Mittwoch, 31. März 2021

Lasagne

Hand: PL - Herd: Conny - Zwanzig Kilo fetter geworden: Dr Hilarius

Eine kleine Leckerei zum Ferienbeginn - die Tante schwört auf dieses Lasagnerezept, das ich vor zwölf Jahren von PL gelernt habe. Guten Appetit!

Lasagne (4-6 Personen)


4 Zwiebeln

1kg gem. Hackfleisch

150gr Schinkenwürfel

1 Dose geschälte Tomaten (800gr)

500gr Tomaten

¼-½ l Rotwein

½ Tube Tomatenmark

2 Tüten Streukäse (~500gr)

1 Becher Frischkäse

Öl

Paniermehl

Salz, Pfeffer, Zucker, Basilikum, Oregano

Lasagneplatten


In einem großen Topf die Zwiebeln kleingeschnitten im Öl glasig anbraten, Hackfleisch dazu und gut durchbraten. Schinkenwürfel dazu und kurz mitbraten. Rotwein, Tomaten und Dosentomaten dazugeben, Tomatenmark dazugeben. Gut durchrühren und etwa 10 Minuten einkochen lassen. Mit Salz, Pfeffer, Zucker, Basilikum und Oregano abschmecken. Jetzt einkochen lassen, bis eine „feste“ Soßenkonsistenz erreicht ist (kann länger dauern), dabei gelegentlich umrühren. Evtl. nochmals abschmecken. In eine Auflaufform abwechselnd Soße und Lasagneplatten einschichten. Den Frischkäse mit der Hand zerrupfen und in Flocken oben drauf verteilen. Den ersten Käse drüber verteilen, dann den zweiten. Abschließend eine sehr dünne Schicht Paniermehl über das Ganze (saugt Fett auf und sorgt für Knusperkruste). Etwa 20 Minuten in den Ofen (O/U-Hitze) bei 180°C.


Montag, 29. März 2021

Quién puede matar a un nino?

Mal wieder weggesperrt: Daw Aung San Suu Kyi

"Wer kann ein Kind töten?" - so die wörtliche Übersetzung eines Filmtitels aus 1976 (und die Sannitanic ergänzt im Geiste das erste Fragezeichen und den Zirkumflex). Dieser Tage zeigt sich, dass gar nicht so viel dazugehört, zum Beispiel einen fünfjährigen Jungen durch einen Kopfschuss zu töten, wenn man für die Militärjunta in Myanmar kämpft und sich "für die Demokratie im Lande" einsetzt. Dazu gehört übrigens auch, Zivilisten in den Rücken zu schießen, besonders feige, auch wenn man es vorher angedroht hat.

Ich interessiere mich für die Lage in Myanmar, seitdem ich Luc Bessons biographischen Film The Lady (2011) über Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gesehen habe. Der Film zeigt, nicht ganz historisch korrekt, das Leben der jungen Suu ab der Ermordung ihres Vaters und dem damaligen Militärputsch über ihren Einsatz für die Demokratiebewegung im Land bis zu ihrem insgesamt über fünfzehnjährigen vom Militär auferlegten Hausarrest.

Seitdem erlebe ich in den Nachrichten, wie sich die Geschichte in Myanmar wiederholt - wie sich wieder einmal das Militär an die Macht geputscht hat und dreist erzählt, es setze sich für die Demokratie im Lande ein - so widerlich, dass ich gar nicht so viel essen kann, wie... und so weiter. Über einhundert Menschen sind seit dem Putsch vor einigen Wochen ermordet worden.

Es ist deprimierend, wie machtlos ein Volk sein kann, und eine Weltgemeinschaft, wenn einige global player wie China oder Russland auf der Seite der Gewalt stehen.

Sonntag, 28. März 2021

Linke Korrekturen


Toll, endlich mal ein bisschen Arbeit in der Wohnung geschafft, und quasi als kleine Belohnung habe ich ein Bonmot in den ESA-Korrekturanweisungen gefunden - dort heißt es nämlich, dass man für jede richtige Antwort "1 Punk" vergeben soll (halbe Punks werden natürlich nicht gezählt). 

Zum einen ist das drollig, weil ich mir vorstelle, dass das Lernziel darin bestehen könnte, aus jeder Aufgabe eine möglichst vollständige Punkband zusammenzubekommen. Vielleicht sollte ich für gestrige Belohnungsaktionen in Zukunft Klebepunks verteilen? 

Zum anderen ist das natürlich ziemlich schlampig für zentral erstellte verbindliche Prüfungsunterlagen - Vorbildfunktion anyone? Ich hätte nicht übel Lust, bei jeder Aufgabe "4 Punks" o.ä. darunter zu schreiben - wenn das nicht gleich wieder die Korrekturen ungültig und eine Drittkorrektur nötig machte, ich traue unserem Ministerium alles zu. Aber ich sollte dieser Einrichtung nicht allzu böse sein, denn sie haben momentan genug damit zu tun, Entschuldigungsschreiben für impfchancenloses Lehrpersonal zu versenden (mal ganz davon abgesehen, dass "böse sein" im Lojong überhaupt keinen Platz hat).

Ich bin mal gespannt, was für Stilblüten bei den Schreibaufgaben der Schüler zustande gekommen sind...

Samstag, 27. März 2021

Griechische Bestechung

Hat NIX mit Englisch zu tun, ist aber interessant...

Jüngere Schüler lassen sich wunderbar bestechen. Wenn man eine Belohnung in Aussicht stellt, die sie irgendwie anspricht, dann kann das die Unterrichtsbeteiligung drastisch steigern; ich habe das in St.Peter-Ording erlebt, als jeder Schüler am Ende einer Stunde bei guter Beteiligung einen Klebestern auf seine Sammelkarte bekommen hat, und wenn die Karte voll war, dann gab es eine Tüte Haribo oder eine Ritter Sport aus der Naschkrambox. 

Ich habe das von meiner Mutter gelernt, ihres Zeichens über vierzig Jahre lang gewesene Grundschullehrerin. Sie hat Schülern für gut erledigte Aufgaben ein Glitzer gegeben, einfach ein Sternchen mit dem Kugelschreiber in's Heft. Zehn Glitzer konnte man dann für einen Schokoriegel oder Ähnliches eintauschen.

Was ich allerdings auch faszinierend fand, damals in SPO, war die griechische Bestechung. Ich habe der Sieben A damals das griechische Alphabet beigebracht. Irgendwann hatte ich ihnen die ersten zwei Buchstaben beigebracht (Staunen: Oooohhh, daher kommt das Wort Alphabet!), und dann gab es bei richtig guter Mitarbeit einen neuen griechischen Buchstaben, in klein und groß. Natürlich zieht das nicht so gut wie Schokolade, aber ich gehe davon aus, dass in jeder Klasse ein Kind sitzt, das diese griechischen Buchstaben faszinierend findet.

