Samstag, 30. März 2019

Rhythmus in der Tasche

Auch mit achtzehn Jahren Rhythmus im Blut

linke Hand tappt auf die Hosentasche

1                2                3                4

Bu              2                3                4 

rechte Hand tappt gegen die Haltestange

Bu             dah                              dah

Bu             dah                              dah

Kopf nickt mit

Bu             dah      bu           bu     dah

Bu             dah      bu           bu     dah

rechter Fuß tappt mit

Bu     ts     dah    tsbu           buts  dah     ts

Bu     ts     dah    tsbu           buts  dah     ts

Einsatz Schultern 

Bu     tsts  dah    tsbu           butstsdah    ts

und mitsingen!




Heute war ich endlich mal wieder mit Sommersachen, Sonnenbrille und Sennheiser-Kopfhörer im Bus in die Stadt unterwegs, den MP3-Player bis zum Anschlag aufgedreht, mitten im Bus stehen und zur Musik mitmachen. Anfangs noch mit ein paar scheuen Gedanken, was sollen denn all' die Leute denken, aber das lässt schnell nach, die Musik zieht mich einfach mit. Es werden Sitzplätze frei, aber ich bleibe in der Mitte stehen und groove zu dem Beat mit, und es tut so gut. Hinter der Sonnenbrille fühle ich mich sicher, und mich kennt eh' keiner, und selbst wenn! Es ist so ein wunderbares Gefühl, bei tollem Wetter rauszugehen und den Rhythmus im Blut zu haben, für die Dauer einer Playlist mal alles draußen lassen, kein Stress im Kopf, sondern nur noch pulsierende Beats. Im Studium habe ich das viel häufiger gemacht, vielleicht bin ich jetzt einfach zu bequem dazu geworden. Aber heute hat mir gezeigt, wie schön es ist, zu tanzen, und ich muss unbedingt wieder auf die Lost Souls, und irgendwann steht auch der Kieler CSD an, noch mehr Tanzgelegenheiten. Oder einfach ein Kilo Hüftsteak kaufen, und ein Paket Schlonz (die große Buba brüllt gerade Scheh-LONZ und spült ihre Mitmenschen weg, sorry, ich bin grad albern), jede Gelegenheit zum Tanzen und Wippen und Nicken wird genutzt!

Ab nach draußen!

post scriptum: Wenn Ihr eine halbe Stunde Zeit habt, dann schaut Euch mal den Kurzfilm "I'm here" von Spike Jonze aus 2010 an, eine SciFi-Romanze. Ich glaube, es ist unmöglich, sich nicht sofort in die Hauptcharaktere zu verlieben, und die inklusive Message des Films ist toll - jeder gehört dazu, und das ist auch gut so. Ihr könnt den Film hier bei Youtube finden.

Freitag, 29. März 2019

Ein bekanntes Gefühl

Seit damals sind fünf verschiedene Schulen vergangen...

Gestern haben mich auf dem Flur zwei Schüler angesprochen, die es wirklich gut meinten, und mit einer einzigen Frage ein Gefühl in mir wachgerufen haben, das ich länger nicht mehr hatte, und auf das ich, ehrlich gesagt, endlich einmal verzichten können möchte. Hilflosigkeit.

"Dr Hilarius, können wir irgendetwas tun, damit sie an der Schule bleiben können? Wir würden sie wirklich gern in der Oberstufe behalten und so. Wir können mit dem Abteilungsleiter sprechen..."

Das Gefühl, das ich länger nicht mehr hatte, ist die innere Zerrissenheit - denn einerseits freue ich mich riesig, dass ich trotz meiner Macken immer noch bei den Schülern ankomme, und diesmal ja sogar bei einer für mich neuen, weil älteren Schülerschaft. Ich freue mich, mache aber trotzdem ein unglückliches Gesicht und erkläre den Jungs, dass ich ihren Einsatz total toll finde, hat mich echt gerührt, aber wir können da leider nicht so viel ausrichten. Da müssen schon eine ganze Menge Faktoren passen, damit ich bleiben kann.

Ich kenne diese Hilflosigkeit, ich würde ihnen so gern sagen können, dass ich sie bis zur Abschlussprüfung bringe (Kontinuität und so, ist gut für Schüler, ich hatte Kries sieben Jahre am Stück und es war am Ende echt toll), aber ich vertröste sie erstmal. Nach den Osterferien werde ich bei der Schulleitung nachfragen. Noch nicht - auch weil ich mir denke, naja, wenn ich sie darauf anspreche, dann wird die Möglichkeit, ab Sommer zum fünften Mal arbeitslos zu sein, auf einmal so greifbar. Und ich würde die Ferien gern genießen.

Mich erinnert die Episode an St.Peter-Ording, wo ich damals nur als Vertretung für den Mutterschutz einer Kollegin eingesprungen bin, und irgendwie schien mein Schulleiter ein Potenzial in mir gesehen zu haben (drei Schulleiter haben nichts gesehen außer einer anstrengenden Lehrkraft). Und die Schüler waren wohl auch ganz glücklich. Jedesmal, wenn einer meiner Kurzzeitverträge zu Ende gehen sollte, kam die Frage: "Wissen sie schon, ob sie bleiben können?" Jedesmal wieder. Und ich war kurz vor den Tränen, nicht wahr, hat mich eben sehr gerührt und ich konnte den Schülern eine Sicherheit bieten.

Oder auch in Brachenfeld, da haben Schüler eine Briefaktion gestartet. Ich dachte, damit könnte ich ihnen ein bisschen mehr Geduld geben, damit sie sich wieder auf den Unterricht konzentrieren können. Bei der Schulleitung ist das leider nicht so gut angekommen, und auch Sätze wie "Wenn Dr Hilarius geht, dann gehe ich auch!" haben für eine angespannte Situation gesorgt.

Das wollte ich nicht noch einmal riskieren, und deswegen habe ich meine Schüler erstmal bis nach den Osterferien vertröstet. Nützt nichts, wenn man mir sagt "Da musst du hinterher sein!" - sorry, aber dann mache ich erst recht dicht. Klaus liest das gerade und kennt das Feeling genau.

Was ich damit nur sagen wollte: Ich war mir nicht sicher, ob ich an einer neuen Schulart gut ankomme. Aber es scheint zu funktionieren. Klar sind da noch immer misstrauische Blicke im Kollegium, aber es braucht Zeit, um DrH als ein Mitglied des Kollegiums zu akzeptieren; das war schon immer so. Und ich hoffe, die Zeit wird es zeigen.

Wenn ich bleiben kann.

Donnerstag, 28. März 2019

Korrektur IV - Libra

Manchmal liest man auch richtig tolle Klausuren

vorweg: Wie auch schon bei "The Final Kotz" handelt es sich hierbei um eine FIKTIVE Bewertung einer Klausur. Bitte keine Rückschlüsse auf irgendwelche Schüler ziehen! Hier darf ich aber glücklicherweise sagen, dass ich ein paar Klausuren habe, die diesen Text verdient hätten. Das ist quasi das positive Gegenstück zu dem anderen Beitrag.

Lieber Prüfling!

Ich bin erschlagen. Mir war bewusst, dass Sie unser Unterrichtsthema gut durchdrungen haben, schon anhand Ihrer differenzierten Unterrichtsbeiträge. Sie stellen kritische Fragen und schaffen es in der Regel, von den Textvorlagen zu abstrahieren und sich eine eigene Meinung zu Themen zu bilden und nachvollziehbar zu begründen. In der Schule nennt man das den Anforderungsbereich III, den Sie mit ihrem Hintergrundwissen im Sturm erobert haben.

Sie haben die formale Struktur des comment eingehalten; bereits in der Einleitung präsentieren Sie Ihre Position zu dem Statement, und jedes der im Hauptteil folgenden Argumente wird hinsichtlich seiner Relevanz zu ihrer Position gründlich vorgestellt, bewiesen und mit Beispielen belegt. Besser geht es nicht. Ihre conclusion fasst konzis ihren Kommentar zusammen, ohne Neues einzubringen, und es gelingt Ihnen, gleichzeitig Ihre Haltung darzulegen, den Leser aber trotzdem zu einer eigenen Entscheidung zu fordern.

Ihr Sprachgebrauch ist vorbildlich, Ihr Text ist fast fehlerfrei, und das nicht, weil sie komplexe Satzkonstruktionen vermieden hätten; auch lange Satzperioden bleiben in Ihrem Text stets übersichtlich und klar in Ihrer Aussage. Dies geschieht nicht zuletzt durch einen hervorragenden Gebrauch der linking words. Die Leserlenkung ist eindrucksvoll.

Ihre Wortwahl ist abwechslungsreich und trifft das erwartete formale Sprachregister genau. An keiner Stelle wechseln Sie zur Umgangssprache, und das, obwohl das Thema dazu viele Möglichkeiten böte.

Sie liefern eine in allen Bereichen überzeugende und kaum noch steigerbare Leistung ab.

post scriptum: Warum poste ich das überhaupt? Weil mir bei'm Tippen eine Sache wieder bewusst geworden ist, nämlich dass ich zu wenig lobe. Wenn eine sehr gute Klausur geschrieben wird, dann schreibe ich "Perfect!" darunter und das war es schon. Leider ist es analog bei den schlechten Klausuren. Ich muss mir mal etwas mehr Mühe machen, wenn ich Klausuren benote, damit Schüler gut verständlich wissen, warum Ihre Klausur toll oder nicht einmal ausreichend war.

Dienstag, 26. März 2019

"Können sie lesen?"


Liebe kollegiale Lehrkräfte, der heutige Beitrag soll eine kleine Diskussion anstoßen, bzw. ich würde mich freuen, wenn Ihr von Euren Erfahrungen berichtet.

Ich beobachte, dass Schüler, die direkt vor der Fach- oder allgemeinen Hochschulreife stehen, Aufgaben auf Arbeitsblättern gar nicht mehr lesen, sondern direkt mit der Bearbeitung anfangen. Ich merke, dass ich dazu beitrage, und zwar jedesmal, wenn ich vor der Erarbeitungsphase die Aufgaben ausführlich erkläre. Ich sollte vielleicht häufiger mal ein "Bearbeiten sie bitte die Aufgaben 2 und 3" ansagen.

Aber selbst wenn sie die Aufgaben lesen, verstehen sie sie nicht. Sie können die Arbeitsanweisungen nicht umsetzen, und auch wenn ich das gern auf die englische Sprache schieben würde, dünkt es mich, dass die digital natives so sehr von intuitiven Technologien verwöhnt werden, dass sie nicht mehr richtig wissen, wie man eine Aufgabenstellung liest und versteht.

