"Was tun?" sprach Zeus. |
Sieben ungelesene Nachrichten.
Jedesmal, wenn ich Facebook öffne, werden mir sieben ungelesene Nachrichten angezeigt. Ich könnte sie einfach mal lesen. Ich könnte einfach mal antworten, aber ich tue es nicht. Ich schaue nur kurz drüber, von wem sind die denn wohl, hmja, scheint irgendwas davon dringend zu sein? Kann ich auch nächstes Mal abarbeiten. Dann logge ich mich eine Weile später ein und sehe, ach herrje, jetzt hat einer der Nachrichtenschreiber, dessen Nachricht ich nicht gelesen habe, eine weitere Nachricht geschickt! Bestimmt ist er genervt oder wütend, weil ich nicht geantwortet habe, hätte ich ja auch längst machen können, hmne, ich öffne die Nachricht gar nicht erst, ich habe Angst davor. Und so passiert es gerne mal.
"Ach, du bist hochbegabt? Das ist ja cool."
"Naja, hat zwar seine Vorteile, aber es kann auch echt nervig sein. Es gibt Phasen, in denen sich das eher wie eine Behinderung anfühlt."
"Ach? Hast du ein Beispiel?"
Diesen Wortwechsel kennen sicherlich einige Hochbegabte. Mir geht es dann oft so, dass ich kein gutes Beispiel auf Kommando anbringen kann. Schlechte Beispiele sind jene, auf die die Antwort folgt: "Ach, das geht uns doch allen so!" Gute Beispiele habe ich nicht abrufbereit, aber das heißt nicht, dass es sie nicht gibt - wie im genannten Fall mit den Nachrichten. Anderes Beispiel gefällig?
Ich möchte ein Glas Wasser trinken. Ich gehe zum Küchenschrank, um mir ein Glas herauszunehmen - Gedanken: "Oh, es ist ja nur noch ein großes Glas da, sonst nur die kleineren. Und nachher kommt die große Buba vorbei, und ich möchte ihr eigentlich ein großes Glas hinstellen, und das kann ich nicht, wenn ich jetzt das letzte saubere große Glas nehme. Sollte ich also ein kleines Glas nehmen? Aber ich mag die großen Gläser lieber, die kleinen sind so schnell leer, und dann muss ich öfters aufstehen, um nachzufüllen, außerdem haben die großen Gläser die Form eines Achtecks, das mag ich lieber als die runden. Und irgendwie schmeckt es auch besser, wenn ich aus einem großen Glas trinke. Hm. Aber kann ich ja jetzt nicht."
Und so stehe ich vor dem Küchenschrank und grübele. Grübele mehr. Vergesse vollkommen, womit ich mich zuvor beschäftigt hatte. Oder ob ich eine Tasse nehmen soll? Andächtig schaue ich in den Küchenschrank - und letztlich läuft es darauf hinaus, dass ich gar nichts trinke.
Schnelle Entscheidungen? Nicht mit diesem Hochbegabten! Das ist ein harmloses Beispiel, aber es gibt unzählige solcher Situationen, zumindest in meinem Leben, und ich kann mich nicht an alle gewöhnen. Dieser Denkstress behindert mich in meinen alltäglichen Aktivitäten. Und deswegen betrachte ich Hochbegabung nicht als eine "Gnade", wie manche Lehrer meinen mögen.
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