Donnerstag, 28. Oktober 2021

Nach Hause kommen... und dann?


Liebe Leute, guys'n'gals'n'in-between,

der heutige Beitrag ist kurz und in erster Linie eine Frage an Euch, speziell wenn Ihr Lehrer seid, aber auch generell an Berufstätige: Was macht Ihr direkt, nachdem Ihr von der Arbeit nach Hause kommt? 

Ich frage, um mein eigenes Verhalten endlich mal ein bisschen aufzubrechen; ich werfe meine Tasche gegen mein Pseudoregal, reiße die Fenster auf, um für zehn Minuten quer durchzulüften, und dann lande ich auf der Couch vor einem Videospiel, because I'm all peopled-out. Dieser Begriff geht mir seit Attwood nicht mehr aus dem Kopf, er ist perfekt. 

Was macht Ihr? Findet Ihr zur Ruhe? Müsst Ihr erstmal schauen, ob Eure Kinder noch leben - und wenn ja, konkret, wie sieht das aus? Was sind Eure ersten Aktionen, quasi die ersten zwanzig Minuten nach dem Von-der-Arbeit-kommen?

Mittwoch, 27. Oktober 2021

Überstanden


Vor diesem Tag hatte ich richtig Angst, und das schon vor den Herbstferien. Genau genommen seit dem Tag, an dem mein Kurs in Zehn die erste Klassenarbeit geschrieben hat. Ich weiß noch sehr gut, wie ich damals einfach nur mal eben durch drei Arbeiten quergelesen habe und der erste Gedanke war "Oh mein Klott." Viel zu kurze text productions, ein Fließtext im Blocksatz völlig ohne Punkt und Komma, Begriffe wie "other ways" - und ich verstehe bis heute nicht, was das heißt.

Nun, das war vor den Ferien, und ich habe den Stapel der Klassenarbeiten erstmal weit weg geschoben. Nützt ja aber alles nichts, irgendwann war die Korrektur dann dran und in Sachen Noten war von Drei bis Sechs alles vorhanden, Durchschnittsnote Vier Plus. An sich noch kein Grund zur Sorge; die Arbeit musste nicht genehmigt werden, und für einen "mittleren" Englischkurs im zehnten Jahrgang ist das in Ordnung. Angst hatte ich vor dem Tag der Rückgabe der Arbeit - der gleichzeitig Tag der ersten Notengespräche sein sollte.

Einige Schüler haben sich nämlich viel vorgenommen: Auf jeden Fall den MSA schaffen, dann in die Oberstufe und das Abitur, und dann studieren. Und einige schätzten sich selbst auch als richtig gut ein. Da hat sich bei mir die Hoffnung aufgebaut, dass die Arbeit dann Beweise dafür liefern würde, aber nein. Deidhe. Und heute sollte dann also der Tag sein, an dem ich ihnen ihre Arbeiten zurückgebe und ihre Illusionen zerstöre.

Ich glaube, das ist alles wieder nur in meinem Kopf. Schließlich nehmen sie ihre Ergebnisse hin, akzeptieren, suchen nach Wegen, sich zu verbessern. Und sicherlich war das Gespräch mit einer Sechs in der Arbeit - unbequem. Noch unbequemer, wenn jemand generell so auf Fünf steht, aber den MSA schaffen möchte: Ich muss ihm klar machen, dass das Nicht-Bestehen eine reale Wahrscheinlichkeit hat. Ich mag solche Gespräche wirklich nicht - geht das nur mir so, oder kennt Ihr das?

Was mir heute gleich zu Stundenbeginn den Druck von den Schultern genommen hat: Ich gehe in die Klasse, schwungvoll zum Lehrerpult, setze mich hin und RRRRRRRATSCH-OMG. Bitte nicht. Aber der Blick nach unten bestätigt mir, dass meine Hose im Schritt aufgerissen ist. Es wäre eine Gelegenheit für Panik - wie soll ich damit umgehen? Ich habe versucht, das alles irgendwie zu überspielen. Im Nachhinein ärgert mich das: Der Mensch, der ich sein möchte, würde den Schülern sofort davon erzählt haben, dann hätten wir alle etwas zu lachen und ich müsste nicht krampfhaft dieses Loch in der Hose zu verstecken versuchen.

Aber das Training (Lojong) hört nie auf. Mutig voran!

post scriptum: Wow, diese Angst vor der Rückgabe hat mich tatsächlich so sehr beschäftigt, dass ich über eine Woche lang nichts geschrieben habe. Behinderung in your face!

