Sonntag, 28. Februar 2021

Die X-Buba


Nun ist es also soweit, die große Buba hat sich die erste Staffel The X-Files von mir ausgeliehen und möchte in Mulder&Scullys Universum abtauchen. Ich bin gespannt, wie sie die Serie wohl findet.

Das weckt in mir Erinnerungen an meinen ersten Kontakt mit der Serie. Schon damals war das erste Attribut, was mir in den Sinn gekommen ist, "horizonterweiternd". Ich fand es total spannend, in jeder neuen monster-of-the-week-Episode ein anderes, unnatürliches Phänomen kennenzulernen und zu erleben, wie die Menschen damit umgehen; das hatte fast etwas von einer Dokuserie für mich. Und bei den mytharc-Episoden habe ich von Staffel zu Staffel mitgefiebert: Ob es wohl wirklich außerirdisches Leben gibt (die Serie lässt einen herrlich lange im Unklaren darüber)? Ob Mulder und Scully sich vielleicht irgendwann doch noch näherkommen? 

Dann wiederum gab es einige Episoden, die sehr intensiv waren - Home, anyone? Aber im positiven Sinn; das waren eben jene Geschichten, die mir meine Scheuklappen genommen haben. Und ab der zweiten Staffel immer wieder die kleine Neugier, wann wohl die nächste "lustige" Episode kommt... dann waren da natürlich noch jene Episoden, die nachgewirkt haben und solche, die ich erst retrospektiv zu schätzen gelernt habe, weil mir da ein paar landeskundliche amerikanische Grundkenntnisse gefehlt haben (X-Cops zum Beispiel). Und es haben sich einige Bilder in mein Gehirn eingebrannt, die ich bis heute nicht vergessen habe.

Außerdem hat sich in mir mittlerweile ein typischer Lehrergedanke breitgemacht: Wenn ich etwas Neues sehe, schwingt immer automatisch die Frage mit "Kann ich das irgendwie für die Schule verwenden?" - drollig. An meiner ersten Schule wurde eine Kollegin in den Ruhestand verabschiedet, und in einer Abschiedsrede wurde genau darauf verwiesen: "Liebe X, du wirst dich jetzt vielleicht nicht mehr ununterbrochen fragen, ob du dies oder das im Unterricht verwenden kannst." Das war vor acht Jahren, damals habe ich das noch nicht so ganz durchdrungen, aber mittlerweile habe ich die Bedeutung verstanden, denn mir geht es auch so - und ich wette, Euch auch ;-)

post scriptum: Wer von Euch hat mir die Netflix-Serie "Alice in Borderland" empfohlen? Ich bin gerade zur Hälfte durch und das trifft tatsächlich meinen Nerv, die wird nachher durchgebinged - so eine Begeisterung hatte ich vorher bei "Tiger King" und "The Queen's Gambit". Ist halt dieses Miniserien-Ding.

paulo post scriptum: Wie pervers ist das denn? Knuspermüsli ist natürlich absolut ungesund wegen des ganzen Zuckers, um es knusprig zu machen. Aber: Ich habe eine neue Sorte entdeckt, und Neues muss ich oft einfach ausprobieren. "Chai-Schoko", tatsächlich, ein Müsli mit Chai-Gewürzen und es ist himmlisch...

Samstag, 27. Februar 2021

Hackbraten v2.0


Eigentlich sollten es ganz einfache Frikadellen werden, ein klassischer Fleischteig: Ein Pfund gemischtes Hackfleisch, Salz und Pfeffer, ein Ei, Zwiebeln, Toastbrot, eingeweicht und ausgedrückt, ein Esslöffel Senf. Alles schön vermatscht, da wird man nochmal wieder zum Sandkastenkind. Dann habe ich mich gegen Frikadellen entschieden, ganz pragmatisch, weil ich kein Fett zum Braten in der Wohnung hatte, und die kleine Auflaufform für einen Hackbraten herausgeholt. 

Und dann ist mir die Idee gekommen, den Rest Streukäse, den ich noch im Kühlschrank hatte, unter den Teig zu kneten. Erst dachte ich, ich könnte den Hackbraten mit Käse überbacken, aber dann kam die Neugier - ob das wohl gut geht, wenn ich den Streukäse einfach in den Fleischteig bringe? Natürlich hätte ich einfach googeln können, aber ich liebe es, auszuprobieren. Also den Käse schön verteilt, den Fleischteig noch ein paarmal ordentlich durchgeknetet und ab in die Auflaufform. Gleichmäßig andrücken, und dann mit dem Küchenmesser ein kleines Rautenmuster in die Oberfläche ritzen, einfach weil keine Ahnung.

Und dann für fünfundvierzig Minuten bei zweihundert Grad in den Ofen... ich hatte tatsächlich ein bisschen Angst, dass ich das Resultat vollkommen in die Tonne hauen könnte. Es sah auch nicht gerade lecker aus: Nach der Hälfte der Backzeit sah der Hackbraten aus, als sei er von Eiterbeulen übersät, an den Stellen, an denen der Käse die Oberfläche erreicht hatte.

Dann aber kam der erste Bissen - wahnsinnig lecker, ein Kurztrip in den Fetthimmel! Der fein geriebene Käse gibt dem Hackbraten nochmal eine andere Konsistenz, fast schon cremig, ich hätte mich fast reinsetzen können. Aber eben nur fast: Natürlich schwimmt das Produkt am Ende der Backzeit in einem Meer aus Fett in der Auflaufform, und auch wenn all' das Fett zurückbleibt, so ist es immer noch eine sehr mächtige Speise. 

War aber eine tolle neue Entdeckung für mich. Interesse, die große Buba? ;-)

Donnerstag, 25. Februar 2021

Bis Tausendfünfhundertsiebenundneunzig


vorweg: Dieser Beitrag beschreibt, wie ich die Gedenkfeier eines Familienmitgliedes erlebt habe, und ich weiß nicht, wie viel davon auf das Asperger-Syndrom zurückzuführen ist - wenn das überhaupt eine Rolle spielt. Ihr dürft gern von Euren eigenen Erfahrungen berichten!

"Danke für die Leberwurstbrötchen."

Diesen Satz habe ich am Sarg meiner Oma im Stillen gesagt, weil das eine der intensivsten Erinnerungen an Oma ist: Ich kann mich nicht erinnern, warum, aber ich habe früher hin und wieder bei Oma übernachtet - und zum Frühstück gab es jedesmal Leberwurstbrötchen, weil ich sie geliebt habe, und ja, damals hatte ich noch gefrühstückt. Das ist ja bei Gedenkfeiern so, dass man sich an gemeinsame Momente erinnert, die irgendeine Bedeutung hatten. Mein Onkel (der mit Die Tante verheiratet ist) ist Pastor und hat den Gottesdienst geleitet, und das hat er ganz toll gemacht, mit sehr viel Herz und sehr viel Wärme und Zuversicht - meine Oma wollte nicht, dass wir an ihrem Sarg traurig sind.

