Montag, 30. Dezember 2019

Wie verbringt Ihr Silvester?


Sorry für's Verlinken, aber mich interessiert wirklich, was Ihr an Silvester macht. So egal mir Weihnachten ist, so wichtig ist mir die Ausgestaltung des Jahreswechsels.

Früher war ich ein flammender Feuerwerk-Fan. Ich fand es immer unglaublich spannend zu erleben, was passiert, wenn man die Pyroartikel anzündet. Aber irgendwann kennt man die Effekte. Da fehlt das Neue, und irgendwie ist es dann nicht mehr aufregend. Dieser Umstand, kombiniert mit der Klimawandel-Feinstaub-Debatte, bedeutet für mich, dass ich kein Feuerwerk mehr zünde. Ich habe nur noch zwei Stück Kleinfeuerwerk in der Wohnung - Wilde Hummel - für Feieranlässe mit der großen Buba.

Ich verbringe Silvester allein. Ich möchte den Tag ruhig und ausgeglichen verbringen. Der Abend fühlt sich ein bisschen "magisch" an, oder zumindest irgendwie bedeutsam. Natürlich mache ich daraus einen Meditationstag; ich denke nach über alles, was im vergangenen Jahr passiert ist, und was mich stark bewegt hat, und da gab es in Zweitausendneunzehn wieder Einiges. Ich möchte das vergangene Jahr wertschätzen und mich seelisch vorbereiten auf das, was im neuen Jahr kommt, und das wird in Zwanzig Zwanzig Einiges Wichtiges sein. Vielleicht finde ich etwas über mich selbst heraus. Vielleicht finde ich ja einen neuen Job. Vielleicht nehme ich endlich wieder Kontakt mit ihm auf, damit Er nicht denkt, ich hätte ihn abgehakt.

Schöne Musik, die Wohnung dunkel, um Mitternacht aus dem Fenster schauen. Leckeres Essen, Berliner, tolle Filme. Ich genieße es, dass ich den Jahreswechsel allein verbringen kann und nicht auf irgendjemanden Rücksicht nehmen muss, bzw. mein Abendprogramm an irgendjemanden anpassen muss.

Und was macht Ihr?

Samstag, 28. Dezember 2019

Technokratie

Darf's noch eine mehr sein?

Im Griechischkurs an der Universität habe ich die Begriffe téchne und kratía gelernt. Technokratie dürfte also in etwa "Herrschaft der Maschinen" bedeuten; es geht mir einfach darum, dass wir wirklich sehr viele elektronische Geräte in unseren Wohnungen haben. Nein, das ist kein pluralis maiestatis, ich gehe einfach davon aus, dass Ihr auch Eure kleinen gadgets habt. Nachtlicht, Ventilator, Raumbe- oder Entfeuchter, Vaporizer für die Aromatherapie, alles, was das Leben einfacher oder angenehmer macht.

Bei mir ist es jedenfalls so. Da hinten steht eine Ethnolampe, die für schummrig-stimmungsvolles Licht sorgt, dort rechts sind die Nachtlichter, die auf Bewegung reagieren, und noch mehr. Je nachdem, welche Atmosphäre ich in der Wohnung also haben möchte, gehe ich durch die Wohnung und knipse die kleinen Gadgets an oder aus.

Leichter geht es natürlich mit Fernbedienungen. Heute hat sich die mittlerweile vierte auf meinen Couchtisch begeben. Eine Fernbedienung für den Fernseher, eine für das Heimkinosystem, eine für Amazon FireTV, und jetzt eine, mit der ich die Lichtatmosphäre durch Klicks von der Couch aus steuern kann und nicht mehr in die hintersten Ecken zu den Schaltern kriechen muss (Dachschrägen anyone?). Mich erinnert das ein wenig an den Film Wall-E, in dem die Menschen so faul geworden sind, dass sie ihr ganzes Leben nur noch per Knopfdruck von der Couch aus steuern.

Und trotzdem mag ich solche kleinen Gadgets - ebenso wie diese kleine Löffelwaage, mit der ich die Zutaten direkt aus der Tüte heraus abwiegen und in den Topf werfen kann. Auch für Tee ganz praktisch ;-) Irgendwann werden wir von der Technik vollkommen beherrscht werden...


