel Kraft und Rückhalt gegeben, und das, obwohl sie keiner Fürsorgepflicht nachkommen müsste. Im Buddhismus wäre man von ihr begeistert.

Ich freue mich riesig darauf, diese zündende Idee umzusetzen und meinen Kopf auf andere Gedanken zu bringen. Am Ende werdet Ihr diesen Gruß natürlich hier im Blog zu sehen bekommen, wenn Ihr denn wollt, und er wird der gesamten Schulgemeinschaft zugehen. Und auch, wenn die Gefahr besteht, einen Ab-mit-Schaden-Text zu schreiben, wie es mir hier schon einmal passiert ist, und auch wenn sich für mich persönlich die letzten dreieinhalb Jahre wie pure, nervenaufreibende Zeitverschwendung anfühlen (es ist leider so, und die Schulleitung weiß auch, warum), und auch wenn sogar mein Psychiater mir sagt, dass ich bitte Lehrer bleiben soll (und mich das Nachdenken darüber und die Angst vor neuer Ablehnung in einem unbekannten Kollegium Einiges an Kraft kostet), wird es diesmal anders, mit ehrlichem Lächeln und Zwinkern. Und wenn sich dadurch dann jemand angegriffen fühlen wird, sollte dieser Jemand sich im Anschluss einmal fragen, warum das so ist.

Let's go, noch fast leeres Word-Dokument! Ba-DAMM-da. Da-Da-DAMM!

Dienstag, 21. März 2023

Endlich wieder staunen!

Das ist mal eine echte Träsch-Trüller.

Wir sind angekommen in einer Zeit, in der in Filmen mit CGI fast alles möglich ist. Die abgedrehtesten Fantasien - alles kein Problem. Bei mir führt das zu einer Art Langeweile; da sind zwar tolle Sequenzen drin, aber das reißt mich nicht mehr so mit. Das ist irgendwie nicht mehr so immersiv.

Vorhang auf für LAIKA, ein amerikanisches stop-motion-Animationsstudio. Ich finde es toll, dass es noch Filmemacher gibt, die diese Handwerkskunst nicht an die computergenerierten Bilder abgeben. Auf das Studio bin ich über die Romanverfilmung Coraline (2009) gekommen, bin aber nie auf die Idee gekommen zu schauen, was die Leute dort noch so an Filmen kreieren. Bis vor zwei Tagen.

Aber warum überhaupt stop-motion? Hatte ich hier schon kurz angerissen - das Bewusstsein, dass diese animierten Objekte tatsächlich reale Objekte sind, bringt mich zum Staunen. Das ist wie Magie, das ist quasi eine echte animatio. Die Bilder fühlen sich an, als könnte ich die Dinge am Bildschirm mit den Händen greifen. Dabei stelle ich mir vor, wie die Macher diese oder jene Szene wohl erschaffen haben - denn es gab bisher in allen LAIKA-Filmen eine Szene, die wirklich atemberaubend war durch die Intensität, durch die Bewegungen, die eben nicht einfach nur Computerbilder sind.

Man bittet zum Tanz
 

In The Boxtrolls (2014) gibt es eine Tanzszene in einem adligen Herrenhaus; ein schneller Walzer, bei dem Tanzpartner gewechselt werden, die Perspektive mal aus den Augen des jungen Helden, mal als Kamera an der Decke, mal, als würde ich, der Zuschauer, direkt mittanzen. Im epischen Abenteuer Kubo And The Two Strings (2016) gibt es einen Kampf unseres Helden und seiner Mitstreiter gegen ein Riesenskelett, auch hier plastisch, ich möchte direkt in den Fernseher einsteigen, um das zu erleben (ja ja, name dropping, Ringu (1998) und Videodrome (1983) bla).

Bei solchen Szenen möchte ich manchmal einfach kurz unterbrechen und sie noch einmal sehen, um es wirklich zu glauben, dass da reale Objekte im Spiel sind.

Ein Affenspaß...

Ganz nebenbei packen LAIKA schwere Themen an, kinderfreundlich verpackt. Da kann es um trauern gehen, um Faschismus, Kinderarbeit - fast alle Filme haben einen düsteren Touch. Nicht immer so horrornah wie Coraline - bei dem kleine Kinder Alpträume haben könnten - aber genau meine Wellenlänge, ebenso wie die Witze und Dialogzeilen, die Erwachsene ganz anders wahrnehmen werden als Kinder, wenn zum Beispiel zwei alternde Damen fast nackt auf einer Bühne ihre glorreichen Zeiten des adult entertainment nachleben (daraus stammt obiges Foto).

Dazu ist anzumerken, dass einer der LAIKA-Filme der erste Animationsfilm im Mainstream war, der einen schwulen Charakter hatte. 

Ich bin begeistert!

post scriptum: Ich verstehe übrigens nicht ganz, warum die LAIKA-Filme immer in 3D gedreht werden: Gerade wegen der Plastizität der Figuren im normalen 2D-Bild ist ein 3D-Effekt gar nicht mehr nötig.

Samstag, 18. März 2023

Stop. Bewegung.

Wäre schon, aber nein. Noch mindestens zehn Jahre nicht.

Staus sind in Kiel eine Seltenheit, eigentlich. Wenn aber eine Baustelle kommt, dann kann das extreme Auswirkungen haben. Als der Waldwiesenkreisel erneuert wurde, war auf der B Sechsundsiebzig alles dicht. Überflieger am Barkauer Kreuz? Ebenso. 

Irgendwie fühlt es sich an, als würden die Baustellen immer mehr werden, vielleicht ist das aber auch nur meine Wahnehmung. Rund um's Rondeel wird gebaut, jetzt müssen sogar einige Buslinien umgeleitet werden, und vor unserem Haus steht ein Schild, dass die Durchfahrt am Speckenbeker Weg für ein paar Wochen dicht sein wird.

Ich würde ja so gern sagen können, dass ich mich über diese Baustellen freue, denn sie sind erste Zeichen der Kieler Stadtbahn - aber nichts da. Die nächsten zwei Jahre werden erstmal nur mit Planungen verbracht. Von tatsächlichen Baustellen für die neue Straßenbahn sind wir noch meilenweit entfernt, und dann wird es in Kiel richtig chaotisch werden, denn natürlich wird die Stadtbahn auch die Hauptverkehrsadern befahren. 

Da kommt einiges auf uns zu, und ich bin jedesmal ein wenig erleichterter, dass ich kein Auto mehr habe. Ernsthaft!