Aber das ist nicht ganz so leicht hinzubekommen. Ich hatte eine dumpfe Vorahnung davon, wie das werden könnte, denn während meines Zivildienstes hatte ich an einer Beerdigung teilgenommen - ein mir völlig fremder Mensch, dessen Witwe ich zur Kirche und dann zurück nach Haus gefahren habe. Ich stelle das Fremde heraus, weil ich damals nicht verstehen konnte - und es eigentlich auch heute nicht kann - warum mir die Beerdigung damals so an's Herz gegangen ist. Ein richtig unangenehmes Gefühl, als würde man krampfhaft versuchen, die Tränen zurückzuhalten, die doch überhaupt keinen Sinn ergeben: Ich kenne diesen Menschen nicht, warum sollte ich traurig sein? 

Das war natürlich bei meiner Oma anders, denn ich kannte sie ja. Trotzdem dachte ich, dass ich doch eigentlich "unberührt" sein müsste, denn es ist ja gut gegangen, Oma ist eingeschlafen, ohne großes Leid, wunderbar, und ich war mit ihr ja quasi "fertig", darauf eingestellt, dass sie nun bald sterben würde. Und dann war da wieder dieses extrem unangenehme Gefühl. Bloß keine Tränen zulassen! Krampfhaft ablenken: Wie viele Plastikröhren sind um eine Deckenlampe herum angebracht? Welches Volumen hat die Aussparung in der Wand für das große Kreuz? Das hat einigermaßen geholfen, zumindest während der Bibelzitate und der Musik.

Dann aber kam die Ansprache, und davor hatte ich ein bisschen Angst. Ich hatte mich ein paar Reihen nach hinten gesetzt, am Rand, damit nicht so viele Menschen hinter mir sitzen, das mag ich nicht. Und ich wollte da irgendwie unauffällig sein, allerdings hatte ich die Rechnung ohne meinen Onkel gemacht - spätestens, als das Wort "Kaltenkirchen" fiel, war mir klar, dass es gerade um eine Hilarius-Anekdote geht, denn ich bin früher als Kleinkind mit meinen Eltern und meiner Oma oft den langen Weg nach Kaltenkirchen gefahren, um meine Neurodermitis irgendwie unter Kontrolle zu bekommen. Immerhin konnte ich bei der Anekdote schmunzeln, und mein Onkel hat es auch genau so darauf angelegt - viel Lächeln, wenig Traurigkeit erzeugen. 

Und trotzdem. Er versucht alles, um eine Freude in die Gedenkgemeinde zu bekommen, und trotzdem rollen hier und da die Tränen, und die Nase, was sehr nervig war unter einer FFP2-Maske. Immerhin hat mich das ständige Naseputzen abgelenkt von der Ansprache - und ich bin auf einen Klassiker zurückgekommen, die Fibonacci-Reihe. Die ist hervorragend, um zur Ruhe zu kommen. Es beginnt mit Null und Eins, und die jeweils nächste Zahl ist dann immer die Summe der beiden vorhergehenden Zahlen. Und so habe ich die Lampen und das Kreuz in der Wand angestarrt, das Kribbeln am Körper unterdrückt und immer wieder von Neuem angefangen zu zählen. Diesmal bin ich mehrmals bis Tausendfünfhundertsiebenundneunzig gekommen, dann musste ich die Nase putzen oder es gab wieder eine Passage zum Schmunzeln in der Ansprache.

Ich kann das immer noch nicht ganz verstehen, das ist nicht logisch: Oma hat gesagt, wir sollen fröhlich sein, und es ist ja auch alles wunderbar gelaufen, und mein Tante-Onkel hat eine tolle, herzliche und wärmende Ansprache gehalten, und außerdem realisiere ich es doch sowieso nicht, wenn ein Mensch aus meinem Umfeld plötzlich nicht mehr da ist. Autist eben. Und trotzdem rufen solche Veranstaltungen in mir alle möglichen Emotionen hervor. Finde ich sehr unangenehm, und auch für solche Anlässe sollte ich mir endlich mal ein Benzodiazepin verschreiben lassen.

Trotzdem bin ich sehr froh, dass ich dabei gewesen bin. Danach mussten wir ja auch Corona-bedingt zügig wieder auseinandergehen, und witterungsbedingt schnell zurück nach Kiel, und dann war ich wieder "in Sicherheit". Außerdem gab es einen recht markanten Moment, der mir mal wieder vor Augen geführt hat, wie stark sich das Asperger-Syndrom durch unsere Familie zieht, das werde ich so schnell nicht vergessen. Und so war es dann doch eine bereichernde Veranstaltung, und Die Tante hat mitgedacht und das Gedenkfoto von Oma, das am Sarg ausgestellt, für alle vervielfältigt und jetzt habe ich ein schönes Erinnerungsstück an meine Oma.

Und ich überlege mir, ob ich Fibonacci an meine Aspi-Schüler als Methode weitergeben sollte, zum Runterfahren. Könnte klappen ;-)

0 1 1 2 3 5 8 13 21 34 55 89 144 233 377 610 987 1597...

Mittwoch, 24. Februar 2021

Metalhead

Das war vor zehn Jahren...

Dieser Beitrag hat nichts mit der gleichnamigen Black Mirror-Folge zu tun - höchstens in ästhetischer Hinsicht, denn sie ist in schwarzweiß gefilmt. Heute gab es ein bisschen Nostalgie; eigentlich wollte ich nur ein Ben&Jerry's-Eis einkaufen, aber auf dem Weg in die Tiefkühltruhe bin ich durch die Drogerieabteilung gekommen und habe mir mal wieder die Haarfarben angeschaut.

Das habe ich lange nicht mehr gemacht - früher im Studium hatte ich alle möglichen Haarfarben ausprobiert und bin dann irgendwann bei blauschwarz gelandet. Nun sehe ich eine Haarfarbe für schwarz mit einem Metallic-Effekt. Ich habe keine Ahnung, ob das etwas taugt, aber es sah interessant aus; ich habe früher, wenn ich zum Tanzen auf die Lost Souls gegangen bin, gern Metallic-Haarspray oder -gel verwendet, ich fand das klasse. 

Finde ich auch immer noch, und deswegen werde ich nach meinem nächsten Friseurbesuch mal die neue Haarfarbe ausprobieren. Das alles hat heute Erinnerungen geweckt. Studium. Sport. Party. Schwarze Szene. 

Ich hoffe, dass bald wieder auf der Lost Souls getanzt werden darf.

