Samstag, 16. März 2019
Intelligent. Schwul.
Es ist angenehm, über eine Filmbiographie zu schreiben, denn es gibt keine spoiler: Wir wissen, dass Alan Turing schwul war. Wir wissen, dass Alan Turing den Vorläufer unserer modernen Computer entwickelt hat. Wir wissen, dass er Namensgeber für den Turing-Test ist, der das Verhalten von künstlicher Intelligenz beurteilt. Wir wissen, das Alan Turing wichtige Schritte im zweiten Weltkrieg gegangen ist.
Ich habe mir heute The Imitation Game (2014) angeschaut. Benedict Cumberbatch zeigt einen Alan Turing, der sehr speziell war, ein genialer Kopf, schwierig, aber liebenswert, wenn man offen dafür war. Der Film nimmt sich eine ganze Menge künstlerische Freiheit, um den dramatischen Effekt zu erhöhen, aber das ist auch in Ordnung. So erleben wir, ineinander verschachtelt, drei Lebensphasen des hochintelligenten, sozial inkompetenten Turing. Wobei das der Turing ist, den der Film uns präsentiert; bei'm Lesen im Internet lerne ich, dass Alan Turing durchaus Freunde hatte und an sozialen Aktivitäten teilgenommen hat.
Turing wirkt im Film wie ein Asperger, aber gerade das hat mich unglaublich fasziniert. Ein Mensch, der die Wahrheit sagt, der keine sozial bedingten Hemmschwellen hat. Ein Mensch, der eine interessante Vorstellung von Witzen hat (ich fand den genial): Zwei Menschen treffen im Wald auf einen aggressiven Bären. Der Eine fällt ängstlich auf die Knie und fängt an zu beten, der Andere bindet sich die Schnürsenkel fester zu. Sagt der Eine: "Du bist doch niemals schneller als dieser Bär!" Sagt der Andere: "Nein, das muss ich auch gar nicht, es reicht, wenn ich schneller bin als du."
Das ist die Phase in Turings Leben, die während des zweiten Weltkrieges spielt. Hochspannend, wie sein Team versucht, die deutsche Enigma-Codierungsmaschine zu entschlüsseln. Wir sehen faszinierende Menschen, unter anderem eine überraschend gute Keira Knightley als ebenfalls hochintelligentes Mädchen. Eine weitere Phase spielt während Turings eigener Schulzeit, zeigt seine Andersartigkeit, die ihm gnadenloses Mobbing einbringt (kenn' ich irgendwoher?), seine Begeisterung für Codes und seine erste Liebe - zu einem Mitschüler.
Wenngleich manche Kritiker bemängeln, dass Turings Homosexualität in dem Film heruntergespielt wird, finde ich, dass das Thema eine große Bühne bekommt, denn seine sexuelle Orientierung sorgt für wichtige Entwicklungen in allen drei Lebensphasen. Wer aufgepasst hat, merkt, dass ich die dritte Phase verschwiegen habe - und das bleibt auch so. Einige dramatische Entwicklungen beobachtet man am liebsten selbst, als Zuschauer, denn es wird spannend, quasi-romantisch - und auch tragisch.
Ich denke, ich werde mir eine DVD des Films zulegen, denn ich unterrichte mittlerweile Schüler, die sich mit dem Thema künstliche Intelligenz auseinandersetzen müssen, und für die könnte es interessant sein, zu erleben, wo das alles herkommt. Der Film ist eine tolle Art, dem Wirken Turings etwas mehr Rampenlicht einzubringen. Und weil es eine so schöne Darstellung eines Hochbegabten ist, werde ich diesen Beitrag links im Link Hochbegabung im Film erwähnen.
post scriptum: Ich freue mich, heute ist eine Idee für eine neue Kurzgeschichte in meinen Kopf gewandert. Das ist ein tolles Gefühl! Wenn ich fertig bin, könnt Ihr sie wieder hier im Blog lesen.
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