Ich hoffe, es ist okay, wenn ich wieder ein paar von Euch verlinke, denn mich würde wirklich interessieren:

Macht Ihr ähnliche Beobachtungen? Ist das abhängig von der Klassenstufe? Hängt das mit der Schulart zusammen? Liegt das an der Digitalisierung? Wie sollte ich mit der Situation umgehen? Habt Ihr kleine Tricks, wie ich Schüler dazu bringen kann, immer erstmal die Aufgabenstellung zu lesen?

In jedem Fall danke für Eure Beiträge!

Montag, 25. März 2019

Supertuss!

Supertuss & Privatsklave

Es glänzt ein neuer Stern am Superheldenhimmel!

Wann immer es irgendwo reduziertes Make-Up gibt, kommt sie angeflogen - Supertuss! - um die Regale von den Sonderangeboten zu säubern. Sie kümmert sich auch um die ganz kleinen...

...Probiergrößen, denn Supertuss ist niemals ohne ihre treue Begleiterin EC-Card und ihren Privatsklaven unterwegs. Gemeinsam nehmen sie von den Drogerien und schenken es ihren bedürftigen Schminkkoffern.

Wann immer Supertuss in der Nähe ist, sind auch die Klatschzeitungen vor Ort, und deswegen versteckt unsere Heldin unter ihrem Cape immer mindestens vier Dosen Haarspray, um auch die widerspenstigsten Strähnen zu zähmen.

Wann immer es ein Verbrechen gibt, kommt Supertuss auf ihrer rosaroten Parfümwolke herbeigeschwoben, mit den künstlichen Fingernägeln bewaffnet und den Lockenwickler zum Angriff bereit, und lässt ihren Kriegsschrei erschallen: "Bi-aaaaaaahtsch!"

Ihre Erzfeinde sind die korrekt geboldeten Partizipien, denn die hat sie niemals gelerntetet. Und ihr allerschlimmster Feind ist den Kasusverwendung - immer wieder entfleucht sie sie, wenn sie erklären will, wie sehr sie dem Urlaub liebt oder ihren Badeanzüge bewundert.

Wenn die Bürger ihre Hilfe brauchen, können sie eine Ladung Lipgloss in den Himmel verschießen, als Signal, das die Supertuss aber nur sehen kann, wenn sie nicht gerade ihren Schönheitsschlaf hält; dann sind die Menschen dem Verfall, Nagelbruch und spröden Lippen ausgeliefert.

Was dem Superman das Kryptonit, das ist der Supertuss die Körperfettwaage, und um ihre Superkräfte aktivieren zu können, muss Supertuss ihren Büstenhalter gegen einen Pushup austauschen. Sie verliert auf der Stelle ihre Superkräfte, wenn sie eine Falte in ihrem Gesicht sieht, weswegen Kasusverwendung sich in einer Festung voller Makeup-Spiegel verschanzt hält.

Schalten Sie nächste Woche ein, und erleben Sie, wie das Leben der Supertuss auf dem Spiel steht, als sie ihre Begleiterin EC-Card verliert und in den Drogerien Hausverbot erhält. Werden die Partizipien sie diesmal vernichten? Seien Sie gespannt!

Supertuss ist eingetragenes Markenzeichen der Schlampen GmBH-Größe Doppel-D

Sonntag, 24. März 2019

Preisauskunft (starten würden fahren könnten)


Weddingstedt, den 29.12.02

Betreff: Preisauskunft

Sehr geehrte Damen und Herren der Deutschen Bahn!

Ich habe eine kleine Frage bezüglich des neuen Preissystems. Ich möchte nämlich im nächsten Frühjahr mit meiner Familie meine Verwandten in Berlin besuchen. Es wäre sehr nett, wenn Sie mir zum Einen die günstigste, zum Anderen auch die bequemste Möglichkeit, also mit möglichst wenig Umsteigen (Meine Oma ist 82) aufzeigen würden. Hier die Einzelheiten zu meiner Reise:

Wir wohnen alle in Heide, Holstein. Die Hinreise nach Berlin, Zoologischer Garten soll am Donnerstag, den 6. März und die Rückfahrt am Dienstag, den 18. März stattfinden. Sehr zuvorkommend wäre es natürlich, wenn sie uns für die Hinfahrt eine Verbindung zwischen 11.45 Uhr und 14.45 Uhr sowie für die Rückfahrt eine Abfahrt in Berlin Spandau zwischen 16.00 Uhr und 18.30 Uhr angeben könnten. Ich möchte nochmals betonen, dass ich gerne sowohl die günstigste als auch die bequemste Verbindung wüsste. Hier nun die Einzelheiten zu den Mitreisenden. 

Ich bin 19 Jahre alt und habe sowohl einen Zivildienstausweis als auch eine Bahncard nach den alten Tarifen, die bis zum 10. März gültig ist. Meine Eltern kommen auch mit, die Bahncard meiner Mutter ist nach den alten Tarifen und noch bis Ende Mai gültig, mein Vater hat eine neue Bahncard (25% auf alle Rabatte). Ich möchte auch noch meinen kleinen Bruder mitnehmen. Er ist 18 Jahre alt und beginnt zum 1. März seinen Zivildienst. Leider hat die Dienststelle ihm nur Urlaub vom 6. März bis zum 14. März gegeben, das heißt, dass er bereits am Freitag, den 14. März zurückfahren muss. Auch hier wäre eine Abfahrtszeit (aus Berlin Zoologischer Garten) zwischen 16 Uhr und 18.30 Uhr sehr passend. Seine neue Idee war aber, dass wir alle vielleicht mit einem Schönes-Wochenende-Ticket, wenn wir nun erst am Samstag, den 8. März starten würden, fahren könnten. Ich bin mir nun aber nicht mehr sicher, ob es dieses Ticket noch gibt. Die fünfte Person im Bunde ist dann nämlich meine Schwester. Sie ist dreizehn Jahre alt und fährt damit sowieso umsonst, wenn ich mich recht entsinne. Sie wird aber am Mittwoch, den 12. März 14 Jahre alt, wir feiern bei meiner Tante. Damit dürfte zumindest die Rückfahrt etwas kosten, aber es gibt ja auch immer noch so etwas wie Mitfahrerrabatte, habe ich gehört. Natürlich möchte ich auch den Frühbucherrabatt miteinberechnet sehen, da wir mit der endgültigen Planung Anfang Februar beginnen. 

Es gibt nun kleine Komplikationen bei der Rückfahrt. Wie schon gesagt, werden wir in Berlin Spandau einsteigen (nach dem Besuch bei meiner Großtante). Diese kommt auch mit, um ihre Schwester in Heide zu besuchen. Da meine kleine Schwester inzwischen ihre Freundin in Wittenberge besucht, sollten wir sie auf dem Rückweg natürlich mitnehmen. Die Kosten übernimmt die Familie ihrer Freundin, diese brauchen Sie also nicht miteinzuberechnen. Die Freundin fährt aber nur zu ihrem geschiedenen Vater in Hamburg. Der wird sie in Altona abholen, also hätten wir alle die Rückfahrverbindung gerne über Altona. Wir gehen zwar davon aus, dass meine Großmutter für ihre Schwester die Rückfahrkosten nach Berlin übernimmt, aber das kann sich immer noch ändern. Bitte planen Sie für meine Großtante also auch die Rückfahrt nach Nauen ein. Sie findet am Sonntag, den 23. März statt. Der Beginn der Fahrt ist im Prinzip egal, aber bitte keine Abfahrt in Heide/Holstein vor 9.15 Uhr. Auch ist es zu begrüßen, wenn sie nicht nach 15.30 Uhr in Nauen ankommt – sie wird nämlich immer schon recht früh müde und wollte sich in Nauen mit einer guten Bekannten treffen.
Ich möchte mich schon einmal im Voraus bei Ihnen für die Hilfe bedanken; ich bin nämlich davon überzeugt, dass gerade nach der Tarifumstellung diese kleine Auskunft Ihnen keine Probleme bereiten dürfte.

Hochachtungsvoll,

Dr Hilarius

Samstag, 23. März 2019

Linguistisches Beruhigungsmittel

Wohlfühlsprache

Ich habe mir heute First Man angeschaut (Aufbruch zum Mond, 2018), aber das hier wird keine Filmrezension werden, sondern es geht mal wieder um Hochbegabung. Der Film ist eine Chronologie der ersten Mondreise Neil Armstrongs. Der Film hat für seine visuellen Effekte den Academy Award gewonnen - ja, technisch ist das schon wirklich schmackhaft. Was mir aber am meisten gefallen hat, war die Fachsprache, die hier und dort verwendet wurde. Nicht wirklich im Übermaß, aber es wirkte sehr authentisch, was da gesprochen wurde, während Armstrong samt Begleitung in's All geschossen wurde.

Ich mag sowas. Aus irgendeinem Grund hat es eine beruhigende Wirkung auf mich, wenn ich bei Fachsprache zuhören darf, keine Ahnung, das weckt mein Interesse, und natürlich habe ich keinerlei Ahnung von NASA-Wissenschaft. Vielleicht ist es gerade das: Menschen zuhören, die wissen, wovon sie reden, denen ich vertrauen kann. Denn das nimmt mir die Angst - und damit wären wir wieder bei einem sehr beliebten HB-Tick.

Ich kann so gut in Panik geraten! Standardbeispiel Telefon: Wenn es klingelt, gehe ich nicht ran. Nie. Weil ich nicht weiß, wer dran sein könnte, und ich den Gesprächsablauf nicht vorhersehen kann, und während des Klingelns male ich mir in meinem Kopfkino diverse Horrorszenarien zurecht, in denen ich Schüler misshandelt habe, Geheimnisse verraten habe, Fristen nicht eingehalten habe oder auch einfach ein "Du lässt gar nicht mehr von dir hören!". Immer wieder Angst.

Oder die Angst, als ich mir damals den Finger gebrochen habe. Nee, wird schon nicht so schlimm sein, ich breche den wieder zurück und gehe in's Bett, dachte ich in dem Moment. Aber die Angst war da, dass eben doch etwas sein könnte, und ich wollte auf keinen Fall zum Arzt gehen. Einen Monat lang. Bis es dann wirklich höchste Eisenbahn wurde und ich vom Hausarzt Richtung Facharzt Richtung Lubinus geschickt wurde.