Dienstag, 23. Februar 2021

Eine schöne Seite des Distanzlernens


Aspis kommen mit Unsicherheit nicht klar - ist mittlerweile bekannt. In diesem Fall: Ich bringe den Kiddies neue englische Grammatik bei und ich weiß nicht, ob es ankommt. Ich mache Lernvideos, aber ich weiß nicht, ob die Schüler dadurch wirklich etwas lernen. Das macht das ganze Distanzlernen etwas wackelig in meinem Kopf. Da ist es umso schöner, wenn eine Schülerin mir immer umgehend die neu bearbeiteten Aufgaben zuschickt - und diese fast fehlerfrei sind. Klar kann da viel Hilfe der Eltern dahinter stecken, aber ich kenne meine Schüler ja ein bisschen und weiß, dass jene Schülerin das allein macht. Sie wendet die neue Grammatik problemlos an - schön! Eine andere schöne Seite des Distanzlernens sind die Rückmeldungen zu den Lernvideos, denn sie scheinen wirklich zu funktionieren, und es zeigt mir, dass es den Schülern hilft, wenn ein Lehrer die neuen Inhalte erklärt, anstatt dass sie das alles selbst nur im Buch lesen müssen. 

Und dann wird mir bewusst, dass es eben nur ein paar Schüler sind, die das alles wunderbar lernen können im Distanzunterricht. Und dann sehe ich die Schulumfrage, aus der ich herauslese, dass manche Schüler zuhause überhaupt nicht erreicht werden können. Und dann reizt es mich, direkt zu Beginn des Präsenzunterrichts eine unangekündigte Klassenarbeit zu schreiben. Nennen wir es lieber Lernstandserhebung - aber daraus wird vermutlich eh' nichts werden, wie mein Mittelstufenleiter heute an die Gemeinschaft herumgeschickt hat: Klassenarbeiten schreiben zu lassen, das wird ein ziemlicher Aufwand, mit den Hygieneanforderungen, Abstände, Teilgruppen - ich weiß gar nicht, was ich machen soll, wenn der Unterricht tatsächlich wieder losgeht. Vermutlich mixed bag exercises zu den Lerninhalten der letzten Wochen, um zu schauen, ob es gefruchtet hat. Ich sehe es schon kommen, dass sich die Öffnung der Schulen auch wieder auf mein Privatleben auswirkt, in irgendeiner negativen Hinsicht, denn mit Veränderungen haben es Aspis nicht so...

Stehen bei Euch nach dem Lockdown Klassenarbeiten an?

Montag, 22. Februar 2021

Verfrühter Frühling

Endlich mal richtig durchatmen

"Wie geht es dir im 'Frühling'?" fragt meine Mutter, und ich antworte per Blog. Mir geht es tatsächlich gut. Ich weiß nicht, ob das bei Euch auch so ist, aber die Sonne und die D-Vitamine sorgen für mehr Energie, mehr Wachheit, mehr Spaß. Auch wenn man momentan nicht mehr als nötig rausgehen soll. Heute sind die neuen Wochenpläne rausgegangen und ich muss gleich noch Wäsche reinstecken - all' solche Sachen vernachlässige ich in der Winterträgheit vollkommen.

Natürlich fängt so langsam der kleine Zahn an, an meiner Sicherheit zu nagen, denn langsam kommt die Zeit, in der sich die nächste Arbeitslosigkeit abzeichnet. Meine Abwehr dagegen heißt Fachkonferenz, denn auf der habe ich mitbekommen, dass wir im kommenden Schuljahr dringend Englisch brauchen, und das gibt mir dann etwas Hoffnung.

Dieses Wetter gibt mir in der Regel Energie (und die große Buba sagt natürlich Edhergighie), um den Frühjahrsputz zu starten. Warum nicht? Mein Wecker klingelt morgen um sieben Uhr, damit ich während meiner Unterrichtszeiten für die Schüler im Messenger erreichbar bin, und nebenbei kann ich dann wunderbar an das Chaos in dieser Wohnung herangehen. 

Also, man könnte sagen, es geht mir eigentlich gut. Kommt gut in die neue Woche und bleibt gesund! 

post scriptum: Gestern habe ich dann endlich mal den Director's Cut von Ari Asters "Midsommar" (2019) gesehen, und ich bin fasziniert - der Film wirkt überhaupt nicht wie drei Stunden. So wird man ganz gemächlich in die Hälsingland-Traditionen hineingezogen und schwupp, ist es zwei Uhr morgens. Und ich bin froh, dass es Blurays gibt - weil das Bild bei "Netflix" und "Amazon prime" immer so düster ist, manchmal erkenne ich kaum noch etwas... der großen Buba hat "The Haunting of Hill House" (2018) gefallen; wenn wir das allerdings bei Netflix geschaut hätten, hätte sie nur die Hälfte erkennen können. Etwas unpraktisch.

Samstag, 20. Februar 2021

X AE A-XII - kreative Vornamen


Ich bin kein Fan von Elon Musk. Sein Mundwerk ist genauso lose und rücksichtslos wie meins, das merkt man nicht nur an seinen Tweets wie "pedo guy" (wo er sich über einen Teilnehmer der Rettungsaktion für verschüttete Kinder aufregt) oder "pronouns suck" (was als Zeichen von Transphobie gedeutet wurde). Und ich darf bei'm Musk-Bashing eben nicht mitmachen, weil das auch von hier hätte stammen können. Trotzdem darf ich feststellen, wie douchey Musk reagiert, wenn man ihn mal auf seine Äußerungen anspricht. Ach ja, und "everybody hates public transportation" ist Musks Art und Weise, sich einzureden, er verstünde, wie die Menschheit funktioniert; diese grandiosity hat ein bisschen was von Kanye West.

Irgendwie überrascht es mich nicht, dass er seinen bald einjährigen Sohn X AE A-XII genannt hat (das AE sei als Ligatur geschrieben, das habe ich hier nicht auf der Tastatur), gesprochen "x ash a twelve", wobei das X der erste Vorname ist und AE A-XII der zweite Vorname. Und ich kann mich gerade gar nicht entscheiden, ob ich den Vornamen gut oder schlecht finde. Interessant ist er, und ich fürchte, ich könnte auch auf so eine Idee gekommen sein. Auch könnte ich mir vorstellen, dass ihn in der Pubertät viele Jungs um seinen Vornamen beneiden werden, denn er klingt irgendwie cool, oder? Naja. Muss schon komisch sein, wenn man nach seinem Sohn mit "X!" ruft. "Ash!" wäre dann immerhin etwas weiter verbreitet.

Gehört auf jeden Fall in die Liste interessanter, tatsächlich vorgeschlagener Vornamen, in der sich auch "Bierstübl", "Atomfried", "Gastritis", "Satan", "Nelkenheini", "Pepsi-Carola" (die gibt es tatsächlich), "Störenfried" und "Steißbein" wiederfinden. 

post scriptum: Ich habe endlich meinen Friseurtermin bekommen - Mitte März. Tina sagt, die Kunden rennen ihnen den Anrufbeantworter ein, sie werden mehrere Wochen komplett ausgebucht sein. Ab mit dem Kopf!

Freitag, 19. Februar 2021

Level Up

Klasse Add On für die Wohnung. Vonovia wird mich hier nicht so schnell vertreiben!