Und am Ende, wenn alle Buchstaben bekannt sind, habe ich ein (deutsches) Wort in griechischen Buchstaben an die Tafel geschrieben, und jeder, der das Wort transkribieren konnte, hat ein Bonbon bekommen.

Ich finde es faszinierend, dass man Schüler tatsächlich auch mit Wissen bestechen kann.

Freitag, 26. März 2021

Keeping my English up to date


Today's blog entry is about language.

These days I'm watching the documentary series Cosmos - not the original by Carl Sagan, but the modernized version, hosted by Neil DeGrasse Tyson. I'm loving it, just like I loved PBS' Black Hole Apocalypse or Planet Earth or any documentary featuring David Attenborough, or "social" features like Fyre (2019) about the greatest music festival that never happened, or Knock Down The House (2020) about Alexandria Ocasio-Cortez' way into the American Senate.

The difference with Cosmos is the scientific language - even with a language proficiency level of a native speaker it is sometimes challenging to grasp all the scientific concepts and understand all of the terminology - but I'm still loving it, trying to improve my English whenever possible, and documentary features are much better suited than mainstream Hollywood movies or most video games.

What about you? How do you keep your English fluent and contemporary? I live a rather solitary life, so having an English conversation is not an option for me (though I liked spending an English evening with YazzTazz back at university). I listen to and talk back at my screen - not the best way, but it suffices (even though, as a consequence, I tend to use a too artificial kind of language when it comes to real conversation).

Was tut Ihr, um Euer Englisch nicht einrosten zu lassen?

Donnerstag, 25. März 2021

Impfung für Lehrer? Vielleicht irgendwann...


Heute nur ganz kurz, weil ich es faszinierend fand, dass mich am gleichen Tag zwei Schreiben erreicht haben:

Das erste Schreiben rührt vom Philologenverband her, es ist eine Aufforderung an unsere Bildungsministerin Karin Prien, ihrer Fürsorgepflicht als Dienstherrin nachzukommen und Impfungen für Lehrkräfte an weiterführenden Schulen zu ermöglichen oder aber die Schulen zu schließen.

Das zweite Schreiben kommt aus dem Ministerium, und da wird lang und breit in Ministerialdeutsch erklärt, wie sehr man verstehen könne, dass die Lehrkräfte um die eigene Gesundheit besorgt sind, dass man aber zur Zeit keine Impfung anbieten (könne? werde?) und die Schulen weiterhin geöffnet bleiben, und dass wir alle zusammenhalten und auf die Coronaregeln achten sollen, dann wird das schon.

Was für eine Papierverschwendung, insgesamt...

Dienstag, 23. März 2021

ESA. Laaaaangweilig!


So, dann berichte ich doch einmal von den heutigen Englisch-Abschlussprüfungen im neunten Jahrgang. Das, was berichtenswert ist, fällt praktischerweise nicht unter die Verschwiegenheitspflicht. Heute früh zwischen sieben und acht Uhr sind wir alle einigermaßen aufgeregt eingetrudelt. Tatsächlich alle aufgeregt: Die Schüler, die sich fragen, wie die Aufgaben wohl werden, die Prüfer, die sich fragen, ob das alles klappt. Am Ende zeigt sich, dass jegliche Aufregung mal wieder nur Panikmache im eigenen Kopf war.

Total niedlich: Meine Kollegin mit den ESA-Prüflingen aus dem Parallelkurs hat ihnen kleine "Good luck"-Kärtchen laminiert und ausgeteilt, dazu gab es Schokoriegel von mir - kleiner Zuckerschub für's Gehirn. 

Ist ja auch alles im Vorfeld richtig aufgeblasen worden: Wie wird das nur laufen? Können die Schüler angesichts des Corona-Unterrichtsausfalls das überhaupt schaffen? Wie können wir ihnen einen Ausgleich dafür schaffen? Nun, man hat sich entschieden, statt der üblichen hundertfünfunddreißig Minuten Bearbeitungszeit diesmal hundertfünfundsechzig Minuten zu geben, und mit Nachteilsausgleich hundertfünfundneunzig. Also bis zu mehr als drei Zeitstunden für die Prüfung.

Meine Kollegin und ich haben uns die Aufsicht aufgeteilt. Die Aufgaben zum Hörverstehen haben wir zusammen betreut, danach bin ich ein paar Räume weiter gegangen und habe mich auf's Ohr gelegt. Zum Aufsichtswechsel um neun Uhr zwanzig bin ich dann in einen leeren Raum gekommen: Alle Prüflinge waren bereits nach fünfundfünfzig Minuten fertig. Meine Kollegin musste sie dann tatsächlich noch über eine halbe Stunde im Raum festhalten, denn es gibt einen vorgeschriebenen Zeitpunkt für die früheste Abgabe, nämlich nach neunzig Minuten.

Ist doch nicht zu glauben. Ich fühle mit den Schülern, die dann gelangweilt und släsch oder genervt im Raum gesessen haben und gezeichnet haben. Soviel zum Thema "Wir müssen ihnen unbedingt mehr Zeit zur Verfügung geben".

post scriptum: Um die Tatsachen nicht zu verzerren, sollte noch gesagt werden, dass wir die Schüler aus dem "mittleren" Englischkurs (äußere Differenzierung) betreut hatten; im Nebenraum waren die Schüler aus den Grundkursen, und die brauchten verständlicherweise mehr Zeit.

Sonntag, 21. März 2021

Ohne Meldung drannehmen?


Ich habe in meinem Kopf eine Blockade. Okay, mittlerweile wissen wir, dass da eine ganze Reihe Blockaden sind, aber es geht mir heute um eine ganz spezielle: Ich nehme im Unterricht keine Schüler dran, die sich nicht melden.

Dazu sollte vorweg gesagt sein, dass ich im Referendariat gelernt habe, dass ich auf jeden Fall Schüler auch dann drannehmen soll, wenn sie sich nicht melden. Damit sich niemand in Erarbeitungsphasen ausruhen kann, nach dem Motto "Dr Hilarius nimmt mich eh' nicht dran, also muss ich auch nichts machen" - was mir hin und wieder tatsächlich unterkommt, deswegen gehe ich seit einiger Zeit vermehrt durch die Klassen, wenn gearbeitet werden soll.

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst damals als Schüler panische Angst hatte, drangenommen zu werden, auch wenn ich mich nicht melde. Da gab es einige Lehrer, die das gemacht haben - die sich also an die Lehrerausbildung gehalten haben, und das hat mir Panik verursacht. Vielleicht lag das allerdings auch daran, dass ohne Meldung drangenommen zu werden etwas Unvorhersehbares ist. Für den Aspi ist es besser, wenn er sich darauf verlassen kann: Wenn ich etwas sagen möchte, melde ich mich und der Lehrer nimmt mich dran, und wenn ich mich nicht melde, dann passiert das nicht.