Dort wurde ich betreut von Dr.Andreas Koblitz, und das war ein Glücksfall. Ich hatte ihn damals ganz bewusst darum gebeten, mir genau zu erklären, was los ist. Mit allen Fremdwörtern, Fachjargon und Konsorten. Und er hat sich sofort darauf eingelassen, das war richtig toll! Er hat mir die ganze Sache erklärt, als wäre ich selbst ein Handchirurg. Und das hat mich dann wieder beruhigt (und ich bin ihm heute noch dankbar dafür). Und auch, als Dr. Ranft dann bei der Operation kommentiert hatte "Ich setze jetzt einen Schnitt..." und das alles erklärt hat, das war wunderbar!

Um zum Weltall zurückzukehren: Auch bei Interstellar (2013) habe ich es sehr genossen, dass auf wissenschaftliche Akkuratheit (soweit möglich; ist halt science fiction) geachtet wurde. Ich fand die Erklärungen zur Raumzeit-Verkrümmung unglaublich spannend, und zur Einstein-Rosen-Brücke und was noch alles vorkam. Ich verstehe davon kein bisschen (glaube ich zumindest), aber es fühlt sich so gut an, das zu hören.

Sind da draußen Hochbegabte, denen es ähnlich geht? Frei sprechen, Fachleuten zuhören usw.?

Freitag, 22. März 2019

Korrektur III - The Final Kotz


So nicht!

vorweg: Es handelt sich hierbei um eine FIKTIVE Klausurbewertung. Ich habe keine Klausur korrigieren müssen, die eine solche Bewertung verdient hätte. Ich habe keine Klausur mit dieser Wertung versehen - aber manchmal würde ich das gerne tun. Daher also nun an diesem Ort.

Lieber Prüfling!

Leider erweckt Ihr Text den Eindruck, dass Sie nicht wissen, was das Konzept des "Embellishment" ist, auch wenn wir das in den letzten zwei Wochen im Unterricht behandelt haben und Sie aufgefordert waren, sich für die unterrichtlichen Diskussionen zuhause zu informieren; Sie nennen kein einziges konkretes Beispiel für diese Technologien, ergehen sich in viel zu allgemeinen, nichtssagenden Äußerungen, Sie stellen keinerlei ethische Überlegungen an.

Keine klare Vorstellung der Idee des Transhumanismus führt dazu, dass Sie in Ihrem Kommentar die Fragestellung nicht stetig vor Augen haben, weil Sie vielleicht das zu kommentierende Statement nicht verstanden haben, worunter letztlich die Leserlenkung leidet (was kaum möglich ist, da sie in Ihrem Text nicht existiert). Dadurch, dass Sie keine konkreten Methoden transhumanistischer Technologien nennen, bzw. die plastische Chirurgie nicht als solche kennzeichnen, wird der Leser in die Irre geführt und bildet sich eine Meinung auf Grundlage falscher Informationen. Sie können sich damit bei der Boulevardpresse bewerben, aber nicht für eine Hochschule.

Auch ist es ungünstig, wenn Sie als eines Ihrer (nicht deutlich erkennbaren) Argumente die Kosten für TH-Technologien angeben, ohne zu differenzieren, zum Beispiel zwischen einem Ohrloch-Stechen, für das Sie selbst vermutlich nicht viel mehr als zehn Euro bezahlt haben, und einer kompletten Prothese, die viele zigtausend Euro kosten kann; zugleich differenzieren Sie nicht zwischen Maßnahmen, die ein Mensch selbst bezahlen muss, und solchen, die von Krankenkassen getragen werden.

Ihr Kommentar ist ein Paradebeispiel für ein Konzept, das sich "style over substance" nennt - quasi große Klappe, nichts dahinter.

Ihre Aufgabe war, TH-Technologien nach ideologischen Gesichtspunkten zu untersuchen und das Statement zu kommentieren, dass Embellishment-Methoden nicht zur transhumanistischen Idee gezählt werden sollten. Ihr Kommentar genügt trotz einer hinreichend korrekten, wenn auch im Sprachregister der Textart nicht angemessenen Diktion, vor dem Hintergrund dieser Aufgabenstellung nicht einmal im Ansatz den Anforderungen.

Bitte informieren Sie sich in Zukunft vor, während und nach dem Unterricht genauer über die Unterrichtsinhalte, nehmen Sie aktiv am Unterrichtsgeschehen teil und erwarten Sie nicht, dass Sie für Ihre Sitzhaltung "nasser Wäschesack" eine ausreichende Note für dieses Fach erhalten. Wenn Sie dann noch die Dreistigkeit besitzen, nach der Klausur zu mir zu kommen mit der Anmerkung, Sie seien ja einen Tag krank gewesen, und wir hätten das gar nicht im Unterricht gemacht, und Sie hätten nur so wenige Kopien bekommen, dann muss ich auch keine Hemmungen haben, Ihnen das Folgende mitzuteilen:

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich beim Anblick ihres geistigen Brechdurchfalls kotzen möchte. Ihre Arbeitshaltung hat in einer Bewerbung um die allgemeine Hochschulreife nichts zu suchen; genaugenommen reicht sie noch nicht einmal für den ESA aus. Selbst wenn Sie mit Rumgammeln bisher gute Noten erhalten haben mochten, so wird es Zeit, dem ein Ende zu setzen. Ich kann es nicht verantworten, dass ein faules, arrogantes, selbstverliebtes, unreflektiertes Arschloch wie Sie anderen, hart arbeitenden Schülern den Studienplatz wegnimmt. Ich habe selten einen Menschen unterrichtet, dem ich in's Gesicht sagen möchte: "Sie sind pure Scheiße!"

Daher benote ich ihren Text mit einer Zwei plus, denn dieser Kommentar hat mich wirklich gut unterhalten.

Herzlich,
Dr Hilarius

post scriptum: Ich beobachte ein wiederkehrendes Muster - wenn ich einen beeindruckenden Film gesehen habe, bin ich oft so sehr mitgenommen, dass ich am liebsten direkt im Blog darüber berichten würde. Aber ich bringe mir bei, erstmal darüber zu schlafen, wieder etwas Abstand zu gewinnen. Und doch wird es zu diesem Film über Gewalt in der Schule einen Blogeintrag geben.

Donnerstag, 21. März 2019

Schock zum Frühstück

Ich sehe... schwarz.

Ich habe heute morgen kein Frühstück gegessen. Ich esse nie Frühstück.

Und trotzdem gab es heute früh Schock zum Frühstück - dabei war es eigentlich ein Tag wie jeder andere. Wecker klingelt, ich springe direkt aus dem Bett, weil ich anders nicht wach werden kann, auch wenn die ersten zehn Minuten unangenehm sind. Fenster auf, ein Teil der Reihe Fahrenheit Project als Hintergrundmusik, Google News öffnen und die neuesten Nachrichten überfliegen, während das Koffein anfängt zu wirken. Anziehen, dann die Schultasche packen, über die Schulter hängen, zweimal auf beide Hosentaschen klopfen, um mich zu versichern, dass ich beide Schlüsselbunde - privat und dienstlich - bei mir habe, das ist mittlerweile Routine geworden, ich denke über diese Mechanismen nicht einmal mehr nach. Dann zum Küchenregal, Portemonnaie einstecken und ab die Post.

WENN denn das Portemonnaie auf dem Küchenregal gelegen hätte. Da liegt es eigentlich immer, ich bin ruhiger, wenn die Dinge alle einen festen Ort haben - aber heute liegt es nicht da. Ach klar, ich winke ab, ich hab das bestimmt wieder in der Tasche meiner Cargohose gelassen. Gehe zum Wäscheberg, finde aber nichts. Durchwühle alle Hosen - nada. Ach, kein Ding, nun mal nicht unruhig werden, du hast es doch in der Jackentasche gehabt, als du gestern Einkäufe erledigt hast. Alle Jackentaschen gecheckt - niente.

Oooooookay, jetzt werde ich doch ein wenig misstrauisch. Dazu kommt, dass ich mich wirklich beeilen mus, denn meine Ankunft in der Schule ist - seit Jahren schon - knapp auf Kante genäht. Also laufe ich durch die ganze Wohnung, hin und her, öffne die Abstellkammer dreimal, als würde ein Blick nicht ausreichen, Badreich, Küche, what the fuck!? Wo ist mein Portemonnaie???

Aber die Zeit drängt, und so schiebe ich das Problem im Kopf beiseite, verlasse die Wohnung und fahre los, ich werde schon nicht kontrolliert werden, und habe mich auf meinen anstehenden Unterricht konzentriert.

Glaubst Du das ernsthaft???

So eine Scheiße, während ich die Treppe runter hetze, zerbricht fast in Zeitlupe mein kompletter Tag. Was mache ich nun? Ich kann mir mittags kein Essen kaufen. Ich muss ohne Führerschein fahren. Ich kann meine Postsendungen nicht in der Filiale abholen. Ich muss einen neuen Perso beantragen. Und und und... das hochbegabte Gehirn ist äußerst talentiert darin, sich eine Unzahl an Horrorszenarien auszumalen.

Und dann reagiert eine Kollegin auf meine Schilderung: "Ach herrje, ja, aber ich glaube, das ist auch ganz normal, wenn mir sowas passiert, kann ich mich auch gar nicht mehr richtig konzentrieren." Ich erkläre ihr dann, dass ich im Kopf immer ein paar Stunden weiter bin, weil mir die Sicherheit, was passieren wird, im Hier und Jetzt Ruhe gibt. Wenn aber die drei Schritte weiter im Kopf von Unsicherheit geprägt sind, so wie heute, dann wird ein Schulvormittag zu einem Spießrutenlauf. Verwirrt, zerstreut und tierisch froh, dass heute Bowling for Columbine (2003) anstand, in der Zeit konnte ich dann ein bisschen nachdenken und meinen Kopf runterfahren (...iehn den Kellah, wo khalt ies! sagt die große Buba).

Okay, machen wir es kurz: Es hat richtig lange gedauert, aber ich habe mein Portemonnaie wiedergefunden. Lag auf meinem TV-Lowboard, mitten im Blick, aber ich habe es nicht erkannt, weil es schwarz ist. Schwarz auf schwarz (Suprematist Malevich anyone?), jep, ich habe es schon mehrfach erlebt, dass ich Sachen in meiner Wohnung nicht gefunden habe, weil alles schwarz ist. Und dennoch - schwarz gibt mir Ruhe, das bleibt hier.

Dafür nehme ich dann auch gern einen Schock zum Frühstück in Kauf.

post scriptum: Heute gab es einen kleinen britischen Thriller, "Exam" (2009). Ist bei den Kritikern nur so mittelmäßig angekommen, aber ich fand ihn klasse, weil er so schön logisch ist. Die Antwort auf die Frage in dieser Bewerbungsprüfung habe ich gleich am Anfang gefunden, aber das hat mir den Film nicht verhagelt, im Gegenteil, es hat sich alles echt toll entwickelt. Bluray ist unterwegs.