Wie passend zu dem gestrigen Beitrag über die Abhängigkeit vom Strom: Heute bin ich bei'm Einkaufen an einer Würfelsteckdose vorbeigekommen. Toll! Die Form spricht den Aspi in mir an (das fand ich auch bei der Oval-Lampe ganz toll), der Vorschlag zur Wandmontage ist großartig und es sind auch zwei USB-Ladeplätze vorhanden - das scheint mittlerweile Standard zu sein, und das ist auch gut so. Bei mir werden es auch nach und nach mehr Dinge, die per Akku und USB-Anschluss aufgeladen werden - ein USB-Feuerzeug, das Headset für die PS4, die Flurlampe, 3D-Brillen. Und die einzelne Wandsteckdose wird durch diesen Würfel zur Vierfachsteckdose aufgerüstet, endlich muss ich den Staubsauger nicht mehr in der Küche anschließen.

Manchmal ist es ganz praktisch, wenn man durch solche kleinen Dinge begeistert werden kann!

Donnerstag, 18. Februar 2021

Abhängig

Nein, Schwarzlicht geht dann auch nicht mehr...

Vorweg: Ist doch nicht wahr, da liegen noch eine Reihe fertiger Blogeinträge im draft folder, was für eine Verschwendung, sie dort umkommen zu lassen. Dieser hier ist schon etwas älter.

Eigentlich ist es überhaupt keine erschütternd neuartige Feststellung, wie abhängig viele von uns von der Elektrizität geworden sind. Ich sehe das bei mir allein schon, wenn ich auf die Massen-Steckdosen in meiner Wohnung schaue. Zwar ist die Wohnung bei ihrer Renovierung vor meinem Einzug mit reichlich Wandsteckdosen ausgestattet worden, aber die vielen Geräte haben wesentlich mehr Stecker - Wasserkocher, Toaster, Kühlschrank, Spülmaschine, Waschmaschine, Staubsauger, Notebook, Drucker, Telefon, Modem, Lampe, Fernseher, Anlage, Videospielkonsolen, Wanduhr, Diffuser, Bewegungsmelder, Laminiergerät...

Und wie viele Geräte das sind, und wie sehr ich mich davon abhängig gemacht habe, merke ich eigentlich erst, wenn ein Stromausfall unser Haus lahmlegt. Plötzlich habe ich keinen Zugang mehr in's Internet, zum Telefon oder zu den Nachrichten. Ich bin komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Na gut, dann daddel' ich eben... ach ne, Videospiele gehen auch nicht mehr. Hörspiele auch nicht. Dann mache ich mir etwas gemütliches Licht zum Lesen... oh warte, geht auch nicht, dann wühle ich mal die tief vergrabenen Kerzen hervor. Tja, und eigentlich müsste ich mal meine dreckige Wäsche waschen. Und meine Schüler hören nix mehr von mir. Und mal eben anrufen bei der Hausverwaltung ist nicht, also frage ich meinen Nachbarn, der hat ein Smartphone mit noch vollem Akku.

Dann geht das große Suchen los, nach Geräten, die mit Batterien funktionieren, und siehe da, der MP3-Player hat eine bunte Auswahl an Musik und Hörspielen drauf, und meine Kopfhörer brauchen keinen extra Strom. Und plötzlich wird man wieder ganz ruhig und friedlich. Man macht sich eine Liste, was man alles tut, wenn der Strom wieder da ist, und dann liest man etwas, hört sich ein paar Sachen an, döst eine Runde, fegt die Wohnung durch und schreibt schon einmal die Rohfassung des Blogeintrages, der diesem Ereignis sicherlich folgen wird.

Und es kommt auch ein kleines Nachdenken, ob wir Elektrizität wirklich brauchen. Es kommt auch deswegen, weil mein Thema in Englisch in der achten Klasse gerade die Amish-Gemeinde in den USA ist - wer sie nicht kennt: Das sind diese Menschen, die etwas zurückgezogen von der Hektik der Welt leben, sehr traditionell und ganz ohne neumodische Erfindungen wie Telefon oder Fernsehen. Für viele mag das zurückgeblieben erscheinen, aber für die Amischen ist das die natürlichere oder "bessere" Lebensweise. Ich glaube, ich könnte das nicht.

Und deswegen bin ich froh, dass ich jetzt wieder stundenlang auf der Couch sitzen, Videospiele spielen, Filme schauen und meinen Rücken schädigen kann. Lang lebe der Strom!

Mittwoch, 17. Februar 2021

Conny und Paul

Unzertrennlich, egal wie herum

Es geht in diesem Beitrag nicht um Conny und Paul - Magritte würde vielleicht schmunzeln, wenn er dies läse. Es geht um "Conny und Paul", es geht um Sprache. Nicht ein einziges Mal in meinem Leben habe ich meine WG-Partner im Studium "Paul und Conny" genannt. Sie waren - und sind immer noch - "Conny und Paul". Logisch: Ich bin mit Conny zusammengezogen - ihr jetziger Ehemann Paul ist erst ein paar Jahre später dazugekommen. Anfangs war es immer "Wie geht es Conny?", und dann "Wie geht es Conny und Paul?".

Das lässt mich nachdenken: Ob es auf Seiten Pauls Familie genau andersherum gegangen ist? Fragen sie "Wie geht es Paul und Conny?" Ist für sie die Formulierung "Conny und Paul" genauso undenkbar wie das Gegenstück dazu für mich? Das wäre quasi etwas wie eine linguistische Inversion, das klingt gebildet, also muss es richtig sein! Und wenn man dann noch eine Spur Sapir-Whorf hineinwerfen möchte und überlegt, ob unsere Sprache unser Denken beeinflusst - nein, jetzt wird es zu schräg. Dennoch war die Überlegung für mich interessant genug, ihr einen Blogbeitrag zu spendieren.

Dienstag, 16. Februar 2021

Im Weg gestanden


vorweg: Selbstverständlich wird es einen Beitrag zur Trauerfeier meiner Oma gestern geben - aber nicht heute. Ist in Arbeit.

Heute wird es mal wieder Zeit für ein Glas "Asperger Pur". Ich gebe zu, ich liebe diesen Ausdruck, um Anekdoten aus dem Leben eines Aspis zu erzählen. Vielleicht sollte ich dafür in der Linkliste links einen Sammelbeitrag einrichten, damit man ein paar konkrete Einblicke bekommen kann, was das Asperger-Syndrom eigentlich bewirken kann.

Der Plan für heute war rund: Morgens den Wecker um zehn Uhr klingeln lassen (ausschlafen musste nach dem gestrigen Tag sein), dann die Digitalkamera und das Stativ einpacken, Schultasche mitnehmen, ab in's Auto und zur Toni. In der Schule dann die neuen Lernvideos für die Schüler aufnehmen, dann noch in der Drogerie einkaufen, nach Hause, neue Wochenpläne fertigmachen, wunderbar, Dr Hilarius ist back on track.

