Samstag, 31. Dezember 2022

Morgen...

Die Köpfe warten schon gespannt, denn...

...morgen Abend wird es interessant.

Morgen. Bis dahin:

Euch allen einen guten Rutsch und im Falle des Falles einen guten Chiropraktiker; kommt heil in Zwanzig Dreiundzwanzig an und bleibt gesund!

Und danke für Eure Unterstützung!!!

Donnerstag, 29. Dezember 2022

Aufmerksamkeitsspanne (Die kleinen Freuden der Filmgenies)

Genau hinschauen!

Es ist wirklich nicht mehr ganz so einfach, Filmklassiker im Unterricht einzusetzen. Ein großer Teil der SchülerInnen hat im Vergleich zu früher eine deutlich kürzere Aufmerksamkeitsspanne; es fällt ihnen schwer, den roten Faden einer Szene zu behalten, in der nicht alle paar Momente etwas Aufregendes oder Auffälliges passiert. Kein Wunder - sie wachsen auf mit pop ups, TikTok, Video-im-Video, Nachrichten und Tweets im Sekundentakt. Das kann man lamentieren, würde ich auch gern, aber wir müssen uns dem wohl anpassen. Ich versuche es trotzdem gern immer wieder, aber ein paar der berühmteren Filmemacher werden ihnen nicht zugänglich sein.

Ich werde jedenfalls niemals versuchen, einen Film von Tarkovsky mit ihnen zu schauen (dabei sind sie faszinierend und bereichernd), und viele SchülerInnen sind bereits mit einer Episode der originalen Twilight Zone aus den Fünfzigern völlig überfordert. Da passiert nicht genug.

Ich denke mir immer, dass ich eine recht lange Aufmerksamkeitsspanne habe. Das ist relevant für die Untersuchung auf eine Autismus-Spektrums-Störung, ist aber auch hilfreich für Introspektion. In der richtigen Stimmung kann ich Tarkovsky genießen, seine Mischung aus Science Fiction und Philosophie. Ich mag Horrorfilme und psychologische Thriller aus der Kategorie slow burn - da passiert erstmal nicht viel, aber am Ende hat man einen ordentlichen payoff und der Film wirkt lange nach. 

Zwei Beispiele dafür von zwei extrem talentierten Regisseuren: Michael Haneke haben vielleicht einige von Euch schon gesehen, in Das weiße Band (2009) oder Funny Games (1997) oder Amour (2012). Einer seiner intensivsten - weil subtilsten - Filme ist Caché (2005). Da passiert erstmal auch nicht viel - die Atmosphäre macht den Film aus, und die unausgesprochenen psychologischen Spannungen zwischen den Eheleuten. 

Haneke hat sich in diesem Film allerdings etwas Besonderes überlegt, ein winziges Detail in der letzten Szene, das den gesamten Inhalt zuvor auf den Kopf stellen könnte - wenn man es denn findet. Ich habe es nicht gefunden, war nur durch eine Rezension und daraus folgender Diskussion darauf gestoßen. Ich mag eine lange Aufmerksamkeitsspanne haben, aber ich habe das vollkommen übersehen (ohne Spoiler: In der Szene treffen sich in einer Menschenmenge zwei Leute, die sich eigentlich gar nicht kennen dürften). Das Positive: Diese Kenntnis macht es zu einem besonderen Genuss, den Film mehrmals zu schauen, wie ich es mit ein paar Filmen gern mache.

Ein weiteres Beispiel dieser kleinen genialen Details von Meistern der Filmkunst ist mir gestern untergekommen - und deswegen auch dieser Beitrag -, in einem Film, den ich - wieder einmal nach Erkenntnis eines sehr wichtigen Details in der letzten Szene - dann nach der Meditation direkt ein zweites Mal geschaut habe. Kiyoshi Kurosawas Cure (1997) ist ein absolut faszinierender - man möchte mit Blick auf den Inhalt fast betörender Film sagen. Ebenfalls sehr subtil mit einem brillanten Sounddesign, das mich so intensiv "hypnotisiert" hat, dass ich in der letzten Einstellung dieses kleine Detail - hat mit einer Kellnerin zu tun - übersehen habe und mich gefragt habe, was diese letzte Szene wohl soll. Jetzt, mit neuem Hintergrundwissen, bin ich begeistert.

Wer weiß, vielleicht würden unsere heutigen Schüler diese Details eher bemerken, gerade weil sie sich nicht von einem slow burn einlullen lassen können.

Habt Ihr diese Beobachtungen hinsichtlich der Aufmrksamkeitsspanne auch schon einmal machen können, die große Buba und alle KollegInnen da draußen?

Dienstag, 27. Dezember 2022

Haare ab. Buba platt. Nachbarin tot. Feiertage.


Die Realität läuft nicht immer nach meinem Drehbuch, aber vielleicht sollte ich mein Drehbuch auch nicht immer so labyrinthine plotten wie Agatha Christie. Oh, nota bene, der "Nachfolger" des großartigen Whodunit Knives Out (2019) ist auf Netflix verfügbar (Glass Onion: A Knives Out Mystery). Für alle, die Krimis lieben.

Ja, heute Abend werde ich mir diesen Film weiter anschauen, nach Bad und Meditation, ein bisschen verarbeiten, denn die große Buba ist heute nicht da, und ich wäre auch nicht klöterbar, wie wir sagen. Krankheit geht rum, bald fällt die Maskenpflicht komplett weg, bleibt noch das normale Schniefen und die Buba hat sich davon eine Extraportion geholt.

Dann war heute endlich mein Termin bei Tina, ab mit dem Kopf, das war wieder überfällig und es fühlt sich gleich alles viel befreiter an, und ich sollte vor dem Drüberfärben schauen, ob ich nicht doch endlich ein paar graue Haare bekomme. Gerade gemacht, nein. Und erfahren, von Tina, dass Frau Keller verstorben ist. 

Damit bin ich jetzt - Friseur ausgenommen - der Zweitälteste im Haus, hier ist ordentlich Durchgangsverkehr. Frau Keller war immer total freundlich, ich habe gar nicht bekommen, dass sie gestorben ist. Ich wusste, dass sie Krebs hat, und dass ihr - genau wie bei Roger Ebert - der Unterkiefer entfernt werden musste. Trotzdem war sie immer noch so freundlich, sie wird mir tatsächlich ein bisschen fehlen.

Und ich habe nach längerer Zeit mal wieder ein neues Buch angefangen zu lesen, Poppy Z. Brites Soul Kitchen, ich mag ihren - seinen (trans) Stil einfach sehr. Soviel für heute, das Bad ist eingelaufen und nachher gibt es die himmlischen Frikadellen meiner Mama.

Donnerstag, 22. Dezember 2022

Wie unterschiedlich


Es gibt Schulen, die haben am letzten Schultag noch so eine Art "weihnachtliches Beisammensein" nach Unterrichtsende, das kann auch am Nachmittag oder am Abend liegen. Ich habe an solchen Schulen unterrichtet. Es gibt auch Schulen, an denen es sehr negativ auffällt, wenn man nicht zu diesem Beisammensein geht. Man gelte dann als unkollegial. Auch an solchen Schulen habe ich unterrichtet, und ich bin heilfroh, dass ich da weg bin!

Auf der anderen Seite gibt es die Schulen, an denen am letzten Schultag allen bewusst ist, dass die Luft raus ist. Da gibt es vielleicht eine kleine Durchsage über den Schullautsprecher, oder auch nicht, und alle sind froh, dass sie nach Hause kommen. Das finde ich persönlich viel erleichternder, authentischer, weniger aufgesetzt. Befreiend.

Und dann gibt es noch die meiner Meinung nach sinnigste Variante: Wer möchte, kann noch ein bisschen zusammensitzen zu Kaffee und Kuchen, den Schultag ausklingen lassen, aber niemand muss. 

Kennt Ihr auch solche unterschiedlichen Schulen?

Dienstag, 20. Dezember 2022

Geht's mir etwa gut?


Ein interessanter Tag heute, so in der Rückschau. Es gab mehrere Situationen, die für ein Glas Asperger pur gereicht hätten, aber ich hatte keinerlei Panikattacken oder den Wunsch, aus der Situation zu fliehen.

Das ging schon nach dem Aufstehen los - heute waren Sprechprüfungen bei meinen Zwölfern dran, immer aufregend, weil ich Angst davor habe, irgendwelche Formalien zu übersehen oder falsch zu erledigen, oder dass ich die Prüfungsaufgaben für meine SchülerInnen vertausche. Heute nichts - alles geordnet im Ordner, in die Tasche. In aller Ruhe die Wohnung rechtzeitig verlassen, keine Angst vor dem, was kommt.

An der Bushaltestelle Diesterwegstraße ging es weiter - ich wollte gerade ein weiteres Logikrätsel bearbeiten, da kommt über die Straße - Er. Wie schon vor ein paar Wochen hatten wir eine kurze gemeinsame Busfahrt, und ich hatte keine weichen Knie, nicht den Drang, schnell wegzukommen, und es gab auch keine Probleme damit, im vollen Bus in den Arm genommen zu werden.