Mittwoch, 20. März 2019

Wie bringe ich meine Schüler zum Lesen?

Sehr viele Schüler mögen spannende Geschichten

Ich weiß nicht, woran es lag, aber wenn früher meine Englisch- oder Deutschlehrerin angekündigt hat, dass wir ein Buch lesen würden, stand für mich fest, dass das langweilig wird. Als wäre das ein ungeschriebenes Gesetz, dass alle Bücher, die man in der Schule liest, langweilig sein müssen. Nun, in den meisten Fällen waren sie das auch. Der Untertan, The Loneliness of the Long-Distance Runner, Katz und Maus, Romeo und Julia auf dem Dorfe - und die Liste kann noch lang weitergehen. Und auch in diesem Beitrag werde ich nicht müde, über Herrn Krüger zu schwärmen, der damals mein Interesse an der Literatur geweckt hat.

Warum lassen wir die Schüler Bücher lesen, die sie nicht interessieren? Weil es im Lehrplan steht, und weil generell gilt: You can't win 'em all. Es wird immer jemand in der Klasse sein, der das Buch scheiße findet. Und ich hatte als Lehrer irgendwann die Nase voll davon, den Schülern Lesehausaufgaben zu geben, die sie dann doch nicht machten, so dass ich in der nächsten Stunde keinerlei Grundlage hatte, auf der wir hätten arbeiten können.

Irgendwie musste es doch möglich sein, die Schüler so zu begeistern, dass sie von sich aus weiterlesen wollen. Das war für mich der Punkt, ab dem mir klar wurde, das suspense bei Mittelstufenschülern verdammt gut geht. Spannende Geschichten, die Fragen aufwerfen. Und die Schüler wollen wissen, wie es weitergeht, was steckt hinter dem geheimnisvollen Phänomen, und wer hat den Lehrer umgebracht. Es ist einer der Hauptgründe, dass ich Suspense-Filme mag: Sie spannen mich auf die Folter, sie ziehen mich rein und ich will wissen, wie es weitergeht. Das klappt auch bei Schülern.

Und gerade im Fach Englisch ist es bitter notwendig, dass wir in den Lernenden ein Interesse dafür schüren, ein Buch in die Hand zu nehmen und Seiten umzublättern. Digitalisierung schön und gut, und muss auch in den Unterricht integriert werden, aber es hat positive Effekte, wenn man mal ein richtiges Buch liest. Und es gibt Autoren, die sich wunderbar eignen, Populärliteratur. Auf der Suche danach bin ich auf Lois Duncan gestoßen.

Die gute Dame hat eine Reihe Romane der young adult fiction (YA) geschrieben und gilt mittlerweile so sehr als Klassiker, dass man ganze Unterrichtseinheiten online finden kann. Sie schafft es, die Denkweisen, Sprachverhalten und Handlungsweisen der Teenager in ihren Romanen authentisch wirken zu lassen (wenngleich der eine oder andere Roman mittlerweile ein Update erhalten hat, um ihn an neue Sprechweisen und neue Technologien anzupassen). Duncan ist extrem erfolgreich, wird in Schulen immer wieder gern gelesen, wie ich erfahren habe, und einige ihrer Romane sind auch verfilmt worden - wenngleich mit sehr unterschiedlichen Resultaten.

I Know What You Did Last Summer (1997) hat leider mit der Romanvorlage von 1973 kaum noch etwas zu tun, weil man versucht hat, krampfhaft auf der Slasherfilmwelle mitzuschwimmen. Teaching Mrs Tingle (1999) orientiert sich an der Prämisse von Duncans Roman Killing Mr Griffin, und auch wenn Helen Mirren eine wunderbare Leistung als Titelfigur präsentiert, fehlen dem Film der clevere Witz und vor allem der makabre Ernst in der zweiten Hälfte des Romans.

Ich schreibe heute über Lois Duncan, weil ich mir gestern ihre aktuellste Romanverfilmung angeschaut habe, Down A Dark Hall (2018, auf Amazon prime derzeit kostenlos verfügbar). Der Roman hat mich damals begeistert, weil er alle Merkmale einer klassischen gothic novel enthält und von übernatürlichen Ereignissen in einem Internat für schwer erziehbare Mädchen handelt. Die Verfilmung ist immerhin besser - und vor allem der Vorlage treuer - als die anderen, spielt aber nicht bei den großen Geistergeschichten wie The Haunting of Hill House mit. Trotzdem: Uma Thurman spielt mit einer herrlichen Prise Humor die Rolle der sinistren Madame Duret, und Mittelstufenschülern könnte der Film gefallen.

Ich habe mehrmals Duncan als Unterrichtslektüre verwendet, einmal I Know What You Did Last Summer und zweimal Down A Dark Hall, und die sind unter'm Strich gut angekommen. Kann ich allen Englischkollegen nur empfehlen! Und wer etwas für die Oberstufe haben möchte, dem empfehle ich Kurzgeschichten von Richard Matheson - sehr viele seiner Geschichten aus den Bereichen SciFi, Horror, Humor und Sozialkritik sind verfilmt worden - sechzehn Episoden der Serie The Twilight Zone (das Original) stammen aus seiner Feder. Ich lese gerade die bei Penguin erschienene Best of-Sammlung seiner Geschichten, und da sind tolle Ideen mit Denkanstößen und Gesprächsanlässen für den Unterricht dabei.

Ich freue mich wirklich riesig, wenn ich merke, dass ein Roman bei den Schülern die Lust zu lesen weckt.

Dienstag, 19. März 2019

Mathematisches Rätsel


Ich habe gestern den spanischen Film La Habitación de Fermat (Fermat's Room, 2009) geschaut, ein Thriller mit einigen kniffligen Rätseln, der zwar hier oder da eine Logiklücke haben mag, aber mir hat er trotzdem sehr gefallen - gerade auch wegen der Rätsel wie diesem Klassiker (wie ich gelernt habe):

Ein Staubsaugervertreter klingelt an einer Haustür. Die Frau, die ihm öffnet, sagt, dass sie ihm einen Staubsauger abkauft, wenn er das Alter ihrer drei Töchter erraten kann. Als Hinweis gibt sie ihm: "Das Produkt der Alterszahlen ist 36 und die Summe entspricht unserer Hausnummer." Der Vertreter verlässt das Haus, denkt nach und kehrt zur Tür zurück. Er sagt: "Mir fehlt noch ein Hinweis...", woraufhin die Frau antwortet: "Stimmt, ich habe vergessen, ihnen zu sagen, dass unsere älteste Tochter Klavier spielt."

Und daraufhin hat er also den Staubsauger verkauft. Ich kannte das Rätsel noch nicht und war ein wenig enttäuscht, dass gerade bei diesem Rätsel im Film so wenig Zeit zum Nachdenken war, denn die Lösung ist genial. Was mich an diesem Rätsel fasziniert, ist die Verwunderung, die der Hinweis "...spielt Klavier." bei mir erzeugt hat. Wie um alles in der Welt soll mir das Klavierspiel bei der Lösung dieser Aufgabe helfen? Ich finde es klasse, dass es gleichzeitig der letzte wichtige Hinweis, aber auch eine gute Verwirrungsstrategie ist.

Kommt Ihr auf die Lösung? Oder kennt Ihr das Rätsel vielleicht schon? Mich hat der Film, obwohl er eigentlich gar nicht sooooo toll ist, so fasziniert, dass ich mich auf die Suche nach einer guten Bluray mache. Ich liebe Gehirnjogging!

Montag, 18. März 2019

Ferien...

Nessies neuer Bahnhof kommt voran!

Ich sehne mich nach den Osterferien.

Mir hängt diese ganze Geschichte mit den Abschlussprüfungen mittlerweile zum Hals heraus. Das Hauptproblem ist die Bürokratie, natürlich, und die Technik, mit der ich nicht klarkomme. Ich habe mich lange nicht so unfähig gefühlt wie dieser Tage, und ich beneide schon fast jene Kollegen, die das Zentralabi schreiben und nicht selbst Prüfungsvorschläge einreichen müssen. Aber gut. Neue Schulart. Erstes Mal ist immer hart. Bleibt zu hoffen, dass es nächstes Mal einfacher wird.

Ich hasse es ja, unter Druck gesetzt zu werden, und trotzdem muss ich wohl meiner Mutter zustimmen, die mir geraten hat, die Klassenarbeiten vor den Ferien durchzubekommen. Eigentlich war mein Hauptziel nur, die Ferien überhaupt zu erreichen, aber ich sehe das schon wieder kommen: Ich nehme mehrere Stapel Klausuren mit in die Ferien, denn "da habe ich ja genug Zeit dafür". Als ob ich die nutzen würde! Zuviel Ablenkungen stehen an, und ich schiebe die Arbeit dann wieder nur vor mir her, bis es am Ende der Ferien wirklich eng wird und mein schlechtes Gewissen mich auffrisst.

Also werde ich mich jetzt etwas intensiver an die Schularbeit setzen. Iucundi acti labores, sollen mal irgendwelche Leute gesagt haben, und deswegen wäre es schön, wenn ich mit acti labores in die Ferien starten könnte. Schließlich wird es nach den Ferien nicht einfacher - dann beginnen die Prüfungswochen, dann wird es eine Menge zu tun geben, also sollte ich lieber in den Ferien etwas Energie tanken. Mit der großen Buba, aber die tankt Edhergighie.

Und es warten ja schöne Dinge in den Ferien auf mich. Der neue Newsletter des Hansa-Park ist gekommen, der Baublog ihres geplanten Freifallturms Highlander geht voran und das sieht spannend und toll aus. Toll auch deswegen, weil der Turm mitten auf dem Nessie-Gelände stehen und inmitten der Doppelhelix der Achterbahn in die Höhe ragen wird. Und Nessie bekommt einen neuen Bahnhof - siehe oben - darauf freue ich mich genauso wie auf Suspiria und Tales of Vesperia.

Also, Augen zu und durch, jetzt nochmal richtig durchstarten!

Samstag, 16. März 2019

Intelligent. Schwul.


Es ist angenehm, über eine Filmbiographie zu schreiben, denn es gibt keine spoiler: Wir wissen, dass Alan Turing schwul war. Wir wissen, dass Alan Turing den Vorläufer unserer modernen Computer entwickelt hat. Wir wissen, dass er Namensgeber für den Turing-Test ist, der das Verhalten von künstlicher Intelligenz beurteilt. Wir wissen, das Alan Turing wichtige Schritte im zweiten Weltkrieg gegangen ist.

