Montag, 1. März 2021

Kopfausfall


Ich bin heute über ein neues Wort gestolpert. Nein, das trifft es nicht genau... mir ist ein neues Wort in den Sinn gekommen, und das lässt mich gerade nicht mehr los, und zwar geht es um den Begriff Kopfausfall. Wir alle wissen, was ein Stromausfall ist, und sind in der Lage, die Analogie zu ziehen. Warum fällt mir der Begriff heute ein?

Eine Situation, wie ich sie mittlerweile oft genug erlebt habe: Eigentlich ein Routinetag, morgens in die Schule, Vokabeltest-Videos aufnehmen (kleines Experiment), danach noch fix zu Rossmann, den monatlichen Einkauf erledigen. Was ich im Laufe des Tages nicht gemerkt habe: Wie viel Neues auf meinen Kopf eingeprasselt ist: Neues Schul-/Videoexperiment, neue faszinierende Schokoladensorte in der Drogerie, neuer Parkplatz für das Auto, neues Videospiel.

Mögen alles Kleinigkeiten sein, aber mein Kopf braucht Zeit, diese neuen Dinge zu verarbeiten, sich zu fragen, ob sie gut oder schlecht sind, wie ich in Zukunft mit ihnen umgehen möchte. Wenn sich diese Denkprozesse stapeln, kann es irgendwann zu dem Moment kommen, an dem ich Sache A mache, im Kopf schon bei Sache B bin und parallel über Sache C nachdenke, und dann steht plötzlich alles Denken still. Kopfausfall.

Das lässt mich an einen Hinweis der Sannitanic denken, dass es viele Eltern gibt, die denken, sie täten ihrem Kind etwas Gutes, wenn sie ihm möglichst viele verschiedene neue Spielzeuge gleichzeitig schenken, und sich nicht bewusst sind, dass das Kind damit völlig überfordert sein kann. In dieser Hinsicht wird der Aspi wohl nie erwachsen. 

Das Problem ist, dass ich das Anstauen dieser vielen Gedankengänge überhaupt nicht bemerke, bis es dann zu spät ist und plötzlich das ganze Gedankenkonstrukt zusammenbricht. In dieser Situation brauche ich Verhaltensrituale, Fibonacci reicht dann nicht mehr aus. Ich muss etwas tun, von dem ich genau weiß, wie alles abläuft, und das ist bei mir dann das komplette Meditationsritual. Das dauert leider recht lange - heute von Kopfausfall um halb fünf bis zum wieder-klar-Denken um halb acht. Aber immerhin: Dann geht es wieder.

Das sind Situationen, in denen unsere Aspi-Schüler dann ausrasten können, zornig und laut oder in einem Weinkrampf zerfließen. Mal wieder ein Glas Asperger Pur. Oder ob das auch mit der Hochbegabung zusammenhängt? Kennst Du diese Situationen, die große Buba?

post scriptum: Aus der "Marburger Beurteilungsskala zum Asperger-Syndrom" zeigt sich die Neigung des Aspis, neue Wörter zu erfinden. Die große Buba und ich haben daraus schon viel Spaß gewinnen können, teigend, spülend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen