Freitag, 9. April 2021

Moorhead&Benson

Die beiden Regisseure haben in The Endless auch die Hauptrollen gespielt

Ich habe sehr lange auf diesen Film gewartet. Seit ein paar Monaten habe ich immer wieder geschaut, ob ich ihn bei Amazon Prime finden kann - nichts. Dann, vor etwa einem Monat, konnte ich bei Amazon endlich die Bluray vorbestellen, sodass der Film zum öffentlichen Erscheinungsdatum in meinen Händen ist. Normalerweise lege ich mir Filme als physical release nur zu, wenn ich weiß, dass es gute Filme sind und ich sie noch mehrmals anschauen werde. 

Dass ich die Bluray dieses Films schon vor dem ersten Ansehen bestellt habe, liegt an einem gewissen Vertrauensvorschuss in das Regisseurduo aus Aaron Moorhead und Justin Benson (M&B; drollig, in der Freizeitparkszene ist B&M ein weltweit bekanntes Kürzel). Ich weiß, dass die beiden intelligente Filme machen, ohne umfangreiche Exposition, abseits des Mainstreams und mit vielen offenen Fragen, die zum Weiterdenken anregen. Ich habe schon einmal in einem Beitrag über Indiefilme unter anderem über die beiden geschrieben, und auch da schon den B&M-Kommentar gebracht.

Ich habe ihre drei bisherigen Filme gesehen und gemerkt, dass ich den Stil von M&B liebe; zur Intelligenz und Mainstream-Entfernung kommt noch die visuelle Ästhetik mit warmen, weichen Bildern, und die typische Science Fiction-Musik, die dazu beiträgt, dass die Filme immer etwas surreal wirken. Die große Buba hat das auch einmal erlebt, als wir uns zusammen The Endless (2017) angeschaut haben. Das war erleuchtend für mich, denn DGB hat mir klargemacht, dass der Film auch in das Genre des psychological horror gehört - ich hatte das bis dahin nicht wirklich wahrgenommen, vielleicht, weil ich mich zu sehr auf die Was wäre, wenn-Gedanken konzentriert habe. M&B-Filme gehen immer eine Gratwanderung zwischen Genres, immer zwischen SciFi und Horror, und bei Spring - Love is a monster (2014) als spannende Romanze (ja, tatsächlich mal eine Romanze im Film, die ich toll finde).

Der neueste Film Synchronic (2019) lässt sich da wunderbar einordnen. Und ich bin wieder einmal darin bestärkt worden, Filme völlig unwissend anzuschauen (mit Ausnahme des Titels, Genres und des Kritikerspiegels). Weil das mehreren Menschen so geht, schreibe ich hier nichts zum Plot, außer, dass Zeit wieder ein zentrales Thema ist. Stattdessen fasse ich nur kurz zusammen, dass der Film wieder einmal toll aussieht, die Musik ist streckenweise ein eigener Charakter, und die erste Hälfte ist ganz im Stil von The Endless oder Resolution gehalten.

Das wechselt dann aber ein wenig. Ich hatte mich schon etwas gewundert, dass mit Anthony Mackie ein recht populärer Schauspieler die Hauptrolle übernommen hat; normalerweise liebe ich es bei Indiefilmen, dass ich die Schauspieler nicht kenne und dadurch unvoreingenommen rangehen kann. In der Tat ist die zweite Hälfte des Films dann doch unerwartet massentauglich gewesen. Ist nicht so, dass der Film schlecht ist, aber das nimmt ihm ein bisschen den Charme, den The Endless hatte.

Trotzdem, ich mag den Film sehr (und ich war überrascht, wie politisch er ist), zeigt sich darin, dass ich ihn gestern zum ersten Mal gesehen habe und dann, als die große Buba wieder nach Hause gerollt ist, gleich ein zweites Mal. Ich mag es, wenn man Filme aufgrund ihres Stils richtig genießen kann wie eine Trüffelpraline.



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