Ich habe mir heute The Imitation Game (2014) angeschaut. Benedict Cumberbatch zeigt einen Alan Turing, der sehr speziell war, ein genialer Kopf, schwierig, aber liebenswert, wenn man offen dafür war. Der Film nimmt sich eine ganze Menge künstlerische Freiheit, um den dramatischen Effekt zu erhöhen, aber das ist auch in Ordnung. So erleben wir, ineinander verschachtelt, drei Lebensphasen des hochintelligenten, sozial inkompetenten Turing. Wobei das der Turing ist, den der Film uns präsentiert; bei'm Lesen im Internet lerne ich, dass Alan Turing durchaus Freunde hatte und an sozialen Aktivitäten teilgenommen hat.

Turing wirkt im Film wie ein Asperger, aber gerade das hat mich unglaublich fasziniert. Ein Mensch, der die Wahrheit sagt, der keine sozial bedingten Hemmschwellen hat. Ein Mensch, der eine interessante Vorstellung von Witzen hat (ich fand den genial): Zwei Menschen treffen im Wald auf einen aggressiven Bären. Der Eine fällt ängstlich auf die Knie und fängt an zu beten, der Andere bindet sich die Schnürsenkel fester zu. Sagt der Eine: "Du bist doch niemals schneller als dieser Bär!" Sagt der Andere: "Nein, das muss ich auch gar nicht, es reicht, wenn ich schneller bin als du."

Das ist die Phase in Turings Leben, die während des zweiten Weltkrieges spielt. Hochspannend, wie sein Team versucht, die deutsche Enigma-Codierungsmaschine zu entschlüsseln. Wir sehen faszinierende Menschen, unter anderem eine überraschend gute Keira Knightley als ebenfalls hochintelligentes Mädchen. Eine weitere Phase spielt während Turings eigener Schulzeit, zeigt seine Andersartigkeit, die ihm gnadenloses Mobbing einbringt (kenn' ich irgendwoher?), seine Begeisterung für Codes und seine erste Liebe - zu einem Mitschüler.

Wenngleich manche Kritiker bemängeln, dass Turings Homosexualität in dem Film heruntergespielt wird, finde ich, dass das Thema eine große Bühne bekommt, denn seine sexuelle Orientierung sorgt für wichtige Entwicklungen in allen drei Lebensphasen. Wer aufgepasst hat, merkt, dass ich die dritte Phase verschwiegen habe - und das bleibt auch so. Einige dramatische Entwicklungen beobachtet man am liebsten selbst, als Zuschauer, denn es wird spannend, quasi-romantisch - und auch tragisch.

Ich denke, ich werde mir eine DVD des Films zulegen, denn ich unterrichte mittlerweile Schüler, die sich mit dem Thema künstliche Intelligenz auseinandersetzen müssen, und für die könnte es interessant sein, zu erleben, wo das alles herkommt. Der Film ist eine tolle Art, dem Wirken Turings etwas mehr Rampenlicht einzubringen. Und weil es eine so schöne Darstellung eines Hochbegabten ist, werde ich diesen Beitrag links im Link Hochbegabung im Film erwähnen.

post scriptum: Ich freue mich, heute ist eine Idee für eine neue Kurzgeschichte in meinen Kopf gewandert. Das ist ein tolles Gefühl! Wenn ich fertig bin, könnt Ihr sie wieder hier im Blog lesen.

Freitag, 15. März 2019

Schweig' Stulle!

Wenn es laut wird in der Klasse...

Also, eigentlich heißt es ja "Schweig' stille!", so habe ich es vor vielen Jahren von der Tante gelernt. Aber im unbedachten Sprachgebrauch habe ich eben eine "Stulle" daraus gemacht, und warum auch nicht? Die große Buba sagt das jetzt auch ab und an, wenn wir zusammen sind. Also mal wieder pure Albernheit, hat leider nichts mit linguistisch korrekter Ablautbildung zu tun. Keine brownie points für Frau "Können sie mich in der letzten Reihe hören? Nein? Okay."

Wir kennen das wohl alle: Eine "lebhafte" Klasse, wobei man sagen kann, dass die Gemeinschaftsschullehrer das eher kennen als Gymnasiallehrer. Natürlich ist "lebhaft" ein Euphemismus; in diesen Klassen wird im Unterricht durch den Klassenraum gegangen, Sachen werden hin und her geworfen, es ist laut, Schüler wirken vielleicht respektlos - also genau die Klassen, die ich in St.Peter-Ording lieben gelernt habe. Spannende Klassen eben, von denen ich viel lernen konnte.

Und wie soll man sie ruhig bekommen? Der Klassiker: Man schreit sie an. Da kommt dann mal ein extrem lautes "Halt die Fresse!" (ja, schuldig) und dann ist Ruhe. Manchmal platzt eben der Kragen. Aber wir wissen, dass es so nicht gehen sollte. Die Klasse ist dann ruhig, ja, aber das ist pure Symptombekämpfung. Es muss tiefergreifende Möglichkeiten geben.

Wie ich von meinen Schülern gelernt habe, spricht zum Beispiel mein Onkel (ja, irgendwie sind wir eine Lehrerfamilie) sehr, sehr leise im Unterricht. Und die Schüler haben mir bestätigt, dass das wirkt, weil sie nämlich Vieles dann nicht mitbekommen haben. Klasse! Mir fehlt dazu wohl die Geduld, leise zu sprechen. Mein Standardsatz kommt, wenn ein Schüler etwas nachfragt, was ich vor wenigen Sekunden/Minuten erklärt habe:

L: "Hast du eben gerade zugehört?"
S peinlich berührt: "Öhhh... nein."
L: "Oh, so ein Pech aber auch."

Und dann mache ich direkt weiter mit dem Unterricht. Ich beantworte ihm seine Frage ganz bewusst nicht, denn sonst würde ich ihm ja signalisieren, das er immer nachfragen kann, wenn er etwas nicht mitbekommt. Das bringt wirklich gar nichts. Also muss ich mal etwas "grausam" sein. Immerhin, das wirkt dann. Ob es langfristig nützt, kann ich noch nicht beurteilen. Ich mache das seit SPO, und das ist eben meine Methode, anstatt "Schweig' Stulle!" zu brüllen.

Donnerstag, 14. März 2019

Unter der Couch

Ist da jemand unter dem Sofa?

Ich habe nicht viele Kindheitserinnerungen, aber mir wabert zur Zeit eine im Kopf herum, die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Das Spannende daran ist, dass diese Erinnerung sehr intensiv ist, aber ich weiß nicht, ob das damals tatsächlich passiert ist. Faszinierend. Aber erst eine Erinnerung, die bestätigt ist: Ich hatte früher Angst vor der Stille.

Wenn ich abends im Bett gelegen habe und ich im ganzen Haus keine Geräusche gehört habe, dann hat mich das beunruhigt. Ich kann gar nicht erklären, warum; zur Not hatte ich mir damals im Bett selbst eine Geschichte erzählt, die sich anhand der Bilder entsponnen hat, die an der Wand hingen. Ich brauche scheinbar irgendwelche Beweise, dass die Welt am Leben ist. Und das ist heute immer noch so: Der Verkehrslärm von der Hamburger Chaussee draußen macht mir überhaupt nichts aus, im Gegenteil, es beruhigt mich, zu wissen, dass draußen das Leben seinen Gang geht. In Husum war es totenstill, das war nicht immer so schön. Und in Kronshagen hatten wir immer mal wieder das Geräusch der Fahrstühle, die sich in Bewegung setzen - ich habe gern gesagt, es klinge, als würde ein Elefant kotzen.

Ich könnte mir vorstellen, dass der Stadtlärm einer der Gründe ist, warum ich mich in dieser Wohnung wohlfühle. Wenn im Hintergrund etwas pasiert. Und damit geht es zurück zu der Kindheitserinnerung, die ich nicht genau festmachen kann: Ich bin im Wohnzimmer gern unter die Couch oder unter den Tisch gekrabbelt, wenn Erwachsene da waren - zum Beispiel, wenn Mama und Papa Gäste eingeladen hatten. Ich habe von dem Erwachsenen-Talk so gut wie nichts verstanden, ich kannte die Themen damals nicht, aber da machte gar nichts; ich habe mich unglaublich geborgen gefühlt, unter der Couch, wo nicht viel Platz war. Fast wie ein Haustier, das am sozialen Leben teilhaben möchte.

Wie gesagt, ich weiß nicht, ob das eine reale Erinnerung ist - aber sie kommt mir so vor, so lebhaft und intensiv, und gerade wegen meiner heutigen Haltung zum Thema Stille kann ich mir gut vorstellen, dass das damals schön war. Nebenbei, ich war immer glücklich, wenn wir Gäste hatten. Ich musste zeitig in's Bett, konnte aber die Geräusche aus dem Wohnzimmer hören, das war einfach paradiesisch...

Heute passe ich nicht mehr unter die Couch.

post scriptum: Heute habe ich die Kurzgeschichte "Der Wiederholer" im Unterricht vorgelesen. Keine Ahnung, ob es irgendwas bewirkt hat, aber wir haben danach einmal über das Arbeitsverhalten gesprochen. Weil ich viel zu nett bin und die Schüler sich bei mir etwas zu sehr ausruhen.

Dienstag, 12. März 2019

Der Wiederholer (Kurzgeschichte)

Zombieaugen

vorweg: Entstanden in der Schule. Zur Verwendung für die Schule ^^ Was man nicht alles tut, während Schüler Klausuren schreiben...

"Aufwachen!"

Fuck! Wie ein Blitzschlag knallt es in deinem Kopf, zuerst in der rechten Schläfe, dann direkt bis in den linken Fuß, als würde dein Körper mit einem Schlag entzwei gerissen. Ein ziemlich grobes Erwachen, denn du warst gerade so angenehm in Gedanken versunken, Gedanken an das letzte Jahr, Gedanken daran, was du in diesem Jahr anders machen willst - denn du willst definitiv etwas anders machen. Eigentlich wolltest du auch letztesmal alles anders machen. Du wiederholst diese Klasse nicht ohne Grund, denn das letzte Jahr war so geil, so gechillt und frei, niemand, der dir auf den Sack geht, und deine schulischen Leistungen? Yeah, whatever. Du kannst dich nicht entscheiden, ob deine Erinnerungen daran schön sind oder deprimierend, und dann dröhnt die Stimme deines Lehrers durch sämtliche Bewusstseinsebenen und der Schlag holt dich zurück in das Klassenzimmer, zurück an den Beginn deines Lernprozesses. Du realisierst, dass eine Menge Arbeit vor dir liegt.

Du hasst es, zu wiederholen.

