Samstag, 30. Juli 2022

"Warum brauchen fette Frauen Abtreibungen?"

Olivia Julianna

"Why is it that the women with the least likelihood of getting pregnant are the ones most worried about having abortions? Nobody wants to impregnate you when you look like a thumb."

"These people are odious from the inside out. They're like 5'2'', 350 pounds, and they're like Give me my abortions or I'll get up and march and protest."

Diese außerordentlich liebenswürdigen Worte stammen von Matt Gaetz, einem Abgeordneten des amerikanischen Repräsentantenhauses. Ein Politiker - das ist also das Niveau, auf dem gegenwärtig in den USA in der Politik debattiert wird. Ich hoffe, dass es bei uns nicht dazu kommen wird.

Allerdings schreibe ich diese Story nicht als Aufreger, sondern wegen einer der Folgen, die Gaetz' Worte hatten, denn das ist eine herzerwärmende Geschichte, die ich unbedingt mit Euch teilen möchte. Beteiligte Person ist Olivia Julianna (die ihren Familiennamen klugerweise nicht bekannt gegeben hat), neunzehn Jahre alt, Aktivistin für Abtreibungsrechte der Frauen und - fett. Und sie hat Gaetz auf seinen Kommentar bei Twitter angesprochen und als Reaktion einen fundraiser gestartet, eine Spendenaktion für ihre Gruppe von AktivistInnen, die sich für Frauenrechte einsetzen. 

Es ist toll, was sich daraus entwickelt hat: Innerhalb von vierundzwanzig Stunden hat Julianna fünfzigtausend Dollar an Spenden gesammelt und eine "Dankeskarte" an Matt Gaetz getweeted:


Am dritten Tag hat die Aktion bereits über anderthalb Millionen Dollar an Spenden gesammelt. Ich bin SO begeistert, dass es Frauen gibt, die solche Aktionen starten. Und dass es Menschen gibt, die diese Frauen unterstützen. 

Und die Matt Gaetz klarmachen, was für ein armseliges Würstchen er ist.

Freitag, 29. Juli 2022

Neue Reiseroute


Für gewöhnlich überlege ich mir den Nachmittag über, spätestens bei'm Duschen, in welche inhaltliche Richtung die Meditation gehen soll. Die Lojong-Losungen sagen uns "Meditiere ständig auf das, was dir besonders zusetzt", und ich finde das vollkommen richtig. Manchmal aber setzt einem gerade nichts zu, oder man hat kein aktuelles Denkthema. Dann überlege ich mir zum Beispiel, wie ich mein nächstes Buch schreibe, Gedanken über Grundstruktur, Erzählperspektive, schreibe die ersten und letzten Sätze und so weiter.

Heute kam es dann anders: Ich wollte eigentlich nur meine Mutter anrufen, um einen Besuch in Dithmarschen zu planen, das Telefon tutet, und dann meldet sich eine Stimme "Hier spricht der schönste, klügste und beste der drei Söhne" und ich kann mir das Lachen nur knapp verkneifen. Klar, mein Bruder. Und es ist immer wieder toll, ihn in so einer witzigen Stimmung zu erleben, und das hat sich auf mich übertragen.

Und siehe da: In der Meditation ging es in der ersten Hälfte um ihn. Eine Reflektion unserer Beziehung zueinander, eine Erleichterung und Freude darüber, wie sich das alles entwickelt hat. Wie ich mich entwickelt habe im Hinblick auf ihn. Wie ich in der Autismus-Geschichte weiter vorgehe, ob und wann und wie ich mit ihm über das Tebartz van Elst-Buch spreche.

Eigentlich sollte man meinen, dass eine solche spontane Planänderung für den Autisten beunruhigend, störend, beängstigend ist. Das Gegenteil ist der Fall, denn jetzt habe ich ein Thema, was mir besonders zusetzt (im positiven Sinne nach Lojong), und spontane Eindrücke sind für eine folgende Meditation besonders fruchtbar.

Tolles Erlebnis!

Donnerstag, 28. Juli 2022

Geburtstagsgeschenk, unkonventionell


Hey Tobi,

herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Ich erinnere mich, dass wir uns im letzten Jahr gegenseitig eine Filmempfehlung geschenkt haben, und das fand ich extrem sinnvoll - ich bin von Deiner Empfehlung damals nicht enttäuscht worden. Also habe ich mir gedacht, dass ich das in diesem Jahr wieder mache. Was für einen Film soll ich nur nehmen? Es sollte nichts sein, was voll im Mainstream liegt, denn dann kennst Du das wahrscheinlich schon, oder hast davon gehört. Es sollte irgendwas Spezielles sein. Weil ich mir nicht sicher bin, schenke ich Dir diesmal zwei ganz unterschiedliche Empfehlungen:

Nummer Eins ist eine kultige Highschool-Komödie aus den Achtzigern. Heathers (1989) ist eine Satire auf das amerikanische Highschoolleben, rabenschwarzer Humor, geniale Sprüche, mit Winona Ryder und Christian Slater. Es geht um eine Mädchenclique, die an der Schule total "in" ist, aber menschlich einfach nur armselig, und ein Mitglied (Ryder) möchte nur noch raus. Dann kommt ein neuer Schüler an die Schule (Slater), der ihr den Kopf verdreht und romantisch-tödliche Teenie-Fantasien hat - und nervige Mitschüler einfach aus dem Weg räumt. Den Film empfehle ich Dir ein bisschen mit Blick auf Deine damalige Empfehlung.