Wenn sich diese Panik tatsächlich auf das Asperger-Syndrom zurückführen lässt, dann sollte ich von dem Gedanken wegkommen, dass Schüler generell Angst davor haben, ohne Meldung drangenommen zu werden, oder? Ich möchte eben niemanden vor der Klasse in Verlegenheit bringen, da spielt vielleicht auch das buddhistische Denken hinein. Als Lehrer versuche ich immer wieder, den Schülern die Angst davor zu nehmen, eine falsche Antwort zu geben. Ich sage immer wieder: "Falsche Antworten sind großartig, denn wir alle können daraus lernen." - in der Hoffnung, dass mehr Schüler sich melden.

Wie handhabt Ihr das? Nehmt Ihr alle Schüler dran? Wie sind Eure Erfahrungen damit?

post scriptum: Das ist mir noch eingefallen - wenn sich tatsächlich bei einer Aufgabenbesprechung niemand meldet, bin ich überfordert. Dann sage ich "Okay, dann eben nicht. Dann machen wir das jetzt zusammen."

Samstag, 20. März 2021

Universal Serial Bus-Bus

So ähnlich sieht der USB-Bus aus

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie in Kieler Bussen die Benutzung von Handys untersagt war. Das war noch im Studium, vor vielen Jahren, die unter-Achtzigjährigen werden sich daran wohl nicht mehr erinnern. Für mich war das nie ein Problem, klar, aber es gab immer wieder Fahrgäste, die sich lautstark darüber beschwert haben, wenn der Busfahrer nach hinten gerufen hat, man solle bitte das schnurlose Telefon abschalten.

Die Zeiten haben sich geändert (ich verzichte diesmal auf meine recht dämliche lateinische Verballhornung tempores mutantur, die zudem im falschen tempus steht) - neulich bin ich zum ersten Mal in einem Bus der Linie Siebenhundertneunzig gefahren, das ist eine der beiden nah.SH-Linien, die nun nach Flintbek führen. Das sind diese Busse in türkiser und dunkelblauer Farbe, sehr schick, und sie haben über den gesamten Innenraum verteilt USB-Anschlüsse. Wenn ich das richtig gesehen habe, sind es genug, dass theoretisch für jeden Sitzplatz einer dieser Anschlüsse zur Verfügung steht. 

Das finde ich faszinierend: Während früher Handys im Bus tabu waren, bekommt man heute die Gelegenheit, sie im Bus aufzuladen, oder eine USB-Leselampe anzuschließen, oder ein USB-Feuerzeug, oder einen USB-Ventilator (der Sommer kann kommen), oder einen USB-Tischgrill mit Spülmaschine (falls die fette Schnecke durch das Land rollt) und was der Dinge mehr sind. Ich staune derweil sowieso darüber, wie viele Dinge in meiner Wohnung mittlerweile per USB-Anschluss ihre Stromversorgung erhalten - eine interessante Entwicklung, und einige meiner Steckdosen zuhause sind inzwischen mit USB-Adaptern ausgestattet. 

Dauert nicht mehr lange, dann halte ich meinen Distanzunterricht im USB-Bus ab.

Freitag, 19. März 2021

VERA am Mittag


Langsam kommt die Prüfungslawine in's Rollen und die Aufregung steigt bei mir. Wie werden meine Kiddies wohl die Klausuren bewältigen? Dienstag geht es (unter Anderem) mit dem ESA Englisch los. Parallel dazu kam heute eine Rundmail mit der alljährlichen Ankündigung der Vergleichsarbeiten, kurz VERA 6/8

Das wird diesmal für mich besonders interessant, weil drei meiner vier Lerngruppen in den Prüfjahrgängen liegen, und ich bin total gespannt. ob und wie sich die Coronasituation auf die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten auswirken. Damals in St.Peter-Ording hatte ich meiner Klasse ganz gründlich erklärt, was VERA ist und wie man die Ergebnisse verstehen muss - um die Angst ein bisschen zu nehmen, und auch die Wut - hauptsächlich auf die eigenen schlechten Noten.

Ich finde VERA immer sehr interessant. Die Arbeiten sind zügig zu korrigieren, nur das Eintragen der Ergebnisse online ist etwas mühselig, einfach, weil die Punkte jeder einzelnen Aufgabe notiert werden müssen - logisch, denn es geht ja gerade um den Vergleich zwischen den Aufgaben, Schulen, Kompetenzen und so weiter. Anfangs hatte ich eine Abneigung gegen VERA, weil ich darin eine Methode gesehen habe, Kindern vor Augen zu führen, wie schlecht sie sind. Mittlerweile ist es für mich eine Hilfe, das Leistungsniveau meiner Klasse in Relation zu setzen.

Das ist nämlich eine Sache, die ich immer noch nicht hinbekomme: Ich habe kein Gespür dafür, wann Aufgaben für Schüler zu schwer sind und was sie grundlegend können sollten. Ich bin zwar ganz froh über die Markierungen in den Englisch-Schulbuch-Materialien, die mir anzeigen, ob es sich um leichtere oder schwerere Aufgaben handelt, allerdings kann ich sie nicht immer nachvollziehen. Ich muss mich einfach darauf verlassen, dass die Schulbuch-Autoren wissen, was sie tun.

Stehen bei Euch auch VERA an? Empfindet Ihr sie als sinnvoll, nützlich, unnötig...?

Macht Ihr auch bei VERA mit, die große Buba?

Donnerstag, 18. März 2021

Eckenvokabeln


Heute war ein wunderbarer Schultag, drei verschiedene Lerngruppen, von denen ich eine seit Ewigkeiten nicht gesehen habe. Ebenfalls nach Ewigkeiten habe ich mal wieder Eckenvokabeln mit den Kiddies in Sechs gespielt - vier SuS gehen in eine Ecke des Raumes, ich sage die Vokabel an und wer zuerst die richtige Übersetzung sagt, darf gegen den Uhrzeigersinn eine Ecke weiter gehen.

Interessant. Jetzt gerade bei'm Schreiben fällt mir auf, dass ich Eckenvokabeln immer nach dem gleichen Format spiele - Anfang ist in der Ecke rechts hinter mir und es geht gegen den Uhrzeigersinn, war noch nie anders. Aspi nebenbei. Jedenfalls gewinnt, wer zuerst wieder an der Startecke angekommen ist.

Das ist das klassische Eckenrechnen aus Mathe für die Sprachen umgemünzt, geht auch wunderbar in Latein, und es lässt sich auf so vielfältige Weise spielen: Wenn der erste durch ist, kommt ein neuer Spieler in die erste Ecke - bis die ganze Klasse durch ist, hat man eine komplette Unit Vokabeln abgefragt. Oder man macht es nur mit einer einzelnen Runde, der Gewinner bekommt Gummibärchen.

Für mich ist immer wichtig, dass es bei diesem Spiel keinen Verlierer geben darf. Natürlich hat man dann mal einen Schüler dabei, der das nicht so gut kann und langsamer ist als die anderen, aber auch er bekommt seine Chance, das durchzuspielen. Das Spiel ist erst zu Ende, wenn auch der letzte Schüler das Ziel erreicht hat. Es besteht die Gefahr, dass das in einen Winner-Loser-Wettbewerb ausartet, und das mag ich nicht. Ich habe nicht gerne Unterrichtssituationen mit Verlierern.