Springen wir zur Bushaltestelle Lüderitzstraße, auf dem Weg zurück. Auch hier möchte ich gerade ein Rätsel bearbeiten, doch zur Linken kommen nette Schüler, und von rechts kommt ein Fremder und bittet mich um meinen Stift, damit er etwas aufschreiben kann. Kein Problem - und dann hat sich daraus sogar ein nettes Gespräch ergeben, über's Renovieren und wie es ist, wenn man älter wird. Kein "Hoffentlich redet er jetzt nicht noch weiter, bitte lass' mich in Ruhe".

Das hätte alles ganz anders laufen können (und die vielen Asperger pur-Beiträge geben einen bunten Einblick in die Erlebniswelt eines Autisten). Könnte es womöglich sein, dass es mir gut geht? Mich irritiert das ein bisschen, denn ich habe immer noch keine feste Stelle, immer noch keinen Diagnoseplatz und meine Wohnung sieht... aus. Es scheint tatsächlich so etwas wie Alltag einzukehren, wie damals im Studium, als es völlig normal wurde, mit dem Fahrrad in die Uni zu fahren und dort sogar mit Freunden in der Mensa essen zu gehen (ich hatte lange Zeit die Mensa geistig abgeblockt).

Darf so weitergehen!

Montag, 19. Dezember 2022

Snow

kalt und dunkel

Die Pellworm-Tuba denkt bei diesem Titel vielleicht noch an unseren hunky Beschützer aus Final Fantasy XIII, und falls nicht, gibt es hier als Erinnerungsstütze ein Foto:


Aber in diesem Beitrag geht es mir um den klassischen Schnee. Das Zeug da draußen. Nimm' das wech. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass ich Schnee für exakt drei Augenblicke lang schön finde.

Der erste Augenblick ist der Moment, in dem ich durch das Rollo aus dem Fenster luge und zum ersten Mal bemerke, dass draußen Schnee gefallen ist. Ich bekomme sowas für gewöhnlich nicht mit, da ich meine Wohnung in der dunklen Jahreszeit rund um die Uhr gegen das Grau da draußen abschotte. Ich merke nicht, ob es regnet, grau ist oder die Sonne scheint. Und gerade deswegen finde ich diesen ersten Augenblick, das erste Realisieren von "Winter!" schön.

Der zweite Augenblick ist das Bewusstsein, dass draußen für eine Weile alles ganz still ist. Eine dicke, weiße Decke hat sich über die Natur gelegt und es kommt mir alles viel ruhiger vor. Autos fahren langsamer und der Schnee schluckt ihre Geräusche - es ist fast, als ob die Realität gerade eine Betäubung bekommen hat und die fängt jetzt richtig an zu wirken. Alles ist weiß und sauber, still und friedlich zugedeckt.

Der dritte Augenblick ist die Freude darüber, wie schön es gerade jetzt in der warmen, dunklen Wohnung ist. Ein Vorteil des Winters, den ich nicht leugnen kann: Wenn es draußen grau und kalt und nass ist, ist es in der Wohnung um so schöner, und somit genieße ich diesen dritten Augenblick.

Aber es ist wie mit der Betäubung (zum Beispiel bei'm Zahnarzt): Am Anfang ist man froh, dass sie wirkt und dass sich alles dick anfühlt, weil nun eventuelle Schmerzen bei der Behandlung (hoffentlich) abgeschaltet sind. Wenn man aber damit durch ist und die Praxis verlässt, kommt irgendwann der Moment, in dem ich mir sage, okay, jetzt darf das aber auch nachlassen, ich möchte wieder etwas fühlen im Mund und nicht dieses komische Gefühl haben, wenn ich ein Glas Wasser trinke.

So auch mit dem Schnee: Nach diesen drei Augenblicken reicht es mir dann auch schon wieder, denn dann kommen die Menschen und die Autos. Der Schnee wird plattgetreten und -gerollt, es werden Sand und Salz gestreut, das Ganze wird zu einem dreckigen Matsch, den man mit in die Wohnung trägt. Und dann nervt es nur noch und ich wünschte mir, es wäre möglichst schnell alles wieder wie vorher.

Immerhin, dieser Wunsch soll gewährt werden; die Wettervorhersage deutet warmes Wetter an und in der Tat schmilzt draußen bereits eine Menge weg oder wird vom Regen davongespült. Also wieder nasskalt. Und das kann ich in meiner Wohnung wunderbar ausblenden.

Dienstag, 13. Dezember 2022

all peopled out


"I'm all peopled out."

Temple Grandin ist ein bekannter Name in der Asperger-Szene, und von ihr habe ich (via Tony Attwood) diesen grandiosen Ausdruck gelernt. Es tut gut, etwas endlich mal mit Worten beschreiben zu können, was einen über die Jahrzehnte begleitet und immer wieder auftritt. Dieser Artikel dürfte auch für HSPs interessant sein, denn sie kennen das Prinzip der Reizüberflutung nur zu gut.

Wenn ich morgens in die Schule gehe, bin ich ausgeglichen. Mein Unterrichtsplan steht. Ich weiß genau, mit welchen Lerngruppen ich welche Inhalte behandeln möchte. Das Drehbuch ist quasi geschrieben und muss jetzt nur noch ablaufen. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit, und deswegen "probe" ich bestimmte Gesprächsfetzen, die auftauchen könnten, schon vorher auf dem Schulweg im Kopf und zuhause in den Selbstgesprächen.

Es läuft dann auch weiterhin alles nach Plan ab: Ich erfriere an der Bushaltestelle mit meinem Rätselheft in der Hand, Kapuze über den Kopf zum Abschotten, nicht nur gegen die Kälte. Im Bus wird weiter gerätselt, mein Drehbuch läuft ohne Probleme ab. Dann heißt es irgendwann: "Nächste Haltestelle - Tiefe Allee." Damit endet meine Sicherheit. Das ist nämlich die vorletzte Bushaltestelle vor meinem Schul-Stop. Das Rätselheft wird eingepackt und es geht los. Zum ersten Mal schaue ich, wer noch mit mir aussteigt, jetzt sehe ich bekannte Gesichter, und die Schule kommt immer näher, und mit ihr tausend Menschen, die sie beleben.

Jeder einzelne Kontakt mit einem anderen Menschen kann für einen Autisten Probleme bedeuten, denn diese Menschen kennen mein Drehbuch nicht und verhalten sich einfach nach ihren eigenen Drehbüchern (so soll es ja auch sein). Ich nehme das wahr als Unberechenbarkeit. Ein kleines "Hey Tobi!" oder "Herr Homann, haben wir sie Donnerstag?" bringt mich raus. Ich bin jetzt im Daueralarmzustand, und versuche mein Drehbuch mit all' diesen menschlichen Transaktionen in Einklang zu bringen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut, eben weil unvorhergesehene Sachen auftauchen, und ich muss irgendwie den Überblick behalten.

Und das schlaucht.

Nach jeder Stunde muss ich sondieren, wo ich in meinem Drehbuch bin, muss schauen, was verändert wurde, welche Menschen ohne Vorwarnung hereingeplatzt sind - ich muss das alles verarbeiten, damit ich in die nächste Stunde wieder (einigermaßen) ausgeglichen starten kann. Und dieses "Runterfahren" brauche ich jede. einzelne. Stunde. In Freistunden gehe ich in den Ruheraum, der ist perfekt für sowas, das federt zumindest die unmittelbaren Eindrücke ab (irgendwann lernt man im Lojong auch sowas wie "Meditation-to-go", ohne großen Zeitaufwand).

Am Ende des Schultages bin ich allerdings fertig. Zu viele Menschen haben mich in diese oder jene Richtung gerissen (gar nicht bösartig gemeint), und ich atme auf, wenn ich zuhause bin. Ich schließe die Tür, trete in meinen safe space ein, kapsele mich vollkommen von der Außenwelt ab, keine Mails, keine Nachrichten, gar nix, denn ich kann nicht mehr.

"I'm all peopled out."

Ich brauche eine Regenerationsphase ohne Menschen, in der ich mein Drehbuch überarbeiten und die Stabilität und Sicherheit in meiner Welt wieder herstellen kann. Das braucht Zeit - wir sprechen hier von Stunden. Denn, klar, wenn alles abgesichert ist, kann ein hochbegabter Aspi viele Dinge souverän erledigen - aber eben jene Sicherheit gerät durch den Kontakt mit anderen Menschen immer wieder in's Wanken. Allein schon das Bewusstsein, dass ich es mit vielen neurotypischen Menschen zu tun habe und überall mal wieder Missverständnisse auftauchen könnten, setzt mir zu.

Um dem Ganzen einen positiven Touch zu geben: Langsam bekomme ich das Gefühl, dass ich die Menschen an der Toni kenne. Natürlich nicht bis in's Innere, aber ich weiß, welche Menschen dort sind, ich kann mich besser auf den Schultag vorbereiten, mein Drehbuch mit der Zeit etwas flexibler gestalten. Sowas braucht offensichtlich Jahre - das hat bisher nur an der Nordseeschule in St.Peter-Ording geklappt.

Ihr kennt das, mit diesem Overload - Shutdown-Prinzip?

Donnerstag, 8. Dezember 2022

Warntag? Verschlafen.

müüüüüüüüüde...

Ich hatte ja drauf gewartet, dass heute irgendwas passiert. Als Probe für den Katastrophenfall sollten heute bundesweit Warnsysteme getestet werden, um festzustellen, wie viele Menschen damit erreicht werden können.