Nummer Zwei ist ein moderner Indie-Horrorfilm. Ich weiß nicht, ob Du Indie magst, aber die Raimis haben ja auch sehr familiär gestartet. Hellbender (2021) handelt von einer Jugendlichen, die mit ihrer Mutter abgeschottet von der Welt ein recht unkonventionelles Leben führt, unter anderem haben die beiden ihre eigene Heavy Metal-Band und ein interessantes Verhältnis zu Magie. Es ist ein Coming of Age-Film, ich fand ihn echt unterhaltsam, vor allem hat mir die Mutter-Tochter-Beziehung gefallen, richtig cool "gespielt" (denn die Darsteller sind auch in Realität eine Familie). 

Vielleicht ist ja etwas Interessantes für Dich dabei - in jedem Fall wünsche ich Dir für das neue Lebensjahr alles Gute - in erster Linie Gesundheit und die Fähigkeit, das Leben zu genießen ;-)

Liebe Grüße aus Kiel,

Dr Hilarius

Mittwoch, 27. Juli 2022

Prinzipienreiter


Ein Experiment. Gesprächsteilnehmer sind du und ich.

Ich: "Was isst du am liebsten?"

Du: "Spaghetti Bolognese."

Ich: "Wann kannst du am besten deinen Unterricht vorbereiten?"

Du: "In der Regel abends."

Ich: "Was ist dein Lieblingsfilm?"

Du: "Kann mich nicht festlegen, vielleicht Mulholland Drive."

Ich: "Wo würdest du gern einmal Urlaub machen?"

Du: "In Ägypten, eine Fahrt über den Nil."

Ich: "Warum gerade da?"

Du: "Weil ich mich immer schon für Ägypten begeistert habe."

Ich: "Wer ist dein Lieblingsschauspieler?"

Du: "Ich finde Christopher Plummer richtig toll, oder Tilda Swinton."

Ich: "Wie kannst du am besten schlafen?"

Du: "Auf der linken Seite."

Ich: "Okay. Dann beschreib doch mal deinen perfekten Tag."

Du: "Auf jeden Fall wäre ich ausgeschlafen, aber würde trotzdem früh aufstehen, weil ich es mag, wenn ich mittags schon ein paar Sachen erledigen konnte. Hausarbeiten oder so, oder vielleicht Einkäufe. Das Wetter wäre sonnig, aber nicht zu heiß. Den Nachmittag würde ich dann wahrscheinlich in einem Freizeitpark verbringen, weil ich Achterbahnen liebe, und abends einen tollen Film schauen, und vorher ein leckeres Abendessen. Reicht das?"

Ich: "Absolut top! Skizziere bitte den Plot deines Lieblingsfilms."

Du: "Ich kann mich da nicht entscheiden, ich nehme einfach einen Film, den ich toll finde. Das ist Mulholland Drive von David Lynch; es geht darin um eine junge Schauspielerin, die nach Hollywood geht und ihre Karriere starten möchte - allerdings findet sie in ihrer Wohnung eine unbekannte Frau vor, die ihr Gedächtnis verloren hat. Im Verlauf des Films machen sich die beiden auf die Suche nach der Erinnerung, nach der Identität der mysteriösen Frau, und dabei verschwimmt auch die Identität der Protagonistin. Am Ende..."

Ich: "Danke, das reicht schon, super! Damit ist unser Experiment beendet."

Du: "Und, konntest du etwas über mich herausfinden?"

Ich: "Ähm, sorry, aber in diesem Experiment ging es nicht um dich, sondern um mich."

Du: "Aber du hast doch so viele Dinge über mich gefragt?"

Ich: "Nicht falsch verstehen, aber es war völlig irrelevant, was gefragt und geantwortet wurde, es ging um das Wie."

Du: "Erklärung bitte."

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Ich hasse simple, unerklärte Vorschriften. Quasi Dogmen, deren Sinn sich mir nicht erschließt, denen aber alle möglichen Menschen folgen, die quasi als Standard gelten. Ich hinterfrage das nicht nur schnell, sondern empfinde eine Abneigung dem gegenüber und weigere mich, das anzunehmen. Eine dieser Grundregeln wurde mir im Referendariat übergestülpt: "Keine W-Fragen stellen!" Also kein Wer? Wo? Wann? Warum? Was? - und in fast jeder Hospitation war immer ein Refi dabei, der haargenau darauf geachtet hat, ob ich W-Fragen benutzt habe.