Eckenvokabeln. Ewig nicht gemacht - dabei funktioniert das (je nach Raum) immer und ist superschnell gemacht. Ausprobieren!

Mittwoch, 17. März 2021

KongKong vs. POMMzilla



Ich staune ein wenig darüber, dass ich mich so über ungewohnte Gesichter im Klassenzimmer freue. Eigentlich sollte ich denken, für den Aspi ist es besser, wenn in der Klasse immer dieselben Personen sitzen, zum Beispiel zwanzig Schüler, eine Schulbegleitung und eine Förderlehrkraft. Das gibt Sicherheit und Vorhersehbarkeit. An meiner ersten Schule ist es genau so gelaufen und ich habe mich sicher gefühlt.

Mit St.Peter-Ording haben sich die Dinge dann allerdings geändert; dort gehörte es zum Unterrichtsalltag am Regionalschulteil, dass Thekla immer mal wieder in eine Stunde geplatzt ist und Schüler herausgenommen hat, um mit ihnen pädagogisch zu arbeiten. Völlig selbstverständlich; ich habe aber auch Schulen kennen gelernt, in denen das ein Unding ist, Schüler ohne Vorwarnung für einige Minuten aus dem Unterricht zu entführen. 

Ich freue mich immer wieder, wenn es unerwartet an der Tür klopft - zum Beispiel, weil der Stufenleiter eine Ansage zu machen hat, oder weil ein neuer Schüler hinzugekommen ist, oder wenn die pädagogische Koordinatorin mal wieder pomplodieren muss, oder wenn ein FSJler neue Spiele oder die aktuellen Pläne der Mittagsfreizeiten vorbeibringt. 

Heute war das besonders herzerfrischend, denn ich hatte Unterstützung bekommen von einer Studentin, die jetzt zu Beginn ihres Masters ein Praxissemester bei uns macht. Total klasse, ich habe keine Probleme damit, wenn jemand meinen Unterricht anschauen möchte, im Gegenteil, ich freue mich dann sogar, wenn ich den Besucher irgendwie einbinden kann, und sei es "nur" als Hilfe bei den Erarbeitungsphasen (ich ziehe auch immer mal gerne die Schulbegleitungen mit hinein, Frau Einlauf kennt das, Frau Schwarzbohrer auch). Ich empfinde es als Auflockerung für den Unterricht, und es zieht mich aus meinen allzu sehr auf meinen Unterrichtsplan verstarrten Gedanken. Die Auflockerung tut mir gut, damit ich nicht zu sehr "in's Aspische" abdrifte.

Heute war das aber auch aus einem anderen Grund herzerfrischend, denn es ist einfach schön, diese Aussage einmal von anderen Menschen zu hören: "Ich werde eigentlich für's Gymnasium ausgebildet, aber ich merke schon, dass mir die Arbeit an einer Gemeinschaftsschule viel mehr liegt. Dass der Fokus nicht zu sehr auf der Fachvermittlung liegt. Dass man pädagogisch mehr gefordert wird. Dass es nicht nur um Leistung geht." Als sie mir das erzählt hat, war es, als würde ich mit meinem SPO-Ich sprechen, und es ist toll, dass auch andere Kollegen diese Erfahrung machen - denn natürlich habe ich an den vergangenen Schulen auch schon den anderen Fall kennengelernt: Möglichst fernhalten von der Gemeinschaftsschule, möglichst lieber die Starken fördern.

Darin soll keine Wertung liegen, nur eine Gegenüberstellung der Denkweisen. Ich bin froh, dass ich etwas herausgekommen bin aus der Denke, die eine Haltung gegenüber der anderen in irgendeiner Form höher zu bewerten. Diese Denke kann man tatsächlich auch noch in diesem Blog finden, wenn man etwas stöbert.

"Für jeden Topf ein Deckel" - so sagt man, und ich habe gern gekontert, dass ich dann wohl ein Wok bin. Scheinbar doch nicht.

post scriptum: Natürlich ergibt der Titel dieses Beitrags für kaum jemanden einen Sinn als für die fette Schnecke da draußen. Aber ich wollte Dir diesen Ausdruck unbedingt zukommen lassen, die große Buba, zum Beispiel als Filmtitel, wenn wir uns dann irgendwann mal live bei'm Daddeln streamen ;-) 



Dienstag, 16. März 2021

Der dreiundzwanzigste März


vorweg: Ich habe in den letzten Tagen nicht meditiert - vielleicht war das ein Fehler. Heute in der Meditation habe ich meinen Kopf zumindest ein wenig sortieren können.

Das ist momentan eine der Phasen, in denen ich wünschte, ich wäre wieder an einer einzügigen Schule oder einem Gymnasium: Die Prüfungen zum Ersten beziehungsweise Mittleren Schulabschluss stehen an. Eigentlich kein Grund zur Aufregung für die Lehrkraft: Man organisiert einen CD-Player, Wörterbücher und der Prüfungstag kann kommen, und je nach Gruppengröße lassen sich die Prüfungen in Windeseile durchkorrigieren.

Nun bin ich allerdings an einer Gemeinschaftsschule mit Kurssystem - äußere Differenzierung - und dazu kommt noch die Corona-Krise. Immerhin habe ich einen Plan, wann ich wo Aufsicht führen soll, das ist gut, ich freue mich über alles, an das ich mich halten kann, aber allein dass meine ESA-Schüler seit Wochen Präsenzunterricht bei einer anderen Lehrkraft haben, verwirrt mich. Organisiere ich die Materialien für die Schüler? Oder die Präsenzlehrkraft? Oder die Person, die in dem Raum Aufsicht führt? Wie gehe ich mit der Situation um, dass die Sprechprüfung coronabedingt gestrichen wurde, aber eine mündliche Prüfung freiwillig gemacht werden kann, und auf Wunsch eine Klausur gestrichen werden kann?

Es sei festzuhalten: Nachher ist das alles gar nicht so schlimm. Man ist rechtzeitig in der Schule, man spricht sich ab, das funzt. Es ist nur dieses Gefühl von "Ich allein muss die Abschlussprüfungen koordinieren" in meinem Kopf, das mich kirre macht. Ich weiß, dass ich nur Aufsicht und Korrektor bin, aber dieses Gehirn lässt sich leider nicht bändigen und verzweifelt an einer Aufgabe, die gar nicht seine ist.

Talk about Luxusprobleme...

Montag, 15. März 2021

Schnelltest


In meinem Kopf herrscht nur noch Chaos. Ich habe seit Samstag leichte Erkältungssymptome - eine dichte Nase und Husten. Eigentlich nichts Schlimmes, aber ich habe keine Ahnung, wie ich mit dieser Situation umgehen muss. Also habe ich heute morgen in der Schule angerufen. Dort kam direkt die Anweisung, in ein Testzentrum zu gehen und den Schnelltest machen zu lassen.

