Freitag, 12. März 2021

Dispo

Lebenszeit-Konto - da gibt es definitiv keinen Dispo.

Das Konzept eines Dispositionskredits ist gut: Sollte ein Notfall kommen - zum Beispiel eine kaputte Waschmaschine - und auf dem Konto gerade Ebbe sein, kann man das Konto etwas überziehen. Dann ist man in den roten Zahlen, für die man natürlich Zinsen zahlen muss. Das nächste Gehalt pusht einen dann wieder aus dem Dispo heraus.

Ich habe gemerkt, dass dieses Konzept für meinen Kopf nicht funktioniert. Mein Kontostand mag bei Null stehen, aber ein Dispo-Rahmen von beispielsweise tausend Euro suggeriert mir, dass ich noch tausend Euro zur Verfügung habe. Ich kann einkaufen gehen und es gibt keine Probleme. Klar, mein Konto zeigt dann rote Zahlen, aber für mich sind sie eben nur das: Zahlen, die in rot gedruckt sind. Wenn ich kein Geld mehr habe, dann sollte es mir einfach nicht mehr möglich sein, Dinge einzukaufen.

Ich bin jahrelang im Dispo herumgedümpelt. Irgendwann habe ich das mit meinem Kundenberater bei der Förde Sparkasse besprochen, wir haben dann den Dispo in einen Ratenkredit umgewandelt und den Disporahmen auf Null gesetzt. Gleichzeitig für oben genannte Waschmaschinen-Notfälle ein Sparkonzept entworfen; Geld, auf das ich nicht zugreifen kann, wunderbar.

Aber es hat natürlich wieder sehr lang gedauert, bis ich realisiert habe, dass die roten Zahlen vielleicht nicht gut sind. Hat doch geklappt, warum hätte ich etwas an meinem Verhalten ändern sollen? 

Geld ist einfach nur nervig. Lässt mich an den Film In Time (2011) denken, in dem es kein Geld mehr gibt. Man bezahlt mit Lebenszeit - ein Brot kostet vier Minuten meines Lebens und so weiter, und mit meiner Arbeit verdiene ich dann wieder Lebenszeit. Interessantes high concept, leider dann mit einer Standard-Storyline. War trotzdem einen Blick wert.

Konto nicht mehr im Minus - leider geil.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen