Seit damals sind fünf verschiedene Schulen vergangen... |
Gestern haben mich auf dem Flur zwei Schüler angesprochen, die es wirklich gut meinten, und mit einer einzigen Frage ein Gefühl in mir wachgerufen haben, das ich länger nicht mehr hatte, und auf das ich, ehrlich gesagt, endlich einmal verzichten können möchte. Hilflosigkeit.
"Dr Hilarius, können wir irgendetwas tun, damit sie an der Schule bleiben können? Wir würden sie wirklich gern in der Oberstufe behalten und so. Wir können mit dem Abteilungsleiter sprechen..."
Das Gefühl, das ich länger nicht mehr hatte, ist die innere Zerrissenheit - denn einerseits freue ich mich riesig, dass ich trotz meiner Macken immer noch bei den Schülern ankomme, und diesmal ja sogar bei einer für mich neuen, weil älteren Schülerschaft. Ich freue mich, mache aber trotzdem ein unglückliches Gesicht und erkläre den Jungs, dass ich ihren Einsatz total toll finde, hat mich echt gerührt, aber wir können da leider nicht so viel ausrichten. Da müssen schon eine ganze Menge Faktoren passen, damit ich bleiben kann.
Ich kenne diese Hilflosigkeit, ich würde ihnen so gern sagen können, dass ich sie bis zur Abschlussprüfung bringe (Kontinuität und so, ist gut für Schüler, ich hatte Kries sieben Jahre am Stück und es war am Ende echt toll), aber ich vertröste sie erstmal. Nach den Osterferien werde ich bei der Schulleitung nachfragen. Noch nicht - auch weil ich mir denke, naja, wenn ich sie darauf anspreche, dann wird die Möglichkeit, ab Sommer zum fünften Mal arbeitslos zu sein, auf einmal so greifbar. Und ich würde die Ferien gern genießen.
Mich erinnert die Episode an St.Peter-Ording, wo ich damals nur als Vertretung für den Mutterschutz einer Kollegin eingesprungen bin, und irgendwie schien mein Schulleiter ein Potenzial in mir gesehen zu haben (drei Schulleiter haben nichts gesehen außer einer anstrengenden Lehrkraft). Und die Schüler waren wohl auch ganz glücklich. Jedesmal, wenn einer meiner Kurzzeitverträge zu Ende gehen sollte, kam die Frage: "Wissen sie schon, ob sie bleiben können?" Jedesmal wieder. Und ich war kurz vor den Tränen, nicht wahr, hat mich eben sehr gerührt und ich konnte den Schülern eine Sicherheit bieten.
Oder auch in Brachenfeld, da haben Schüler eine Briefaktion gestartet. Ich dachte, damit könnte ich ihnen ein bisschen mehr Geduld geben, damit sie sich wieder auf den Unterricht konzentrieren können. Bei der Schulleitung ist das leider nicht so gut angekommen, und auch Sätze wie "Wenn Dr Hilarius geht, dann gehe ich auch!" haben für eine angespannte Situation gesorgt.
Das wollte ich nicht noch einmal riskieren, und deswegen habe ich meine Schüler erstmal bis nach den Osterferien vertröstet. Nützt nichts, wenn man mir sagt "Da musst du hinterher sein!" - sorry, aber dann mache ich erst recht dicht. Klaus liest das gerade und kennt das Feeling genau.
Was ich damit nur sagen wollte: Ich war mir nicht sicher, ob ich an einer neuen Schulart gut ankomme. Aber es scheint zu funktionieren. Klar sind da noch immer misstrauische Blicke im Kollegium, aber es braucht Zeit, um DrH als ein Mitglied des Kollegiums zu akzeptieren; das war schon immer so. Und ich hoffe, die Zeit wird es zeigen.
Wenn ich bleiben kann.
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