Und dass ich den Titel dieses Beitrags so formuliert habe, dürfte Filmliebhabern etwas sagen, nämlich dass ich einen für mich neuen stop motion film gesehen habe. Ich weiß nicht, was es ist, aber diese Filmtechnik fasziniert mich. Weil es wirklich wie Zauberei ist, als würde lebloser Modelliermasse ein Leben eingehaucht werden. Coraline (2009) ist einer meiner Lieblingsfilme aus der Ecke, ich kann ihn immer und immer wieder sehen, ohne dass es langweilig wird, und heute gesellt sich ParaNorman (2012) dazu, vom gleichen Studio. 

Das ist eine schöne Abwechslung, bevor es zurück an die Klausuren geht.

post scriptum: Wenn wir hier schon bei stop motion-Filmen sind, möchte ich unbedingt einen empfehlen für alle PädagogInnen, die ihn noch nicht kennen. Nur knapp acht Minuten lang, ohne Sprache, passt perfekt in das Thema "The Individual and Society" und hat nicht ohne Grund einen Academy Award gewonnen - "Balance" (1989)



Freitag, 8. April 2022

Ungewöhnliche Prioritäten


Ist das ein Glas Asperger pur? Ich könnte mir das vorstellen; vielleicht kommentiert Ihr diesen Beitrag ja und wir finden es heraus.

Szene: Die Krankheitssymptome der Epididymitis sind wieder aufgetreten. Ich sollte umgehend einen Termin beim Urologen machen, damit ich die nötigen Medikamente zur Behandlung bekommen kann und wir uns auf die Ursachenforschung machen können. Im Rahmen des compartmentalizing steht Donnerstag Vormittag ein Anruf in der Praxis an, kein Problem, das kommt irgendwo zwischen "Komm', die große Buba, wir fahren einkaufen!" und Wohnungsentmüllung. Passt.

Problem: Donnerstag Vormittag ist der siebte April Zwanzig Zweiundzwanzig. Auf diesen Tag habe ich seit über sechzehn Jahren gewartet - und plötzlich ist alles Andere sekundär. Für die Erklärung hole ich etwas aus.

Eines meiner liebsten Videospiele ist Chrono Trigger (1995), damals für das SNES erschienen. Es sah toll aus, hatte gut ausgearbeitete Charaktere, schöne Musik, Humor und einen anspruchsvollen Plot mit vielen optionalen, aber relevanten und durchdachten Sidequests. Viele Fachzeitschriften sehen das Spiel mittlerweile als eines der greatest video games of all time an, und ich kann das gut nachvollziehen. Ähnliches Lob erhielt der Nachfolger Chrono Cross (1999) für die Playstation, wurde aber leider nie in Europa veröffentlicht, und so konnte ich nur sehnsüchtig davon träumen, dieses Spiel einmal zu spielen. 

Ich hatte im Studium eine intensive Phase, in der ich Musik von Menschen gehört habe, die bekannte Videospiel-Soundtracks neu vertont haben, teilweise mit künstlerisch hochwertigen Erfolgen; die Community OverClocked Remix gibt es auch heute noch. Die große Buba kennt tolle Videospiel-Soundtracks und kann sich denken, was das für ein Erlebnis für mich war, meine Lieblingsstücke neu aufgelegt zu hören.

Natürlich habe ich dort auch neu interpretierte Musik von Chrono Trigger gefunden und konnte in Erinnerungen an dieses tolle Spiel schwelgen. Und wenn ich den Nachfolger Chrono Cross schon nicht spielen konnte, dann wollte ich zumindest die Musik hören, und so ist ein ganz bestimmtes Lied zu einem Ohrwurm für mich geworden (hier kann man es anhören).

Das war vor etwa sechzehn Jahren. Ich hatte viel Zeit, mir auszumalen, wie das Spiel wohl gewesen sein muss, die Musik zu hören und immer wieder im Internet zu lesen, was das doch für ein tolles Spiel war. 

Und dann kam der siebte April Zwanzig Zweiundzwanzig.

Endlich ist Chrono Cross problemlos in Europa verfügbar, für diverse Konsolen, darunter auch für meine Nintendo Switch. Ich habe es mir natürlich sofort runtergeladen und gestartet. Ich war (und bin) voll in the zone - alles Andere ist sekundär. Essen und Trinken. Mails beantworten. Meine Gesundheit. Und so habe ich weder gestern noch heute daran gedacht, den Arzt anzurufen. 

Ich realisiere, dass ich mir für die zweite Ferienwoche einen ganz genauen Tagesablaufplan machen muss, den ich dann genauestens befolge. Ohne eine externe Aufsicht habe ich andere Prioritäten als viele Menschen (und ich bin damals wochenlang mit einem gebrochenen Finger herumgelaufen, ohne zum Arzt zu gehen [sehr drollig: Im damaligen Blogeintrag habe ich das auf die Hochbegabung geschoben. Die vor-autistische Zeit :-P]). 

Talk about "geistig behindert".

post scriptum: Die OCRemix-Seite könnte Dich vielleicht interessieren, die große Buba: Dort kannst Du ganz genau nach Spiele-Soundtracks suchen und herausfinden, ob sie neu interpretiert wurden. Ich denke da zum Beispiel an die Windmühlenmusik aus "Ocarina of Time" ;-)

Sonntag, 7. November 2021

Filmgenuss mit Botschaft

Szene aus Candyman (2021)

Ein Film, der die Effekte der Gentrifizierung sozial schwächerer Viertel amerikanischer Großstädte aufzeigt. Ein Film, der Polizeigewalt gegenüber Afroamerikanern anprangert. Der in der Kunstszene spielt. Der selbst künstlerisch ansprechend ist. Der seine Sozialkritik mit rabenschwarzem Humor verbindet. Der gender fluidity wie selbstverständlich zeigt und uns gleich zu Beginn ein interracial gay couple zeigt, das tatsächlich eine wichtige Rolle spielt. Für mich klingt das wunderbar. Oh, und es ist ein Horrorfilm. Und so viel mehr.