Also steige ich heute morgen in's Auto, nachdem ich den Neuschnee weggewischt habe - zum Glück nichts angefroren, kein Kratzen nötig. Kamera und Stativ liegen auf dem Beifahrersitz, mehr als eine Tafel und Kreide brauche ich nicht. Ich fahre den Ostring rauf bis nach Dietrichsdorf, parke den Wagen bei'm Discounter, nehme die Sachen raus, schließe das Auto ab, stecke den Schlüssel in die rechte Hosentasche.

Jetzt erst merke ich: Die linke Hosentasche ist leer. Darin ist normalerweise mein Schul-Schlüsselbund. Ich habe meine Schulschlüssel vergessen, ich kann meinen Klassenraum nicht aufschließen. Ich stehe still da, zwei Meter Schwarz im Schnee. Tja, dann wird das wohl nichts. Packe meine Sachen wieder in das Auto, gehe zu Rossmann, erledige meinen Einkauf und fahre zurück nach Hause.

nota bene: Es wäre überhaupt kein Problem gewesen, einfach im Sekretariat oder von den Kollegen der Stufenleitungen einen Schlüssel auszuleihen. Alles kein Ding - aber der Aspi bricht komplett ab. Und das, obwohl mir in dem Moment bewusst gewesen ist, dass ich einfach jemanden um einen Schlüssel bitten kann! Wenn der Plan nicht hundertprozentig so läuft, wie der Aspi sich das überlegt hat, dann läuft er gar nicht.

Klassiker. Morgen neuer Versuch.

Samstag, 13. Februar 2021

Funktioniert grad nicht


"Oh, willst du auf eine Beerdigung?"

Seitdem ich schwarz trage, bin ich mit diesem Satz vertraut. Er scheint zum Sprachkompendium zu gehören, mit dem man geboren wird. Wobei... wenn ich es genau betrachte, hat sich der Satz gewandelt, seitdem ich Lehrer bin, und zwar zu "Oh, bist du Nulltsemester?" Immerhin, an meiner jetzigen Schule habe ich diesen Satz noch nicht gehört.

Und ausgerechnet jetzt trifft dieser Satz einmal zu, und in der Waschmaschine befinden sich die Sachen, die ich zur Gedenkfeier meiner Oma am Montag tragen möchte. Die Fingernägel muss ich noch lackieren. Und heute in der Meditation eine Runde darüber nachdenken, wie das wohl werden wird. Meine Schüler sind seelisch darauf vorbereitet, dass sie ihren neuen Wochenplan dann am Dienstag bekommen.

Irgendwie ist es interessant... je näher der Montag rückt, umso mehr verkrieche ich mich in mich selbst. Lebe in der Videospielwelt, um die Zeit bis Montag rumzubringen, und habe echte Probleme, mich auf andere Sachen zu konzentrieren. Eigentlich möchte ich einfach nur, dass Montagabend ist - dann kann ich meinen Kopf frei machen und mich endlich wieder auf meine Arbeit konzentrieren. Ist das nicht seltsam? Ich bin nicht traurig, aber ich kann momentan nicht klar denken. Sorry an alle, die darunter zu leiden haben.

post scriptum: Ich habe gestern den Amazon-Film "Sound of Metal" (2019) gesehen, ein intensives Drama über einen abhängigen, aber cleanen Schlagzeuger, der plötzlich sein Gehör verliert. Das hat mich berührt, weil ich den "Schock", der mit der Erkenntnis verbunden ist, zumindest im Ansatz nachfühlen konnte, denn wenn das Ohr dicht ist und man nur noch dumpfes Rumpeln hört, dann verliert man erstmal den Boden unter den Füßen. Kann ich nur empfehlen! Und ich freue mich, dass von den Amazon Studios hin und wieder echt gute Filme erscheinen, zum Beispiel auch der Nostalgie-SciFi-Mysteryfilm "The Vast of Night" (2019).

Dienstag, 9. Februar 2021

Gastbeitrag: Die Große Buba und der große Test


vorweg: Ich freue mich über meinen allerersten Gastbeitrag in diesem Blog, diesmal von die große Buba persönlich!

Einige kennen sie vielleicht aus vorigen Beträgen des Dr. Hilarius: sie stampft... nein rollt... bisweilen des Nachtens zu Dr. Hilarius hinüber, um gemeinsam mit ihm für ein paar Stunden die reale Welt zu vergessen, virtuelle Universen zu retten, Geister tot zu fotografieren und dabei das eigene Haus durch Geschrei, Gekicher, Geächze, Geklatsche und Gepatsche in den Wahnsinn und damit in Schutt und Asche zu legen. Wegen. Ball. Fall. Niwiwi A A A. Wie sie sehen ist sie nicht ganz bei sich. Sie wieeeebt es. 

Im echten Leben ist auch die Bubatuba - genauso wie die Sannitanic - eine Lehrerin, denn der Dr. Hilarius sucht sich scheinbar nur seinesgleichen: alt. fett. besserwisserisch. Jaja, und jetzt entgleitet ihm in der Stille seiner halbdurchwärmten, halbdurchfrohrenen Wohnung ein laut gekeiftes Wort, welches nicht zitiert wird, auf dieses die Bubatuba aber ebenso keifig antwortet: DHEID-HÄH! .... und schon liegen oder sitzen zwei alte, fette Lehrkräfte in ihren Wohnungen und knicken beide gleichzeitig zur Seite, kichern belustigt und wedeln sich erst dramatisch Luft zu, dann patschen sie sich auf die Beine. Und sie lieben es. 

Faden verloren. Eichhörnchen. Dr. Hilarius kennt das von der Bubatuba. 

Also, die große Buba ist Lehrerin und erlebt - erweeeehbt - zur Zeit den gleichen großen Wahnsinn wie alle anderen auch. Dabei die größte Sorge: wenn sie jetzt ständig in Präsenz unterrichtet, obwohl man ja eigentlich möglichst keinen treffen soll- wie wahrscheinlich ist es, dass sie irgendwann selber mal zum Test muss? Viele ihrer ehemaligen KommilitonInnen wurden schon getestet, das erfährt man durch den Buschfunk. 