Das ging mir richtig auf die Nerven. Warum soll ich keine W-Fragen benutzen? Schauen wir in's obere Gespräch, finden wir die Antwort: W-Fragen entlocken dem Gefragten in der Regel kurze, knappe Antworten. Wenn dagegen Operatoren benutzt werden, wird der Gefragte oft dazu bewegt, mehrere Sätze zu sprechen, und auch mal Nebensätze zu benutzen. Das ist im Fremdsprachenunterricht ungemein wichtig: Wir müssen unsere SchülerInnen zum Reden bringen! Das kann man einfach nicht leugnen, nicht einmal ich, der seinen SchülerInnen anfangs gern lange Unterrichtsvorträge gehalten hat.

Zehn Jahre später verstehe ich dieses Keine-W-Fragen-"Dogma". Und ich stehe voll dahinter. Und genau genommen geht es mir in diesem Beitrag gar nicht um die W-Fragen - siehe Titel. 

Es geht mir um meine halsstarrige Haltung, gegen alles Dogmatische, alles Vorgeschriebene, erstmal zu rebellieren und mich zu weigern, etwas allgemein Anerkanntes anzunehmen. Das blockiert ungemein, das setzt Scheuklappen auf. Mir war zwar immer bewusst, dass ich das mache, aber ich bin nie auf die Idee gekommen, dass das etwas Schlechtes sein könnte. Das kam erst mit der Praxis des Buddhismus:

Lojong-Losung Nr.30: "Sei kein Prinzipienreiter."


post scriptum an Solveig: Danke für Deine Begeisterung! ;-)

Dienstag, 26. Juli 2022

Privatunterricht bei Carl Sagan

Damals und heute - gespannt auf die Zukunft! (rechts ein Bild des neuen James Webb-Teleskops, ein Meilenstein der Wissenschaft)

Man hört und liest ja gar nichts mehr von Dir, wir machen uns Sorgen!

Ich kenne diese Mails. Sie machen mir immer sehr ruckartig bewusst, dass ich mal wieder voll in the zone war. Voll versunken in einem meiner Spezialinteressen; genau das beschreibt der Begriff Hyperfokus: Man ist vollkommen konzentriert auf seine Sache, man nimmt um sich herum nichts mehr wahr. Alles Andere ist zweitrangig, Zeit, Essen, Familie und Freunde, Gesundheit. Das ist deutlich intensiver als einfach nur in eine Sache vertieft zu sein, und deswegen spielt das Konzept in der Psychologie eine große Rolle.

Meine Spezialinteressen... Filme, Medikamente, Videospiele, Achterbahnen, Astrophysik. Letzteres hat mich mal wieder vollkommen in Beschlag genommen, denn ich bekomme dieser Tage Privatunterricht von Carl Sagan. Das ist natürlich Unsinn, denn der Mann ist seit über zwanzig Jahren tot. Ändert nichts daran, dass er eine extrem einflussreiche Persönlichkeit war und ist, ändert auch nichts daran, dass seine Dokuserie Cosmos: A Personal Voyage (1980) bis weit in's neue Jahrtausend hinein die meistgesehene Dokuserie der Welt ist. 

An mir ist das natürlich mal wieder völlig vorbeigegangen. Ich habe ein Talent dafür, mich für eine Sache zu interessieren, aber die wichtigsten Namen nicht zu kennen und mich mit den "Standards" nicht auseinandergesetzt zu haben. An Sagan bin ich über völlig verquere Wege gekommen - zunächst unbewusst über ein Musikalbum, das mich mittlerweile seit fast zwanzig Jahren begleitet, bis in den Schulunterricht hinein: Mystical Experiences (1997) der Psybient-Gruppe The Infinity Project dient mir gern als musikalische Grundlage für Gedankenreisen im Unterricht

Psybient-Musik enthält oft Sprachsamples aus Filmen oder Serien, die irgendwie mit Science Fiction zu tun haben. Jenes Album enthält einige Exzerpte aus Sagans Dokureihe, ohne dass mir das bewusst war. Dann kam irgendwann der Film Contact (1997), der auf Sagans gleichnamigem Roman beruht, und den ich nach wie vor mutig und aufregend finde, ein echtes Abenteuer, auch nach dem zwanzigsten Ansehen.

Genau diese mutige, aufregende, freudige, neugierige, spannende Haltung scheint Sagan auszuzeichnen, der nie die Möglichkeit ausgeschlossen hatte, dass es da draußen irgendwo intelligentes Leben gibt. Seine Begeisterung trägt er vollkommen authentisch in seine Serie Cosmos, und ich bin absolut begeistert. Ich hatte zuerst die modernisierte Variante geschaut - Cosmos: A Spacetime Odyssey (2014), in der Neil deGrasse Tyson in Sagans Fußstapfen tritt - mit moderner Technik und neuesten Erkenntnissen aus der Wissenschaft. 