Das verwundert nicht, wenn man sich anschaut, wer dahinter steckt - Jordan Peeles Monkeypaw Productions; der gute Mann hat uns mit Get Out und Us bereits zwei psychological horror films präsentiert, die sich mit racial injustice and the Black Experience in den USA auseinandersetzen. Diesmal handelt es sich um einen übernatürlichen Slasherfilm und Nia DaCosta hat Regie geführt. Dass es kein Standard-Slasher vom Fließband ist, zeigen die ersten zehn Minuten des Films: Die Auflistung der Produktionsfirmen verläuft etwas anders als üblich, und die opening credits zeigen uns eine Kamerafahrt durch soziale Wohnungsbauprojekte in den USA - konkret das Cabrini-Green - allerdings mit überkopf gehaltener Kamera, die die Hochhäuser nach oben filmt. Wenn man die vorbeigleitenden Wolkenkratzer betrachtet, deren Spitzen im Nebel verschwinden (gleichzeitig ein flashforward aus den Siebzigern in die Gegenwart), und dazu die abstrakte Musik hört - eindringlich-hypnotisierend, aber kein Ohrwurm - hat man eher das Gefühl, man schaut einen Science Fiction-Film mit in den Wolken schwebenden Gebäuden. Muss nicht extra erwähnt werden, dass ich mir die gesamte Sequenz wieder und wieder angesehen habe.

Und so geht es den gesamten Film über: Unkonventionelle Kameraarbeit und eine Regisseurin, die wenig Gewalt direkt zeigt (in den Mordszenen), aber über Musik und Geräusche mit unseren Vorstellungen spielt. Und sie gleichzeitig immer wieder überrascht: DaCosta liebt das Spiel mit der misdirection, der In-die-Irre-Führung: Man erwartet anhand bestimmter Kameraperspektiven dramatische Entwicklungen, aber sie enthält sie uns vor. Eine der Mordsequenzen erinnert an eine Einstellung aus dem neuen Halloween, in der die Kamera außerhalb des Hauses bleibt und durch die Fenster beobachtet, wie drinnen das Chaos ausbricht.

Horror in der Künstlerszene

Der Film ist definitiv auch durch George Floyd und sämtliche zeitgenössischen Enthüllungen amerikanischer Polizeigewalt inspiriert - die tagline des Films lautet nicht ohne Grund "Say his name!" Die deutsche Filmkritikerin Antje Wessels zieht folgendes Fazit: 

"In seiner stilistisch herausragenden Mischung aus abgebrühtem Killerfilm, Rassismusanklage und Psychodrama um einen von seiner Muse vereinnahmten Künstler ist „Candyman“ einer der besten Filme des Jahres und mit Sicherheit der Startschuss für eine spannende Karriere der Regisseurin Nia DaCosta."

Candyman | Wessels-Filmkritik.com

Ich freue mich schon, wenn im Dezember die Bluray veröffentlicht wird.

post scriptum: Wieder ein moderner Horrorfilm, der in der Künstlerszene veranlagt ist - das erinnert mich an die schwarze Horrorsatire "Velvet Buzzsaw" ("Die Kunst des toten Mannes") mit Toni Colette und Jake Gyllenhaal ;-) Aber der hier hat mehr zu sagen.

Mittwoch, 4. August 2021

Auftritt verpasst?


Heute habe ich für diejenigen, die den Opernboogie von Georg Kreisler bei der Dienstversammlung verpasst haben, das Ganze noch einmal aufgenommen - viel Spaß dabei!

Hier ist der Youtube-Link (copy&paste), falls Euch das Video unten nicht angezeigt wird:

https://www.youtube.com/watch?v=udw529EkGEM

Mittwoch, 16. Juni 2021

Im Kopf


So langsam sollte ich lernen, diesem Kopf zu vertrauen. Darin geht eine Menge ab, von dem die Außenwelt (zum Glück) nichts mitbekommt. Nur ein Beispiel:

Nehmen wir einmal an, ich würde einen Schüler in Q1 in Latein unterrichten - wir erinnern uns, dass es mit fünf Punkten im Jahresendzeugnis das KMK-Latinum gibt, das erste richtige Fremdsprachenzertifikat für die jungen Menschen. Nehmen wir nun einmal an, dass jener Schüler wirklich nichts in dem Jahr gemacht hat. Hat im Unterricht Langeweile zur Schau gestellt, hat das alles nicht für nötig gehalten, hat dann schriftlich null und mündlich mit viel Wohlwollen drei Punkte bekommen. Mit noch mehr Wohlwollen dann drei Punkte im Zeugnis. Nehmen wir weiterhin an, dass auf der Zeugniskonferenz dann der Oberstufenleiter zu mir käme und mich darum bäte, dem Schüler doch bitte fünf Punkte zu geben, damit die neue Schulleitung nicht gleich Stress mit den Eltern bekommt. Nehmen wir an, ich täte das, mit einem gebrochenen Herzen. Ich würde dem Schüler am liebsten eines sagen wollen:

"Sie leben in einer Welt, in der sie sich mit Geld und Einfluss alles kaufen können. Ich frage mich, ob sie jemals das Gefühl verspürt haben, etwas selbst erreicht zu haben."

Natürlich würde ich das dem Schüler nicht direkt sagen dürfen, aber für mich stünde dieser ungesagte Satz ziemlich dringlich in meinem Kopf da. Also würde ich in einer Meditation die gesamte Szene in aller Ruhe und mehrfacher Wiederholung durchspielen, mit jeweils anderem Tonfall, aber die Botschaft bleibt unverändert. Am Ende der Meditation wäre dieses dringliche Gefühl weg. Ich wäre entspannt, obwohl ich etwas gemacht habe, was ich mit meinem Latinistengewissen nicht vereinbaren kann. All' das kann in diesem Kopf stattfinden.

Warum schreibe ich das? Weil ich vorhin überlegt habe, ob ich den Opernboogie zur Sicherheit und zum Lernen einmal ausdrucken soll, in der für die Toni angepassten Version. Und ich habe mich dagegen entschieden. Ich bringe endlich einmal den Mut auf, auf meinen Kopf zu vertrauen, der dieses Stück vor dreizehn Jahren gelernt hat. Und so gehe ich heute gemütlich in die Innenstadt und passe dabei in meinem Kopf den Text an, so wie es nötig ist. Ich spiele den Opernboogie mehrmals durch, ohne ein einziges Wort zu sagen. Ich habe mir den Text nicht ausgedruckt. Ich habe nicht einmal die Datei am Bildschirm geöffnet.