Die gute Nachricht: Die Station des Arbeiter-Samariter-Bundes ist nur zehn Häuser die Straße runter, also hin, kleine Warteschlange, nach fünfzehn Minuten wühlt eine junge Dame mit dem Wattestäbchen in meinem Rachen herum. Noch einmal fünfzehn Minuten warten an der frischen Luft, Testergebnis in der Hand, negativ, fein.

Die schlechte Nachricht: Eigentlich darf ich mit Erkältungssymptomen, auch leichten, gar nicht in ein Testzentrum gehen, sondern soll mich mit meinem Hausarzt in Verbindung setzen, krankschreiben und zu einem PCR-Test überweisen lassen. 

Heute ist ein Tag, an dem ich überhaupt nicht mehr klar denken kann. Ich weiß, dass ich also morgen meinen Hausarzt anrufen muss, um zu schauen, wie es weitergeht. Ach ja, und da war ja auch noch Schule, aber heute geht es für mich nur noch in's Bett. Meditation, Gedanken sortieren, wie auch immer. Schlafen. Und morgen vormittag dann einen vernünftigen Plan machen.

Und das alles wegen dichter Nase und Husten.

Samstag, 13. März 2021

Ab mit dem Kopf!

Endlich wieder luftig-kurz

Heute war endlich mein Termin bei Tina und der ganze Kopf ist ab. So fühlt es sich zumindest an, echt erleichternd und befreiend, und aus dem Gespräch habe ich erfahren, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so geht. Wie seid Ihr mit der haarigen Situation umgegangen - hat es Euch irgendwie gestört? Ich habe mich mit den längeren Haaren tatsächlich irgendwie schwer, träge und unlustig gefühlt; Haare stören bei'm Denken. Eigentlich müsste eine Glatze die praktischste Variante überhaupt sein. So langsam gehe ich auf den Weg dorthin; während im Studium noch keine Anzeichen von Geheimratsecken vorhanden waren, geht es nun los, das Haar tritt die Flucht an. Stört mich überhaupt nicht. Und ich bin froh, dass der Einzelhandel wieder geöffnet ist, ich brauche eine neue Batterie für meine Armbanduhr.

Ich habe gesprochen. Mehr ist nicht zu sagen. (Secret of Evermore-Fans hier?)

Freitag, 12. März 2021

Dispo

Lebenszeit-Konto - da gibt es definitiv keinen Dispo.

Das Konzept eines Dispositionskredits ist gut: Sollte ein Notfall kommen - zum Beispiel eine kaputte Waschmaschine - und auf dem Konto gerade Ebbe sein, kann man das Konto etwas überziehen. Dann ist man in den roten Zahlen, für die man natürlich Zinsen zahlen muss. Das nächste Gehalt pusht einen dann wieder aus dem Dispo heraus.

Ich habe gemerkt, dass dieses Konzept für meinen Kopf nicht funktioniert. Mein Kontostand mag bei Null stehen, aber ein Dispo-Rahmen von beispielsweise tausend Euro suggeriert mir, dass ich noch tausend Euro zur Verfügung habe. Ich kann einkaufen gehen und es gibt keine Probleme. Klar, mein Konto zeigt dann rote Zahlen, aber für mich sind sie eben nur das: Zahlen, die in rot gedruckt sind. Wenn ich kein Geld mehr habe, dann sollte es mir einfach nicht mehr möglich sein, Dinge einzukaufen.

Ich bin jahrelang im Dispo herumgedümpelt. Irgendwann habe ich das mit meinem Kundenberater bei der Förde Sparkasse besprochen, wir haben dann den Dispo in einen Ratenkredit umgewandelt und den Disporahmen auf Null gesetzt. Gleichzeitig für oben genannte Waschmaschinen-Notfälle ein Sparkonzept entworfen; Geld, auf das ich nicht zugreifen kann, wunderbar.

Aber es hat natürlich wieder sehr lang gedauert, bis ich realisiert habe, dass die roten Zahlen vielleicht nicht gut sind. Hat doch geklappt, warum hätte ich etwas an meinem Verhalten ändern sollen? 

Geld ist einfach nur nervig. Lässt mich an den Film In Time (2011) denken, in dem es kein Geld mehr gibt. Man bezahlt mit Lebenszeit - ein Brot kostet vier Minuten meines Lebens und so weiter, und mit meiner Arbeit verdiene ich dann wieder Lebenszeit. Interessantes high concept, leider dann mit einer Standard-Storyline. War trotzdem einen Blick wert.

Konto nicht mehr im Minus - leider geil.

Donnerstag, 11. März 2021

Fringe Binge


Dieser Beitrag ist spoilerfrei.

Pure bliss. Anders kann ich das Gefühl nicht beschreiben, das ich derzeit habe, wenn ich mir eine weitere Folge Fringe anschaue. Dabei ist es gar nicht mal so sehr die Serie selbst (obwohl sie wirklich gut ist); was mir den meisten Genuss verschafft, ist das Blättern in meiner Kopf-Videothek, woher ich das alles schon kenne. Die Parallelen zu The X-Files sind nicht zu übersehen, und ich bin mir sehr sicher, dass auch die Macher von Dark in die amerikanische SciFi-Mysteryserie geschaut haben (und das Ganze dann etwas anspruchsvoller aufgearbeitet haben).

Das bedeutet also, obwohl ich in der Serie keine großen Überraschungen erlebe, bin ich total begeistert. Vielleicht sollte ich es umformulieren: Ich bin total begeistert, gerade weil ich das, was ich dort sehe, wiedererkenne. Aus irgendeinem Grund ist es für mein Gehirn ein Riesenspaß, Muster wiederzuerkennen, Zusammenhänge herzustellen, aufzudecken, wie alles in das große Ganze zusammenpasst. Das heißt, ich kann mein Aspi-Gehirn befriedigen, ohne auf Wiederholungen bereits bekannten Materials zurückgreifen zu müssen. 

In Kürze gesagt: Wer The X-Files mochte, dürfte von Fringe gut unterhalten werden, und auch wer mehr von den Ideen aus Dark erleben will, darf mal hineinschauen. Und in dieser chaotischen Gesamtsituation mit Corona und Schule ist es für mich sehr beruhigend, etwas Bekanntes wiederzuerkennen.

post scriptum: Einen herrlichen Satz von heute möchte ich Euch nicht vorenthalten; ich musste die Episode stoppen, weil ich von einem dreiminütigen Lachanfall inklusive Applaus fast dahingerafft wurde:

"This temptress, she tricked my son, and he fell right into her vagenda!"

Ich finde das Wort "vagenda" (ein portmanteau aus "vagina" und "agenda") brillant. Ich liebe Sprache!