Dienstag, 19. Oktober 2021

Nagelriss


Of all the things I could write about today
 schreibe ich über Pflaster. Und Socken. Und Hausschuhe mit Stahlkappen. Serviert mit einem charmanten Glas Asperger pur.

Ich liebe es, im Sommerhalbjahr barfuß durch die Wohnung zu laufen. Das fühlt sich irgendwie "authentischer" und befreiender an. Leider haben Aspis manchmal ja so ihre Problemchen mit der Feinmotorik - und vielleicht trägt auch die Hochbegabung zu der Situation bei: Wenn ich schnell durch die Wohnung gehe, mit dem Kopf schon drei bis fünf Schritte weiter, stoße ich öfters mit dem Fuß gegen etwas. In den Kronshagener Bergen hatte ich das Problem nie, da mein Zimmer quadratisch war und alle Sachen bei den Wänden waren; die Zimmermitte war frei, kein Navigieren nötig.

Das kann sehr schmerzhaft sein, wenn zum Beispiel die kleinen Zehen unter der Badezimmertür eingeklemmt werden und die Nägel brechen und es blutet. Manchmal ist es aber nicht schmerzhaft, sondern einfach nur nervig, zum Beispiel wenn ich mit dem großen Zeh gegen den metallenen Couchfuß stoße. Passiert häufiger, weil ich die Couch öfters in die Liegefunktion umstelle, ich schlafe im Wechsel mal im Bett, mal auf der Couch.

Leider war der Nagel des großen Zehs lang genug, um zuerst mit voller Wucht gegen das Metall zu stoßen. Der Nagel ist dabei gesplittert und mittig eingerissen bis in's Nagelbett. Das ist der Moment, in dem ich mir denke "Okay, wenn ich nicht hinschaue, ist es vielleicht nicht so schlimm" - nützt aber alles nichts. Es tat kaum weh, aber der Riss im Nagel kann meine Socken im Gebrauch zerreißen. Ist schon mehrfach passiert; leider kann ich diesen Riss nicht einfach wegschneiden, weil er so tief geht. Also muss ich ihn irgendwie abdecken, und dazu benutze ich Fingerpflaster. Wer sagt, dass man die nicht auch für Zehen verwenden darf? Klar, Leukoplast würde es auch tun. Aber ich nutze das, was ich im Schrank habe.

Um solche Unfälle zu vermeiden, sollte ich vielleicht mal über Hausschuhe mit Stahlkappen nachdenken - wobei das nicht zielführend ist, denn wenn ich meine Birkenstock-Latschen trage, dann habe ich solche Problem bisher nicht gehabt. Ein Gutes hat die Episode dann aber doch: Sie erinnert mich daran, dass ich mir Tigerpantoffeln für die Wohnung zulegen wollte. Die geben zumindest ein bisschen mehr das Gefühl von Fuß-Boden-Kontakt und schützen vor diesen Unfällen.

Passiert Euch das auch so oft? Dass Ihr in der Wohnung irgendwo anstoßt; muss nicht mit dem Fuß sein, Hand ist auch sehr beliebt, oder Schienbein et cetera. Oder kann ich die Häufigkeit (etwa einmal alle zwei Wochen) auf das Asperger-Syndrom schieben?

post scriptum für Frau Schwarzbohrer: In der Linkliste links ist der Abschnitt "Mindfuck Movies" - das sind Filme, die ich mir auf jeden Fall mehrfach anschaue. Teilweise wirklich *sehr* oft.

Sonntag, 17. Oktober 2021

The Käääähk (Entbuben, Teil Eins)


Du ahnst schon, was passieren wird, als Du an dem Kuchenstück schnupperst. Vanille, im Nachklang Kakao, und dann ein intensiver Haselnussduft, der alles Andere hinwegspült; eine Vorahnung auf den kommenden Geschmack. Der Blick auf das Marmormuster verrät aber noch nicht, was gleich passieren wird.

Den Löffel mit dem Stück Kuchen in den Mund - und es geht los. Zuerst schmeckst Du die Vanillecreme, die sich sofort im Mund verteilt; sehr aromatisch, denn es wurde noch etwas Vanillepaste extra hinzugefügt. Nebenher schmiegt sich die Kakaoglasur an und gibt der Vanille einen herben Abgang - das alles noch vor dem ersten Biss.