Dieses Vertrauen in das eigene Vermögen ist etwas, was Hochbegabte oftmals nicht haben. Lasst uns also versuchen, unsere HB-Schüler zu stärken - gerade die Underachiever. Macht ihnen klar, dass sie etwas Besonderes sind, und dass ihr Kopf etwas kann, was nicht viele andere Menschen können. Macht ihnen klar, dass das ein Potential ist, dass diese Hochbegabung tatsächlich auch ihre positiven Seiten hat und nicht nur die Probleme, mit denen sie sich immer wieder konfrontiert sehen.

Hochbegabung ist keine Gnade, aber sie bietet Möglichkeiten.

Im Kopf.

Freitag, 9. April 2021

Moorhead&Benson

Die beiden Regisseure haben in The Endless auch die Hauptrollen gespielt

Ich habe sehr lange auf diesen Film gewartet. Seit ein paar Monaten habe ich immer wieder geschaut, ob ich ihn bei Amazon Prime finden kann - nichts. Dann, vor etwa einem Monat, konnte ich bei Amazon endlich die Bluray vorbestellen, sodass der Film zum öffentlichen Erscheinungsdatum in meinen Händen ist. Normalerweise lege ich mir Filme als physical release nur zu, wenn ich weiß, dass es gute Filme sind und ich sie noch mehrmals anschauen werde. 

Dass ich die Bluray dieses Films schon vor dem ersten Ansehen bestellt habe, liegt an einem gewissen Vertrauensvorschuss in das Regisseurduo aus Aaron Moorhead und Justin Benson (M&B; drollig, in der Freizeitparkszene ist B&M ein weltweit bekanntes Kürzel). Ich weiß, dass die beiden intelligente Filme machen, ohne umfangreiche Exposition, abseits des Mainstreams und mit vielen offenen Fragen, die zum Weiterdenken anregen. Ich habe schon einmal in einem Beitrag über Indiefilme unter anderem über die beiden geschrieben, und auch da schon den B&M-Kommentar gebracht.

Ich habe ihre drei bisherigen Filme gesehen und gemerkt, dass ich den Stil von M&B liebe; zur Intelligenz und Mainstream-Entfernung kommt noch die visuelle Ästhetik mit warmen, weichen Bildern, und die typische Science Fiction-Musik, die dazu beiträgt, dass die Filme immer etwas surreal wirken. Die große Buba hat das auch einmal erlebt, als wir uns zusammen The Endless (2017) angeschaut haben. Das war erleuchtend für mich, denn DGB hat mir klargemacht, dass der Film auch in das Genre des psychological horror gehört - ich hatte das bis dahin nicht wirklich wahrgenommen, vielleicht, weil ich mich zu sehr auf die Was wäre, wenn-Gedanken konzentriert habe. M&B-Filme gehen immer eine Gratwanderung zwischen Genres, immer zwischen SciFi und Horror, und bei Spring - Love is a monster (2014) als spannende Romanze (ja, tatsächlich mal eine Romanze im Film, die ich toll finde).

Der neueste Film Synchronic (2019) lässt sich da wunderbar einordnen. Und ich bin wieder einmal darin bestärkt worden, Filme völlig unwissend anzuschauen (mit Ausnahme des Titels, Genres und des Kritikerspiegels). Weil das mehreren Menschen so geht, schreibe ich hier nichts zum Plot, außer, dass Zeit wieder ein zentrales Thema ist. Stattdessen fasse ich nur kurz zusammen, dass der Film wieder einmal toll aussieht, die Musik ist streckenweise ein eigener Charakter, und die erste Hälfte ist ganz im Stil von The Endless oder Resolution gehalten.

Das wechselt dann aber ein wenig. Ich hatte mich schon etwas gewundert, dass mit Anthony Mackie ein recht populärer Schauspieler die Hauptrolle übernommen hat; normalerweise liebe ich es bei Indiefilmen, dass ich die Schauspieler nicht kenne und dadurch unvoreingenommen rangehen kann. In der Tat ist die zweite Hälfte des Films dann doch unerwartet massentauglich gewesen. Ist nicht so, dass der Film schlecht ist, aber das nimmt ihm ein bisschen den Charme, den The Endless hatte.

Trotzdem, ich mag den Film sehr (und ich war überrascht, wie politisch er ist), zeigt sich darin, dass ich ihn gestern zum ersten Mal gesehen habe und dann, als die große Buba wieder nach Hause gerollt ist, gleich ein zweites Mal. Ich mag es, wenn man Filme aufgrund ihres Stils richtig genießen kann wie eine Trüffelpraline.



Donnerstag, 4. Februar 2021

Ein Auge für Ästhetik

Szene aus Cube

Es gibt Filme, die einfach schön anzusehen sind. Die große Buba wird mir beipflichten, wenn ich sage, dass The Haunting of Hill House (2018) ein visueller Genuss ist. Hohe Auflösung, Farbfilter, Mattfilter, alles Dinge, die dem Auge schmeicheln. Es gibt auch Filme, bei denen das Visuelle wesentlich wichtiger ist als der Inhalt; über Dario Argentos Suspiria (1977) schrieb ein Rezensent, es sei ...a movie that makes more sense to the eye than to the brain, und das muss nichts Schlechtes sein. Ich genieße Tarsems The Cell (2000) jedesmal wieder intensiv.

Einer der Regisseure, die ein solches Auge für Ästhetik haben, ist Vincenzo Natali. Wie viele andere Zuschauer auch bin ich über sein Filmdebüt Cube (1998) mit ihm in Berührung gekommen. Ein Science Fiction-Horrorfilm mit einer genialen Prämisse, so genial, dass sie auch schon zuvor in der Twilight Zone-Episode Five Characters In Search Of An Exit verwendet wurde: Eine Gruppe Menschen findet sich an einem unbekannten Ort wieder, sie wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind, sie wissen nicht, wie sie von dort wieder wegkommen sollen, und vor allem fragen sie sich: Warum?

Cube leidet an den trashigen Dialogen und schauspielerischen Leistungen, aber der Film ist trotzdem toll anzusehen und das Grundkonzept lässt mich nicht los, und mittlerweile habe ich auch andere Filme von Natali gesehen, die genau diese Attribute - intelligent, sieht gut aus, hat Humor, ist spannend, Trashdialoge und fragwürdige Spezialeffekte - weiterführen, wie Splice (2009), Cypher (2002) und die Stephen King-Verfilmung In The Tall Grass (2019).