Das könnte mich denken lassen, dass die alte Serie nun mittlerweile veraltet sein dürfte, aber das Gegenteil ist der Fall. Das Original hat so viel Herz, tolle Musik, die Sagans Begeisterung für sein Thema unterstreicht, und seine Stimme... ich könnte ihm stundenlang zuhören, wenn er mir über sein Thema erzählt. Und was ist sein Thema? Nichts weniger als das Ziel, unseren gesamten Kosmos zu verstehen. Auf wunderbar greifbare Weise lernen wir über die Geschichte des Weltalls, über die Geschichte unserer Erde, über die berühmten Entdecker - und immer mit einem Zwinkern zur Vorsicht, damit wir uns unser kleines Paradies nicht zugrunde richten. Ist aber kein pädagogischer Zeigefinger, sondern bleibt immer angenehm im Hintergrund. 

Ich bin einfach hin und weg, und ich hätte nie gedacht, dass die über dreißig Jahre ältere Serie auch heute noch so unglaublich bereichernd sein kann. Sorry, aber da wird alles Andere gerade unwichtig. Bear with me, cat, too.

Dienstag, 19. Juli 2022

Hitze

Für mich sind das Schönste am Sommer die Sonnenuntergänge (hier am Kap Sounion in Griechenland)

Eigentlich reicht der Titel schon aus. Und es ist Jammern auf hohem Niveau, sowohl wörtlich (weil ich unter'm Dach wohne und hohe Temperaturen habe, geht heute Abend auf dreißig Grad zu) als auch figurativ, denn in den anderen Regionen Deutschlands ist es natürlich deutlich extremer. Und ich habe mich ja über die Jahre daran gewöhnt, Spiegelfolien auf die Fenster geklebt und der Ventilator ist auf Dauerbetrieb. Außerdem ist das Sofa mit diversen Handtüchern ausgelegt, die ich dann alle drei Tage waschen darf.

Das sollte die Zeit sein, in der man viel trinkt und kalte Mahlzeiten zu sich nimmt, und trotzdem geht hier gleich der Ofen an und alles deutet auf Fischstäbchen hin, denn ich muss den Kühlschrank freiräumen, um ihn zu reinigen und das Eisfach abzutauen, das erinnert mittlerweile an eine eisige Grotte.

Vielleicht sollte ich während dieser Phase mal im Badezimmer schlafen, denn während der Haupt-Wohnraum nachmittags bis abends extrem aufheizt, bleibt es im Bad kühl, das hat nur eine kleine Front nach Osten raus. 

Ich bin gespannt, ob die große Buba das überlebt, wobei, sie kennt das ja nun auch seit einigen Jahren. Davon lassen wir uns nicht abbringen.

Mittwoch, 13. Juli 2022

Einschreiben mit Rückschein


Ich fühl' mich schon richtig behindert!

Heute ist endlich der Antrag, ohklott, wie war noch der genaue Name? Irgendwas in Richtung Antrag auf das Feststellungsverfahren nach dem Schwerbehindertengesetz, oder so ähnlich. Für Behördenverhältnisse erstaunlich schlank, vier Seiten Papier, das schafft es kaum in die Ränke des Bürokratiergeheges. Egal, ich habe das allein ausgefüllt und bin ein bisschen stolz. An diesen Antrag bin ich allerdings nicht allein gekommen, dazu hatte ich Hilfe, danke Christian!

Natürlich muss ich angeben, weswegen ich mich denn überhaupt antragsberechtigt halte äi käi äi die gesundheitlichen Einschränkungen, derer wegen ich mich um Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) bemühe. Da kommt natürlich die Autismus-Spektrums-Störung hin, und als Autist hat man tatsächlich Anrecht auf einen GdB von mindestens fünfzig Prozent. Warten wir's mal ab; und dann kommt da auch das atopische Ekzem hin, besser bekannt als Neurodermitis. Denn darauf gibt es auch einen GdB, je nach Schwere bis zu vierzig Prozent, und wenn ich das alles richtig verstanden habe, werden die verschiedenen Werte aufgerechnet. Sollte ich am Ende einen GdB von mindestens fünfzig erreichen (müsste ja, Autist und so), dann gelte ich offiziell als schwerbehindert.

Es ist doch faszinierend, wie man fast vierzig Jahre seines Lebens schwerbehindert sein kann und das niemand irgendwie realisiert. Was das dann für meinen Lebensalltag bedeutet, darüber kann ich später noch nachdenken; Hauptsache ist, dass der Antrag abgeschickt ist, denn der Bescheid gilt später rückwirkend zum Datum des Eingangs, auch wenn zum Beispiel sämtliche Diagnoseunterlagen erst nachgereicht werden müssen - Mitte August wird es dort Neuigkeiten geben, vielleicht, also ist erstmal Abwarten angesagt, und Tee trinken, und das Beben überwehben, wenn die große Buba über diese Stadt hereinbricht oder -rollt. 

Das war das erste Mal, dass ich etwas als Einschreiben mit Rückschein versendet habe, wie aufregend. Aber ich will auf keinen Fall riskieren, dass der Antrag irgendwie verschlampt wird (deswegen habe ich ihn natürlich auch noch in Kopie hier zuhause), ich möchte einen konkreten Ansprechpartner im Sozialamt haben und einen konkreten Termin, wann der Antrag dort eingegangen ist. Dann habe zumindest ich nichts falsch gemacht, wenn's schiefgeht.

