Dienstag, 21. März 2023

Endlich wieder staunen!

Das ist mal eine echte Träsch-Trüller.

Wir sind angekommen in einer Zeit, in der in Filmen mit CGI fast alles möglich ist. Die abgedrehtesten Fantasien - alles kein Problem. Bei mir führt das zu einer Art Langeweile; da sind zwar tolle Sequenzen drin, aber das reißt mich nicht mehr so mit. Das ist irgendwie nicht mehr so immersiv.

Vorhang auf für LAIKA, ein amerikanisches stop-motion-Animationsstudio. Ich finde es toll, dass es noch Filmemacher gibt, die diese Handwerkskunst nicht an die computergenerierten Bilder abgeben. Auf das Studio bin ich über die Romanverfilmung Coraline (2009) gekommen, bin aber nie auf die Idee gekommen zu schauen, was die Leute dort noch so an Filmen kreieren. Bis vor zwei Tagen.

Aber warum überhaupt stop-motion? Hatte ich hier schon kurz angerissen - das Bewusstsein, dass diese animierten Objekte tatsächlich reale Objekte sind, bringt mich zum Staunen. Das ist wie Magie, das ist quasi eine echte animatio. Die Bilder fühlen sich an, als könnte ich die Dinge am Bildschirm mit den Händen greifen. Dabei stelle ich mir vor, wie die Macher diese oder jene Szene wohl erschaffen haben - denn es gab bisher in allen LAIKA-Filmen eine Szene, die wirklich atemberaubend war durch die Intensität, durch die Bewegungen, die eben nicht einfach nur Computerbilder sind.

Man bittet zum Tanz
 

In The Boxtrolls (2014) gibt es eine Tanzszene in einem adligen Herrenhaus; ein schneller Walzer, bei dem Tanzpartner gewechselt werden, die Perspektive mal aus den Augen des jungen Helden, mal als Kamera an der Decke, mal, als würde ich, der Zuschauer, direkt mittanzen. Im epischen Abenteuer Kubo And The Two Strings (2016) gibt es einen Kampf unseres Helden und seiner Mitstreiter gegen ein Riesenskelett, auch hier plastisch, ich möchte direkt in den Fernseher einsteigen, um das zu erleben (ja ja, name dropping, Ringu (1998) und Videodrome (1983) bla).

Bei solchen Szenen möchte ich manchmal einfach kurz unterbrechen und sie noch einmal sehen, um es wirklich zu glauben, dass da reale Objekte im Spiel sind.

Ein Affenspaß...

Ganz nebenbei packen LAIKA schwere Themen an, kinderfreundlich verpackt. Da kann es um trauern gehen, um Faschismus, Kinderarbeit - fast alle Filme haben einen düsteren Touch. Nicht immer so horrornah wie Coraline - bei dem kleine Kinder Alpträume haben könnten - aber genau meine Wellenlänge, ebenso wie die Witze und Dialogzeilen, die Erwachsene ganz anders wahrnehmen werden als Kinder, wenn zum Beispiel zwei alternde Damen fast nackt auf einer Bühne ihre glorreichen Zeiten des adult entertainment nachleben (daraus stammt obiges Foto).

Dazu ist anzumerken, dass einer der LAIKA-Filme der erste Animationsfilm im Mainstream war, der einen schwulen Charakter hatte. 

Ich bin begeistert!

post scriptum: Ich verstehe übrigens nicht ganz, warum die LAIKA-Filme immer in 3D gedreht werden: Gerade wegen der Plastizität der Figuren im normalen 2D-Bild ist ein 3D-Effekt gar nicht mehr nötig.

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