Cypher habe ich gestern zum ersten Mal gesehen - es war echt nicht leicht, an den Film heranzukommen, und er ist tatsächlich witzig, spannend und wieder einmal ein Genuss für die Augen, ein Spionagethriller über einen Otto Normalbürger, der sich auf eine Stelle als Geheimagent bewirbt. Fand ich so unterhaltsam, dass ich ihn mir heute noch einmal anschaue. 

Ich finde es immer wieder schön, wenn ich einen Regisseur entdecke, der Filme "mit Herz" macht.

Freitag, 15. Januar 2021

Der Bechdel-Test

Alison Bechdel

Als ich mir den neuen Film von Regisseur Christopher Nolan angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass darin kaum Frauen vorkommen. Genau genommen drei. In der Konsequenz habe ich den Film als testosterongeschwängert bezeichnet. Das könnte natürlich Zufall sein, dass es nicht mehr tragende weibliche Charaktere gibt, aber bei Nolan hat das Methode. Wenn man sich in Ruhe hinsetzt und nachdenkt, stellt man fest, dass Frauen in seinen Filmen immer wieder die gleichen Funktionen erfüllen: Sie sind in kleinen Nebenrollen vertreten, um den Plot voranzubringen (wie die Wissenschaftlerin in jenem Film), oder sie sind in irgendeiner Form von einem Mann abhängig släsch ihm untergeordnet. Ist so!

Wem es etwas schwer fällt, das nachzuvollziehen, dem kann geholfen werden, denn es gibt ein kleines Instrument, das die Repräsentation von Frauen in Medien in den Fokus rückt - der Bechdel-Test ist zu einem Kultphänomen geworden, hat mit Wissenschaft nichts am Hut, ist aber herrlich, um Menschen, die bisher der untergeordneten Repräsentation von Frauen in Medien uneingedenk waren, die Wahrheit vor Augen zu führen.

Die Anforderungen, den Test zu bestehen, scheinen auf den ersten Blick lachhaft. Ein Film hat den Bechdel-Test dann bestanden, wenn in ihm

1) mindestens zwei weibliche Charaktere auftauchen, die 

2) sich miteinander unterhalten, und zwar

3) über etwas Anderes als Männer.

Das klingt wie eine niedrige Hürde, aber Nolans Filme scheitern an diesem Test, denn es ist nun mal so, dass sich nur selten - wenn überhaupt - zwei Frauen miteinander unterhalten. Nolans Protagonisten sind alle männlich, ohne Ausnahme. Und man mag dann zwar sagen, dass es doch auch Frauen in seinen Filmen gibt, die große Rollen haben; das stimmt auch, aber trotzdem bleiben diese Rollen einem männlichen Charakter untergeordnet. Es gibt bei Nolan keine starken, unabhängigen Frauen.

Der Test ist natürlich kein Gütekriterium für Filme, aber ich finde es immer wieder spannend zu erleben, wie wenige Filme den Bechdel-Test bestehen. Das bessert sich zwar langsam, Arrival (2016) ist ein schönes Beispiel, aber wir haben noch ein ordentliches Stück vor uns. Und dazu ist der Test da: Uns genau diesen Umstand vor Augen zu führen.

post scriptum: Es gibt noch ein inoffizielles viertes Kriterium - 4) die Charaktere müssen Namen haben.

Donnerstag, 9. Juli 2020

Surreal

Hilarious!

Gestern hat die große Buba ein Foto von mir gemacht, das symptomatisch für einen Teil meiner Lebenseinstellung ist. Ich werde ganz bestimmt nicht sagen "Realität ist langweilig!" - denn das ist sie nicht. Aber sie ist für mich nicht so reizvoll. Ich habe gelesen, dass Aspis häufig die Möglichkeit nutzen, sich in fiktionale Welten zu flüchten.

In der Realität werde ich angefeindet dafür, wie ich bin. In der Realität gibt es Grau. In der Realität gibt es Regen. In der Realität gibt es Schwerkraft. Ich versuche, mir surreale Phasen zu ermöglichen - in denen eigentlich alles wie immer ist, aber eine Kleinigkeit ist eben doch anders. Aus diesem Grund habe ich über meinem Bett eine Schwarzlichtlampe fest an der Wand montiert - dadurch lässt sich eine abgefahrene Atmosphäre erzeugen, und das möchte ich manchmal einfach nur genießen.

Die Realität kann aufregend sein - mein Arbeitsvertrag ist angekommen - aber hin und wieder sehne ich mich nach diesen kleinen Momenten Realität Plus.

Sonntag, 5. Juli 2020

Kaugummi

Immer Vorräte da 

Wann immer man mir in der Kindheit, Jugend und Adoleszenz Kaugummi angeboten hat, habe ich dankend abgelehnt. Ich dachte mir, wozu soll ich auf einem Kaugummi herumkauen, Nährwert kaum vorhanden, Hunger wird nicht gestillt - warum kauen Menschen Kaugummis?

Im Studium ist mir dann immer wieder die Information unter die Augen gekommen, dass Kaugummikauen Schülern bei der Konzentration helfen kann. Fair enough, aber das konnte kein Anreiz für mich sein. Wenn ich mich auf eine Sache intensiv konzentriere, dann lenkt mich das Kauen eher ab, ich kann dann keine anderen Sinneseindrücke gebrauchen.


Seit ein paar Jahren habe ich nun doch immer Kaugummi in ausreichender Menge in der Wohnung. Die einzige Bedingung ist, dass es Xylit-Kaugummis sein müssen, denn die haben tatsächlich einen praktischen Nutzen und geben mir eine Antwort auf die Frage "Wozu soll ich auf einem Kaugummi herumkauen?". Xylit ist ein Wirkstoff, der Kariessäuren im Mund neutralisieren kann, wenn man lang genug darauf herumkaut - in etwa zwanzig Minuten.

Ich weiß nicht, ob es Euch auch so geht, aber wenn ich etwas gegessen habe, habe ich etwas später immer einen Nachgeschmack im Mund, säuerlich eben, und den mag ich überhaupt nicht. Deswegen kaue ich mittlerweile nach jeder Mahlzeit direkt eines dieser Xylit-Kaugummis, bis ein angenehm frischer und danach neutraler Geschmack im Mund bleibt.