Aber diesmal soll es wirklich anders sein, und du erinnerst dich mit Ekel an den Blick in den Spiegel, damals, vor ein paar Monaten, als dein Klassenlehrer dir mitgeteilt hat, dass du nicht zur Abschlussprüfung zugelassen wirst. Bäm, auf einmal war die Feierstimmung weg, der Moment war scheiße deluxe, noch mit dem Hangover von der Party bei Oschi, du kannst dich nichtmal mehr daran erinnern, was ihr diesmal gefeiert habt, keine Ahnung, was für Drogen im Spiel waren, und an Sex konntest du dich sowieso noch nie erinnern, du kannst dich nur noch dumpf entsinnen, dass Kalle dich zur Schule gefahren hat - Zombieaugen, Zombiegang, Zombiesprache, und vom Einlauf deines Klassenlehrers hast du nur die Schlusstakte mitbekommen - "...und damit können sie jetzt ihre Tasche packen, sie sind ausgeschult, wir sehen uns im September wieder, wenn sie das wollen." September. Das muss zwei Monate her sein, oder fünf, oder vier Wochen. Scheiße. Es soll doch jetzt alles besser werden, und schon wieder pennst du im Unterricht ein? Du entschuldigst dich auf's Klo, und wieder stehst du vor dem Spiegel und versuchst, diesem Menschen in's Gehirn zu schauen.

Was soll aus dir werden? Jetzt fragst du dich das schon selbst, bisher hat dir nur dein Stiefvater den Vorwurf in's Gesicht geklatscht, und deine Ma hat sich noch nie wirklich dafür interessiert, was außerhalb des Hauses mit dir abgeht. Und drinnen auch nicht, nur so als Randnotiz. Selbstwertgefühl komplett im Arsch, denn du kannst ja nichts, sagen sie dir immer wieder, Ma, Dad, Stiefdad, wo auch immer du gerade herumgereicht worden bist, macht man dir klar, wie wenig du überhaupt wert bist. Klasse, wie tief dein Scheißleben dich runtergezogen hat... oder ist es eher andersrum? Dein Blick ruht immer noch auf dem Spiegel, müssen Minuten sein, und wahrscheinlich trägt dein Lehrer dir gerade eine Fehlstunde ein, aber davon bekommst du ja eh nie etwas mit - und der Blick in deine leeren Augen kotzt dich an, doch bevor du dich angewidert wegdrehst, siehst du im Spiegel die halbgeschrotteten Klotüren, die letzte, die noch halbwegs intakt ist, und auf die ein selbsternannter Künstler in rot und schwarz ES IST DEIN DING gesprayt hat, und ein unglaublich reifer Mitschüler hat mit einem Edding einen Schwanz darunter gemalt: "Näääää, DAS HIER ist mein Ding!" - und dir wird kotzübel bei dem Gedanken, dass du immer noch zu diesem Lebensabschnitt gehörst. Es ist mein Ding, sagst du dir...

...und bekommst eine Zwei in deiner nächsten Englischklausur zurück. What the - was für ein geiler Start in den ersten Schultag nach den Weihnachtsferien! "Geiler Scheiß" entfährt es dir, und von Kalle schallt dir ein "Streberleiche!" entgegen. Like I care, like you care, like anyone cares, der macht doch eh' kaum noch etwas mit dir zusammen, scheiß drauf, was er denkt. Und überhaupt ist dir das alles egal, du bist zu einem Außenseiter geworden, Lusche, seitdem du nicht mehr am Wochenende mit den Anderen um die Häuser ziehst, keine LAN-Partys mehr mitmachst, weil du stattdessen lieber - lernst?? Aber es scheint ja etwas zu bringen, du hattest seit Ewigkeiten keine Zwei mehr, und in Englisch sowieso noch nie, deine Textproduktionen dienten immer nur als "dragon food", und dann kommt tatsächlich dein Lehrer nach der Stunde zu dir, klopft dir auf die Schulter, okay, gay cruising oder was, und er gratuliert dir. WTF, geht es jetzt echt aufwärts? Klappt es jetzt endlich?

Aber wen interessiert das schon - deinen Stiefvater definitiv nicht, warum sollte es auch, denn der lebt ja jetzt nicht mehr bei dir, du bist ja schon wieder weitergereicht worden, verfickte Patchwork-Scheiße, und dann wenden sich auch noch deine Kumpels ab, weil du endlich dein Leben selbst in die Hand nehmen willst. Kann es denn so schwer sein, das mal alles vernünftig zu wuppen? Und warum verlangt überhaupt jemand von dir, dich zwischen Freunden und Schule zu entscheiden? Und WER verlangt das überhaupt? Ist doch mal wieder nur dein eigener sturer Kopf, der wohl endlich kapiert hat, dass high life in Tüten nicht zum Schulabschluss führt. Okay okay, es sollte diesmal alles anders sein, und wenn du wieder nur gechillt und gefeiert hättest, was wäre dann anders gewesen? Das muss es also sein - sein Leben in die Hand zu nehmen, Dinge zu ändern, und jetzt fühlst du dich genervt, aber irgendwie auch besser. Irgendwie bekommst du das Gefühl, dass du diesmal was gerissen hast, endlich mal selbst etwas geschafft, scheiß drauf, was die Alten dir sagen, endlich kannst du ein bisschen stolz auf dich sein, endlich bekommst du den Eindruck, dass du wirklich etwas wert bist.

Und trotzdem. Sommer naht, Prüfung steht an, und trotzdem. Du hast gebüffelt, du hast diesmal wirklich alles anders gemacht - Freunde? Keine Zeit. Hobbies? Keine Zeit. Du hast dein Ding selbst in die Hand genommen, zum ersten Mal in deinem Leben, und du fühlst dich gut vorbereitet, und trotzdem... trotzdem bleibt da dieses nagende Gefühl in deinem Kopf, dass irgendwas noch nicht gut genug war. Hättest du etwas anders machen sollen? Warst du nicht perfekt genug? Und mit diesem Gefühl haust du dich in die Kissen, am Vorabend der mündlichen Prüfung. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

"Aufwachen!"

Fuck! Wie ein Blitzschlag knallt es in deinem Kopf, zuerst in der rechten Schläfe, dann direkt bis in den linken Fuß, als würde dein Körper mit einem Schlag entzwei gerissen. Ein ziemlich grobes Erwachen, denn du warst gerade so angenehm in Gedanken versunken, Gedanken an das letzte Jahr, Gedanken daran, was du in diesem Jahr anders machen willst - denn du willst definitiv etwas anders machen. Eigentlich wolltest du auch letztesmal alles anders machen. Du wiederholst diese Klasse nicht ohne Grund, denn das letzte Jahr war so geil, so gechillt und frei, niemand, der dir auf den Sack geht, und deine schulischen Leistungen? Yeah, whatever. Du kannst dich nicht entscheiden, ob deine Erinnerungen daran schön sind oder deprimierend, und dann dröhnt die Stimme deines Lehrers durch sämtliche Bewusstseinsebenen und der Schlag holt dich zurück in das Klassenzimmer, zurück an den Beginn deines Lernprozesses. Du realisierst, dass eine Menge Arbeit vor dir liegt.

Du hasst es, zu wiederholen.

by Dr Hilarius, 2019

Montag, 11. März 2019

Kasse Vier

Blick in diesen Kopf

Heute nur ganz kurz ein weiteres Beispiel dafür, wie man sich als Hochbegabter selbst im Weg stehen kann. Bei einer so banalen Sache wie Einkauf: Im Sophienhof ist es um die Mittagszeit recht voll, ich frage mich, ob ich wieder irgendwelchen Schülern von der KGS über den Weg laufen werde, aber das passiert nicht. Vielleicht ganz gut so, würde vermutlich wieder reichlich Gesprächsstoff bieten.

Ich stehe mit meiner Tasche bei EDEKA an der Kasse, und ich bin nicht allein. Drei Kassen sind geöffnet, ich stelle mich an Kasse Vier an. Die Schlange der Kunden reicht bis weit in den Laden hinein; an allen Kassen stehen jeweils um die vierzehn Kunden, und ich stelle mich seelisch drauf ein, dass es etwas länger dauern könnte. Der Blick wandert nach rechts: Dort sind vier Scannerkassen, an denen die Kunden ihre Waren selbst einscannen können. Ich hatte einmal darüber geschrieben, wieviel Spaß man mit diesen Kassen haben kann.

Das war damals kein so fröhliches Erlebnis, weil ich es hinbekommen hatte, die Kasse auf ERROR zu bekommen. Wie peinlich. Und das wirkt auch heute noch nach: Es ist kein Gedränge an den Scannerkassen, ich könnte einfach rübergehen und wäre in kurzer Zeit mit meinen Waren wieder raus. So wie das zwei Menschen vor und hinter mir machen. Immer wieder gehen Kunden entschlossen an die Kassen, ich könnte direkt bezahlen, und außerdem steht ein Mitarbeiter in der Zone, um zu helfen, falls nötig.

Es könnte alles so einfach sein. Isses aber nicht. Ich habe Angst, dass ich schon wieder einen ERROR auslöse. Dass ich alles nochmal machen muss. Dass andere Kunden sehen können, wie inkompetent ich bin. Nur weil das einmal passiert ist, stehe ich lieber an Kasse Vier, an der es im Schneckentempo vorangeht. Und es gibt noch einen weiteren Grund: Damals hatten diese Scannerkassen pistolenähnliche Handscanner, mit denen man seine Waren registrieren sollte. Das war cool.

Aber der Blick zu den Geräten zeigt, dass es das nicht mehr gibt. Ich kann da nicht hingehen. Neue Technik? Nicht mehr diese Scanpistolen? Und wenngleich ich mir bei den Kunden dort anschaue, wie das mittlerweile funktioniert, traue ich mich trotzdem nicht hin. Stattdessen male ich mir im Kopf zahlreiche Situationen aus, wie das in die Grütze gehen könnte.

Immer mehr Kunden gehen an mir vorbei und verkürzen ihre Wartezeit mit dem Selbstscanner. Ich fühle mich total blöd. Weil mir natürlich genau bewusst ist, warum ich diese Gelegenheit nicht nutze. Vierzehn Minuten lang fühle ich mich wie ein Vollidiot. Bin ich der Einzige, der sich so sehr im Weg stehen kann?

Samstag, 9. März 2019

Über Sonne und Regen

Fernweh hat mich damals auch nach Kings Island gebracht.