Dann der Kuchen, fluffig, weich, mit schokoladigen Partien, die Vanille verschwindet in den Hintergrund. Und nicht einfach "nur" weich, denn es sind Cashewkerne drin, die das Erlebnis knackig machen, ohne dass die Nüsse zu fest sind. Es ist ein Genuss, die buttrigen Nüsse zu zerbeißen, während die Schokolade durch den Mund wandert. Erst im vollständigen Zubeißen bemerkst Du knirschige Stücke Haselnusskrokant, die in den Kuchen eingebacken sind und dem Knacken ein Knistern hinzufügen.

Dann beginnt das Finale und Du schwebst im siebten Himmel, denn erst jetzt merkst Du, dass im Schokokuchen eine Schicht Haselnussnougat eingebacken ist, die sich als dritter Akt über Deine Geschmacksknospen leg. Das Aroma der Haselnüsse, süß und warm, rundet den Bissen ab und der erste Löffel wird zu einem Dreiakter.

Diesen Kuchen zu backen, das war mir sehr wichtig als erster Schritt, Dich loszuwerden, und ich habe ihn gewiehbt. Das war echt ein kulinarischer Orgasmus (zumindest für mich, typisch Mann eben). 

Samstag, 16. Oktober 2021

Entbuben, Teil Zwei


Das war echt ein kulinarischer Orgasmus (zumindest für mich, typisch Mann eben). Und nun ist es Samstag, und die große Buba fettschneckt zurück nach Pellworm, und wir beide spüren: Die Ferien gehen zu Ende, Montag ist der Alltag wieder dran. Das löst in meinem Gehirn eine Umstellung aus; Buba-Tage fühlen sich für mich ganz anders an als unbubige Tage. Klassisches Symptom: Ich werde wieder zu einer Hete. Und ich freue mich auf die Schule am Montag, denn jetzt darf sie wieder meinen Fokus darstellen.

Klar, das bedeutet, dass morgen ein Berg an Korrekturen ansteht. Das Wetter wird wieder etwas grau (aber das kann ich in meiner Wohnung zum Glück gut ausblenden), der Alltag wird nass, und ich werde mich am Montag und Dienstag erstmal wieder mit meinen Schülern reconnecten müssen. Es stehen ernsthafte Notengespräche an, und diesmal werde ich sie mir bei einigen Schülern tatsächlich vorher "skripten". Das macht es für die Kiddies natürlich nicht besser: Erste Englischstunde und es gibt sofort die Realitätskeule, das dürfte ein Motivationskiller für einige sein. Aber vielleicht kann ich daraus auch einen Funken mehr Mitarbeit im Unterricht machen.

Ich schaffe es tatsächlich nicht, mich an einem Tag sowohl auf die große Buba als auch auf die Schule zu fokussieren, und das ist typisch Aspi: Das sind quasi zwei meiner Spezialthemen, in die ich mich vollkommen vertiefen kann, da kann nichts Anderes nebenher sein. Ganz oder gar nicht. Und so habe ich den heutigen Tag damit verbracht, mich zu entbuben. Also heißt es jetzt erstmal für einige Wochen:

"Bye bye, die große Buba!" (und wir klötern natürlich, wenn wir die Zeit und den Nerv dafür finden)

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Guilty Pleasure Two


"You sneaky little beyootch!"

Wenn ich mir einen neuen Film anschauen möchte, überprüfe ich vorher immer den Kritikerspiegel auf rottentomatoes.com. Immer. Ich weiß nicht, ob das ein Aspiding ist, aber ich habe Angst davor, mit einem schlechten Film meine Zeit zu verschwenden. nota bene: Mir ist bewusst, dass mir auch ein von der Kritik hochgelobter Film absolut nicht gefallen könnte. Kommt allerdings wirklich sehr selten vor. Und mir ist auch das Pendant bewusst - dass mir ein schlechter Film richtig gut gefallen kann. Darum geht es heute.

Ich bin über irgendwelche Filmempfehlungen ("Kunden schauten auch...") auf Happy Deathday (2017) gekommen. Ich schaue mittlerweile kaum noch Slasherfilme, weil sie mich nicht reizen, und so habe ich den Film nicht geschaut. Die Fortsetzung aber, Happy Deathday 2 U (2019), hat eine Science Fiction-Komponente, und das hat mein Interesse geweckt. Auch, dass der zweite Film auf RogerEbert.com besser bewertet worden ist als der erste. 