Es ist interessant, welche Rechte man als Schwerbehinderter in Anspruch nehmen kann - ich bin mal gespannt, was ich da zusammen mit meinem Psychiater rausschlagen kann, inklusive endlich einer Bromazepam-Verschreibung. Research Chemicals sind einfach zu unsicher.

Was für ein aufregender Tag! Eigentlich wollte ich heute nach dem Abschicken in den Hansa-Park fahren, aber das war zuviel für mich. Muss erstmal alles verarbeitet werden.

Dienstag, 12. Juli 2022

Helgoland geht unter

So oder so ähnlich werden wir auf dem Dach herumwabern

Manchmal würde es sich lohnen, diese Kiel lokal-Zeitungen zu lesen, denn dann hätte ich schon längst gewusst, was hier abgeht. Habe ich aber nicht, und so wundere ich mich seit einigen Tagen, warum in unserem Viertel am Donnerstag und Freitag fast alle Parkplatzflächen gesperrt sein werden. Ich muss morgen früh tatsächlich das Auto umparken. Ob da irgendwelche Bauarbeiten anstehen, Leitungen verlegt, Rohre, whatever? Aber dann nur zwei Tage gesperrt?

Gehe ich doch einfach mal runter zu Tina in den Friseursalon, dort weiß man immer alles, und das ist großartig - und dort bekomme ich die Erklärung, dass nächstes Jahr die komplette Helgolandstraße aufgerissen werden soll, und vielleicht geht es um Vorvermessungen. Bisher haben wir hier Kopfsteinpflaster - ob das vielleicht asphaltiert werden soll? Viele Fragen, morgen schnappe ich mir mal eine jener oben genannten Zeitungen aus dem Salon. 

Für mich bedeutet das: Vorfreude! Natürlich könnte man sich ärgern wegen der anstehenden monatelangen Lärmbelästigung, Verkehrsblockade und so weiter. Der Buddhist ärgert sich aber nicht - er ärgert sich nie - und so bin ich total gespannt darauf, wie das alles hier aussehen wird während der Bauarbeiten, und was am Ende dabei herauskommen wird. Meditationen werden in die Nacht verlegt. Verkehr stört mich nicht, ich werde dann eh' nur noch mit dem ÖPNV unterwegs sein.

Und natürlich sehe ich vor meinem geistigen Auge schon, wie die große Buba und ich aus dem Fenster steigen, uns auf's Vordach setzen und mit Cocktails in der Hand muskulösen, schwitzenden Bauarbeitern zuschauen und uns prächtig amüsieren (und dabei das Vordach zum Einsturz bringen). 

Helgoland wird nächstes Jahr untergehen und ich freue mich schon drauf! 

Montag, 11. Juli 2022

Filme aus aller Welt


Für Filmliebhaber ist die Globalisierung ein echter Segen, weil es leichter wird, Meisterwerke aus anderen Ländern zu sehen. Es könnte sich der Eindruck einschleichen, dass alle guten Filme aus Hollywood kommen, was natürlich nicht stimmt. Hier sind ein paar Gegenbeispiele mit wärmster Empfehlung:

Polen Der Film Demon (2015) des leider viel zu früh verstorbenen Regisseurs Marcin Wrona ist ein genreübergreifendes Drama über eine Hochzeitsfeier, auf der der Ehemann von einem bösen Geist zu besessen sein scheint. Der Film geht ernsthaft, aber auch mit einer Prise Humor und politischem Hintersinn an die Sache.

Senegal Mati Diops Debütfilm Atlantique (2019) erzählt eine Liebesgeschichte mit surrealer Atmosphäre, die man erleben muss, wenn man sich eine Meinung bilden will. Sehr ungewöhnlich, in Wolof gesprochen.

Griechenland Yorgos Lanthimos ist ein Auteur - wer keinen Zugang zu seinen Filmen sieht, verdreht die Augen, aber wenn man postmoderne Dekonstruktion, absurden Humor und beißende Satire mag, dann sollte man sich zum Beispiel seinen Film Kynódontas (Dogtooth, 2009) anschauen, über Homeschooling in's Extrem getrieben.

Südkorea Es gibt so viele großartige Filme aus Fernost, einen der besten durfte ich vorgestern sehen. Burning (2018) von Lee Chang-dong ist ein anspruchsvolles Drama einer Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau, gleichzeitig ein Klassenportrait mit expliziten Einflüssen von William Faulkner und The Great Gatsby

Frankreich Von den vielen tollen französischen Filmen nenne ich einen, der definitiv für ein Nischenpublikum gedacht ist. Grave (Raw, 2016) ist ein coming-of-age Horrordrama von Julia Ducournau über ein Mädchen, das die Lust auf Fleisch entdeckt. Sensibel gefilmt - unvergesslich.