Also war es wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit und heute war es dann soweit. Die große Buba hat schon am Wochenende leichte Erkältungssymptome festgestellt, sich aber nicht allzu schlecht gefühlt. Da aber immer die Sorge mitschwang, sowohl um sich als auch die KollegInnen und die SchülerInnen, entschied sie sich kurzerhand, zum Arzt zu fahren. Für die große Buba ist das immer sehr aufregend, egal wie oft sie schon dort war, aber diesen Arzt hat sie erst, seit sie nach Pellworm (Dr Hilarius klopft erneut auf seinen Schenkel) gezogen ist. Ihre Ärztin hat einen herrlichen polnischen Akzent (Dr Hilarius spricht „Bin ich Olgaaahr!“) und ist herzensgut. Nachdem sie ihr geschildert hat, was ihre Beschwerden sind, und dass sich als Lehrerin Sorgen mache, wird die große Buba untersucht. Das Urteil: wahrscheinlich ein leichter Infekt, Corona nicht sehr wahrscheinlich, trotzdem soll ein Abstrich gemacht werden. Ab diesem Zeitpunkt begibt sich die große Buba zu ihrem Happy Place, das macht sie gern wenn sie etwas überfordert und aufgeregt ist. Der Test ist die Hölle. Die Frau, die den Test macht, stellt der jetztnichtsogroßen Buba Fragen, die sie nicht beantworten kann, weil sie vor Aufregung nicht zuhört. Und dann geht es auch schon los, einmal im Rachen rumwischen, einmal in jedes Nasenloch rein. Furchtbar. Die große Buba stellt sich vor, wie ihre Nase nach dem Abstrich verstört und beleidigt ist. Sie stellt sich vor, wie ihre Nase eine Selbsthilfegruppe für andere durch überdimensional große Q-Tips traumatisierte Nasen gründet. Nein. Das war wirklich ein Graus. 

Nun wartet die große Buba geduldig auf ihr Testergebnis, krankhaft optimistisch und naiv wie sie ist, geht sie vom Besten aus. Und ist durch diesen so völlig anderen und besonderen Tag auf die Idee gekommen, endlich einen Gastbeitrag für Dr. Hilarius‘ Blog zu schreiben. 

Sie hätte sich schönere Themen vorstellen können aber dieser schien ihr wichtig zu sein. Wer weiß, vielleicht darf sie ja nochmal was schreiben. Solange sitzt sie in Pellworm herum, wartet auf Testergebnisse, wartet auf Ferien, wartet auf Zimtsterne!

post scriptum: Du F**************** (mit ganz viel HHHH), musst Du so lange auf dem Fett rumhopsen? Ich will endlich wieder ein magersüchtiges altes Frettchen sein. Geh pehwatzen! ;-) Und ja, es fühlt sich an, als ob sie einem das Hirn rauspürieren...

Montag, 8. Februar 2021

Kaltfront

Irgendwann knallt es richtig...

So, gestern gab es keinen neuen Beitrag, um den Artikel vom Samstag noch etwas nachwirken zu lassen.

Kaltfront bezieht sich offensichtlich auf die klirrende Kälte da draußen; eben im Fernsehen hieß es "Solange die Heizung funktioniert, genug Essen im Kühlschrank ist, kann es in der Wohnung in dieser Kälte sehr gemütlich sein". Da ist etwas dran - jetzt müsste nur noch die Heizung mitspielen. Sie ist warm, immerhin, aber derzeit gerade nur so mittelwarm und ich habe dicke Sachen an. Ich muss mal schauen, ob das nur eine Phase ist - gestern war es ähnlich, aber nach einigen Stunden ist die Heizung dann wieder auf volle Wärme umgesprungen.

Kaltfront bezeichnet aber auch die derzeitige Beziehung zwischen der EU und Russland. Normalerweise habe ich es hier im Blog nicht so mit Politik, aber seitdem einer meiner Schüler empfohlen hat, eine Klassenreise definitiv nicht in sein Heimatland, Russland, zu machen, weil es dort zu gefährlich und einfach "nicht schön" sei, denke ich hin und wieder darüber nach, woran das liegen könnte. Vielleicht an der Unterdrückung der Opposition? An dem Umstand, dass es eine Meinungsfreiheit dort de facto nicht gibt? Dass der Kreml politische Gegenspieler einfach aus dem Weg zu räumen scheint? Das wabert nicht erst seit dem Fall Alexej Nawalny durch meinen Kopf, aber mittlerweile finde ich das politische Säbelrasseln echt gruselig: Russland weist Diplomaten aus, nur weil sie ihrer Arbeit nachgehen und den Fall Nawalny beobachten. Der Westen mische sich in interne Angelegenheiten ein, heißt es dann. Ich kann verstehen, warum manche Menschen momentan nicht in Russland leben wollen - und ich finde es mutig und zeichensetzend, dass Nawalny freiwillig wieder nach Russland zurückgekehrt ist, um dort weiter Oppositionsarbeit zu betreiben.

Momentan ist es etwas gefährlicher als sonst, ein unliebsamer Politiker zu sein - auch in Deutschland, wo seit dem ersten politischen Mord seit Jahren (Lübcke) alles möglich zu sein scheint. Mir gefallen die Corona-Maßnahmen nicht, also zünde ich das Haus des Politikers an, den ich für verantwortlich halte? Und wenn man dann mitbekommt, dass viele dieser Menschen, die mit Gewalt gegen Politik vorgehen wollen, gar nicht erst gewählt haben, dann wird einem definitiv ein bisschen kalt. 

Bewegte Zeiten gerade...

Samstag, 6. Februar 2021

Gebirge auf Kreta mit drei Buchstaben


Meine Oma ist heute am frühen Morgen gestorben.

Und bevor irgendjemand auf die Idee kommt, Nachrichten oder Kommentare in Richtung "Mein Beileid" zu schicken, oder das Tränen-Emoticon auf Facebook zu drücken: Es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Oma ist im Kreis ihrer drei Kinder eingeschlafen - ich kann mir keinen schöneren Tod vorstellen. Außerdem hat sie in ihren letzten Jahren immer wieder gesagt, dass wir anlässlich ihres Todes und auch auf der Beerdigung bloß nicht traurig sein sollen. Sie hat sich lächelnde Gesichter gewünscht, die sich freuen, dass Oma nun im Himmel ist (ihr Wortlaut, ich glaube nicht an den "Himmel"), und das finde ich außerordentlich sinnvoll. Das werde ich mir auch wünschen, wenn es irgendwann soweit ist.

Ich habe mich in den vergangenen Monaten immer wieder gefragt, wie ich wohl auf die Nachricht von Omas Tod reagieren würde. Ich hatte meine Eltern gebeten, wenn es soweit ist, dass sie mich bitte nicht anrufen, um mir das mitzuteilen, sondern mir eine Mail schicken, weil ich Angst davor hatte, dass ich am Telefon mit der Information nicht richtig umgehen kann und vielleicht etwas Taktloses sage, und weil ich überhaupt nicht gewusst hätte, was ich denn dann sagen soll, und weil ich nicht gewusst hätte, wie lange dieses Telefonat dauern soll, wann ich auflegen kann, und ob es irgendwelche Formalitäten bei so einem Anruf gibt, die ich bedenken müsste.

Meine Eltern haben mir heute also eine Mail geschickt, die ich - Zufall - direkt vor der Meditation gelesen habe. Das war toll. Denn als ich die Nachricht gelesen habe, sind alle Gedankenzüge entgleist. Ich habe einen seltsamen Schauer am Körper gespürt und wusste nicht, was ich tun soll, also habe ich die Geschirrspülmaschine ausgeräumt, geduscht und bin mit der Nachricht vom Tod als "Reisegepäck" in die Meditation gegangen. Und ich habe festgestellt, dass ich nicht traurig bin. 