Mittwoch, 10. März 2021

Teacher Blaming


Heute geht es um Schulmentalität. Wenn man an vielen verschiedenen Schulen unterrichtet hat, ist einer der Vorteile, dass man seinen eigenen Horizont dessen erweitert, was an einer Schule gemacht werden kann und darf. Diese ganzen Schulwechsel haben mein Leben aus einer sicheren Lebenssituation komplett in's Chaos gestürzt und ich bin da noch lang nicht wieder raus, aber ich bin auf diese gesammelten Erfahrungen ein wenig stolz. Da ist auf der einen Seite das Elitegymnasium, an dem vor allem die Starken gefördert werden, und auf der anderen Seite die Regionalschule für diejenigen Schüler, die es sonst nirgendwo mehr packen. Das setzt die eigene Unterrichtsmentalität in Relation.

Auf der einen Seite gilt, dass Du als Lehrer perfekt sein musst. Du hast Deinen Unterricht perfekt vorbereitet, Du bist nie zu spät, trotz Grippe gehst Du zur Schule, Du bist sensationell organisiert, um Deinen Schülern Perfektion vorzuleben. Wenn Du Dich mal krank meldest - das geht gar nicht. Das gilt als roter Eintrag in Deiner Akte, als Makel. Du hast nicht krank zu sein, es darf kein Unterricht ausfallen. Das würde nämlich bedeuten, dass die Schüler nicht den gesamten Lehrstoff erfahren und dann später auf dem Arbeitsmarkt weniger wettbewerbsfähig sind als andere. Das würde bedeuten, dass Deine Schüler nicht die besten sind, und das hast Du verbockt. Du bist ein Makel und jederzeit potentieller Schaden für das einwandfreie Image der Schule. Du gehst hervorragend, oder Du gehst gar nicht.

Auf der anderen Seite ist da eine Schule, in der Menschen unterrichten dürfen, die pre-existing conditions haben, und auch solche, die mal krank werden, und auch mal öfters. Dort wird allerdings nicht mit dem Finger auf solche Kollegen gezeigt, sondern man versucht, den Unterrichtsausfall aufzufangen, man versucht, zusammenzuhalten. Klar, an Schulkonzepten, die so etwas wie Bereitschaft im festen Stundenraster vorgesehen haben, ist das leichter an an solchen, deren Stundentableau das nicht hergibt. Klar, das bedeutet, dass ich öfters mal spontan unvorbereitet in mir unbekannte Lerngruppen gehe, was mir meinen Kopf und meinen Vormittag zerlegt.

Aber wenn ich so auf die vergangenen Schulen zurückblicke, bin ich bereit, diesen Preis zu zahlen, denn die zuerst beschriebene Schulmentalität kommt mir mittlerweile sehr kalt vor (damals habe ich das nicht so wahrgenommen, weil mir Vergleichswerte fehlten).

Kinners, dieser Beitrag ist ganz bewusst schwarz-weiß-malerisch geschrieben, das soll so sein. Und unrealistisch sind die Beschreibungen (leider?) nicht.

post scriptum: Ich habe heute während der Meditation diese himmlische neue Räucherstäbchensorte genossen, Frangipani von einem Hersteller meines Vertrauens. Es kommen selten neue Sorten in mein Sortiment, aber diese Sorte hat sich in mein Herz geräuchert.

Dienstag, 9. März 2021

Wird immer drolliger


Klammer auf: Nein, wird es nicht, Klammer zu. Was für ein Tag!

morgens: Nach einer harten Nacht aufgewacht mit Magenkrämpfen, muss wohl was Falsches gegessen haben, allerdings hat Butylscopolamin diesmal nicht geholfen, ergo in der Schule angerufen, für heute abgemeldet, dann meine Schulmails gecheckt. Nachricht aus dem Ministerium: Während die Jahrgänge fünf und sechs jetzt im Präsenzunterricht sind, dürfen ab nächster Woche alle Jahrgänge wieder in die Schule - allerdings im Wechselunterricht, und das betrifft nicht die Abschlussschüler, denn die sind ja eh' im Präsenz-Wechsel-IchHabKeineAhnungMehr-Unterricht. Zurück in's Bett, das ist zuviel auf einmal.

mittags: Natron aus dem Supermarkt geholt, Magen beruhigt, wunderbar. Vokabeltests von gestern durchgeschaut, Plan geschmiedet für die Klassenarbeiten vor den Ferien, an die Schule geschrieben, dass ich morgen wieder einsatzbereit bin. Telefon irgendwann vergessen auf die Station zurückzulegen, Akku alle, wunderbar.

nachmittags: Unterricht für morgen vorbereitet, realisiert, dass mein Kurs in acht immer noch keine Aufgaben hat, aber wozu soll ich jetzt noch welche stellen, ich sehe sie ja nächste Woche wieder. Die Hälfte zumindest. Lese dankbar die Mail einer Kollegin für einen Sammeltermin der nachzuholenden Sprechprüfungen in acht, denn die sind ja wegen Corona auch ausgefallen. Bei'm Planen des Unterrichts für die Mittelstufe realisiere ich, dass von meinen siebzehn Schülern sechs als ESA-Schüler im Präsenzunterricht der Kollegen sind, dann noch das Wechselprinzip, so dass ich in Klasse neun in der nächsten Woche nur fünf Schüler bei mir haben werde.

abends: Mail von der Stufenleitung, die an den Erlass vom ersten März erinnert, gemäß welchem die Eltern ihre Schüler in der Zeit vom achten März bis zu den Osterferien ohne Angabe von Gründen beurlauben können. Geistiger Totalausfall.

Ich habe überhaupt keinen Plan mehr, wen ich in den nächsten Wochen überhaupt noch wie unterrichten soll. Das einzige, was mir etwas Halt gibt, ist der Grundgedanke Bis zu den Ferien mit Unit Three fertig sein. Ich frage mich, wann die nächste Nachricht mit neuen Unterrichtsbedingungen herumgeht. Mein Kopf macht mich jedenfalls fertig, und so habe ich seit nachmittag die meiste Zeit in Videospielen verbracht - und eben in Meditation, das hat ein wenig geholfen. 

Was für ein Chaos. Und irgendwie ist das unlogisch: Klasse sechs ist mit sechsundzwanzig Schülern im gerammelt vollen Klassenraum zum Präsenzunterricht. Klasse neun soll dagegen im Wechselunterricht erscheinen, so dass ich nur fünf Schüler da haben werde. Könnt Ihr mir das erklären, warum das so ist? Ich verstehe wirklich nichts mehr.

Montag, 8. März 2021

Class - so effing good!


Heute hatte ich in der ersten und achten Stunde Unterricht in meinen sechsten Klassen. Natürlich könnte ich mich ärgern, dass ich zweimal für je eine Stunde in die Schule fahren muss, aber das tue ich nicht, und nicht nur wegen des Buddhismus, sondern weil ich mich riesig darauf gefreut hatte, endlich wieder "normalen" Unterricht zu machen. Endlich wieder im Klassenraum stehen, vor mir zwischen siebzehn und sechsundzwanzig Kiddies, endlich wieder die verhaltensauffälligen Schüler goutieren, endlich wieder trockene Kreidehände bekommen. Ich liebe es!

