Bitte drängt mich nicht... |
Korrektursport. Wieder einmal laufe ich durch die Schule, halte einen Kommentar eines Schülers in der Hand, den ich kopieren möchte, damit wir ihn zusammen besprechen können. Langsam integriert sich die Methode in den Unterricht, es findet sich immer jemand, der seinen Text abgeben möchte. Im Kopierraum wartet neben den zur Abwechslung schön schnellen Kopierern eine Kollegenfrage: "Weißt du schon, wie es bei dir weitergeht? Kannst du bleiben?" Ich antworte wahrheitsgemäß, dass ich noch keine Rückmeldung von der Schulleitung bekommen habe. "Oh, da musst du unbedingt hinterher sein, sonst kriegst du womöglich nie Bescheid!"
Mittlerweile weiß ich, dass das wahr ist. Und dass das an fast jeder Schule so ist: Ich muss mich dranhängen, um zu erfahren, wie es mit mir weitergeht. Ich hatte bisher nur eine Schule, an der mir das von Seiten der Schulleitung mitgeteilt wurde, und das war in St.Peter-Ording. Ich weiß, dass ich da nachfragen muss. Und trotzdem krümmt sich in mir wieder alles zusammen, als ich den Tipp des Kollegen bekomme. Ich hasse es, wenn ich unter Druck gesetzt werde. Und ich hasse diese "Du musst..."-Formulierungen; nicht umsonst haben wir damals im Referendariat gelernt, dass man mit "Ich würde..." viel mehr Erfolg haben kann.
Denn ich mache dicht. Ich lächele nett und nicke, joah, mal schauen. Vielleicht ist das Thema damit abgehakt? Nein, der Kollege sorgt sich tatsächlich um mich, erzählt mir Anekdoten und sagt mir immer wieder, dass ich unbedingt der Schulleitung auf die Nerven gehen muss. Langsam wird es mir unangenehm, und ich bin kurz davor, das Gespräch zu beenden und wegzugehen. Ich möchte mir das nicht länger anhören.
Ich gehe Leuten nun mal nicht gern auf die Nerven. Am liebsten würde ich einfach nur abwarten, bis irgendwann eine Mail mit Neuigkeiten eintrudelt. Ich glaube nicht, dass das was mit Hochbegabung zu tun hat - dieses unangenehme Gefühl, wenn mir jemand sagt "Du musst unbedingt..." und einfach nicht lockerlassen will. Ist ja nett gemeint, aber ich mach' das schon irgendwie.
Nur dass ich jetzt jedesmal, wenn ich den Kollegen treffe, das Gefühl habe, ich müsste Rechenschaft über den Stand der Dinge ablegen. Kopfterror.
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