Alison Bechdel |
Als ich mir den neuen Film von Regisseur Christopher Nolan angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass darin kaum Frauen vorkommen. Genau genommen drei. In der Konsequenz habe ich den Film als testosterongeschwängert bezeichnet. Das könnte natürlich Zufall sein, dass es nicht mehr tragende weibliche Charaktere gibt, aber bei Nolan hat das Methode. Wenn man sich in Ruhe hinsetzt und nachdenkt, stellt man fest, dass Frauen in seinen Filmen immer wieder die gleichen Funktionen erfüllen: Sie sind in kleinen Nebenrollen vertreten, um den Plot voranzubringen (wie die Wissenschaftlerin in jenem Film), oder sie sind in irgendeiner Form von einem Mann abhängig släsch ihm untergeordnet. Ist so!
Wem es etwas schwer fällt, das nachzuvollziehen, dem kann geholfen werden, denn es gibt ein kleines Instrument, das die Repräsentation von Frauen in Medien in den Fokus rückt - der Bechdel-Test ist zu einem Kultphänomen geworden, hat mit Wissenschaft nichts am Hut, ist aber herrlich, um Menschen, die bisher der untergeordneten Repräsentation von Frauen in Medien uneingedenk waren, die Wahrheit vor Augen zu führen.
Die Anforderungen, den Test zu bestehen, scheinen auf den ersten Blick lachhaft. Ein Film hat den Bechdel-Test dann bestanden, wenn in ihm
1) mindestens zwei weibliche Charaktere auftauchen, die
2) sich miteinander unterhalten, und zwar
3) über etwas Anderes als Männer.
Das klingt wie eine niedrige Hürde, aber Nolans Filme scheitern an diesem Test, denn es ist nun mal so, dass sich nur selten - wenn überhaupt - zwei Frauen miteinander unterhalten. Nolans Protagonisten sind alle männlich, ohne Ausnahme. Und man mag dann zwar sagen, dass es doch auch Frauen in seinen Filmen gibt, die große Rollen haben; das stimmt auch, aber trotzdem bleiben diese Rollen einem männlichen Charakter untergeordnet. Es gibt bei Nolan keine starken, unabhängigen Frauen.
Der Test ist natürlich kein Gütekriterium für Filme, aber ich finde es immer wieder spannend zu erleben, wie wenige Filme den Bechdel-Test bestehen. Das bessert sich zwar langsam, Arrival (2016) ist ein schönes Beispiel, aber wir haben noch ein ordentliches Stück vor uns. Und dazu ist der Test da: Uns genau diesen Umstand vor Augen zu führen.
post scriptum: Es gibt noch ein inoffizielles viertes Kriterium - 4) die Charaktere müssen Namen haben.
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