Wir haben auch die Schüler gefragt, mit welchem Gefühl sie in ihren ersten Schultag gegangen sind. Ein paarmal kam auch "school is boring" und "I wake up too early", und das sind ganz normale Denkweisen. Die galten allerdings nur für einen kleinen Teil der Schülerschaft, häufiger kam ein "finally meet friends" oder ein "happy to be here". Natürlich war überall ein bisschen Unsicherheit dabei - "Schreiben wir jetzt eine Klassenarbeit?", allerdings habe ich mich dagegen entschieden und werde die Arbeiten vor den Ferien schreiben, denn einige haben wirklich fast nichts in den letzten Wochen gelernt. Das war dann die Unsicherheit auf meiner Seite: Würden die Schüler die Inhalte der Distanzlern-Unit aufgenommen und parat haben? Die üblichen Verdächtigen waren perfekt vorbereitet, hatten kein Problem, in einem Vokabeltest "kurz - kürzer - am kürzesten" auf Englisch aufzuschreiben, und konnten mir eine ganze Reihe Londoner Sehenswürdigkeiten aufzählen.

Zeigt mir: Ja, Distanzlernen kann klappen, aber das hängt von so vielen Faktoren ab, dass es ein Drahtseilakt ist und ich letztlich nach der ganzen Fernunterrichtszeit nichts voraussetzen darf. Ist okay, wir bekommen das hin, und ich freue mich auf meine nächsten Stunden morgen!

Und der Klassiker darf nicht fehlen: Vor lauter Aufregung um den ersten Schultag herum habe ich natürlich vergessen, die Wochenpläne für die Mittelstufe zu machen. Naja, kommt dann eben etwas später.

Feels great to be back!

Freitag, 5. März 2021

What the Bus?!


Einer der Vorteile des ÖPNV für Aspis ist, dass sich das Liniennetz selten ändert. Irgendwann kenne ich alle Linien und kann die Haltestellen mitsprechen, das ist unglaublich beruhigend. Deswegen habe ich auch das S-Bahn-Fahren in Berlin und Hamburg immer so genossen - ich weiß genau, wie die Fahrstrecke aussieht, kann alles vorhersehen, keine spontanen Änderungen. Das gilt auch für das Busnetz der KVG.

Umso deutlicher ist es mir heute aufgefallen, als die Ansagestimme "Bootshafen - Impfzentrum Schwedenkai" verlauten ließ. Das hat mich komplett aus der Bahn geworfen, denn ich war seelisch nur auf "Bootshafen" vorbereitet, so wie in den letzten Jahren auch. Davor war es Berliner Platz. Das hat mir vor Augen geführt, dass meine Impfung gegen das Coronavirus so langsam naht. Ich gehöre zur Prioritätsgruppe Zwei, in der unter anderem Lehrkräfte verordnet sind. So kann ich ab dem neunten März einen Impftermin buchen.

Ich hoffe, das klappt, denn ich möchte mich tatsächlich so schnell wie möglich impfen lassen, völlig egal, welcher Wirkstoff - es wird wohl auf AstraZeneca hinauslaufen, weil davon noch so viele Dosen ungenutzt geblieben sind.

Wie sieht es bei Euch aus? Hat die Impfung Priorität oder rangiert sie eher in zweiter Reihe?

Donnerstag, 4. März 2021

Herr -icke hat ein Rad- ab.


Diese Anekdote ist ein paar Monate alt, aber heute ist mir in der Meditation aus heiterem Himmel dieser Satz in den Kopf gekommen ("Herr -icke..."), ich fand den drollig, und der passt sehr gut zu der Geschichte.

Eine Apotheke im Kieler Stadtteil Dietrichsdorf. Ich hatte keine Honigbonbons von Em-eukal mehr, und das geht gar nicht. Zahlung per Karte, Bargeld ist dieser Tage nicht so wirklich in, ich reiche der Apothekerin meine Karte unter dem Plastikschutz hindurch, sie legt sie auf das Lesegerät und hält einen Moment inne. "Dr Hilarius? Ich kenne sie, wir haben damals zusammen Latein studiert, bevor ich zur Pharmazie gewechselt habe. Ist aber ewig her, das muss ein Proseminar bei Radicke gewesen sein."

Solche Situationen begegnen wir immer mal wieder - jemand erkennt mich wieder, ich kenne die andere Person überhaupt nicht. Und mir ist das immer etwas unangenehm, weil ich mir denke, wie unhöflich, jemand erkennt mich und ich kann mich überhaupt nicht an diesen Menschen erinnern. Natürlich ist das ein unsinniger Gedanke, das hat ja mit Höflichkeit nichts zu tun, und dennoch ist es mir unangenehm, für einen Moment, jedesmal wieder.

Und wie kommt es überhaupt dazu, dass es immer wieder jemanden gibt, der mich wiedererkennt und ich bin völlig planlos? Jemand hat mal gesagt, ich sei unvergesslich, ich denke, das hängt mit meinen Outfits zusammen. Wenn es tatsächlich im Proseminar Eins war, dann hatte ich Socken in Sandalen im Winter an. Es könnte aber auch ein ganz spezieller Moment in Erinnerung geblieben sein: Ich bin mitten im Seminar aufgestanden und habe zu Radi gesagt: "Finden sie nicht, dass zwei Klausuren, ein Referat und eine Hausarbeit ein bisschen viel sind für einen Teilnahmenachweis?" Denn das wollte er tatsächlich machen, und wir hatten unter Kommilitonen schon einmal darüber gesprochen, dass wir das doch etwas heftig finden. Aber der Aspi kann natürlich sein Maul nicht halten und klatscht seinem Prof das Ganze vor versammelter Mannschaft in's Gesicht. Mit Kopftuch.

Das dürfte das Wiedererkennen erklären, und ich kann meinen Mund auch heute nicht halten.

post scriptum: Wobei ich gemerkt habe, dass der selektive Mutismus (a.k.a. einfach mal die Fresse halten und gar nichts mehr sagen) ein angenehmer Weg ist, um nicht immer wieder Menschen vor den Kopf zu stoßen ;-)

Mittwoch, 3. März 2021

Brainfood


GEB. Gödel, Escher, Bach - an Eternal Golden Braid. Schon die akrostichische Spielerei im Titel und das Cover des Buches begeistern mich, auch nach über fünfzehn Jahren noch. Dabei geht es heute gar nicht um das Buch, sondern um etwas, das viele Hochbegabte kennen dürften, nämlich geistige Unterforderung.