Ich hatte nämlich vor einigen Monaten meine Oma besucht, und habe ein schönes Gespräch mit ihr geführt, in der ich ihr alles mitgeteilt habe, was ich unbedingt noch sagen wollte, bevor sie geht. Ich habe sie gefragt, ob sie mit dem Leben nun "fertig" ist. Und ich habe ihr deutlich gemacht, dass es mir gut geht - dass ich endlich eine Schule gefunden habe, die mich so nimmt, wie ich bin, und ich habe meiner Oma gedankt für alles, was ich bisher in diesem Leben erleben durfte und dafür, dass ich für sie immer okay (im Sinne der Transaktionsanalyse) war.

Liebe Eltern: Ich habe Euch noch nicht geantwortet, weder per Mail noch per Telefon, und es mag für Außenstehende komisch sein, dass ich mich zuerst über diesen Blog melde. Aber eigentlich ist das ganz logisch, denn - Papier ist geduldig - hier kann ich meine Gedanken aufschreiben und sie mit meinen Freunden teilen und mit einem Anruf bei Euch noch etwas warten, bis die ersten Gedanken sich gelegt haben und die ersten Fragen aufkommen.

Und damit nicht wieder das alte Klischee bedient wird, Autisten hätten keine Gefühle (ja, das gibt es noch immer): Mir sind bei'm Schreiben dieses Beitrags die Tränen gelaufen, und ich weiß noch nicht einmal, wieso. Denn ich bin nicht traurig, sondern glücklich.

So, wie Oma sich das gewünscht hat.

post scriptum: Und wer sich fragt, was es mit dem Titel des Beitrags auf sich hat - Oma und ich hatten eine Leidenschaft für Rätsel, sie hat mich schon früh dafür begeistern können und wir haben gern zusammen das eine oder andere Rätsel gelöst. Sie hat mir erklärt, dass bei Kreuzworträtseln manche Wörter immer wieder auftauchen, zum Beispiel "Gebirge auf Kreta mit drei Buchstaben". Wer weiß die Antwort?

Freitag, 5. Februar 2021

Hair

Bald lang, so wie damals...

Die Friseure sind geschlossen und die Haare wachsen. Und wachsen. Das weckt bei mir Erinnerungen an den Beginn meines Studiums; ich hatte damals seit dem Zivildienst meine Haare wachsen lassen, weil ich wissen wollte, wie das denn so ist mit langen Haaren. Zwei Semester lang wurden die Haare länger und länger und die Haarpflege komplizierter. Erst Spülungen, dann Kuren, alles, damit die Haare weich und stabil bleiben. Weil mich damals besonders die Phase genervt hat, in der die Haare an den Schultern ankommen - ein Paradies für Splissfreunde - bin ich damals regelmäßig mit Kopftuch in die Uni gegangen. Und mit Sandalen. Im Winter. Talk about freak.

Das war eine sehr interessante Erfahrung, parallel dazu das Runterhungern, wobei ich nicht gehungert habe, ich habe nur meine Ernährung umgestellt und dann irgendwie in einem halben Jahr fünfzehn Kilo abgenommen, bis mir meine Mitmenschen klargemacht haben, dass es auch so etwas wie unterernährt gibt. Ich fand es damals toll, meine Beckenknochen zu sehen. Teens und Twens, die mit ihren Körpern rumexperimentieren, nicht wahr?

Ich hoffe, dass ich bald wieder unten im Erdgeschoss zu Tina gehen kann, ab mit dem Kopf, denn ich habe festgestellt, dass mich meine Haare eigentlich einfach nur nerven. Ich lebe am zufriedensten mit sehr kurzen Haaren (aber blauschwarz müssen sie sein!), deren Pflege keine Zeit in Anspruch nimmt, die mir nicht im Gesicht herumhängen, die ich nicht hinter meine Ohren schieben muss, die sich nicht anfühlen wie ein Bündel Stroh und so weiter...

Auslöser für diesen Beitrag war eine Nachricht meiner Mutter, die mir geschrieben hat, dass sie ihre Haare demnächst wieder zu einem Pferdeschwanz zusammenbindet. Das habe ich in meiner Hair-Phase damals anfangs auch gemacht, allerdings habe ich komisches, dickes Haar, das sich einfach nicht mit einem Zopfband zusammenhalten lässt, deswegen war damals das Kopftuch für mich die ideale Lösung.

Wie geht es Euch mit Euren Haaren?

Donnerstag, 4. Februar 2021

Ein Auge für Ästhetik

Szene aus Cube

Es gibt Filme, die einfach schön anzusehen sind. Die große Buba wird mir beipflichten, wenn ich sage, dass The Haunting of Hill House (2018) ein visueller Genuss ist. Hohe Auflösung, Farbfilter, Mattfilter, alles Dinge, die dem Auge schmeicheln. Es gibt auch Filme, bei denen das Visuelle wesentlich wichtiger ist als der Inhalt; über Dario Argentos Suspiria (1977) schrieb ein Rezensent, es sei ...a movie that makes more sense to the eye than to the brain, und das muss nichts Schlechtes sein. Ich genieße Tarsems The Cell (2000) jedesmal wieder intensiv.

Einer der Regisseure, die ein solches Auge für Ästhetik haben, ist Vincenzo Natali. Wie viele andere Zuschauer auch bin ich über sein Filmdebüt Cube (1998) mit ihm in Berührung gekommen. Ein Science Fiction-Horrorfilm mit einer genialen Prämisse, so genial, dass sie auch schon zuvor in der Twilight Zone-Episode Five Characters In Search Of An Exit verwendet wurde: Eine Gruppe Menschen findet sich an einem unbekannten Ort wieder, sie wissen nicht, wie sie dorthin gekommen sind, sie wissen nicht, wie sie von dort wieder wegkommen sollen, und vor allem fragen sie sich: Warum?

Cube leidet an den trashigen Dialogen und schauspielerischen Leistungen, aber der Film ist trotzdem toll anzusehen und das Grundkonzept lässt mich nicht los, und mittlerweile habe ich auch andere Filme von Natali gesehen, die genau diese Attribute - intelligent, sieht gut aus, hat Humor, ist spannend, Trashdialoge und fragwürdige Spezialeffekte - weiterführen, wie Splice (2009), Cypher (2002) und die Stephen King-Verfilmung In The Tall Grass (2019).

Cypher habe ich gestern zum ersten Mal gesehen - es war echt nicht leicht, an den Film heranzukommen, und er ist tatsächlich witzig, spannend und wieder einmal ein Genuss für die Augen, ein Spionagethriller über einen Otto Normalbürger, der sich auf eine Stelle als Geheimagent bewirbt. Fand ich so unterhaltsam, dass ich ihn mir heute noch einmal anschaue. 