Schweden Gräns (Border, 2018) von Ali Abbasi ist ein Film aus dem Bereich magical realism, mit viel Herz, ein Drama über eine ganz besondere Frau, die ihre wahre Identität und Liebe entdeckt.

Dänemark Ein Thriller, den die USA mit Jake Gyllenhaal neu verfilmt haben - warum auch immer, denn das Original ist deutlich spannender: Den Skyldige (2018) von Gustav Möller erzählt die Geschichte eines Notrufs bei der Polizei, eine Frau wird entführt, und der Polizist am Telefon bringt seine eigene Situation in sein Verhalten ein. Minimalistischer, brillanter (und pädagogisch wertvoller) Film über Urteilsvermögen.

Spanien Contratiempo (2016) von Oriol Paulo ist ein Verwirrspiel, auf das Hitchcock stolz gewesen wäre; ein Yuppie wird angeklagt, seine heimliche Geliebte ermordet zu haben, und seine Anwältin versucht, eine Verteidigung anhand des genauen Tathergangs zu erstellen. 

Natürlich gibt es noch unendlich viel mehr, aber vielleicht sind ja ein paar interessante Filme für Euch dabei. 

Freitag, 8. Juli 2022

Asperger pur, mit Schularoma


Ja, es wird mal wieder Zeit für ein Glas. Die große Buba sitzt derzeit in (sic) Pellworm und bereitet vor, was aus der Ferne nach einer ganz tollen Unterrichtseinheit zum Thema gothic fiction aussieht. Wunderbar! Walpoles Otranto war quasi mein Einstieg in's Englischstudium, und von da aus habe ich die gothische Literatur lieben gelernt. Eigentlich auch schon vorher, denn mein Lieblings-Horrorfilm damals als Teenager war - neben Halloween (1978) - die Shirley Jackson-Originalverfilmung The Haunting (1963)

Und dabei denke ich mir, hmmm, ich könnte ja auch schon einmal Unterricht vorbereiten. Oder zumindest die Stoffverteilung erledigen, ich habe nach Ewigkeiten mal wieder zwei Oberstufenkurse, da sollte man sich ruhig schon etwas vorher überlegt haben. 

Aber ich kann das nicht. Und das hat mich im zweiten Staatsexamen eine Note gekostet. Ich kann keinen Unterricht planen, wenn ich nicht weiß, wer meine SchülerInnen sind und wie sie aussehen. Ich kann es einfach nicht, denn ich muss mir meinen Unterricht immer visuell im Kopf vorstellen können - das ist quasi meine reguläre Unterrichtsplanung. Aber wenn ich schülerzentrierten Unterricht machen will (anders kann ich nicht), dann muss ich die SchülerInnen kennen.

Wird also nichts. Es wird so werden wie die letzten zehn Jahre: Meine Unterrichtsplanung findet in der ersten Schulwoche statt. Früher dachte ich immer, ich sei einfach zu faul dazu gewesen, aber ich weiß jetzt, was Theory of Mind bedeutet, und ich weiß jetzt, dass alle Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung Defizite in diesem Bereich haben. Zum Glück weiß ich das alles jetzt, denn das dürfte ein interessanter Gesprächspunkt mit meinem Psychiater werden.

Und nicht mehr so wie diese Frau damals in Lübeck. Ich sag' nur Kartontee!

Donnerstag, 7. Juli 2022

Popcorn an der Kinokasse


Der Blogtitel klingt eigentlich gar nicht so ungewöhnlich - viele Menschen kaufen sich an der Kinokasse Popcorn. Aber der Zusammenhang ist hier ein ganz Anderer: "Popcorn kann an der Kinokasse abgeholt werden!" dröhnt es durch die Lautsprecher, und zwei besorgte Eltern holen erleichtert ihr Kind an der Theke ab. Ja, das Kind heißt Popcorn.

Das ist eine fiktive Szene, aber nicht allzu abwegig. Wann immer ich garantierten Lachspaß haben möchte, gebe ich bei Google "abgelehnte Vornamen" inklusive Jahreszahl ein, und da findet man die verrücktesten Vorschläge, die Eltern ernsthaft dem Standesamt vorgetragen haben. Es gibt da draußen tatsächlich Eltern, die ihr Kind Popcorn nennen wollten.

Ich habe vor einem Jahr darüber geschrieben, dass Elon Musk sich einen unmöglichen Vornamen für eines seiner vielen Kinder überlegt hat. Mittlerweile hat übrigens eines seiner Kinder offiziell gender und Namen gewechselt. Ich bin stolz auf das Kind, und ich hoffe, dass Musk das sauer aufgestoßen ist. Und ich kann ihm noch nichtmal wirklich böse sein - er ist auch Aspi, und die haben nun mal völlig verquere Ideen, und wenn man so viel Geld hat wie er, dann setzt man das auch um. 