Ich nicht, offensichtlich.

Das geht mit dem Smartphone los, denn ich habe keins. Also habe ich auch nicht den nervigen Piepton bekommen, den ich eben in der tagesschau gesehen habe (Synästhesie ^^). Und wo war ich heute um elf Uhr? Wie jeden Donnerstag habe ich die dritte und vierte Stunde im Ruheraum verbracht und geschlafen. Das ist nötig, weil

1) Donnerstag von der ersten bis zur achten Stunde ein langer Tag ist, mit vielen lauten Kindern

2) die ersten beiden Stunden im Grundkurs 9 stattfinden, und das schlaucht psychisch extrem, ich muss den Kopf freibekommen für die Oberstufe danach

3) ich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag immer nur zwei bis vier Stunden Schlaf bekomme. Grund dafür ist, dass ich mich immer noch nicht mit dem Stundenplan arrangieren kann und mein kompletter Arbeitsrhythmus außer Takt ist

Deswegen habe ich da heute anderthalb Stunden in himmlischer Ruhe geschlafen. Oder gedöst. Allerdings habe ich von draußen auch keine Sirenen gehört, why not, Dietrichsdorf? Oder waren sie an, und ich habe tatsächlich in dem Moment geschlafen?

Habt Ihr den Warntag "mitbekommen"?

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Maschinen-Mensch mit Öl-Leck

Ob ich neben dem Ölleck wohl auch ein paar Schrauben locker habe...?

Wenn man sich dieses Foto anschaut, wirkt es ein bisschen, als wäre ich ein Android, bei dem statt rotem Blut dunkles Schmieröl aus einer Wunde läuft. Oder eben einem Ölleck. Manchmal liegt für mich der Vergleich zwischen meinem Gehirn und einer Maschine sowieso nah, aufgrund der unkonventionellen Denkweisen. 

In diesem Fall handelt es sich aber nicht um Schmieröl, sondern um Zugsalbe. Die ist nicht aus Trendgründen schwarz (Stichwort Aktivkohle, die ist mittlerweile überall, in Zahnpasta, Gesichtsmasken, Handseifen - verkauft sich wunderbar - und natürlich klassisch in Kohletabletten gegen Vergiftungen - ich warte noch auf den ersten Vanillepudding mit Aktivkohle), sondern wegen des Hauptwirkstoffes Ammoniumbituminosulfonat. Irgendwie ist es da nur passend, dass die Salbe nicht nur wie Schmieröl aussieht - sie riecht auch noch nach Autoreifen. Anblick und Duft sorgen dafür, dass ich mich jedesmal gedanklich in einer Autowerkstatt wiederfinde, wenn ich das Pflaster wechsele (was einmal täglich geschehen soll).

Die medizinischen Details erspare ich Euch lieber (nicht, dass eine zartbesaitete Seele sich über too much information in diesem Blog beschwert ^^), aber es ist nichts Schlimmes, sollte in kurzer Zeit erledigt sein. Jedenfalls wirkt die Salbe super, gerade in Kombination mit einem wasserdichten Pflaster, so dass nichts herausschlotzt und die Umgebung einfärbt. Nun darf ich mich noch ein, zwei Tage als Maschinenmensch fühlen. 

Filmfreaks werden bei dem Begriff Maschinen-Mensch schnell an Fritz Langs Metropolis (1927) denken, einen der frühesten und definitiv aufwändigsten Science Fiction-Filme, in dem unter anderem eben jener Maschinenmensch auftaucht, dem die Gestallt (wenngleich nicht der Charakter) der wunderschönen Maria eingehaucht wird, in die der Protagonist sich verliebt hat. By the way, jene "Einhauch-Szene" ist auch heute noch spektakulär, wenn man bedenkt, dass der Film bald hundert Jahre alt wird, und viele Theorien ranken sich um jene Entstehung, die noch ganz ohne CGI stattgefunden hat.

So, genug gelernt über Salben und Filme. Essen, Bett, Korrekturen, Bett, morgen geht es wieder in die Schule! Und natürlich habe ich nicht dran gedacht, dass heute, am Mittwoch, meine Hausarztpraxis nachmittags nicht geöffnet ist, und morgen bin ich den ganzen Tag in der Schule, also muss ich die Krankschreibungen Freitag vor der Schule abholen. Macht nichts, ist ja nicht so, dass die Schule und die Krankenkasse momentan einen Mangel an hereinflatternden Krankschreibungen hätten. 

Ob es wohl auch die Diagnose "Öl-Leck" gibt?

Montag, 5. Dezember 2022

Zurück zu den Schuhsohlen


Ich bin noch krankgeschrieben, und somit habe ich auch heute den SchülerInnen wieder Aufgaben zum Bearbeiten geschickt. Mal schauen, wie es weitergeht, ich hoffe immer noch, dass es morgen wieder besser ist und ich Mittwoch zurück in die Schule kann - ich muss noch weitere Klausurvorbereitungen mit den jungen Erwachsenen machen.

Besonders unpraktisch (weil ablenkend) sind die Krämpfe im Bauchbereich, die sind seit einigen Tagen da, aber schon etwas besser geworden. Hatte ich im Studium mal, und damals hat - wenn ich mich recht entsinne - die Sannitanic mir Iberogast empfohlen. Habe ich mir also auch diesmal wieder aus der Apotheke besorgt, vielleicht hilft die regelmäßige Einnahme. Allerdings schmeckt das Zeug immer noch nach durchgelatschten Schuhsohlen. Kräuterauszug eben (habe ich mir im Studium so ähnlich auch mal selbst hergestellt).

Interessant allerdings die unterschiedliche Reaktion zu damals: Ich weiß noch, dass ich die Iberogast-Tropfen damals nur extrem verdünnt einnehmen konnte, weil ich den Geschmack wirklich widerlich fand. Heute ist es kein Problem mehr, die zwanzig Tropfen in einem Schnapsglas Wasser aufzulösen und runterzukippen. Kann sein, dass es mit dem Älterwerden zusammenhängt - kann aber auch sein, dass das Lojong-Training hier geholfen hat, das härtet tatsächlich ab. 

So. Noch eben Essen und dann wieder in's Bett rollen. Allen Kranken da draußen: Gute Besserung!

Donnerstag, 1. Dezember 2022

Toni und EVA

Foto aus den Kronshagener Bergen. So fühle ich mich gerade.

Habe ich mich etwa in der Schule angesteckt? Jetzt bin ich auch krank, allerdings eine komische Mischung aus Magenkrämpfen und Erkältung, und wie es sich anhört, geht da eine ganze Krankheitswelle an der Toni um - und sicherlich nicht nur dort; erlebt Ihr das an Euren Schulen auch gerade?

Jetzt bin ich froh, dass es Iserv gibt und ich meinen SchülerInnen online Aufgaben geben kann, die sie mir dann zuschicken. Ich drucke sie mir aus und korrigiere sie. Einer der Vorteile der englischen Oberstufe ist der Schwerpunkt auf Textproduktion, das kann ich zur Not auch von zuhause aus anleiten. Ein anderer Vorteil von Oberstufenkursen ist das eigenverantwortliche Arbeiten (EVA), in dem die SchülerInnen Aufgaben haben, die sie dann selbständig durcharbeiten. 

Aber gleich geht es erstmal wieder in's Bett. Mir ist kalt.

Mittwoch, 30. November 2022

Wozu brauche ich SchülerInnen?


"Wenn du willst, dass etwas gut gemacht wird, machst du es am besten selbst."

Diesen Spruch habe ich früh einmal gehört und nie wieder vergessen - kein Wunder, das ist quasi ein Autisten-Credo. Und dann dürfte das ja auch für das Unterrichten gelten. Ergo: Für guten Unterricht brauche ich nur mich, SchülerInnen sind da nebensächlich. 

Das ist meine etwas sarkastische Reaktion auf die Lage in meinem Englisch-Grundkurs in Zwölf. Es sind sowieso nur neun Leutchen da, aber oft stehen Sachen an, Projekte, Wandertag, Klausur anderer Fächer, und so kommt es nicht selten vor, dass ich mit nur vier oder drei SchülerInnen dasitze. Mit etwas Glück fünf. Bei drei Wochenstunden hilft alles nichts: Wir ziehen den Stoff forsch durch, und alle, die nicht da sein konnten, müssen die Sachen selbständig nacharbeiten. 

Dieses fürchterliche Wort mit "selbst-". Irgendwie könnte das ein richtig schlodderiger Grundkurs werden. Mit heute vier TeenagerInnen (sic, ich könnte kotzen) in einem winzigen Raum da unten im Oberstufentrakt. Das erinnert mich ein bisschen an meinen eigenen Leistungskurs Latein vor zweiundzwanzig Jahren. Wir waren erst zu siebt, dann zu sechst, und nachdem es am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Heide acht Jahre lang keinen Leistungskurs in diesem herrlichen Fach gegeben hatte, konnte ein gewisser Uwe Petersen ("Peer Hedersen") es sich nicht nehmen lassen, diesen Kurs vor seinem Ruhestand an sich zu reißen. In der "Besenkammer" (Raum Dreizehn).

Wir hatten da echt sehr viel Spaß. Und wir hatten den Kuchen-Dienstag. Den ich jetzt, "nach" Corona, endlich wieder umsetzen kann. Und ich denke, das werde ich mit genau diesem Minikurs machen. Wir legen das auf den Montag (weil Doppelstunde); jeden Montag bringt jemand selbst gebackenen Kuchen für alle mit, reihum. Backmischung ist in Ordnung. Das sorgt für einen stärkeren Zusammenhalt im Kurs.

Und dafür brauche ich dann eben doch SchülerInnen.

Dienstag, 29. November 2022

Mein Hiwi

Mein Doppelgänger, der den Nervkram für mich erledigt.

Heute geht es um einen Gedanken, den die große Buba mir schon häufiger erklärt hat und den ich mittlerweile absolut nachvollziehbar finde: Ich brauche einen Hiwi. 

So einen, der bitte die Texte der Schüler korrigiert, denn davon gibt es in diesem Schuljahr viele Stapel. Er darf gern einmal die Woche das Bad putzen, auch durchsaugen und die Wasch- und Spülmaschine warten. Und bitte meine Emails lesen. Die Steuererklärung machen. Dann hätte ich genug Zeit, mich auf das zu konzentrieren, was mich wirklich interessiert: Das Unterrichten. HBs und Aspis erkennen. Und Videospiele, und Filme.

Eigentlich ist das ein altbekannter Topos, und ich könnte mir vorstellen, dass viele von Euch ihn kennen: Die lästigen Arbeiten, im Englischen chores, die das Leben und der Beruf mit sich bringen, möchte man am liebsten weghaben, die fressen nur Zeit auf.

Aber sie sind wichtig. Wichtig für meine SchülerInnen, damit sie sehen können, welche Fehler sie machen, und hoffentlich daraus lernen, und wichtig für mich und die Lebensqualität in der Wohnung. Und ich kann sie mir ja etwas versüßen, indem ich zum Beispiel schöne Musik dabei höre, und dann machen sich die kleinen Arbeiten fast von selbst.

Ganz ohne Hiwi.

Montag, 28. November 2022

Neigungsgruppe "Astrophysik", 7.Klasse


Es geht eine Krankheitswelle um; wie es aussieht, war heute ein Viertel des Kollegiums krank, und Klassen gern zur Hälfte. So hatte ich heute nicht einmal die Hälfte meiner Rollenspieler in der Neigungsgruppe am frühen Nachmittag. So können wir die Jagd auf den Schatz des Hexenmeisters nicht fortsetzen - also haben wir uns zusammengesetzt und einfach geredet. Womit ich nicht gerechnet habe: Dass wir über Astrophysik reden würden.

Ausgangspunkt war die Frage eines Schülers: "Was ist nichts?" inklusive Abwandlung "Wo ist nichts?". Wir sind dann recht schnell in unserem Universum gelandet - aber da ist auch nicht nichts, Stichwort dunkle Materie. Dann haben wir über stellare Objekte gesprochen und ich war beeindruckt, dass ein Schüler sich da tatsächlich ziemlich gut auskannte, inklusive abonnierter Youtube-Kanäle - ziemlich cool!

Und dann durfte ich rumnerden und erzählen, was ein schwarzes Loch ist, und wir haben sinniert darüber, wie es wohl wäre, mit annähernd Lichtgeschwindigkeit zu reisen. "Annähernd? Wie wäre es denn mit doppelter Lichtgeschwindigkeit?" - "Das ist nach unserem Stand aller Naturgesetze nicht möglich." - "Aber in den Filmen und Spielen kommt sowas doch vor?!" - "Genau. Genau deswegen sind es Filme und Spiele - weil sie über das, was real möglich ist, hinausgehen. Aber de facto ist es nicht möglich, dass sich ein Objekt mit der Geschwindigkeit eines Photons bewegt."

Eigentlich war das eine coole Neigungsrunde heute, weniger laut, weniger rumpelig als sonst. Aber ich freue mich auf die nächste Woche, dann machen wir den Hexenmeister vom flammenden Berg platt!

Donnerstag, 24. November 2022

Corona-Nachwirkungen


Corona selbst war bei mir gar nicht so schlimm, aber ich habe immer noch Tage, an denen ich extrem müde bin. Morgens komme ich kaum aus dem Bett, wandere wie ein Zombie durch die Wohnung, verpeile in der Schule irgendwie alles und gehe in jeder freien Stunde in den Ruheraum und schlafe direkt ein - zum Glück habe ich den Timer am Handgelenk, sonst würde ich wohl einfach durchschlafen. Wäre nicht das erste Mal, und letzte Woche habe ich einen Schultag verschlafen.

Zum Glück kommen diese Tage nicht so oft vor, aber wenn, dann sind sie extrem nervig, denn ich kann mich nicht aufbringen, meine Schularbeiten zu machen (und mit Kursen in Klasse Neun bis Zwölf gibt es davon eine ganze Menge in Form von Korrekturen), noch nichtmal ein Videospiel zu spielen, sondern einfach nur daliegen und einschlafen. Abends kommt dann manchmal doch noch wieder ein Energieschub. Momentan kommt noch eine Erkältung dazu, geht aber hoffentlich fix vorüber.

Die gute Nachricht: Die Tage werden weniger, und weniger frequent. Habt Ihr auch so etwas in der Art erlebt?

Samstag, 19. November 2022

Linie 3 nach Dietrichsdorf ("Ich fahre!")

Noch wirkt es etwas surreal...

vorweg: Ich habe die Liniennetze leider in keinem anderen Grafikformat zur Hand, deswegen müsst Ihr mit dem Gedöns unten vorlieb nehmen. 

Wer mich richtig gut kennt und gleichzeitig weiß, was in der Kommunalpolitik so vor sich geht, könnte sich gefragt haben, warum ich gestern über eine classroom debate geschrieben habe anstatt über das Event am siebzehnten November, auf das ich seit Wochen hin gefiebert hatte. Es war fett im Kalender markiert, ich habe alles Mögliche an News dazu verfolgt, was ich finden konnte, gefühlt tausende Male den einschlägigen Artikel in der Wikipedia angeklickt. Ganz pragmatisch: Am letzten Schultag einer Woche steckt mein Kopf noch komplett in der Schule fest. Da war gestern kein Platz für Anderes.

Am Donnerstag hat die Kieler Ratsversammlung getagt. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: Die Stadtbahn Kiel ist beschlossene Sache. Nachdem Neunzehnhundertfünfundachtzig die letzte Tram in der Landeshauptstadt gefahren ist und viele sich gewundert haben, warum man sie eingestellt hat; nachdem ein zwischenzeitlich als greifbar wahrgenommenes Projekt namens StadtRegionalBahn auf dem Tisch lag; nachdem das ganze Vorhaben zum Erliegen gekommen schien, obwohl es so viele Fürsprecher dafür gab.

Und es dauert gar nicht mehr lange! (das soll Ironie sein) Wenn alles zügig geht, dürfte um Zwanzig Dreiunddreißig släsch Vierunddreißig die erste Linie in Betrieb genommen werden. Wenn es zügig geht. Mir wabern da Horrorszenarien vor dem geistigen Auge herum, wie der Flughafen BER, die Elbphilharmonie und Stuttgart 21. Egal, man wird ja wohl noch hoffen dürfen. 

Das Ganze ist ein ziemlich großes Projekt für Kiel, weil im Rahmen der Umsetzung das Stadtbild drastisch verändert wird, und damit sind nicht nur die Gleise auf den Straßen und die Stromleitungen gemeint. Gleichzeitig soll mehr Grün in die Innenstadt gebracht werden, die Bahn soll auf Rasengleisen fahren - der neue Kieler Holstenfleet zeigt einen Hauch dessen, was da kommen könnte - verkehrsberuhigte Bereiche ohne Autos, mehr Bäume in der Stadt. 

Dann natürlich die Frage, wo die Bahn langfahren soll. Geplant sind erstmal vier Linien, die je nach Bedarf auf sechs erweitert werden könnten. Die Linie 1 soll von der Universität nach Wellingdorf führen - über die Holtenauer Straße, Bergstraße, Lorentzendamm, Hauptbahnhof, Hummelwiese, Karlstal, HDW. Wenn alles läuft, soll sie am einen Ende zum Rungholtplatz verlängert werden, am anderen zur Fachhochschule Kiel.

Das vorerst geplante Zielnetz

Die Stammstrecke - jener Streckenabschnitt, der von allen Linien befahren wird - reicht von Karlstal bis zur Andreas-Gayk-Straße und Ziegelteich. Hier soll durch die Zehnminutentaktung der vier Linien alle zweieinhalb Minuten eine Bahn entlang rollen.

Wenn sich alles entwickelt wie geplant, dann dürfte für mich irgendwann die Linie 3 sehr interessant werden, mit der ich von der Hummelwiese bis nach Dietrichsdorf werde fahren können, Toni-Jensen-Haltestelle Lüderitzstraße inklusive. Andere Linien werden in die Wik führen, nach Mettenhof, Projensdorf und nach Elmschenhagen.

Der Kieler Süden ist leider zumindest in den ersten Realisierungsphasen nicht an das Bahnnetz geknüpft. Das könnte sich ändern, wenn man das geplante Netz aller möglichen Erweiterungen betrachtet - dann soll eine Linie nach Schulensee führen - durch Hassee, wäre interessant für mich), eine andere nach Meimersdorf und auch Holtenau und Schilksee sollen erreicht werden. Das hängt zum großen Teil von der Stadtentwicklung ab.