"Ist doch nicht schlimm, wenn ich intellektuell gerade nicht herausgefordert werde, dann kann ich endlich mal ein bisschen entspannen", so mag man denken, und da ist auch etwas dran. Aber in der Unterforderung fängt der Geist an zu wandern. Wenn das Gehirn sich nicht mehr auf eine Sache konzentrieren muss, denkt es in alle möglichen Richtungen, und dann kommen einem die irrsten Ideen. Dumme Ideen. Ich nenne gern eine Anekdote aus dem Film Spoorloos (1988), in dem ein hochbegabter Jugendlicher auf einem Balkon steht und nachdenkt. Kein Mensch würde einfach so vom Balkon springen, denkt er sich. Die menschliche Vernunft hält ihn davon ab: Warum sollte er? Und außerdem könnte es gefährlich sein. Doch er denkt weiter: Um seine Kontrolle über seinen eigenen Geist und Willen zu beweisen, springt er vom Balkon und bricht sich ein Bein.

Und die Unterforderung führt nicht nur zu dummen Ideen, sondern zu teilweise extremen Stimmungsschwankungen, wenn man plötzlich darüber nachdenkt, was alles gerade nicht in Ordnung ist. Eine Blütezeit für unbegründete Ängste.

Im Prinzip bin ich seit dem Beginn des Lockdowns unterfordert. Mir wird das erst jetzt so richtig bewusst, wo ich mich mal wieder intellektuell angesprochen fühle, nämlich zum einen durch oben genanntes Buch, das mich schon nach siebzehn Seiten total fasziniert (es geht um Paradoxa, Loops, Logik, Gödel, Escher, Bach, Muster und vieles mehr), zum anderen durch die Serie Fringe, die mir Picki empfohlen hat (Lena hat ihn immer so genannt, SPO und so). 

Ich fühle mich irgendwie erleichtert, nicht mehr so träge. Das ist auch der Grund, warum ich mir nur in Ausnahmen Wiederholungen ansehe, sei es von Serien oder Filmen oder Videospielen. Ich brauche Brainfood, sonst geht es mir nicht gut. 

Geht es anderen HBs da draußen auch so?

Dienstag, 2. März 2021

Jetzt aber richtig!


Das Vokabeltest-Experiment hat funktioniert, die Schüler haben sich das Video angeschaut und mir dann ihre selbst korrigierten Tests zugeschickt, klasse! Da kann ich mich doch mal richtig freuen, dass der Distanzunterricht klappt...

...könnte ich mich freuen, meine ich natürlich, denn heute ist mal wieder alles zusammengebrochen mit der Ankündigung, dass ab nächster Woche Wechselunterricht in Präsenz für die Jahrgänge Fünf und Sechs stattfindet. Ich habe zwei Englischklassen in Sechs, also werde ich ab nächster Woche wieder in der Schule unterrichten. Allerdings nur halbe Klassen. Und auch nur die Hälfte meiner Lerngruppen. Die anderen bleiben im Distanzunterricht. Aber nur diejenigen, die keine Abschlussprüfungen schreiben. Ganz ehrlich? Ich habe heute fast angefangen zu heulen, weil ich jetzt überhaupt keinen Überblick mehr habe, wo ich stehe und wie es weitergeht. Ganz grandios, meine Schüler müssen heute (und vielleicht auch morgen usw.) ohne neue Aufgaben auskommen, weil ich nicht mehr funktioniere, jetzt ist der Zug richtig entgleist.

Na klar war das abzusehen. Aber das ändert für einen Aspi nichts an der Katastrophe. Es war damals auch abzusehen, dass ich SPO irgendwann verlassen muss, und trotzdem hat es mein Leben komplett eingerissen. Heute geht einfach gerade mal gar nichts mehr. Einfach nur noch etwas essen nachher, und ab in's Bett, und natürlich kommen dann auch wieder die Zweifel, ob ich überhaupt Lehrer sein sollte. Aber irgendwie müssen wir da jetzt durch. 

Insofern ist es vielleicht ein gutes Omen, dass heute Douglas Hofstadters Gödel, Escher, Bach - An Eternal Golden Braid (1979) angekommen ist. Ein dickes Buch voller mathematischer, musischer, philosophischer, physikalischer, faszinierender, künstlerischer Ausführungen, das für einen Autisten eine kleine Rettungsinsel in dem momentanen Chaos darstellen dürfte.

Montag, 1. März 2021

Kopfausfall


Ich bin heute über ein neues Wort gestolpert. Nein, das trifft es nicht genau... mir ist ein neues Wort in den Sinn gekommen, und das lässt mich gerade nicht mehr los, und zwar geht es um den Begriff Kopfausfall. Wir alle wissen, was ein Stromausfall ist, und sind in der Lage, die Analogie zu ziehen. Warum fällt mir der Begriff heute ein?

Eine Situation, wie ich sie mittlerweile oft genug erlebt habe: Eigentlich ein Routinetag, morgens in die Schule, Vokabeltest-Videos aufnehmen (kleines Experiment), danach noch fix zu Rossmann, den monatlichen Einkauf erledigen. Was ich im Laufe des Tages nicht gemerkt habe: Wie viel Neues auf meinen Kopf eingeprasselt ist: Neues Schul-/Videoexperiment, neue faszinierende Schokoladensorte in der Drogerie, neuer Parkplatz für das Auto, neues Videospiel.

Mögen alles Kleinigkeiten sein, aber mein Kopf braucht Zeit, diese neuen Dinge zu verarbeiten, sich zu fragen, ob sie gut oder schlecht sind, wie ich in Zukunft mit ihnen umgehen möchte. Wenn sich diese Denkprozesse stapeln, kann es irgendwann zu dem Moment kommen, an dem ich Sache A mache, im Kopf schon bei Sache B bin und parallel über Sache C nachdenke, und dann steht plötzlich alles Denken still. Kopfausfall.

Das lässt mich an einen Hinweis der Sannitanic denken, dass es viele Eltern gibt, die denken, sie täten ihrem Kind etwas Gutes, wenn sie ihm möglichst viele verschiedene neue Spielzeuge gleichzeitig schenken, und sich nicht bewusst sind, dass das Kind damit völlig überfordert sein kann. In dieser Hinsicht wird der Aspi wohl nie erwachsen. 

Das Problem ist, dass ich das Anstauen dieser vielen Gedankengänge überhaupt nicht bemerke, bis es dann zu spät ist und plötzlich das ganze Gedankenkonstrukt zusammenbricht. In dieser Situation brauche ich Verhaltensrituale, Fibonacci reicht dann nicht mehr aus. Ich muss etwas tun, von dem ich genau weiß, wie alles abläuft, und das ist bei mir dann das komplette Meditationsritual. Das dauert leider recht lange - heute von Kopfausfall um halb fünf bis zum wieder-klar-Denken um halb acht. Aber immerhin: Dann geht es wieder.

Das sind Situationen, in denen unsere Aspi-Schüler dann ausrasten können, zornig und laut oder in einem Weinkrampf zerfließen. Mal wieder ein Glas Asperger Pur. Oder ob das auch mit der Hochbegabung zusammenhängt? Kennst Du diese Situationen, die große Buba?

post scriptum: Aus der "Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom" zeigt sich die Neigung des Aspis, neue Wörter zu erfinden. Die große Buba und ich haben daraus schon viel Spaß gewinnen können, teigend, spülend.