Nun schreibe ich also ein Jahr später wieder über Vornamen und werde das wohl auch weiter tun, denn das menschliche Gehirn ist ein niemals versiegender Springquell an Wortkreationen. Da wurde diesmal zum Beispiel auch der Name Fatlinde aufgelistet. Ist das englisch gemeint? Quasi wie FETT-linde? Das arme Kind! Buba und ich können uns über sowas amüsieren, und welch' Wahnsinn treibt Eltern dazu, ihr eigenes Kind Störenfried nennen zu wollen? Muss wohl ein AfD-Kind sein, denn die wollen ja gerne stören, wo sie nur können. Und bei'm Namen Westend habe ich mich zwar innerlich gefreut, aber mich gefragt, warum sie das Kind nicht gleich Hauptbahnhof nennen wollen. 

Ihr merkt, ich hatte heute Magenkrämpfe vor Lachen. Es funktioniert - immer wieder!

Mittwoch, 6. Juli 2022

Der Archivar


Überall auf der Welt geht es gefühlt bergab - in den USA spaltet ein rechter oberster Gerichtshof die Nation und kassiert nach und nach diverse Rechte wieder ein, für die Jahrzehnte lang gekämpft wurde. Wenn es in diese Richtung weitergeht, dann laufen die Amerikaner sehenden Auges in einen zweiten Bürgerkrieg. In Großbritannien tritt ein Viertel der Regierung zurück, weil Boris Johnson nicht mehr ist als eine Schießbudenfigur - die sich weigert, sich abschießen zu lassen. Und wir alle wissen um den Krieg in der Ukraine und welche Auswirkungen das auf jeden Einzelnen von uns haben wird.

Und dennoch geht es mir gerade sehr, sehr gut. Endlich kommen die Dinge in Bewegung. Endlich geht es los, Projekte laufen an, es kommt eine Lust auf, das Schulleben mitzugestalten. Der Autismus-Gesprächskreis ist gebucht, zusammen mit einem Schüler entwickeln wir in den nächsten Wochen ein konkretes Konzept. Eine Stunde auf'm Spektrum klingt wie eine Selbstverständlichkeit für diese Schule.

Und ebenso geht es mit dem Archiv endlich weiter, heute habe ich die erste Hälfte der Inventarisierung gemacht. Leider komme ich über die Ferien nicht in die Schule rein, so muss die zweite Hälfte auf den August warten, genauer gesagt auf meinen Geburtstag. Fein. Mein Geburtstagsgeschenk: Akten vernichten - so sie denn abgelaufen sind. 

Einige Sachen sind definitiv abgelaufen - da liegen zum Beispiel Klausuren, dicke Stapel mit einem Zettel "entsorgen 2015" und dergleichen. Es geht auch noch älter: Wir haben noch Nachrichtenblätter des Ministeriums von Neunzehnhundertneunundvierzig bis Siebzig. Ob die erst noch entnazifiziert werden müssen (im Sinne des Atomzerfallsprozesses)? Und bevor jemand kreischt: Ja, ich weiß, dass wir Neunzehnhundertneunundvierzig keine Nazis mehr an der Macht hatten. Aber die Idee fand ich drollig, kam von einem Kollegen.

Dass Aufräumen Spaß macht, das hatte ich viele Jahre nicht mehr gefühlt. Endlich komme ich wieder auf die richtige Spur.

Dienstag, 5. Juli 2022

Marzipan-Eis

Links, mit dem lila Deckel

Ich habe es immer noch nicht geschafft, den Schalter in meinem Kopf umzulegen für "keine süßen Nahrungsmittel mehr". Theoretisch ist das möglich, ich habe das schon einmal geschafft und mich super gefühlt. Vielleicht wird es ja was, wenn ich berufliche Sicherheit habe. Und bis dahin esse ich gern Eis - gerade in einer Wohnung, in der es im Sommer nachts bis zu dreißig Grad warm ist.

Ich bin irgendwie weggekommen von Langnese, Schöller und co., wegen der vielen Zusatzstoffe im Eis - für die Geschmeidigkeit, die Farbe, den richtigen Schmelz, you name it. Ich konnte mich im letzten Jahrzehnt richtig begeistern für Ben&Jerry's und Häagen-Dazs, da sind recht wenige Zutaten im Eis, und dann kommt es eben vor, dass das Erdbeereis nicht rot oder rosa ist, sondern fast schon weiß, ein Hauch von altrosé. Quasi ein back to the roots-Eis. Darauf habe ich mich eingeschossen.

Doch dann! Als ich vor einigen Wochen zum Einkaufen bei famila war - gehe ich sonst nie hin, aber dort musste ich meine Post abholen - habe ich im Tiefkühlfach das Giovanni L-Marzipaneis gefunden. Scheinbar sind die Leute in Kiel besessen von Giovanni L, whatever. War noch nie da. Aber als ich den Eisbecher öffnete und loslöffelte, ist alles um mich herum verschwunden.