Donnerstag, 26. Dezember 2019

Aufgaben mit der Kuh

Muh

vorweg: Das scheint ein klassischer Aufgabenbogen aus dem Physikunterricht zu sein. Ich fand ihn damals in der Oberstufe unglaublich witzig - allein die Aufgabenstellungen, da geht das Kopfkino an. Lösungen sind sekundär. Gute Unterhaltung! Wahrscheinlich finde nur ich das lustig.

Konstante: m(Kuh)=400kg

Mechanik: 

Eine Kuh gallopiere beschleunigt (a=3m/s²) auf eine andere, stehende Kuh aus bestimmter Entfernung zu (v°=0m/s). Bei dem auftretenden unelastischen Stoß werden 90% der kinetischen Energie in Verformungsarbeit umgesetzt. Berechnen Sie die Verformungsarbeit in Abhängigkeit vom Anlaufweg s und stellen Sie den Zusammenhang grafisch dar.


Elektronik:

a) Die Kuh beiße in den elekktrisch geladenen Weidezaun (U=40V). Ein Strommessgerät registriert durch die Kuh einen Strom von 0,5mA. Wie hoch ist der Ohmsche Widerstand der Kuh?
b) Dieselbe Kuh werde nun mit einer Spule (L=0,54) in Reihe geschaltet und an eine Wechselspannung von 50Hz gelegt. Berechnen Sie den Scheinwiderstand Z dieses RL-Gliedes und die Phasenverschiebung j zwischen Strom und Spannung, wobei der Widerstand der Spule vernachlässigbar ist.

Quantenphysik:

a) Die Kuh befinde sich auf einer Weide, die ringsum durch einen Zaun abgegrenzt ist. Der Weidezaun sei ideal gebaut, so dass die Kuh ihn (klassisch gesehen) nicht passieren kann. Begründen Sie, dass man die Kuh trotzdem mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit außerhalb der Weide antrifft.
b) Unter Verletzung der Energiehaltung können nach der Heisenbergschen Unschärferelation kurzfristig sogenannte virtuelle Teilchen entstehen. Berechnen Sie die Lebensdauer einer virtuellen Kuh.
c) "Schrödingers Kuh": Ein Mensch sperrt eine Kuh in einen Atombunker, aus dem keine Information nach außen dringt. Für den Beobachter ist die Kuh dann quantentheoretisch sowohl tot als auch lebend (nicht entweder...oder!). Erklären Sie den scheinbaren Widerspruch.


Kernphysik: 

Die Kuh frisst auf der Weise 8 Stunden lang pro Stunde 2kg verseuchtes Gras mit einem K-40-Gehalt von 0,01%. Während dieser Zeit scheidet die Kuh stündlich Fladen von 1kg aus (die K-40-Konzentration in den Fladen sei näherungsweise ebenfalls 0,01%). Berechnen Sie die Anzahl der K-40-Atome in der Kuh drei Wochen nach Beendigung des Fressens unter Verwendung von Näherungen (die Kuh stelle während dieser Zeit auch das Abkoten ein).

Viel Erfolg!

Montag, 23. Dezember 2019

GASTBEITRAG: Eine Kurzgeschichte


Ich freue mich riesig, Euch heute einen Gastbeitrag präsentieren zu dürfen. Es handelt sich um eine Kurzgeschichte einer Elftklässlerin, die als Schulaufgabe eingereicht werden sollte. "Klaus" hat mir erlaubt, die Story mit Euch zu teilen; das wollte ich unbedingt, weil ich die Geschichte für jugendlich-erfrischend, modern, erwachsen-ernsthaft und in erstaunlich gutem Englisch halte - so etwas trifft man nicht oft in einer elften Klasse, das ist eine anerkennenswerte Rarität.
Ihr seid herzlich eingeladen, Eure Kommentare zu dieser Geschichte zu geben, damit die Autorin etwas Feedback erhalten kann.