Klar, das wird alles ewig dauern, und erstmal jede Menge Stress in Form von Bauarbeiten mit sich bringen. Egal, ich freue mich wie ein Kind unter'm Weihnachtsbaum und werde, wenn es soweit ist, natürlich alle Linien vorwärts, rückwärts, seitwärts und ran fahren!

Der Plan mit allen möglichen Erweiterungen


Freitag, 18. November 2022

A teacher's redemption


"Killing should be a festival."

"Uh, no, I mean... killing someone should be a celebration of life, uhm..."

Der heutige Schultag ist meine persönliche teacher's redemption. Ich erinnere mich an meine erste Englisch-Lehrprobe im Referendariat, genauer an den ersten Studienleiterbesuch. Ich wollte zum Einstieg in die Stunde einen stummen Impuls ausprobieren und hatte ein Bild einer Hinrichtungszelle mit Liege für die Injektion an die Wand geworfen.

Zehn Jahre später würde ich das nicht noch einmal versuchen. Stumme Impulse mache ich hin und wieder noch, und es fühlt sich gut an, wenn ich zum Beispiel nur einen Stift hinlegen muss und die narrative Analyse einer Kurzgeschichte macht sich wie von selbst. Ein Genuss, würde Herr Kruse gesagt haben.

Damals hat der Impuls allerdings nicht funktioniert, und die Stunde hat mit einem endlosen, unangenehmen Schweigen begonnen - und ich glaube, mein Gehirn hat aus Selbstschutz den Rest ausgeblendet. Damals kam jedenfalls nix von Schülerseite. 

Heute war es an der Zeit für eine Classroom Debate. Rollen verteilt, Strikter Ablauf - opening statements, rebuttals, open discussion, closing arguments, vote. Okay, der Ablauf war dann für die Tonne, denn: Diesmal hat es geklappt, und die Schüler hatten Einiges zu sagen zu folgendem Statement:

"We should introduce the death penalty in Germany."

Klar, eine formale Debatte ist ein Rollenspiel, das heißt, es mussten sich SchülerInnen für und gegen das Statement finden, Moderator, audience, halbe Stunde Vorbereitung und dann ging es los, und bereits nach dem ersten opening statement ging es in die offene Diskussion. Okay, also den Ablauf üben wir nochmal, aber ich wollte die Diskussion nicht abbrechen, weil ich es interessant fand, was da gesagt wurde. Kosten für Hinrichtung vs. Kosten für lebenslang. Ob es ein Genuss sei, jemanden zu töten. Es ging ziemlich fix Richtung Rassismus, als das Argument more immigration = more crime genannt wurde, und die Debatte hätte gern noch eine halbe Stunde länger dauern dürfen.

Ich merke also, in einem E-Kurs im zehnten Jahrgang kann sowas laufen. Das macht die versaute Lehrprobe damals wieder wett. Und interessant, dass sich in der Abstimmung am Ende acht SchülerInnen für die Todesstrafe ausgesprochen haben. The times are'a'changin'...

Freitag, 11. November 2022

Stilblüten und eine Eins


Korrekturen über Korrekturen. Zehnter Jahrgang, Aufgabe war es, eine Inhaltsangabe zu einer Episode der Twilight Zone zu schreiben, zwei Punkte in der Erzählstruktur zu erkennen und eine Aussage zu bewerten. Da kamen interessante Sachen bei herum:

"Tina work the father to kill."

"The whole family is sitting on the dinner table."

"After the family is done eating her..."

"He finds the doll in her daughter."

"On after dinner agreed the father she get rid of."

"He try with all object to kill, because not success."

und mein Schmunzel-Favorit:

"The mother will the separation, because she denking he sick is."

Aber es gab auch eine beinahe brillante Arbeit:

"In the episode "Living Doll" from the series "The Twilight Zone", released in 1964 and published by Rod Serling, we follow the story of a man called Erich Streator, whose stepdaughter's new doll acts really strange. 

The story begins with Annabelle Streator and her daughter Christie returning home and Christie showing her stepdad Erich the new Doll she got. The Doll can speak and more, but Erich isn't really amused by that. This doesn't changes for the better when the Doll tells Erich that she hates him, when no one else heard it. Since then, every time they are alone together in the room, she acts strange and tells him how much she hates him and wants to kill him.

Erich confronts Annabelle, thinking she is the one controlling the Doll and saying these hate statements, which she denies. Shortly after, he throws the doll away, but then he gets a phonecall from the doll. He discovers that the Doll isn't in the trashcan anymore. When he found the Doll in Christies bed, he decides to destroy her, but somehow he couldn't harm her with his tools. Later, he gives the Doll back to Christie, but in the following nights he hears the sounds of the Doll. While searching for her, he stumbles over the Doll. He falls down the stairs and dies. When Annabelle found him, the Doll starts to talk to her too, saying she shouldn't harm her.

The storys conflict is that the Doll only talks to Erich when he is alone, making him believe his partner is the one who plays her game with him. This makes Annabelle and the viewers question his sanity, because he gets very paranoid and starts to hate the Doll in an obsessed way, which seems insane for those who don't really know that the Doll is actually acting strange. In my opinion, this is the biggest conflict in the story, because if Annabelle would trust him or even know that the Doll is up for no good, they wouldn't argue all the time. Then the relationship between the characters wouldn't fall apart.

The conflict gets solved when the Doll then speaks to Annabelle. This clears the actions of her husband and made her understand. This is also the turning point, revealing that the doll is actually alive and doesn't only goes for Erich, but for Annabelle too. (...)"

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Ich bewundere die Lexik und Satzkonstrukte des jungen Mannes, der diese Inhaltsangabe und Analyse geschrieben hat. Da sind ein paar Unschärfen, aber wir sprechen hier von einer zehnten Klasse, die mit einer Oberstufenklausur konfrontiert wurde. Ich bin begeistert!

Montag, 7. November 2022

Eine Demokratie kippt...

Mit dem Psycho-Logo, weil es mich intensiv beschäftigt.

Morgen ist ein wichtiger Tag für die USA - es stehen die midterm elections an, Zwischenwahlen, die immer zwei Jahre nach der Präsidentenwahl stattfinden. Die Mehrheiten im House of Representatives und im Senate werden gebildet. Diese Wahlen gelten als Stimmungsbarometer für die Arbeit der vor zwei Jahren gewählten Regierung, und es sieht echt übel aus für die Amerikaner - und für ihre Demokratie.

Joe Biden hat extrem niedrige approval ratings, Vizepräsidentin Kamala Harris war in den zwei Jahren quasi nonexistent, ein Mob aus aufgebrachten Bürgern hat im Januar vor zwei Jahren das Kapitol gestürmt; dabei sind fünf Menschen um's Leben gekommen und vier Mitglieder der Capitol Police haben in der Folge Suizid begangen. 

Die Republikaner stellen zahlreiche Kandidaten auf, die die Wahlergebnisse von Zwanzig Zwanzig leugnen. Kandidaten, die sagen: "Wenn ich als Repräsentant gewählt werde, werden die Republikaner in diesem Bundesstaat nie wieder eine Wahl verlieren" - und das ist kein dahergesagter Spruch: Die Republikaner sind seit Monaten dabei, das Wahlrecht so zu verschärfen, dass in erster Linie Minderheiten darunter zu leiden haben, die für gewöhnlich die Demokraten wählen.

"Entweder wir gewinnen die Wahl, oder die Wahl wurde manipuliert" - das hat Trump vor zwei Jahren gesagt und es ist mittlerweile ein Credo der republikanischen Partei, und das macht mir Angst. Dort nähert man sich dem status quo einer Diktatur an: Freie, faire Wahlen könnten in Zukunft abgeschafft werden - wozu braucht man sie, wenn man die Wahlergebnisse sowieso nicht akzeptiert?

Die Demokratie ist eine anstrengende Regierungsform, und sie fordert Kompromisse, Zugeständnisse und Mitarbeit. Viele Amerikaner wollen diese Mühen nicht mehr auf sich nehmen. Zu sagen, dass Amerikas Demokratie bröckelt, ist nicht mehr aktuell, das konnte man schon vor zwei Jahren bei dem Angriff auf das Kapitol sehen. Wir sind mittlerweile einen Schritt weiter, und deswegen sind die Zwischenwahlen morgen so wichtig wie nie zuvor.

Eine Demokratie kippt.

post scriptum: Das wollte ich heute eigentlich mit meinem zwölften Jahrgang behandeln, aber ich habe einen Magen-Darm-Infekt und so wurde nichts daraus. Irgendwo musste ich das einfach loswerden, und ich habe Angst, dass es bei uns auch so kommen wird. Die Zeichen sind jedenfalls nicht mehr zu übersehen - in Amerika wird dem Ehemann der Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi mit einem Hammer der Schädel eingeschlagen, in Deutschland wird Walter Lübcke auf seiner Terrasse hingerichtet. Wo wird das hinführen?