Die Prämisse beider Filme ist simpel - Scream meets Groundhog Day: Eine Studentin wird an ihrem Geburtstag ermordet, wacht morgens auf und erlebt den Tag immer wieder. Klang irgendwie überhaupt nicht reizvoll für mich - aber der zweite Teil geht an die Frage, wodurch dieser Effekt ausgelöst worden ist. Natürlich nicht ernsthaft: Beide Filme haben FKS12, weil es Komödien sind und die Morde nicht ausführlich gezeigt werden. Okay, die Erklärung für das Deja Vu ist komplett hanebüchen, und letztlich war der Film unterhaltsam, aber nothing to write home about. 

Warum also landet das Teil nun doch hier im Blog? Weil ich mir nun doch einfach mal den ersten Teil angeschaut habe und am Ende begeistert war. Nicht Arrival-begeistert, aber ich habe viele gute Dinge an dem Film entdecken können. Zum Beispiel, dass der Film sich selbst als extrem dumm darstellt, aber ein cleverer Twist am Ende relativiert das Ganze dann wieder und es zeigt sich, dass tatsächlich ein Plot vorhanden ist. Mir gefällt die positive LGBTQ-Message (Outing eines unwichtigen Nebencharakters), und mir gefällt, dass das ein Film ist, den ich mit Schülern schauen werde.

Der Film ist anspruchslos, da gibt es nicht so viel zu verstehen, und ist genau auf Teenager zugeschnitten. Der könnte tatsächlich im Film Club gut ankommen. Gleichzeitig wird den Teenies vor Augen geführt, was Scheiß- und gutes Verhalten ist. Der Film ist albern. Trash. Die Protagonistin heißt Tree und wird echt sympathisch. Nicht wirklich lustig, nicht wirklich erschreckend (ist eben doch eine Horrorkomödie). Kritikerspiegel durchwachsen. Aber für mich ein guilty pleasure.

post scriptum: Ich dachte immer, "biatsch" wäre die kontemporäre Anrede unter Mädchen. Dass eine Studentin zu der anderen "You sneaky little beyootch" sagt, hat meinen Wortschatz erweitert.

Montag, 11. Oktober 2021

Guilty Pleasure One


Death by Chocolate
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Ich weiß nicht mehr, wann ich diesen Namen für ein Dessert zum ersten Mal gehört habe, aber er ist hängengeblieben. Ich wollte einmal im Leben einen Death by Chocolate machen, und wer könnte ein passenderes Opfer dafür sein als die große Buba? Sie hat Pellworm für die Herbstferien verlassen und wir poltern das Haus in den Wahnsinn. Schokolade gehört - leider - dazu.

Also gehe ich zu Rewe - Nebengedanke: Es ist erschreckend, wie viele Produkte "Rewe Feine Welt" kopiert. Ich bekomme ein bisschen Angst vor dem Rewe-Wachstum, gleichzeitig blitzt es irgendwo im Gehirn, daraus eine absurde Geschichte für den Blog zu machen.

Jedenfalls stehe ich vor dem Backwarenregal. Fünfzehn Meter Regale voller potentieller Death by Chocolate-Zutaten. Was nehme ich also? Natürlich könnte ich "selber" backen, aber ich nehme eine Brownie-Backmischung als Grundlage. Dann geht es an das Regal mit Extras. Dort finde ich große, backfeste Schokostücke, die nehme ich mit. Dreimal: Vollmilch, Weiß und Karamell. Damit dürften die Brownies schön schlotzig werden.

Allerdings habe ich durch meinen Confiseriegenuss gelernt, dass die Konsistenz ganz wichtig ist - etwas Knackiges in all' dem Schlotz wäre gut. Cashews wären perfekt, aber ausgerechnet im großen Rewe Zennnnntruwah gibt es keine Cashewkerne. Also nehme ich eine Packung Haselnusskrokant mit. Jetzt brauche ich nur noch irgendein topping für die Brownies. Normalerweise nehme ich Kuvertüre, aber die wird so fest, und für mich bedeutet Death by Chocolate, dass ich in etwas Weiches hineinbeißen werde. Also nehme ich sowohl Haselnussglasur als auch ein Päckchen Haselnussnougat mit. Die fette Schnecke wird sterben. Soll sie ja auch, sonst wäre der Name nicht verdient.

Und dann, zuhause angekommen, die Zubereitung. Teig ist schnell angerührt, und dann könnte ich ja einige der Schokostücke unterrühren. Aber ich bin ein Aspi, und "einige" existiert in meinem Backparadigma nicht - ganz oder gar nicht. Also werfe ich einhundert Gramm Schokostücke in den Teig. Vollmilch. Dazu einhundert Gramm Stücke in Weiß und dann auch noch einhundert Gramm Stücke Karamell. Und gut hundert Gramm vom Haselnusskrokant. Oh... die Backmischung hatte auch noch fünfzig Gramm Schokostücke mit dabei? Ab in den Teig!

Das war kein Teig mit Schokostückchen mehr, das waren Schokostücke mit Teig. In die Backform - und kaum zu glauben, aber die Brownies sind bei'm Backen tatsächlich hochgegangen. Danach allerdings wieder komplett zusammengeklatscht, und ich hatte eine Ahnung, was dabei herausgekommen sein könnte.


Dann habe ich Nougat und Glasur im Wasserbad erwärmt, miteinander verrührt und über die "Browniemasse" gegossen.


Abschließend dann noch der Rest des Krokant als kleiner Berg obendrauf. Ehrfürchtig blicke ich auf das Backwerk. Mir ist klar, dass ich das nur mit einem Löffel werde essen können. Ich nehme einen Teelöffel und grabe mir ein Stück heraus, ab in den Mund und

Dr Hilarius

1983 - 2021

rest in Fett

post scriptum: Immerhin nehmen die Brownies Dir die Angst vor dem Zahnarzt; die Zähne lösen sich direkt im Mund auf und es gibt keine Probleme mehr.

Freitag, 8. Oktober 2021

Originelle Filme


Ich habe mittlerweile ein paar Hundert Filme gesehen, und es stellt sich ein Effekt ein: Wenn ich mir einen neuen Film anschaue, frage ich mich immer bei bestimmten Szenen, in welchem anderen Film ich sie schon einmal gesehen habe. Das ist zwar ein recht lustiges Spiel, aber es führt mir auch vor Augen, dass es nur wenige Filme in meinen Genres gibt, die wirklich originell sind.

Gerade in der Horrorecke ist das ein Problem: Horrorfilme sind eine ganz einfache Möglichkeit, Teenagern, Twens und eigentlich jedem das Geld aus der Tasche zu ziehen, denn sie stehen drauf. So werden jedes Jahr extrem viele Horrorfilme herausgebracht, auf der ganzen Welt. Da ist es kein Wunder, dass sich eine gewisse Ernüchterung einstellt, weil man das alles schonmal gesehen hat. Paradebeispiel Zombiefilme - gibt es massenhaft, aber originelle Varianten findet man nur selten - zum Beispiel in The Girl With All The Gifts (2016). 

Generell gibt es wenige originelle Horrorfilme. Ein paar Beispiele sind The Babadook (2014), It Follows (2014), Get Out (2017), I'm Thinking of Ending Things (2020). Das soll natürlich nicht heißen, dass unoriginelle Filme automatisch schlecht sind - Paradebeispiel dafür ist A Quiet Place (2018).

Umso glücklicher bin ich, dass ich mit Come True (2020) einen (zumindest teilweise) originellen Science Fiction-Thriller entdecken konnte. Sarah Dunn, eine achtzehnjährige Schülerin, hat Schlafprobleme. Um dem auf die Spur zu kommen, nimmt sie an einer Studie in einem Schlaflabor teil, die aufschlussreiche Ergebnisse liefert. Das ist ein intelligenter Film, der dem visual storytelling generell Vorrang gibt vor expositorischen Dialogen oder voiceovers. Wir sehen schöne (klassische) Traumsequenzen und erleben mit, wie Sarah nach und nach von Alpträumen heimgesucht wird. Und das alles wird begleitet von einem tollen, immer präsenten Soundtrack, der die surreale Atmosphäre des Films unterstützt.

Klar, das klingt natürlich sehr altbacken. Schön ist aber, dass der Film keine Klischee-Alpträume zeigt, sondern sich einem ganz realen Problem vieler Schläfer widmet - Schlafparalyse. Wach werden, aber der Körper ist noch nicht bereit. Halluzinationen (genauer: eine ganz bestimmte Halluzination), die Angst machen, kombiniert mit der Unfähigkeit, die eigenen Gelenke bewegen zu können um zu "entkommen". Der Film bleibt bei diesem realen Phänomen und denkt sich keine Monster aus, die plötzlich real werden.