"The Greatest Gift Anyone Can Be Given..."  
Furiously, Samantha was speeding down the street, always making the traffic lights just before they turned red. She didn’t know what to do. Her whole body ached, especially her chest, it was like she herself was burning. The next traffic light came up and turned red before her eyes. With extreme force she slammed her foot down on the brake and stopped just in time. She had been holding her breath, but as she tried to breathe again, she saw an ad on the side of the road. She just read the first line, then the breathing acted as a trigger for the crying. Her whole body cramped and her head fell onto the steering wheel. “Your future is important to us.”, the ad said. She didn’t want to see it anymore. The cars behind her started honking and she looked up, the light was green again. Still sobbing, she slammed her foot back on the gas. “I’m leaving.”, she thought. “I’ll get my stuff, and then I’m gone. I’ll just go.”
She arrived in the small street where she lived with her roommates and didn’t even park her car correctly. Somehow she managed to get it off the street, jumped out and ran up the stairs to the fifth floor. Probably having heard how she tried to unlock the apartment door with haste, her roommate Derek opened the door from the inside.  “Sam, hey, what’s up?”, he said as she rushed by him into her room, leaving the door open and Derek standing in the hallway by himself. “Are you okay? What happened?”, he stupidly asked and followed her. “What, does it LOOK like I’m okay?!”, she screamed at him, pulled a travelling bag from under her bed and threw the most important things in. A blanket, a hoodie, some undies, that’s it. 
“Sam, please. Calm down and tell me what…” 
“I got FIRED! That’s it. Laura got my job. They liked her articles better or whatever, I don’t know, she… it’s over. IT’S OVER!” She almost ripped out the zipper of the bag closing it and turned to look at Derek for the first time today. She almost couldn’t, because of all the tears, but she still managed to get some words out that had been bugging her. Just as her other roommate, Jessy, was peeking through the crack of the door behind Derek, obviously only wearing underwear, she screamed: “I know you two were getting it on while I’m gone, I’m not that dumb! LOOK AT WHAT THE FUCK YOU’RE WEARING!” Derek looked down at himself. He wore boxer briefs and his sleeping shirt. Sam continued. “But don’t worry. You can do whatever the FUCK you want when I’m gone for good.” Shortly after, she burst out the door and down the stairs. Derek’s “But where do you want to go?!” was echoing through the staircase and made her burst into tears once again. The truth was that she didn’t know where to go, she had nowhere to go.
Once again, Samantha was speeding through the city’s streets, it had started raining heavily and all Sam wanted was to get out. She looked around for an exit to the highway and couldn’t find one. Someone on the radio was babbling something that couldn’t be understood because of the rain, and she turned it off in anger. Distracted, furious and still speeding, she didn’t see the pedestrian crossing the street right in front of her.
She had never experienced a greater shock than in that very second. The bump of the car’s hood hitting the person made her heart stop and left her breathless. She didn’t remember hitting the brake, but she definitely did, because the car had stopped and she found her foot on the brake pedal. For a short time her body was frozen and she couldn’t move, but then it got out of the car almost by itself. A person in a black trench coat and Doc Martens got up from the ground and cleaned themselves off. They turned and looked at Sam, who was still in shock. She had stopped crying, but she looked at the person with big eyes, smeared make–up and a red face. The person had short, black hair, but longer bangs that reached up to their eyes, and seemed to be a girl. At least the black eyeshadow suggested so, and she was too short and slim to be a boy. “Well, for that you’re gonna have to give me a ride.”, she said and smiled at Sam. 
“You, but, are you… shouldn’t we go to the hospital?”, Sam stuttered. She felt on the verge of fainting. This was too much.
“I don’t know, maybe? You don’t look too good.”, the girl said.
“No, you…”
“Me?”, the girl interrupted. “I’m fine. I fell on top of your car, not under… So this was basically a stunt.” 
Sam still couldn’t breathe and held onto the open car door. She saw a quite big dent in the metal of the car hood and immediately felt dizzy.
“You should sit down.”, the girl said and softly pushed Sam back onto the driver’s seat. Her touching Sam’s shoulders calmed Sam in a strange way. The other cars drove by, since supposedly nothing serious had happened. For a while the girl was just standing above Sam and they waited, while the inner part of the car door, the girl’s hair and her trench coat were slowly turning soaking wet. When Sam had calmed down, the girl looked at her and said: “I’m Vicky, by the way.” They shook hands, though Sam was still confused. “I’m Sam.”, she answered and added “Shouldn’t we get off the road…?”