Das unterstützt übrigens tatsächlich die Zahnpflege, weil auf diese Weise die Kariessäuren sich nicht an den Zähnen zu schaffen machen können. Ersetzt sie natürlich nicht - aber für mich, der ich mir nur einmal am Tag die Zähne putze (wenn ich denn dran denke), sind die Kaugummis eine wunderbare Ergänzung und aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.

post scriptum: Ein Gefühl aus meiner Jugend wabert derzeit wieder in meinem Kopf herum - ich spiele endlich mal wieder ein klassisches Grafikadventure, "The Vanishing of Ethan Carter", und ich kann es richtig genießen: Die wunderschöne Landschaft betrachten, einfach mal nur dastehen, ohne jeglichen Zeitdruck, mit angenehmer, nicht aufdringlicher Musik im Hintergrund, dazu die Naturgeräusche, und in aller Ruhe die Gegend betrachten und anhand einzelner Hinweise eine Geschichte in meinem Kopf zusammensetzen. Das erinnert mich an eines meiner Lieblingsspiele in der Jugend (und im Studium), "Riven", wo man ebenfalls ganz entspannt durch faszinierende Landschaften wandern kann. Ich hatte tatsächlich vergessen, was für ein Genuss das ist.


Donnerstag, 18. Juni 2020

Lampensymmetrie

Anschauen beruhigt!

vorweg: Okay, Blogger zickt weiter herum, das Problem scheint bekannt zu sein im Hilfeforum. Es gibt keine sinnvolle Erklärung dafür, dass man keine Bilder mehr hochladen kann, nur verschiedene Tipps zur Lösung des Problems - für einen Aspi ziemlich nervig, wenn er das "Warum?" nicht verstehen kann - und so habe ich jetzt einen anderen Browser benutzt. Funktioniert immerhin, aber es hat gewaltige Überwindung gekostet, den alteingesessenen Firefox für ein Weilchen links liegen zu lassen. 

Ich habe in meiner Wohnung genügend Lampen, um sie dreifach auszuleuchten - trotzdem kommt immer mal wieder eine neue Lichtquelle hinzu, wenn sie interessant ist, so wie dieses neue Fundstück. Sie ist schwarz, auch wenn man das auf diesem Bild nicht so gut erkennen kann, und sie hat einen interessanten Einschaltmechanismus: Die beiden Kugeln auf dem Bild sind magnetisch und jeweils mit einem Faden am "Gerüst" der Lampe befestigt. Wenn man die untere Kugel an die obere heranbewegt, so dass sie sich gegenseitig anziehen, wird die Lampe eingeschaltet. Zum Abschalten legt man die untere Kugel einfach wieder auf den Sockel zurück.

Der Hauptgrund für die Anschaffung war allerdings nicht diese technische Besonderheit, sondern die Form der Lampe, besonders im eingeschalteten Zustand. Sie hat zwei Symmetrieachsen (Sockel ausgenommen), und ich kann mich an der oblongen, abgerundeten Form nicht satt sehen. Dieser Tage lese ich, dass Symmetrie und klare Linien für Aspis unwiderstehlich sind, und ich kann das nur bestätigen: Im Studium war ich fast immer mit einer Digitalkamera in der Tasche unterwegs, und wann immer ich eine interessante Form gesehen habe, musste sie fotografiert und katalogisiert werden.

Ganz nüchtern betrachtet ist diese Lampe nur ein weiterer Staubfänger in meiner Wohnung - aber ich schaue sie immer wieder gern an, die Form beruhigt mich tatsächlich.

Mittwoch, 22. Januar 2020

Annie Kay Meets Schwarze Szene

Heute ist es für mich überhaupt kein Problem mehr, ausgefallene Sachen zu finden - das war mal anders, und auch Annie Kay kann davon ein Lied singen.

Heute geht es um ein Gefühl von Zugehörigkeit als Alternative zum Freakdasein. Ich habe vor gut zwei Jahren schon einmal darüber geschrieben, aber es kann nicht schaden, das regelmäßig zu updaten. Gerade wenn man einen akuten Fall hat.

Ich kann mich noch gut daran erinnnern, wie ich mein erstes Paar New Rock Boots bestellt habe. Sauteuer, zweihundert Euro, und als Student musste ich dafür eine ganze Weile sparen, aber das war es wert: Ein paar Wochen später hatte ich zwei schwere Stiefel aus Spanien in der Hand, maßgefertigt aus Rindsleder, mit mehreren Metallapplikationen, auf die ich eine lebenslange Garantie habe, falls mal etwas abbrechen sollte - was in den vergangenen fünfzehn Jahren noch nicht ein Mal passiert ist. Die Schuhe sind qualitativ hochwertig, extrem bequem, auffällig und in der Schwarzen Szene gar nicht mal so ungewöhnlich. Wenn ich auf der Tanzfläch der Lost Souls meinen Blick nach unten richte, finde ich die Marke - erkennbar am runden Metalllogo - an mehreren tanzwütigen Beinen.

Abr wie kommt man an solche Sachen heran? Wenn man zum Beispiel noch nicht volljährig ist, und die Eltern das ganz bestimmt nicht erlauben würden? Heimlich im Internet bestellen fällt flach, wenn die Eltern die Post entgegennehmen. Bleibt also nur der ganz klassische Einkauf - in Kiel zum Beispiel im Laden Obscene, der nicht ohne Grund viele positive Bewertungen erhält. Und dennoch: Wenn man zum allerersten Mal in der Szene shoppen möchte, gehört ein wenig Mut dazu.

Wenn man diesen Mut aufbringen kann, wird man im Laden allerdings mit einigen der Charakteristika der Szene konfrontiert: Kaum fällt die Ladentür zu, wird ein Getränk angeboten, es gibt eine Führung durch das Geschäft, es ist alles sehr freundlich und familiär. Gesiezt wird nicht, denn das ist aus meinem Blickwinkel altmodischer Schwachsinn. Jegliche Angst fällt ab, und ganz kostenlos bekommt man das Gefühl, dazuzugehören, und nicht mehr ein Freak zu sein wie zum Beispiel in der Schule. Das ist eine Szene, in der das Alter irrelvant ist. Die Sexualität übrigens auch, erstaunlich weit verbreitet. Divers eben.