Samstag, 5. November 2022

Geburt


Ich hatte irgendwann in meiner Jugend das Gefühl, dass ich keinen Draht zu meinen Brüdern finde - zweieiige Zwillinge, vier Jahre älter als ich. Genauer gesagt kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich dieses Gefühl einmal nicht hatte. Sie hatten ihre Zimmer oben im Haus, ich unten. Für mehr Details ist dieser Blog der falsche Ort.

Ich habe auf diesen Seiten schon öfters erwähnt, dass sich die Situation - beziehungsweise dieses Gefühl - in den letzten Jahren etwas geändert hat. Spätestens, seitdem ich versuche, die mental history meiner Familie etwas besser zu verstehen, weil ich denke, dass einer meiner Brüder ebenfalls auf'm Spektrum ist. 

Heute geht es um den anderen. Eigentlich gestern, wenn man genau sein möchte, aber ich habe die Mail erst heute gelesen, vorhin, zwischen Wäsche und Staubsaugen und günstiges-HDMI-Kabel finden.

Mein Bruder ist Vater geworden.

Diese Nachricht kommt nicht ganz so überraschend, denn eine Schwangerschaft bemerkt man in der Regel noch irgendwann vor der Geburt, und natürlich spricht sich das dann durch die Familie, und alle sind ganz aufgeregt und man bekommt einen angepeilten Stichtag irgendwo im November. In diesem Fall also gestern. Mein Bruder hat eine einen Tag alte Tochter - dieser Satz wirkt so surreal auf mich, weil ich nie gedacht hätte, dass es mal dazu kommen wird. Jetzt steht er da als Tatsache und ich bin seltsam berührt und bei'm Korrekturlesen kommt mir tatsächlich eine Träne in's Auge.

Ich freue mich riesig für meinen Bruder, und ich strahle auch eine Runde für meine Eltern mit, die sich dann ja doch irgendwann mit der Wahrscheinlichkeit abgefunden hatten, dass sie keine Großeltern mehr werden. So wird sich meine Ma nun an den Begriff "Oma" gewöhnen müssen, und mein Pa wird "Opa". Und ich glaube, dass sie damit keinerlei Probleme haben werden; ganz im Gegenteil, ihre Freude dürfte meine noch weit übersteigen.

An dieser Stelle erinnere ich mich an die beiden Geburten der Sannitanic, und wie die Zeit danach war, genau genommen bis heute, denn das hört ja nicht auf, der Stress, die Schlaflosigkeit, die vollgeschissenen Windeln, das Geschrei - und die Liebe und Zuneigung, die es nur zwischen Kind und Eltern gibt.

Und ich bin jetzt also Onkel, aber um mich geht es in diesem Beitrag nicht. Ich muss unbedingt irgendeine Nachricht für meinen Bruder fertig machen, keine dämliche zwei Euro fünfzig-Postkarte, sondern irgendwas Persönliches. Klar - dieser Beitrag wird seinen Weg auf die eine oder andere Weise auch zu ihm finden, aber ich möchte ihm gern persönlich sagen, wie stolz ich auf ihn bin.

Kommt noch. Erstmal verarbeiten! Und eine Runde strahlen...

Gilt für uns alle.

Dienstag, 1. November 2022

I Need Your Help: Sprachniveau


vorweg: Liebe Englischkollegen, ich brauche einmal Eure Hilfe, um das Sprachniveau eines Schülertextes einzuschätzen. Aspis springen in der Regel sofort auf die Fehler eines Textes an, das kann es schwer machen, einen guten Text zu erkennen. Würdet Ihr netterweise einmal den folgenden Text überfliegen und mir Eure Einschätzung geben? Nur zur Sprache, nicht zum Inhalt. Ich tippe ihn inklusive aller Fehler ab.

Klasse 10 (G9)

Ass.: Outline the events of "Judgment Night" in a summary. Explain the episode's title. (60 min.; Hilfsmittel zweispr. WB)

In the episode "Judgment Night" from the series "The Twilight Zone" by Rod Serlig from the year 1959, it's about the SS Queen of Glasgow on it's way over the Atlantic to New York in 1942 during the second world war.

Carl Lanser is a passenger aboard the ship, he seems to be very confused as he is brought to dinner with other passengers. They chat a bit and ask him where he is from When he replies that he is from Frankfurt, the other passengers seem a bit unnerved. when he is asked what his job is he gets a bit angry when he doesn't remember.

After a bit more chatting the Captain walks in and chats with them. Suddenly Carl spills his coffee and when someone was trying to clean it up he stood up and yelles at him. Afterward the captain jokes about Carl talking like a U-boat Captain. A bit later the captain of the ship talks to Carl and asks for his pass but the only thing Carl seems to remember is his name and birth Location. Carl is send to his cabin where a crew member finds a hat from the Kriegsmarine.

A while later he remembers how and when the ship will sink while they are slowing down to a stop. The Captain of the ship gets a feeling of being watched throuhg the thick fog.

Carl goes out to the back of the ship and notices a light from a U-boat, he panics and runs around the ship, when he realizes that seemingly nobody is on board anymore. He runs out and sees that the U-boat has surfaced and is aming at the ship. The U-boat openes fire multiple times on the ship and Carl is thrown in to the Water where he drowns. Shortly after it cuts to the captain of the U-boat and it turns out that it was Carl Lanser who is arguing with one of his crew members about sinking the SS Queen of Glasgow. The crew member mensions that Carl could die for 100s of times.

"Judgment Night" is a loop and sort of a hell for Carl Lanser, dying for 100s of times.

Sonntag, 30. Oktober 2022

Mehr Zeit


Es ist ja nicht nur, dass dieses Wochenende einen Tag länger ist dank eines Feiertages, den ich überhaupt nicht auf der Rechnung hatte und der mir ein sehr langes Wochenende beschert (Dienstag ist mein freier Tag, auch wenn ich in den nächsten Wochen dienstags immer zu Konferenzen in der Schule sein werde). Es kommt noch dazu, dass die Uhren jetzt umgestellt wurden, und seit langem habe ich das nicht mehr so spät am "Tag danach" realisiert. 

Mir war nur aufgefallen, dass mein Wecker eine falsche Uhrzeit zeigte, im Vergleich zu vielen anderen Uhren in meiner Wohnung. Mir war nicht mehr bewusst, dass ich mittlerweile kaum noch Funkuhren in der Wohnung habe, sondern fast alle per Hand eingestellt werden. Erst nach dem morgendlichen Nachrichtenlesen ist mir aufgefallen, dass es eine Stunde früher ist und ich damit eine Stunde mehr zum Ausschlafen - oder was auch immer - hatte.

Schön! Ich glaube, dann nutze ich diesen Tag ganz dreist nur für mich. Okay, eine Maschine Wäsche anstellen, denn der Mount Wäscherest ist mittlerweile zu groß geworden. Aber ansonsten voll und ganz in die Welt von Star Ocean abtauchen, und zwischendurch vielleicht etwas weiter an einem Farbnonogramm arbeiten. "Suh-weeeeeet!" würde mein Protagonist dazu sagen.

Ich hoffe, Ihr könnt die Zeit ein bisschen für Euch nutzen, um in der nächsten Woche dann wieder erholt in die Schule zu gehen.

Mittwoch, 26. Oktober 2022

Ein bunter Beginn


Kalt draußen, bisschen nass, dunkel. Herbst eben, morgens um kurz vor sieben an der Bushaltestelle, etwas aus der Bahn geworfen, weil ich gemerkt habe, dass Windows 11 ernsthafte Probleme mit diversen Druckertreibern bietet und dass mein Canon Pixma MG5150 an meinem neuen Rechner nicht erkannt wird. Der Drucker dürfte jetzt gut zehn Jahre alt sein, und dann suche ich ein wenig im Internet, und finde heraus, dass es leider für diesen Drucker keinen Windows 11-kompatiblen Treiber gibt. So ein Mist. Arbeitsblätter? Texte, die mir SchülerInnen geschickt haben?

Und dann ist es kalt draußen und ich bin froh, dass ich diese Kapuzenpullover habe und warte auf meinen Bus. Ach stimmt ja, die Autokraft-Busse fahren nicht. Also ein paar Minuten länger warten, in die Zweiundsechzig, im Mittelgelenk an die Wand stellen, gähnen, "Ach ne, wer sind sie denn?" höre ich links von mir, drehe mich um und da steht Er vor mir.

Fastforward, zweite Stunde, zehnte Klasse, eine meiner smartesten Schülerinnen gibt mir den Tipp, meinen Drucker auszutricksen - so zu tun, als hätte ich eine alte Windows-Variante. Da wird mir bewusst, dass ich den Druckertreiber vielleicht mal im Kompatibilitätsmodus für eine ältere Windows-Variante installieren sollte. Die Kiddies sind einfach toll, irgendwie geben sie mir immer etwas Positives, ich kann jetzt erstmal wieder drucken. Und mir die Hand vor die Stirn schlagen, dass ich das Konzept des Kompatibilitätsmodus in den letzten paar Jahren entlernt habe.

Und wenn es draußen grau ist, mache ich es mir drinnen gemütlich, mit Korrekturen. Naja. Hauptsächlich mit dem Konsum von Videospielen, Filmen und Konsorten. Die große Buba hat mich nochmal sanft dran erinnert, dass Midnight Club jetzt bei Netflix veröffentlicht ist. Die Serie basiert auf der Romanvorlage von Christopher Pike und ist verfilmt worden von Mike Flanagan, und ich finde ja immer noch trotz einiger Schwächen, dass Flanagan einer der talentiertesten Horror-Regisseure der Gegenwart ist.

