Heute geht es um Schulmentalität. Wenn man an vielen verschiedenen Schulen unterrichtet hat, ist einer der Vorteile, dass man seinen eigenen Horizont dessen erweitert, was an einer Schule gemacht werden kann und darf. Diese ganzen Schulwechsel haben mein Leben aus einer sicheren Lebenssituation komplett in's Chaos gestürzt und ich bin da noch lang nicht wieder raus, aber ich bin auf diese gesammelten Erfahrungen ein wenig stolz. Da ist auf der einen Seite das Elitegymnasium, an dem vor allem die Starken gefördert werden, und auf der anderen Seite die Regionalschule für diejenigen Schüler, die es sonst nirgendwo mehr packen. Das setzt die eigene Unterrichtsmentalität in Relation.
Auf der einen Seite gilt, dass Du als Lehrer perfekt sein musst. Du hast Deinen Unterricht perfekt vorbereitet, Du bist nie zu spät, trotz Grippe gehst Du zur Schule, Du bist sensationell organisiert, um Deinen Schülern Perfektion vorzuleben. Wenn Du Dich mal krank meldest - das geht gar nicht. Das gilt als roter Eintrag in Deiner Akte, als Makel. Du hast nicht krank zu sein, es darf kein Unterricht ausfallen. Das würde nämlich bedeuten, dass die Schüler nicht den gesamten Lehrstoff erfahren und dann später auf dem Arbeitsmarkt weniger wettbewerbsfähig sind als andere. Das würde bedeuten, dass Deine Schüler nicht die besten sind, und das hast Du verbockt. Du bist ein Makel und jederzeit potentieller Schaden für das einwandfreie Image der Schule. Du gehst hervorragend, oder Du gehst gar nicht.
Auf der anderen Seite ist da eine Schule, in der Menschen unterrichten dürfen, die pre-existing conditions haben, und auch solche, die mal krank werden, und auch mal öfters. Dort wird allerdings nicht mit dem Finger auf solche Kollegen gezeigt, sondern man versucht, den Unterrichtsausfall aufzufangen, man versucht, zusammenzuhalten. Klar, an Schulkonzepten, die so etwas wie Bereitschaft im festen Stundenraster vorgesehen haben, ist das leichter an an solchen, deren Stundentableau das nicht hergibt. Klar, das bedeutet, dass ich öfters mal spontan unvorbereitet in mir unbekannte Lerngruppen gehe, was mir meinen Kopf und meinen Vormittag zerlegt.
Aber wenn ich so auf die vergangenen Schulen zurückblicke, bin ich bereit, diesen Preis zu zahlen, denn die zuerst beschriebene Schulmentalität kommt mir mittlerweile sehr kalt vor (damals habe ich das nicht so wahrgenommen, weil mir Vergleichswerte fehlten).
Kinners, dieser Beitrag ist ganz bewusst schwarz-weiß-malerisch geschrieben, das soll so sein. Und unrealistisch sind die Beschreibungen (leider?) nicht.
post scriptum: Ich habe heute während der Meditation diese himmlische neue Räucherstäbchensorte genossen, Frangipani von einem Hersteller meines Vertrauens. Es kommen selten neue Sorten in mein Sortiment, aber diese Sorte hat sich in mein Herz geräuchert.
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