Und selbst wenn man bei'm ersten Besuch nur das eine oder andere neue Armband kauft, freut man sich schon auf den nächsten Besuch, irgendwann, und man merkt, dass die Schwarze Szene unglaublich tolerant ist. Quasi ein Gegenstück zum MAX in Kiel.

post scriptum: Annie Kay, Du bekommst natürlich auch noch eine vernünftige Antwort! ;-)

Sonntag, 1. Dezember 2019

David Cronenberg

Auch mit neunundsechzig Jahren unverkennbar (2012)

1996 Cannes Film Festival: Special Jury Prize 
"...for originality, for daring and for audacity."

Irgendwo im Studium habe ich mich in einen Regisseur verliebt, und das war Dario Argento, der Kopf hinter Suspiria (1977) und Profondo Rosso (1975) und einigen weiteren sehr berühmten Vertretern des giallo. Mir war anfangs gar nichts von dieser Liebe bewusst, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass man sich in den Stil eines Regisseurs verlieben kann. Es gibt einige wenige Regisseure, bei denen das bei mir der Fall ist; David Lynch ist ein weiterer Vertreter der Gruppe, auch Alfred Hitchcock. Quentin Tarantino gehört nicht dazu, obwohl ich seine Filme zu schätzen weiß (besonders Jackie Brown (1997)). Und Danny Boyle gehört nicht dazu, weil mich sein hektischer Stil irritiert (dennoch hat mir 127 Hours (2010) gefallen).

Ich mag es, wenn ein Regisseur "anders" ist, gern kompromisslos, hauptsache faszinierend, ich habe in dem Beitrag Auteur einmal über das Prinzip geschrieben. Nicht unbedingt einfach zugänglich, gern rätselhaft, manchmal anspruchsvoll, immer unverkennbar ein bestimmter Regisseur. Einen der Vertreter dieser Gruppe habe ich jahrelang geradezu krampfhaft vermieden, und zwar den Mann, den ich ausschließlich mit dem Film Scanners (1981), den ich nie gesehen hatte, in Verbindung gebracht hatte, und mit der darin enthaltenen Szene eines explodierenden Kopfes, die ich nie gesehen hatte. Warum sollte ich mir so etwas anschauen? Das klang nach exploitation, nach gratuitous violence, danke, kein Bedarf. Und schnell hatte ich mir eine Meinung gebildet, ohne überhaupt zu wissen, wovon ich spreche.

Ein Wahres ist daran: Davod Cronenberg darf als Pionier des Genre body horror bezeichnet werden. Horrorfilme, die sich auseinandersetzen mit der menschlichen Angst vor Krankheiten, Verletzungen, Verstümmelungen. Hinzu kommt, dass Cronenberg ein Meister der Spezialeffekte war und ist, und so ist auch schon sein Frühwerk in einzelnen Szenen sehr drastisch, sehr grafisch - und oft sehr surreal - umgesetzt. Gewalt ist eines seiner Hauptthemen; das andere ist Sex. Und das alles niemals unter dem trashigen Filter der exploitation movies, die darauf abzielen, dem Zuschauer einfach nur Gewalt und Sex zu zeigen; Cronenberg ist ein no-nonsense director, er geht an seine Themen sehr ernsthaft heran - was zu seinem dritten Hauptthema führt, der Psychologie des Menschen. In fast allen seiner Filme lassen sich alle drei Themen wiederfinden, zumindest aber zwei von ihnen, wechselnd je nach Schaffensphase.

Cronenberg hat sich etwas getraut, gerade in seinem Frühwerk, und hat damit seine Kritiker polarisiert. Manche haben ihn als kühnen Regisseur gefeiert, andere haben seine Bilder als widerlichen Müll abgetan. Dieser Mut, neue Regionen zu erschließen, hat ihm einen ganz besonderen Preis eingebracht, der diesen Beitrag einleitet.

Als mir bewusst geworden ist, dass Cronenberg wesentlich mehr macht als nur splatterige Gewalt, bin ich neugierig geworden - und hungrig, geradezu gierig auf seine Filme, auch wenn manche von ihnen zur Zeit nur schwer aufzutreiben sind. Mich fasziniert, wie er Gewalt und Sex verbindet, genauer: wie er die Verbindungen von Gewalt und Sex aufzeigt, und immer ernsthaft an seine Themen geht, fast schon klinisch-kühl analysierend, am Denken des Menschen interessiert. Mittlerweile habe ich eine Reihe seiner Filme gesehen, einige von ihnen meiner Sammlung hinzugefügt, bin noch auf der Suche nach einer guten Bluray-Ausgabe eines seiner Filme (Crash, siehe unten).

Ein paar seiner Werke möchte ich hier nur ganz kurz anspechen, für jene, die vielleicht neugierig darauf sein könnten und auf der Suche nach Horizonterweiterungen sind. Ganz unsortiert.

Über Videodrome (1983) hatte ich hier schon einmal geschrieben; es geht um Videos - ganz dem damaligen VHS-Boom entsprechend - und den Hang der Zuschauer, Sex und Gewalt im Fernsehen zu finden; im selben Atemzug geht es darum, Menschen per Fernsehen zu kontrollieren, das Thema wird also zu einem Politikum. Darüber hinaus geht es um Transhumanismus: Vor sechsunddreißig Jahren hat man sich mit dem Konzept auseinandergesetzt, das menschliche Bewusstsein in ein technisches System einzuspeisen und somit "unsterblich" zu werden. Das alles war mutig, originell, hat die Kritiker polarisiert und Otto Normalzuschauer sehr verwirrt - heute gilt Videodrome als wichtiger Film im Science Fiction-Genre.

Nur über fünf Ecken bin ich irgendwann auf den Film Crash (1996) gestoßen - interessant, dass der Film auf einer über zwanzig Jahre älteren Romanvorlage basiert. Interessant deswegen, weil der Film sich äußerst freizügig mit dem Konzept sexueller Erregung durch Unfälle, Wunden, Verformungen des menschlichen Körpers auseinandersetzt. Noch viel polarisierender als Videodrome - wobei Roger Ebert dem Film eine sehr hohe Wertung hat zukommen lassen - wird hier also Sex als Resultat eines außerordentlich ungewöhnlichen Fetisches beleuchtet. Ich kann nicht genau sagen, was mich an dem Film fasziniert hat, und ich bin immer noch auf der Suche nach einer Bluray-Veröffentlichung. Vielleicht ist es die kühle, sachliche Betrachtung eines Fetisches, die den Sex selbst zweitrangig werden lässt und Unterscheidungen hinsichtlich der Sexualität vollkommen aufhebt - es werden hetero-, bi- und auch homosexuelle Handlungen gezeigt; spannend, weil der Protagonist sich niemals als schwul bezeichnen würde, und dennoch lässt er sich von einem Crash verführen. Sehr wagemutiger Film.