Der interessanteste Punkt ist für mich allerdings das Ende, denn es stellt den gesamten Film auf den Kopf und nimmt ihm den psychological horror-Tenor. Es löst Gedankenzüge aus, wodurch der Film nachwirkt und zu wiederholtem Anschauen einlädt: Ein ganz klassisches mindfuck movie, das ich hiermit in meine Liste (Links sind Links) aufnehme. Ich liebe mind trips.

Donnerstag, 7. Oktober 2021

"Huch, ich fahre!"


Eigentlich ist dieser Ausruf "Huch, ich fahre!" nichts Ungewöhnliches, wenn man in einem Auto sitzt. Spannend wird es, wenn dieser Satz von der Beifahrerin kommt. 

Dabei sollte das heute eigentlich nur eine ganz normale Einkaufstour werden nach dem Motto "Ich brauche nur festes Shampoo und habe am Ende vier volle Tüten im Auto". Das ging allerdings schon etwas schief los: Ich wollte die große Buba in's Auto lassen, das Beifahrertürschloss funktioniert allerdings nicht mehr mit der Zentralverriegelung, also muss ich rein und den Nippel per Hand hochziehen. Aber dieses Auto ist alt und der Nippel festgeklemmt und die Tür zu. Da schlägt die große Buba vor, einfach über den Fahrersitz einzusteigen. Sollte kein Problem sein? Hallo?! Habt Ihr schon einmal versucht, in einen Dreitürer einen Pottwal reinzubekommen? 

Irgendwie hat es dann ja doch geklappt, wir beide auf der B Sechsundsiebzig, aha, da vorne kommt die Ausfahrt nach Bettendorf äi käi äi Mettenhof, ich muss runterbremsen. Gesagt, getan, und plötzlich schallt es von rechts "Huch, ich fahre!" und damit war jegliche Hoffnung auf eine verkehrssichere Fahrt hinne. Der Beifahrersitz war nicht richtig eingerastet (beziehungsweise der Hebel dafür), und da die fette Schnecke eine gewisse Trägheit hat, bremst das Auto, aber sie fährt mit dem Beifahrersitz nach ganz vorn und wir beide sterben vor Lachen. Und NATÜRLICH kann ich es nicht lassen, gleich nochmal auf die Bremse zu treten, damit die große Buba nochmals vor- und zurückrutschen darf, denn:

Es gibt Momente, da klingt das Lachen der großen Buba so, als ob sie es nicht mehr unter Kontrolle hat, im Englischen sagt man she is wheezing, und ich habe meine Chance gesehen; ich wollte, dass sie sich totlacht. Hat auch geklappt. Und natürlich kommen jetzt die Unkenrufe, dass wir eine Gefahr für den Verkehr dargestellt haben. Richtig. Aber ich habe durchaus darauf geachtet, dass hinter uns kein anderes Auto war. War ein toller Ausflug!

post scriptum: Sorry not sorry für den "Pottwal". ;-)

Mittwoch, 6. Oktober 2021

Nach ihr das Spülbeben


Hat wieder ein paar Tage gedauert, aber nun kann das Ferienpoltern mit der großen Buba beginnen. Das lag zu einem guten Teil an mir, gestern hätte sie gekonnt, aber ich hatte noch ein Experiment, das sich bis in die Nacht gezogen hat - genauer gesagt, bis sieben Uhr achtundzwanzig heute früh. Schlafdefizit? Check! Aber dafür bin ich jetzt um einige Erfahrungen reicher, unter anderem um Charlie Kaufmans Film I'm Thinking of Ending Things (2020); wenn man seine Werke wie Eternal Sunshine of the Spotless Mind oder Adaptation oder Synecdoche, New York kennt, weiß man, worauf man sich einlässt und wie man für eine nicht immer ganz einfache Lektüre belohnt wird. Ist auf Netflix, wer ein wenig postmoderne Suche nach dem Sinn des Lebens braucht, findet dort allerhand (eigentlich ein bisschen ungewohnt für Netflix, das nicht gerade für seine Fülle an anspruchsvollen Filmen abseits des Mainstream bekannt ist).