Zwei Lerngruppen in Praktika, ein etwas "sanfterer" Einstieg. Gut so: Morgen kommt der neue Teil der Star Ocean-Reihe an - kann sein, dass ich mal wieder in meiner kleinen Welt verschwinde.

post scriptum: Triathlon-Finisherin. Ich komme nicht damit klar, dass englische Begriffe deutsch gegendert werden... geht vielleicht auch anderen UserInnen so.

Sonntag, 23. Oktober 2022

Ready to go!


Die große Buba ist mittlerweile wieder in Pellworm gelandet, und hat bei'm Abschied gestern im Treppenhaus eine interessante Sache festgestellt: Das waren mal richtig schöne, runde Ferien!

Viele haben am Ende der Ferien einen Blues, der die letzten Tage runterzieht. Schön entspannen ist vorbei, grauer Alltag steht an. Ging mir phasenweise auch so. Umso schöner, dass es diesmal also anders war - und wir haben auch richtig was geschafft. Wir haben endlich die gesamte Fringe-Story abgeschlossen, mit einem emotional aufgeladenen Ende (und ich merke, dass mir die fünfte Staffel mittlerweile richtig gut gefällt). Außerdem haben wir Adol Cristins Abenteuer in Ys: Monstrum Nox beendet. 

Es gab für uns keine Totalausfälle in den Ferien, dafür einige schöne Momente. Ich realisiere erst so nach und nach, wie toll es ist, wieder einen "richtigen" PC zu haben. Nicht mehr minutenlang warten, bis eine Seite geöffnet ist. Und kein kaputtes TässTässTässTäss-Mikro mehr. Ein großer Bildschirm, an dem ich mir den gesamten Vertretungsplan anschauen kann - und ein neuer Hintergrund im Blog, gefällt mir ein bisschen besser als der alte. Neue Schuhe, endlich.

Das sind alles eigentlich keine so besonderen Schritte, aber für einen Aspi dann eben doch: Fast zwei Jahre lang habe ich mit dem fast schrotten Notebook släsch Tablet gearbeitet, habe zwar hin und wieder gedacht, joah, muss mal was passieren, aber: Es ging ja irgendwie. 

Ich freue mich drauf, die Kiddies wiederzusehen. Und die Kollegen. Kann losgehen.

Ich wünsche Euch einen guten Start in die nächste Woche!

Freitag, 21. Oktober 2022

Finally!

Neu

Es ist nicht zu glauben, aber endlich habe ich es geschafft, meinen Arbeitsplatz neu einzurichten. Inspiriert durch die Rechner an unserer Schule habe ich mir gestern einen Mini-PC zugelegt, der auf meinem Schreibtisch steht - eventuell montiere ich ihn unter die Tischplatte, aber der jetzige status quo weist keine Probleme auf.

Endlich wieder ein großer Bildschirm, an dem ich - wenn ich wollte - streamen könnte, endlich Internetseiten, die rapide geöffnet werden, ohne Werbung (ich empfehle die uBlock Origin-Browsererweiterung, die große Buba!), inklusive Aufräumprogramm (ich nehme den CCleaner) und Virenschutz (ganz klassisch Avira, hat bis jetzt tadellos funktioniert).

Endlich neue Desktop-Lautsprecher, billig (inklusive Leuchten), weil mir das reicht, und die letzten Lautsprecher nach sieben Jahren ihren Geist aufgegeben hatten, und endlich ein hochauflösendes James Webb-Teleskopbild als Hintergrund.

Endlich in die Zukunft denken - ich wollte schon so lange mit der großen Buba Spiele über Emulatoren spielen, zum Beispiel Golden Sun, aber mir fehlte die Schnittstelle zwischen Rechner und Surround-Anlage - da kann ich jetzt ein langes HDMI-Kabel legen.

Ich bin so erleichtert und gönne mir das Glas Asperger pur, das mir mein Zaudern ob der neuen Technik serviert hat.

post scriptum: Und es tut mir in der Seele weh, dass ich ausgerechnet jetzt Autist sein muss und mich die ganze Sache so sehr fasziniert, dass ich die große Buba wahrscheinlich heute abend ausladen muss, damit ich das alles überhaupt verarbeiten kann. I am so sorry and I love you, and I hate you, I hate you, I hate you, drop dead! Dafür machen wir unseren Ferienabschluss morgen umso schöner.

Alt

 

Mittwoch, 19. Oktober 2022

Wenn Dein Kind Schul-Amokläufer wird...

Nikolas Cruz

vorweg: Der Beitrag stammt vom Wochenende.

An utterly soul-draining experience.

Mir sind keine anderen Worte eingefallen, um ein Video zu beschreiben, das ich letzte Nacht auf Youtube gesehen habe. Eigentlich wollte ich über den tollen Erlebnissonntag schreiben, den die große Buba und ich - jeder auf seine Weise - hatten, aber jetzt ist es drei Uhr morgens und ich muss ein paar Gedanken festhalten.

Und es tut mir leid, wenn es vielleicht "langweilig" wird, aber es geht mal wieder um school shootings in den USA, genauer um den Amoklauf an der Marjorie Stoneman Douglas-High School in den USA (Parkland, Florida). Ich habe in den Nachrichten das Strafmaß für den jungen Mann gesehen, für den die Anklage die Todesstrafe beantragt hatte. Die Jury hat sich zu lebenslänglich ohne Bewährung durchgerungen, und das fand ich faszinierend, weil ich wissen wollte, warum diese "Gnade" gezeigt wurde. 

Immerhin gibt der Schütze, Nikolas Cruz, in den Gesprächen mit Psychologen ein Bild wieder, das ich definitiv als chilling bezeichnen würde; außerdem hatte ich Tränen in den Augen, weil ich das Verhalten des jungen Mannes in diesen vierzig Minuten Video nachvollziehen konnte. Wie er da sitzt und ganz sachlich, total engagiert beschreibt, was er über Waffen weiß, wie er in seiner Kindheit Tiere gequält hat und wie er die Schüler an seiner ehemaligen Schule erschossen hat.

Das war allerdings "nur" chilling, nicht soul-draining. Spannender wurden dann zwei vorgeschlagene Videos mit Zeugenbefragungen von Nikolas' Schwester und einer früheren Bekannten von Nikolas' Mutter. Da haben sich Abgründe aufgetan und ich habe Teile des Videos eben gerade mit Tränen in den Augen hier am Schreibtisch verbracht. 

Jene Bekannte erzählt von ihrem Leben als Prostituierte, zusammen mit Cruz' Mutter. Beide ständig unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen, um den Alltag aushalten zu können. Sie erzählt sehr anschaulich, in welches Umfeld Cruz hineingeboren wurde, fetales Alkoholsyndrom inklusive, natürlich. Es ist spannend zu sehen, wie die Bekannte mittlerweile von der Straße runter ist und sich einsetzt und Frauen wie ihrem früheren Ich hilft. 

Der ganze Fall zeigt, wie wichtig das kindliche Umfeld für die Entwicklung ist, und diese Videos haben mir das Herz gebrochen - es bricht jedes Mal, wenn ich sehe, wie jemand komplett aus dem Leben abgerutscht ist. Und mittlerweile verstehe ich, warum drei Juroren gegen die Todesstrafe waren.

Bitte versucht, Euren Kindern eine sichere Kindheit zu geben!

post scriptum: Ich bin in jedem Fall gegen die Todesstrafe. Ihr?

Freitag, 14. Oktober 2022

Die Grenzen der Redefreiheit

Kann nun nicht mehr ganz so sorglos herumschreien: Alex Jones

"Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!"

Ein beliebter Satz in der rechten Szene, auch bei den anti-wokeness-Verfechtern. In der Tat, in vielen Ländern der Welt darf man seine Meinung frei äußern, inklusive Lügen (das nennt sich dann Politik) und Beleidigungen. Hass, Hetze und üble Nachrede stellen dagegen die Grenzen der Redefreiheit dar. Und was ist, wenn man einfach nur harmlose Behauptungen aufstellt?

Alex Jones ist mit dieser Frage konfrontiert worden. Der amerikanische Radiomoderator haut mit seinem Programm InfoWars gern Verschwörungstheorien und allerlei Humbug raus. Dazu gehören auch Unterstellungen gegen die demokratischen Politiker - alles, was sein Publikum begeistert, zu dem neben einigen incels generell Menschen gehören, die auf irgendwas schimpfen wollen und sich von der Politik allein gelassen fühlen. Quasi ein amerikanisches AfD-Programm.

Jones verdient damit viel Geld, denn in seinem Onlineshop verkauft er unter anderem Kleidung und Nahrungsergänzungsmittel, und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass er sich an eine uwah uwah-Bevölkerung richtet, tendenziell eher niedriges Bildungsniveau, blue collar workers, sozial Abgehängte, und dass er ihre Lage eiskalt ausnutzt.

Darf er das einfach? Seine Karriere auf Lügen aufbauen? Na klar, so lange es ein Publikum gibt, das bereit ist, dafür zu zahlen. Allerdings wurden ihm jüngst die Grenzen dessen aufgezeigt, was er behaupten darf.