Dieses Eis trifft den Niederegger-Marzipangeschmack auf's Auge, nicht zu süß. Und es ist eben nicht nur Marzipangeschmack, es ist auch ein relativ hoher Anteil Marzipan drin, cremig im Eis verstrudelt. Ich war schon lange von Marzipaneis fasziniert, allerdings war es dann meistens nur Eis mit Bittermandelaroma, das dann in etwa wie Marzipan geschmeckt hat. This is something else.

Ich werde für die Schleichwerbung nicht bezahlt, keine Sorge ;-) Diese Empfehlung kommt von Herzen. Allerdings ein Eis mit vielen Zusatzstoffen.

Samstag, 2. Juli 2022

Frost-Armschienen

Surreal, mit Licht und so...

Ich liebe Physik. 

Ich war damals ein Teenager wie viele andere auch, der sich gedacht hat "Der Kram, den wir in der Schule lernen, den braucht man doch nie wieder!" - und werde immer wieder auf's Neue widerlegt. Nun also nach dem Sportfest. Ich hatte nicht daran gedacht, Sonnencreme auf die Arme aufzutragen, und irgendwo steckt in mir der naive Dr Hilarius, der sich denkt, naja, wenn ich im Schatten sitze, kann ich ja keinen Sonnenbrand bekommen. Dabei weiß der Physiker in mir natürlich, dass die Strahlung der Sonne auch durch ein Laubdach hindurch reichen kann. Dumm verhalten. Kann ich gut.

Und man merkt es natürlich erst gen Abend, wenn die Unterarme dann richtig anfangen, zu strahlen, zu leuchten - ich habe damit eigentlich kein großes Problem (Autisten sollen eine andere Schmerzwahrnehmung haben), aber dadurch, dass ich derzeit einen Neurodermitisschub habe, haben meine Arme nicht nur geglüht, sondern auch richtig angefangen zu jucken und Quaddeln zu bilden. Und das, während ich in Ruhe meditieren möchte.

Nach über zehn Jahren Training lässt man sich in der Meditation durch nichts mehr so leicht aus der Ruhe bringen - ich nehme die Entzündung behind closed eyelids dann als ein Strahlen wahr, anders kann ich es nicht beschreiben. Dann habe ich mir gedacht, wenn ich schon im Luftstrom des Ventilators meditiere, könnte ich doch einfach mal testen, welchen Effekt es hat, ein nasses Stofftaschentuch auf die Unterarme zu legen und in Ruhe anpusten zu lassen.

Physik sagt uns, dass es ein eiskaltes Gefühl im Arm geben dürfte, denn durch den Wind findet eine starke Verdunstung der Feuchtigkeit im Taschentuch statt, und diese entzieht der Haut ihre Wärme. Experiment sagt uns, dass es genau so ist: Es hat sich angefühlt, als hätte ich eisige Armschienen angelegt, wobei ich - wie sicherlich auch die fette Schnecke - an Rollenspiele denken musste; Frost-Armschienen sind ein Standard-Ausrüstungsgegenstand in vielen RPGs. Oft muss man sie sich selbst herstellen, mittels Schmiede oder Alchemie (der Dragon Quest-Opa sagt "Sssss-HUKKKK-Sssssss-HESSS!").

Jedenfalls hatte ich während der Meditation also eine Stunde lang eisige Armschienen, und es war wunderbar angenehm. Klassisches Hausmittel gegen Sonnenbrand: Ein nasses, dünnes Tuch auflegen und von einem Ventilator anpusten lassen.

Dr Hilarius äi käi äi MacGyver signing off!

Freitag, 1. Juli 2022

"Lach' doch mal!"


Verehrte Damen und Herren, damit hätten wir den letzten Schultag eines außergewöhnlich aufregenden Schuljahres überstanden. Die Verabschiedungen heute mit sehr viel Herz, Witz und Musik, dem Bewusstsein, dass ein toller Kollege in den Ruhestand geht, und dem Bewusstsein, dass ich nicht gehen muss. Was dann auf der Dienstversammlung auch nochmal extra gesagt worden ist - das war unerwartet für mich, und während die Kollegen dafür applaudiert haben, dass ich bleiben kann, ist mir kribbelig unwohl geworden und ich habe krampfhaft aus dem Fenster geschaut. Ein neues Gefühl, naja, man lernt nie aus.

Und danach zu meiner stellvSL und ein bisschen die Lerngruppen und Aufgaben im nächsten Jahr sondiert, und ich muss wirklich die scheiß Fröhlichkeit aus meinem Gesicht etwas verloren haben, denn als ich mit ihr über symmetrisch und gleichmäßig im Schrank ausgerichtetes Geschirr herumgenerdet habe, meinte sie "Nun lach' doch mal", und mir ist erst in jenem Moment aufgefallen, wie beschwert ich in der letzten Zeit in der Schule unterwegs war. 

Kann jetzt alles wegfallen. Und ich in die Ferien, und Anfang nächster Woche mache ich endlich dieses verdammte Archiv fertig! ;-)

KOMMT GUT IN DIE FREIE ZEIT!

post scriptum: Und heute gibt es das Staffelfinale "Stranger Things" - vier Stunden, ich bin gespannt!