Ich bin zudem völlig überfordert - aus "Hmmm, was ist das da für eine Miniserie, die mir da vorgeschlagen wird?" über "Rottentomatoes hat einen extrem positiven Kritikerspiegel und -konsens" zu "Ich habe gerade Mike Flanagans (The Haunting of Hill House) neue Miniserie die ganze Nacht durch geschaut". Das muss alles verarbeitet werden, Blogeintrag folgt. I'm a sucker for really good horror stories.

Wie dem auch sei, auf diese Weise habe ich nicht nur ein Schlaf-, sondern auch ein Lach- und Kreischdefizit angesammelt und die Nachbarn ahnen schon, was das bedeutet - diesmal habe ich aber nicht extra eine Warnung in's Treppenhaus gehängt. Die werden schon wissen, was abgeht, wenn es zwischen achtzehn- und dreißigmal unten an der Tür klingelt, dann von oben ein alter Mann "Getränk?" in das Treppenhaus brüllt und von unten eine stampfende Browniebuba "Cola!" entgegenschnauft.

Ich freue mich auf den Abend, mein Kopf ist komplett überfüllt, ich sollte heute eher rezeptiv bleiben und der großen Buba lauschen, was sie zu erzählen hat. Und wann ich einen Ferienbesuch bei meinen Eltern planen kann - Ihr Lieben, ich habe Euch nicht vergessen ;-)

Ferien FTW!!!

Freitag, 1. Oktober 2021

Endlich ein Stück Sicherheit


Letzter Schultag vorbei, und der hat gut getan. Spannende Projektarbeit-Gespräche, und heute war in der siebten Klasse eine meiner Lieblingsfolgen AYAOTD dran - The Tale of the Prom Queen. Ich war gespannt, wie die Schüler darauf reagieren, und bin mega happy, dass sie die Episode toll fanden; das erste twist ending in dieser Serie und es hat fast alle Kiddies überrascht. Ist nicht ohne Grund eine der populärsten Geschichten in der Serie; ich verlinke unten einfach mal das Video auf Youtube, falls jemand von Euch vierundzwanzig Minuten Zeit und den Wunsch nach einer tragisch-schönen ghost story hat.

Was mir heute aber am meisten den Einstieg in die Ferien versüßt hat, ist die Erkenntnis, dass der Freitag (als Schultag) mittlerweile automatisiert ist. Er läuft jede Woche gleich ab; ich sehe mir frühmorgens die Folge AYAOTD an, die ich den Schülern zeigen möchte, notiere mir die Vokabeln und mögliche Frageimpulse. Schule beginnt, ich verbringe den Vormittag im Hörsaal. Nach sechs Wochen hat mein Kurs in Sieben eine Art Routine bekommen: DrH schreibt unbekannte Vokabeln an die Tafel, erklärt sie auf Englisch (und da ist das Schauspieltalent richtig hilfreich), bringt die Schüler in die richtige Stimmung, wir erleben eine aufregende Geschichte, diskutieren darüber und am Ende gibt jeder Schüler sein persönliches Eins-bis-Vier-Sterne-Rating ab. Und in Neun dürfen die Schüler zwischen einer Episode AYAOTD oder The Twilight Zone entscheiden, mal so, mal so.

Mir tut das unheimlich gut, denn es gibt mir ein kleines bisschen Sicherheit. Ich kann mich darauf verlassen, dass der letzte Schultag in der Woche immer gleich ablaufen kann. Asperger pur. Ein Schritt in die richtige Richtung; jetzt müssen wir nur noch die Vier-Tage-Woche hinbekommen.

Es ist wirklich schön zu erleben, wie die Schüler sich mit der Midnight Society in der Serie anfreunden. Zu erleben, wie ein Schüler sich immer quer über drei Stühle hinlegt, um mitzuhören, aber nicht mitzusehen - eine interessante Alternative zum Augenschließen, das ich ihnen empfohlen hatte, wenn sie das als zu unheimlich empfinden. Zu erleben, wie ein Schüler immer richtig mitfiebert, sich alle unbekannten Vokabeln von der Tafel abschreibt. Zu erleben, wie einige Schüler lieber direkten Grusel haben, während andere gern eine spannende Hintergrundgeschichte haben.

Hilft.

Kommt heil in den Ferien an!

post scriptum: Und um den heutigen Meditationstag abzurunden, gibt es gleich Sushi. Seit ein paar Jahren liebe ich Sushi - hätte ich früher nie gedacht. Und das erste Stück muss immer Gurke enthalten, und das zweite immer Surimi. Lovin' it!

Und hier ist "The Tale of the Prom Queen":