Sandy Hook - einer der vielen Namen in der Reihe von Columbine, Stoneman Douglas und Hunderten mehr. Schulen, in denen ein Amokläufer Menschen erschossen hat. Diese Amokläufer sind durchgehend Männer - macht daraus, was Ihr wollt. Die Schicksale der Familien, die ein Kind verloren haben, sind sehr berührend; ich kann da nicht anders, als Mitleid zu empfinden (ja, sowas kann ein Aspi auf seine eigene Art).

Auftritt Alex Jones, der über zehn Jahre lang immer wieder behauptet hat, Sandy Hook sei eine false flag attack gewesen, eine Inszenierung mit Schauspielern, von der Regierung organisiert als Gehirnwäsche. Er hat das in seinen Sendungen auch sehr gründlich bearbeitet - dieser Mann zeigt zu wenig Emotionen, jener Mann zu viel, und außerdem habe man ja die angeblich ermordeten Menschen danach durch die Stadt gehen sehen. Alle haben sie gesehen! Das weiß doch jeder!

Verschwörungstheoretiker fahren darauf ab. Klicken auf InfoWars. Kaufen im Onlineshop ein. Machen Alex Jones reich. Für die tatsächlich Betroffenen dieser (natürlich) realen Katastrophen ist diese Masche ein Schlag in's Gesicht. Nicht nur, dass geleugnet wird, dass man einen Mitmenschen verloren hat; die Familien der Opfer werden bedroht und öffentlich lächerlich gemacht. 

In dieser Sache zumindest ist jetzt Schluss. Die Familien der Sandy Hook-Opfer haben Zivilklage erhoben, und Jones war im Gericht so dämlich, wie man nur sein kann; die Jury durfte live erleben, was für ein Mensch er ist. Das Urteil tut richtig weh: Jones muss insgesamt neunhundertfünfundsechzig Millionen Dollar Schadensersatz an die Familien zahlen. Ob ihm das wehtut? Ob ihn das nachdenken lässt?

Natürlich nicht. Er hat sich direkt in Videos über das Strafmaß lustig gemacht, die Familien hätten Pech, denn sein Unternehmen habe Insolvenz erklärt und wo soll dann das Geld herkommen?

Aber das Signal an die Öffentlichkeit ist wichtig: Redefreiheit hat ihre Grenzen.

Mittwoch, 12. Oktober 2022

Visuelle Rätsel


Anfangs ein leeres Blatt

Ich habe schon als Kind Rätsel immer lieber gemocht, wenn es ein Lösungswort gab. Quasi als Anreiz zu rätseln, sonst hat sich mir nicht erschlossen, warum ich das machen sollte. Ihr kennt diese Buchstabenkästen, in denen Wörter waagerecht, senkrecht und diagonal versteckt sind, vorwärts und rückwärts - ganz oft habe ich sie nur gemacht, wenn die übrig bleibenden Buchstaben einen Lösungssatz oder Spruch, Name, Redewendung, whatever ergeben. Das muss sich schon lohnen, die investierte Zeit.

Erste Felder geschwärzt

Und so geht es mir auch derzeit mit visuellen Logikrätseln, Nonogramme, Ketten, die japanischen Namen habe ich dafür gerade nicht zur Hand. Alle mit der Prämisse: Einige Felder müssen geschwärzt werden, andere bleiben weiß. Die Regeln dafür sind je nach Rätsel unterschiedlich - allen gemein ist, dass am Ende ein Pixelbild dabei herauskommt, und das liebe ich - ich bin ja sowieso eher der visuelle Typ, kein Wunder also, dass diese Rätsel süchtig machen können. Da wird aus "Nur eins mache ich schnell noch..." mal eben eine durchrätselte Nacht. 

Dann kommt immer mehr schwarz dazu

Ein Hauch von Nostalgie.

Bis schließlich ein Bild daraus wird


Sonntag, 9. Oktober 2022

Der Stoff, aus dem Albträume sind


Mittlerweile kann ich das sagen, ohne rot zu werden: Ich bin ein Fan von intellektuell anspruchsvollen virtual reality-Ausflügen. Bisher immer mit PSVR, in Spielen wie Obduction oder Transpose oder Red Matter, in denen es Rätsel zu lösen und Geschichten zu entdecken gibt. Ich genieße diese völlige Freiheit, ungestört zu sein, nicht mit der Unberechenbarkeit anderer Menschen konfrontiert zu werden, sondern auf die meist logisch aufgebauten, verlässlichen Spielmechaniken vertrauen zu können. Schöne landscapes and soundscapes vervollständigen das Ganze, einfach traumhaft.

Umso erschrockener war ich, als ich vor einer Weile zum ersten Mal einen Trailer zu Mark Zuckerberg(äi käi äi Meta)s Horizon Worlds gesehen habe. Das ist also die virtuelle Onlinewelt, in der nach Zuckerbergs Vorstellung sich alle Menschen wohlfühlen können sollen. Dass ein weiblicher User dann früh von einem gang rape-Erlebnis mit mehreren männlichen Usern berichtet hatte - das waren dann eben Startschwierigkeiten. Die konnte man mit Zensur oder Blockfunktion unter den Tisch kehren.

Es gibt gute Medien, die uns den potentiellen Horror von virtuellen Realitäten vorführen - seien es nun Filme wie Kathryn Bigelows Strange Days (1995) oder Hank Greens A Beautifully Foolish Endeavor (2020) - oder wie etwas harmloser dargestellt in Spielbergs Ready Player One (2019). Oder aber der Zuckerberg-Trailer, in dem mir ohne Vorwarnung unterkörperlose Torsos präsentiert wurden, die durch die Gegend gefahren sind. Das klingt irgendwie lustig, aber im ersten Moment war es ein (ernstes) Horrorszenario. Wenn mir sowas in einem Traum begegnet, wechselt das Ganze sofort in einen Albtraum - und davon habe ich eigentlich nicht mehr so viele. Macht auch gar nichts.

Insofern danke an Mark Zuckerberg für eine unvergessliche Erfahrung, die ich mir nicht durch allzu schnelle Wiederholung verderben möchte.

Ein Blick lohnt sich - wenn vielleicht auch aus den falschen Motiven:



Donnerstag, 6. Oktober 2022

Reichsbürgerquatsch mit Soße & PCR


Reichsbürgerquatsch mit Soße

Man hört ja immer mal wieder von diesen Menschen, die davon überzeugt sind, dass unsere Gesetze für sie nicht gelten. Reichsbürger sind ein echtes Ärgernis für Ämter und Polizei, weil sie denken, sie könnten sich alles rausnehmen, und manchmal frage ich mich, ob das nur eine Masche ist oder in Richtung psychische Erkrankung geht.

Ich dachte, das wäre etwas typisch Deutsches. Reich und so. Aber nix da, die Bewegung scheint auf Amerika zurückzugehen, wo sich diese Menschen sovereign citizens nennen, kurz sovcit. Es hat immer etwas von Fremdschämen, wenn man so einen Sovcit in Aktion erlebt. Auf der anderen Seite ist es auch unglaublich faszinierend zu beobachten, und deswegen verfolge ich derzeit den Prozess US v Darrell Brooks. Brooks hat vor ein paar Jahren in Waukesha sein Auto in eine Weihnachtsparade gesteuert, dabei sechs Menschen getötet und mehrere weitere verletzt.

Brooks versteht überhaupt nicht, wer ihn anklagt, und das nimmt er sich zur Verteidigung. Für einen Sovcit versteht es sich von selbst, dass er sich vor Gericht selbst verteidigt, und das Ganze wird im Internet übertragen. Es läuft mal wieder alles darauf hinaus: Ich liebe es, menschliches Verhalten zu beobachten. Die Sache ist außerordentlich unterhaltsam.

PCR

Und dann kam heute morgen erstmal ein Schreck. Netterweise lagen in unseren Fächern in der Schule wieder Corona-Testpakete, und ich teste momentan immer montags und donnerstags. Das kann ich mir gut merken, mo/do sind auch die Tage, an denen ich Elmex Gelee verwenden soll. Also habe ich heute einen der neuen Tests gemacht - positiv. Ich war ja sowieso schon etwas paranoid, weil die letzten drei Tests, die ich benutzt habe, und die mir "negativ" bestätigt hatten, lila verlaufene Linien hatten, das hatte ich vorher noch nie. 

Klar geht dann die Alarmglocke wieder an, Schule abgesagt und direkt zum Bootshafen für einen PCR-Test. Interessant: Als ich mich vor Monaten das erste Mal dort für einen Testtermin anmelden wollte, gab es kaum noch freie Termine - mittlerweile macht kaum noch jemand diese PCR-Tests, offensichtlich. Vielleicht liegt es daran, dass ich schon vor einer halben Stunde einen Anruf bekommen habe mit dem negativen Testergebnis. Aufatmen. 

Man wird... korrigiere, ich werde doch etwas paranoid, weil das Treppensteigen immer noch erstaunlich anstrengend ist, damit hatte ich sonst keine Probleme, insofern hätte ich mir gut vorstellen können, dass ich noch immer krank bin.

Was für eine letzte Schulwoche. Es ist chaotisch und es wird vermutlich nicht besser werden.