Ich habe einigermaßen ernsthaft darüber nachgedacht, auszuwandern. Das war im Studium. Ich hatte mich gefragt, ob ich mein Leben lang in diesem Schleswig-Holstein verbringen möchte. Mir gingen diese langen, grauen Winter auf die Nerven, in denen es fast nur noch regnet. Immer müde, antriebslos, lustlos - es hat eine Weile gedauert, bis ich realisiert hatte, was das fehlende Sonnenlicht mit mir anstellt. In der Folge hatte ich angefangen, mich nach anderen Orten auf der Erde umzusehen.

Vielleicht, dachte ich mir, gibt es ja einen Ort auf der Welt, wo mehr Sonne scheint. Mehr Sonnentage pro Jahr, mehr Energie und Freude. Und vielleicht gibt es ja einen Ort, an dem ich okay bin, so anders, wie ich nun mal bin (und nein, ich fühle mich heute immer noch nicht überall akzeptiert). Ich bin an zwei Orten hängengeblieben - das wäre zum einen Kalifornien gewesen, zum anderen die Florida Keys.

Aus unterschiedlichen Gründen: Rund um Key West leben sehr verrückte Menschen, anders und tolerant, das habe ich mir sehr befreiend vorgestellt. Allerdings haben die regelmäßigen Tornados und Stürme die Aussicht etwas versauert. Dennoch - in einer Dokumentation hatte ich den Lebensstil der Einheimischen ein wenig kennen gelernt und fand das sehr interessant. Naja, und Kalifornien ist nun mal der sunshine state. Es gibt so Vieles, was mich lockt. Die Sonne, die Trockenheit, der Strand, das amerikanische Lebensgefühl, und nicht ganz unschuldig ist auch der Roman Es gibt hier nur zwei Richtungen, Mister von Reinhold Ziegler gewesen. Sein quasi-Reisebericht quer durch die Staaten hat das Fernweh in mir geweckt. Und außerdem ist San Francisco eine der gay capitals of the world. Ecke Market und Castro, irgendwann will ich da einmal sein.

Und nun ist es viele Jahre später und ich sitze immer noch in Kiel. Ich habe gelernt, etwas besser mit Regen umzugehen, und ich habe gelernt, mich an dem Ort wohlzufühlen, an dem ich bin. Ich hätte es wohl nicht über's Herz gebracht, meine Freunde und Familie in Deutschand zurückzulassen und dann in den USA komplett neu zu beginnen. So verlockend das damals klang - und immer noch klingt - hatte ich dann doch zuviel Angst davor. Trotzdem ist dieser Gedanke in meinem Herzen versenkt, und vielleicht sondiere ich irgendwann die Möglichkeiten, mich für ein paar Jahre in's Ausland versetzen zu lassen. Sowas geht nämlich.

Und wieso gerade heute diese Gedanken? Ein Film, welch' Überraschung. Nicht. Wake in Fright (1971) zeichnet das Leben im australischen Outback nach, und ich habe schon wieder etwas Fernweh bekommen - auch wenn manche der Lebensumstände und der anderen Denkweisen mir vielleicht nicht so sehr zusagen. Der Film ist richtig gut, weil er es schafft, die Atmosphäre eines Lebens im Outback realistisch darzustellen, mit den positiven und negativen Seiten. Da wird man überall aufgefordert, auf ein Bier anzustoßen und da vertraut man sich (zumindest eher als hier) auch Fremden gegenüber. Es ist heiß, immer, und alle versuchen, klarzukommen. Es geht in dem Film um einen Lehrer, der in einem Kaff im Outback arbeitet und einen für ihn ungewohnten Lebensstil kennenlernt - anfangs genießt er es, allerdings wird er später mit seinem Gewissen konfrontiert, wenn er, total betrunken, ein Känguruh töten soll.

Das ist kein Spoiler, sondern bekannt (wenn man den Film kennt): Es werden definitiv Tiere in diesem Film verletzt und getötet. Szenen einer Känguruhjagd wirken deswegen so authentisch, weil der Regisseur Ted Kotcheff eine tatsächliche Jagd gefilmt hat. Natürlich hat das für Grauen bei manchem Kinogänger gesorgt, aber aus Sicht der Filmkritik gewinnt der Film gerade dadurch an Wirkung: Die Rezensionen auf rottentomatoes.com sind zu einhundert Prozent positiv, mit einer Punktzahl von Acht Komma Sieben von zehn Punkten - das ist weit über dem Durchschnitt, und seit heute weiß ich, warum.

Und ich habe ernsthaft überlegt, ob ich den Film mal in einer Unterrichtseinheit Australien in der Schule einsetze; das sollte ich aber nur bei erwachsenen Schülern machen, gerade weil die dort gezeigte Lebensweise sich nicht unbedingt an uns gängigen Moralvorstellungen orientiert.

Nun lebe ich also in Kiel, und mittlerweile kann ich das richtig genießen, und das freut mich. Aber der Fernweh-Funke bleibt...

Freitag, 8. März 2019

Double Clap

klatschklatsch - Kopf aus

1998

Ich sitze in der Nacht vor dem Fernseher, habe gerade einen aufregenden Psychothriller zuende geschaut. Ein wenig müde, aber trotzdem zappe ich noch durch die Kanäle - wer weiß, vielleicht finde ich ja irgendwo zufällig einen Erotikfilm. Schließlich bin ich fünfzehn, und das Internet ist noch nicht so wirklich. Da muss man nehmen, was man kriegen kann, allerdings werde ich in dieser Nacht nicht fündig. Stattdessen bleibe ich beim Homeshopping hängen, und dort liegt eine ältere Dame gerade in ihrem Bett - sie realisiert, dass sie vergessen hat, das Licht auszumachen, aber sie kommt nicht mehr so gut aus dem Bett. Sie schaut etwas hilflos, dann genervt, und dann klatscht sie zweimal in die Hände und das Licht geht aus. Ich weiß zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass die Idee aus Amerika kommt, und dass dort schon seit den Achtzigern diese ClapApps weit verbreitet sind. Aus Bequemlichkeit: Wie schön, dass man nicht mehr zum Schalter gehen muss, einfach an Ort und Stelle doppelt klatschen und die Sache ist erledigt. Ich bin auf der Suche nach Sex, finde aber etwas, das mir wesentlich länger im Kopf hängen bleibt.

2019

In den vergangenen Jahren habe ich das Doppelklatschen so oft in irgendwelchen Filmen gesehen, meistens mit einem ironischen Unterton, da man realisiert hat, dass diese Erfindung nur der eigenen Faulheit zuträglich ist. WALL-E und so. Aber die Idee bleibt in meinem Kopf hängen, und genau aus diesem Grund wünsche ich mir, dass ich mit einem klatschklatsch meinen Kopf ausschalten kann. Immer mal wieder, und so auch heute, als ich auf der B Sechundsiebzig unterwegs bin. Ich fahre mal wieder spießig "nur" Höchstgeschwindigkeit und werde von anderen Autos überholt.

Warum muss ich das wahrnehmen? Warum kann ich mich nicht einfach auf meine eigene Fahrt konzentrieren, sie genießen, zurücklehnen, an schöne Dinge denken? Warum muss dieser scheiß HSP-Kopf alles wahrnehmen, was um ihn herum abgeht? Das Aufblinken im Rückspiegel, weil ich den Laster nicht überhole. Das genervte Überholen der Anderen im Überholverbot. Warum muss mein Kopf daraufhin immer sofort reagieren? Wütend? Belustigt? Genervt? Warum kann ich das nicht einfach links liegen lassen? Ich war kurz davor, hinter dem Steuer zu klatschen, in der Hoffnung, dass mein Kopf einfach mal ausgeht. Oder HSP. Was auch immer.

Und bevor ich mich jetzt hier noch weiter aufre....clapclap

Donnerstag, 7. März 2019

"Du musst unbedingt...!"

Bitte drängt mich nicht...

Korrektursport. Wieder einmal laufe ich durch die Schule, halte einen Kommentar eines Schülers in der Hand, den ich kopieren möchte, damit wir ihn zusammen besprechen können. Langsam integriert sich die Methode in den Unterricht, es findet sich immer jemand, der seinen Text abgeben möchte. Im Kopierraum wartet neben den zur Abwechslung schön schnellen Kopierern eine Kollegenfrage: "Weißt du schon, wie es bei dir weitergeht? Kannst du bleiben?" Ich antworte wahrheitsgemäß, dass ich noch keine Rückmeldung von der Schulleitung bekommen habe. "Oh, da musst du unbedingt hinterher sein, sonst kriegst du womöglich nie Bescheid!"

Mittlerweile weiß ich, dass das wahr ist. Und dass das an fast jeder Schule so ist: Ich muss mich dranhängen, um zu erfahren, wie es mit mir weitergeht. Ich hatte bisher nur eine Schule, an der mir das von Seiten der Schulleitung mitgeteilt wurde, und das war in St.Peter-Ording. Ich weiß, dass ich da nachfragen muss. Und trotzdem krümmt sich in mir wieder alles zusammen, als ich den Tipp des Kollegen bekomme. Ich hasse es, wenn ich unter Druck gesetzt werde. Und ich hasse diese "Du musst..."-Formulierungen; nicht umsonst haben wir damals im Referendariat gelernt, dass man mit "Ich würde..." viel mehr Erfolg haben kann.

Denn ich mache dicht. Ich lächele nett und nicke, joah, mal schauen. Vielleicht ist das Thema damit abgehakt? Nein, der Kollege sorgt sich tatsächlich um mich, erzählt mir Anekdoten und sagt mir immer wieder, dass ich unbedingt der Schulleitung auf die Nerven gehen muss. Langsam wird es mir unangenehm, und ich bin kurz davor, das Gespräch zu beenden und wegzugehen. Ich möchte mir das nicht länger anhören.

Ich gehe Leuten nun mal nicht gern auf die Nerven. Am liebsten würde ich einfach nur abwarten, bis irgendwann eine Mail mit Neuigkeiten eintrudelt. Ich glaube nicht, dass das was mit Hochbegabung zu tun hat - dieses unangenehme Gefühl, wenn mir jemand sagt "Du musst unbedingt..." und einfach nicht lockerlassen will. Ist ja nett gemeint, aber ich mach' das schon irgendwie.

Nur dass ich jetzt jedesmal, wenn ich den Kollegen treffe, das Gefühl habe, ich müsste Rechenschaft über den Stand der Dinge ablegen. Kopfterror.

Dienstag, 5. März 2019

Ausbilder II


Der heutige Schultag hat mich an eine Situation erinnert, die direkt zum gestrigen Eintrag Ausbilder passt. Damals war ich noch in Neumünster-Brachenfeld, und ich hatte einen Praktikanten im Unterricht dabei, der auch selbst einmal das Unterrichten vor einer Klasse probieren sollte. Wir waren in einem Unterrichtsgespräch angekommen und ich bat ihn, die Diskussion über ein offensichtlich interessantes Thema zu leiten; es gab Vieles seitens der Schüler zu sagen. Dadurch, dass er die Leitung hatte, konnte ich in der Zwischenzeit die Technik aufbauen - natürlich immer mit einem Ohr im Unterrichtsgespräch.