Ich finde es immer wieder schön, wenn ich einen Regisseur entdecke, der Filme "mit Herz" macht.

Mittwoch, 3. Februar 2021

Wäre sonst doch langweilig

Man bräuchte einen Not-Aus-Schalter für den Kopf...

Lojong
 war noch nie so hilfreich wie heute.

Irgendwie habe ich ja tatsächlich damit gerechnet, dass Saturn mir ein defektes Notebook zuschickt, und trotzdem ist es unverändert ernüchternd, wenn es dann tatsächlich so kommt. Kurzum, ich warte jetzt auf eine Rückmeldung der Reparaturabteilung, und die Videokonferenzen können wir erstmal knicken, ist dann eben so. Wäre doch auch langweilig, wenn immer alles gleich von Beginn an funktioniert - und so kann ich immerhin weiter kreativ mit meinem bisherigen Equipment umzugehen lernen, und die große Buba bekommt vielleicht bald wieder Quietschnachrichten von mir, weil das Webcam-Mikro kaputt ist. So hat sie immerhin was zum Spülen neben ihrer genialen Tisch-Spülmaschine.

On the bright side ist immerhin meine To Do-Liste für heute durch. Und es ist gut, dass ich das Notebook erst am Ende der Liste ausgepackt habe. Denn das ist ein klassischer Aspi-Moment: Ich hatte einen Plan im Kopf für das Auspacken und eben dann auch für den Rest des Tages. Mit dem Aufklappen des Notebooks und der Fehlermeldung entgleisen wieder einmal alle Gedankenzüge und ich habe den Tag in geistiger Quarantäne vor der Spielekonsole verbracht - die zuhause-Alternative für die Fibonacci-Reihe. 

To Do Liste fertig, allerdings nur fast: Ich muss noch ein ungewöhnliches Geburtstagsgeschenk für meinen Bruder vorbereiten. Ist nicht so einfach, wenn man sich jahrelang krampfhaft aus jemandes Leben raushalten will und dann irgendwann plötzlich doch einen Denkimpuls setzen möchte. Und zwar alles, aber nicht subtil, denn Aspis haben es nicht mit der Subtilität, weder im Geben, noch im Verstehen. Case in point in Mail an Schüler:

"Klaus, bitte erledige die Aufgaben und schicke mir dann Deine Lösungen zu."

versus

"Klaus, krieg' Deinen Arsch hoch und schick' mir die Englischaufgaben!"

Erklärt vielleicht, warum ich manchen Schulleitungen ein Dorn im Auge bin ;-)

Dienstag, 2. Februar 2021

Projektbetreuer


Dr Hilarius' erstes Mal als Betreuer einer Projektpräsentation - ein gewagtes Experiment: Einer, der sein Leben gerade überhaupt nicht auf die Reihe bekommt, soll Schüler darin anleiten, planvoll ein Projekt zu entwerfen, zu bearbeiten und dann vorzutragen. Das war keine Glanzleistung, aber eine sehr wertvolle Erfahrung, denn ich habe jetzt die Gedanken erlebt, die man als Betreuer so hat.

Wenn zum Beispiel die vorweg abgegebene Projektmappe erahnen lässt, dass die Präsentation eine Katastrophe wird - und dann gerade die Präsentation zu einem Highlight wird, das ist ein tolles Erlebnis. Oder umgekehrt: Eine tolle Projektmappe wurde erstellt, aber in die Präsentation ist überhaupt keine Mühe eingegangen - das ist dann kein tolles Erlebnis, aber trotzdem eine wichtige Erfahrung. Ich kann aus diesem Durchgang Einiges für mein nächstes Mal als Projektbetreuer lernen (wenn ich denn bleiben kann).

Und manchmal kommt etwas Unerwartetes - zum Beispiel, wenn eine Schülerin, die im Unterricht eher still und unauffällig ist, dann in der Präsentation als Einzige in der Gruppe keinerlei Stichwortkarten nutzt, sondern den gesamten Vortrag frei hält und auch ganz ohne Hilfsmittel auf Rückfragen antworten kann, dann ist das Gold wert. Made my day.

post scriptum: Und um den Tag noch toller abzurunden, habe ich eine Mail von einer Schülerin bekommen, die sich für die Lernvideos bedankt hat. Es funktioniert! Vielleicht nicht bei Allen, aber schon bei einer Schülerin war das ein Erfolg.

Montag, 1. Februar 2021

Geistige Prioritäten

Wird mal wieder Zeit

Heute war eine kleine Expedition angesagt, im Auto, rauf auf die B Sechsundsiebzig, soweit noch vollkommen normal - wobei, nein. Ich bin nicht raufgefahren. Ich bin diesmal rechts geblieben, denn ich musste Richtung Kronsburg und Neu-Meimersdorf raus aus der Stadt, Ziel: Grot Steenbusch. Den Namen kenne ich, seitdem ich vor achtzehn Jahren das Kieler Busnetz auswendig gelernt habe, aber ich bin noch nie dort gewesen - nun blieb mir nichts Anderes übrig, denn mein neues Notebook hat das Wochenende dort in der Packstation verbracht. Unbekannte Strecken zu fahren ist nicht so meins, aber diese Strecke war wirklich kurz und einfach, und so hatte ich fix ein großes Paket im Kofferraum. Dieses große Paket liegt jetzt auf meinem Bett - verschlossen.

Das war mal anders - wenn ich irgendwelche Post bekommen habe, musste ich das sofort auspacken und ausprobieren. Heute geht das nicht, und auch morgen wird das nicht gehen, weil gerade zuviel Wichtiges in meinem Kopf unterwegs ist und da passt ein neuer Rechner gerade nicht rein. Morgen stehen wichtige Dinge an, Geburtstag meiner Mutter, Projektpräsentation, Dienstversammlung, neue Wochenpläne für die Schüler. Und ich brauche recht viel Zeit für neue Technik in meiner Wohnung, weil ich die Bedienungsanleitungen komplett durchlese und auch einfach, weil es meinem Aspi-Kopf schwerfällt, neue Arbeitsumstände zu akzeptieren.

Dann muss ich eben geistige Prioritäten setzen - das Notebook kann warten, denn den morgigen Tag kann ich auch noch mit dem aktuellen Equipment bestreiten. Es ist derzeit schwer vorstellbar, dass ich gen Ende des Studiums kein Problem damit hatte, mehrere Dinge parallel zu wuppen, eine Fachschaft zu leiten, Saturnalien zu organisieren, den Haushaltsausschuss der Kieler Studierendenschaft zu leiten, regelmäßig zu den Sitzungen der Fachschaftsvertreterkonferenz und des Studierendenparlaments zu gehen, und jeden zweiten Tag in's Fitnessstudio zu gehen.

Ich sehne mich nach jenem Zustand. Es kann klappen, aber momentan bin ich mehr Autist als sonst. Bear with me.