Etwas massentauglicher, aber immer noch vollkommen auf Cronenbergs Hauptthemen fokussiert, ist A History of Violence (2005). Der Filmtitel sagt eigentlich schon alles; es geht um einen Resturantbesitzer, der mit seiner Familie ein ruhiges Leben in einer Kleinstadt führt, friedlich, fast schon spießig, bis eines Tages sein Restaurant überfallen wird. Der Protagonist kann sich der Verbrecher außerordentlich gut erwehren - und diese Erkenntnis triggert Erinnerungen in seinem Kopf, die er für weggeschlossen hielt. Gewalt und Psychologie, von Cronenberg wieder analytisch beleuchtet, hervorragend gespielt und mit zwei Nominierungen bei den Academy Awards bedacht. Dieser Film kann einem breiten Publikum uneingeschränkt empfohlen werden.

Und gerade dadurch merkt man, wie Cronenberg sich in seinem Schaffen zumindest ein wenig dem Mainstream zugewandt hat. Seine frühen Filme waren sehr speziell, oft mit Fokus auf dem body horror, psychologisch, dabei aber sehr grafisch, auch in sexueller Hinsicht; gleichzeitig nie auf exploitation bedacht, sondern immer mit der Frage im Hinterkopf, was die Menschen zu ihrem Handeln antreibt.

Wer Cronenbergs Werk kennt, merkt, dass ich hier einige seiner bekanntesten Filme (oder solche, die definitiv sehenswert sind) nicht besprochen habe - The Fly (1986), Scanners (1981), Dead Ringers (1988), eXistenZ (1999), Naked Lunch (1991), The Dead Zone (1983), Eastern Promises (2007), A Dangerous Method (2011). Mir geht es nur um einen ersten Einblick in Cronenbergs Werk, falls jemand, der bisher einen großen Bogen um seine Filme gemacht hat - so wie ich damals - nun doch einen Blick riskieren möchte.

Es lohnt sich auf jeden Fall.

Samstag, 9. November 2019

Saturnalien - Die psychedelische Prüfung...

"Burkard - Cicero - Quintilian": Dieser Schriftzug hat sich im Lauf des Sketches ein klein wenig gewandelt ;-)

...a.k.a. "Reddam kommt von Fahzere, oder?"

Dieser etwas... bunte Sketch aus dem Jahr Zweitausendelf beruht in der ersten Hälfte auf einer wahren Begebenheit und der Song zum Schluss hat sich leider als zukunftsverkündend für mich erwiesen. Heute gibt es das Video, morgen gibt es die Entstehungsgeschichte zu dem Sketch (denn das war tatsächlich meine mündliche Examensprüfung in Latein, damals noch unter dem Arbeitstitel Esoterik), und die hat alle Emotionen, die man braucht, und Alkohol, Kartoffelsalat, Kinnspann (?), Pappen in der Tasche, und auch Er taucht in meinem Leben auf. Heute gibt es unter dem Video erstmal nur die Songlyrics, weil man das im Video vielleicht nicht so gut versteht. Have fun!



Alles ist Latein! (Roxette – Sleeping In My Car)

P1: Reddam kennst du nicht, du bist kein helles Licht
Doch Deklinieren, Konjugieren ist bei uns nicht mehr Pflicht,
denn eines hast du wohl schon erkannt,
keiner braucht dich

P2: Jetzt hast du fast bestanden, doch sei darauf gefasst
Wenn du erstmal dein erstes Examen in der Tasche hast
Ist Arschkriecherei ganz großer Stil
Scheiß auf Horaz (WAS???), scheiß auf Vergil!!!

Alles ist Latein, hör auf zu träumen
Du wirst nie Lehrer sein, in Klassenräumen
Ist für neue Lehrkräfte kein Platz
Gib es auf, lass es sein

Doch denk jetzt nur nicht, dein Abschluss sei verflucht
Denn Taxifahrer werden immer und überall gesucht
Auch Kellner und Kassierer in Kiel
Wird man schnell, wer braucht schon Vergil

Alles ist Latein, hör auf zu träumen
Du wirst nie Lehrer sein, in Klassenräumen
Ist für neue Lehrkräfte kein Platz
Gib es auf, lass es sein

Alles ist Latein, spar dein Gezeter
Werd doch lieber Staub Saugervertreter
Refrendar in Kiel nur mit 1 9
Wer schafft das mit Latein

Mit deinem Zeugnis in der Hand
Schnorrst du dich durch das ganze Land
Potential verkannt

Freitag, 1. November 2019

Abgerundet

Nur ein Klick

Heute geht es um eine weinzige Kleinigkeit, die vermutlich kaum jemanden kümmern würde, aber ich merke, mir macht das tatsächlich etwas aus. Und wieder einmal kam das durch Zufall: Ich habe für die große Buba eine Karte für ihre Reise durch The X-Files gebastelt, mit Episoden, zu denen ich ihre Meinung hören möchte. Ausgedruckt, Zeit zum Laminieren. Da ich das Laminiergerät seit Ewigkeiten nicht genutzt habe, muss ich es erstmal Abstauben, und entdecke dabei, dass an der Unterseite des Geräts zwei weitere Gadgets sind - zum einen eine kleine Schneideschablone (quasi Schneidbrett in klein), zum anderen ein Knipser.

Dieser Knipser funktioniert bei allem Möglichen, was eine Ecke hat. Anpassen, klicken und die Ecke ist abgerundet. Ich hab's aus Spaß einmal ausprobiert und die Buba-Karte abgerundet - und es sieht auf einmal viel professioneller aus. Ich kann überhaupt nicht erklären, warum ich das so wahrnehme. Ich habe direkt danach die Ecken meines EGO-Buches abgerundet, und als nächstes geht es an meine Wohnung: Überall hängen diverse Schilder, Termine, das Buba-Stopf-Bild, bald kommen die Lojong-Losungen dazu. Ich finde es viel angenehmer mit diesen runden Ecken.

Lässt mich an Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) denken, die Kulissen aus dem deutschen Expressionismus sind verwinkelt, spitz in die Länge gezogen - da hätte der Knipser Einiges zu tun. Und ich finde es faszinierend, wie so eine winzige Kleinigkeit tatsächlich für mich spürbar ist. Ob das was mit HSP zu tun hat? Jedenfalls werde ich den Knipser in nächster Zeit fleißig benutzen.

Wer genau hinschaut, sieht die abgerundeten Ecken.
post scriptum: Bitte keine Spoiler zu der Serie posten, damit die fette Schnecke das voll genießen kann ;-)