Es ist doch immer wieder spannend zu erleben, wie angehende Lehrer und ganz junge Kollegen hin und wieder die gleichen "Fehler" machen; in diesem konkreten Fall hatte der Praktikant den höchsten Sprechanteil in der Diskussion, und das hat mich so sehr an mich selbst erinnert, dass ich im Geiste noch die Stimme meiner Mentoren hören konnte: Nimm' Dich zurück, nicht so viel erklären, nur prompts geben, denn schließlich wollen wir die Schüler zum Reden bringen und keine Vorlesung halten, um uns selbst reden zu hören.

Damals, im Referendariat, habe ich das gar nicht so wahrgenommen, dass ich zu viel selbst geredet hätte - aber genau dafür hospitiert man ja auch, um auf eigenes Verhalten hingewiesen zu werden. Heutzutage versuche ich das, so gut wie möglich hinzubekommen, und lieber auch mal die Klappe zu halten, wenn gar keine Schülermeldung kommt, anstatt sie mit meinem "Wissen" zu ersticken.

Das muss genau so ein Anfängerfehler sein wie das Lehrerecho - dass man die Antwort eines Schülers direkt selbst noch einmal wiederholt. Ich würde ja jetzt gern sagen I've come a long way, aber so lang sind sieben Jahre nun auch wieder nicht, und auch wenn ich auf Veränderungen zurückblicken kann, die zumindest so deutlich sind, dass ich sie im Betrachten eines Referendars noch wiedererkennen kann, so bin ich noch lange nicht am Ziel angekommen. Wenn es so etwas überhaupt gibt.

Ob ich irgendwann auch spießig und engstirnig werde?
Mehr als jetzt schon?

Montag, 4. März 2019

Ausbilder

Ob ich irgendwann einmal selbst Lehrer ausbilde?

"Du kannst dich nach vorne setzen, oder auch nach hinten, je nachdem, ob du eher auf die Schüler achten möchtest oder darauf, was ich da vorne so mache." Und ich habe mich nach hinten gesetzt, bei jeder Hospitation. Ich wollte beobachten, wie ein Lehrer sich vor der Klasse so verhält. Das ist jetzt einige Jahre her, mittlerweile bin ich so weit, dass ich selbst Praktikanten in meinem Untericht hospitieren lasse. Ein ungewohntes Gefühl. Stört mich natürlich überhaupt nicht, aber ich frage mich, ob ich wirklich ein gutes Beispiel für angehende junge Lehrer bin.

Mittlerweile ist es Jahre her, dass ich die Sannitanic gefragt habe, ob ich wohl ein guter Mentor wäre. Sie hat ganz ehrlich geantwortet - dafür liebe ich sie, das schätze ich an ihr, endlich keine Höflichkeitslügen, und sie hat mir gesagt, dass das extrem kompliziert werden könnte, und besonders für die angehenden Lehrer auch unangenehm. Weil ich etwas engstirnig auf die Arbeit der jungen Kollegen blicken könnte, nach dem Motto "Ich bin ein guter Lehrer, und anders geht es nicht", dabei wissen wir, dass es auf vielerlei Art geht.

Es bestünde die Gefahr, dass ich von den angehenden Kollegen erwarte, ihren Unterricht genauso zu gestalten, wie ich das tue. Diese Einschätzung kommt nicht von ungefähr, im Studium war ich sehr engstirnig, beonders bei den Saturnalien. "Wenn du willst, dass etwas gut gemacht wird, mach' es am besten selbst." - Da mag etwas dran sein, aber das hilft in einer Ausbildungssituation leider niemandem. Ich habe das in meinem eigenen Referendariat live erlebt: Eine hochbegabte Mentorin, die erwartet hat, dass ich mich genau so verhalte, wie sie es gerne hätte. Das hatte in den vorhergehenden Jahren gut geklappt, aber leider hatte ich meinen eigenen Kopf. Ich habe mein Wirken als Lehrkraft in den letzten fünf Jahren immer häufiger und kritischer hinterfragt. Vielleicht wäre es heute anders - wenn ich eine Ausbildungslehrkraft wäre.

Diese Gedanken wurden ausgelöst, als ich heute gefragt worden bin "Darf ich morgen bei ihnen in der fünften und sechsten Stunde hospitieren?" - und es führt mir vor Augen, dass ich endlich bleiben möchte. Ich möchte endlich auch einmal die Aufgaben einer Ausbildungslehrkraft übernehmen, auch wenn ich dafür sehr stark an mir arbeiten muss. Ich möchte endlich das Gefühl von meine Schule bekommen, und ich habe heute gemerkt, wie wohl ich mich in meinem Kollegium fühle, auch wenn da definitiv noch etwas Aufklärungsarbeit geleistet werden müsste.

Leider gibt es noch nichts Neues.

Samstag, 2. März 2019

Venn nur die Klausur nicht wär'...


Ich habe in Rätselheften gerne Aufgaben geliebt, die man mit Venn-Diagrammen lösen konnte. Das sind diese Grafiken, die Mengen angeben. Schnittmengen, Teilmengen usw.; und heute ist mir aufgefallen, dass man die Inhalte der Abiturklausuren gut mit Venn darstellen kann. Schauen wir uns das Bild oben an.

Schwarz meint die Menge aller Infomationen, die man für die Abschlussprüfung lernen sollte. (Wert 100%)
Grün meint die Menge der Inhalte, die im Unterricht vermittelt werden. (Wert 30%)
Rot meint die Menge, die tatsächlich in der Klausur abgefragt wird. (Wert 10%)
Nun zur Erklärung der Fälle.

Fall 3 bezeichnet den für die Schüler ungünstigsten Fall, den wir Lehrkräfte unbedingt vermeiden sollten: Nichts von dem, was wir im Unterricht behandelt haben, wird in der Klausur abgefragt.

Fall 2 bezeichnet (meiner Meinung nach) den Standardfall: Einiges von dem, was im Unterricht behandelt wurde, fließt in die Aufgabenstellungen der Klausur ein.

Fall 1 stellt den Idealfall für Schüler dar: Die Klausur besteht ausschließlich aus den im Unterricht gelernten Inhalten und fragt keine darüber hinausgehenden Hintergründe ab.

Am drolligsten finde ich aber Fall 4, den die Schüler scheinbar erwarten: Die Klausur besteht ausschließlich aus dem im Unterricht behandelten Stoff. Im Unterricht wird nichts behandelt, was nicht in der Klausur auftaucht, und überhaupt gibt es gar nicht mehr zu den Themen zu wissen als das, was im Unterricht durchgenommen wird - so entsteht bei den Schülern gar nicht erst die Vermutung, man müsste noch etwas außerhalb des Unterrichts lernen.

Über Fall 4 habe ich mich hier schon ausgelassen.

Meine Frage an Euch: Sehe ich das richtig, dass Fall 2 der Standardfall ist? Oder sollten wir nur auf Fall 1 hinarbeiten? (ausgehend davon, dass wir die Abiklausur selbst stellen können)

Freitag, 1. März 2019

Sehr diffus

In Realität sieht es fast aus, als würden die Lichter sich bewegen - tun sie auch, wenn man den Blickwinkel verändert.

Vor einigen Tagen ist meine Wohnung wieder ein wenig aufgerüstet worden, diesmal mit einem Gadget, von dem ich vorher noch nie gehört hatte. Derzeit steht auf meinem Couchtisch ein etwa zwanzig Zentimeter großer Diffuser. Wer sich mit Aromatherapie beschäftigt, kennt ein solches Gerät schon längst: Wasser wird eingefüllt, das dann mittels Ultraschall in Nebel verwandelt wird, und so steigt aus dem Gerät eine Nebelsäule auf und verteilt sich im Raum.

Man kann das dauerhaft eingeschaltet lassen, oder aber in einen Intervallmodus versetzen, und noch viele weitere Funktionen nutzen. Und warum macht man sowas? Es ist eine Möglichkeit, die Raumluft sehr subtil zu befeuchten. Die Atmosphäre wird erfrischt, und der wabernde Nebel übt auf mich tatsächlich eine entspannende Wirkung aus. Es gibt da aber noch mehr.

Ich kann dem Wasser im Diffuser verschiedene Duftöle zusetzen - so habe ich zum Beispiel Sandelholzöl hineingegeben, ganz wenig reicht aus, um dem Nebel einen Duft zu verpassen. Ein ganz feiner Duft, nicht so intensiv wie bei Räucherstäbchen, und ganz ohne Rauch - besonders für empfindliche Menschen eine tolle Alternative. Ganz langsam entsteht eine Sandelholz-Atmosphäre, von der ich total begeistert bin.

Darüber hinaus ist der Diffuser eine Lampe - ein Stimmungslicht. Ich kann es so einstellen, dass die Farben sich langsam wechseln, oder aber jede beliebige Farbe "fest" einstellen. Dazu kommt, dass das Ganze nicht einfach nur leuchtet - eine Art Schirm mit 3D-Effekt über dem Diffuser gibt dem Licht eine mystische Atmosphäre (siehe Bild oben), es sieht aus, als würden kleine Lichter aus dem Inneren des Gefäßes langsam herausschweben.

Diese Kombination von Licht, Duft und Bewegung ist unglaublich entspannend, ich bin begeistert und stelle fest, dass das eine ungemein sinnvolle Anschaffung war, denn manchmal sind Räucherstäbchen zu intensiv, und man hat nicht mehr dieses "verbrannte" Aroma in der Luft. Ich bleibe natürlich trotzdem noch bei Räucherstäbchen, die sind für die Meditationen wunderbar geeignet. Home Improvement ist etwas Tolles!

post scriptum: Ich habe heute angefangen,eine kleine Kurzgeschichte zu schreiben. Irgendwie hat meine Jackson-Lektüre mich dazu angeregt, selbst mal wieder ein wenig Literatur zu produzieren (auch wenn ich natürlich lange nicht das Talent der Schriftsteller habe). Sobald die Geschichte fertig ist, könnt Ihr sie hier im Blog lesen.

paulo post scriptum: Heute ist der aktuelle Hansa-Park-Newsletter gekommen und steigert die Vorfreude auf die neue Saison ganz gewaltig, denn "Nessie" bekommt einen neuen Bahnhof, passend zum Themenbereich "Schottland", wo auch der neue Drop-Tower "Highlander" entsteht. Ich bin total aufgeregt!