“Will you give me the ride you owe me?”, Vicky asked.
“Where to?”
“I was thinking I’d take the same destination you’re headed to.”
“I don’t really have a destination…”
“Even better.” Vicky went around the car and sat on the passenger’s seat. “Let’s go.”
Sam slowly turned to face the streets again, her legs still shivering a little. Vicky turned on the radio and “Walk like an Egyptian” by The Bangles was on. She whistled the melody and moved her arms to the beat. “Have you seen an exit to the highway somewh…” 
“Down the road there’s one on the right.”, Vicky interrupted. 
Sam swallowed and nodded. “Thanks.”
And then she just took off. Slowly first, but she regained her confidence again, as she changed into the lanes of the highway. 
Vicky had taken off her coat and thrown it onto the back seats, leaned back her seat and put her feet up on the dashboard. She seemed to thoroughly enjoy the music and the wind through the window that she had opened up as soon as the rain had stopped.
Sam felt like her head had turned off. She didn’t even care about the visible dent in the hood, which is a thing she would usually have gone crazy about. She just concentrated on driving. Driving was a thing one could concentrate on and still think about nothing. In a way, she was enjoying that.
Near midnight, Vicky suggested to get off the highway to have a break. Sam and her hadn’t been talking much, it was like Vicky knew that Sam’s head was either too full or too empty to have small talk with strangers. 
They arrived at a modern-styled gas station near a small forest in the middle of the countryside. All Sam knew was that she had driven through the state of Alabama going north for a couple of hours without paying attention to any signposts. She slowly began to feel like she was getting away from her problems far enough. Just some more, and maybe she would be able to think straight again. She felt calmer. But in that, also very tired.
She went inside the station and ordered herself a tuna sandwich. Vicky returned from the bathroom she had gone to when Sam had gotten gas outside and grinned at her. “Do you want a sandwich, too?”, Sam asked unsurely. Vicky’s eyes lit up for a second.  “Do you guys have double cheese?”, she asked the cashier. He shrugged his shoulders and got her a double cheese sandwich. Vicky dug her teeth into it and blinked into the neon lights on the ceiling, still smiling. Sam was watching her and found herself fascinated by how careless this girl was, but not in a bad way at all, it was just that she had never met someone so indescribably different before. She had to get herself out of a state of trance, before she paid and left. Before she got back into the car, Vicky stopped her. “You’re extremely tired.”, she said. “Let me drive.” Sam had to assure herself that she hadn’t misheard her. She looked down at her and made the first real eye contact. One green and one blue eye stared back at her, glittering in the light of the lampposts. Even this was unique. “Who has two different colored eyes?”, Sam thought to herself. 
“Why would I…”, Sam begun and got interrupted. “…trust me? Easy, because I can’t take you somewhere you don’t wanna go. I mean, since you don’t have a destination and all that. Plus, I wouldn’t drive your car to shit either, because I also still have to get home with that at some point in the future. Alright? Now please lie down on the backseats, before you fall over.” Sam couldn’t help but smile as Vicky said that. She did was she was told, had an eye on whether Vicky had trouble with the car or not, and as she realized Vicky was fine driving, she felt more and more content with her situation and finally fell asleep.
She woke up on the second day of the journey, when the first few sunbeams touched the car seats. She had fallen asleep on Vicky’s trench coat and Vicky must just simply have tucked her in it, because she was basically rolled into it, together with the blanket from her bag. The car was standing and Vicky was nowhere to be seen. She got up and looked out the window. The car was standing on an open field, at the edge of a forest, and fog stood over the grass. Sam was more than surprised. But looking at the big trees of the forest, the beautiful fog that was colored in red and pink from the rising sun, she found herself stunned. She got out of the car and there was almost no sound. Just her own breath and her steps on the grass. Except from the tracks of the car’s tires, there seemed to be no connection to the world she was used to. She sat down on the driver’s seat again. What if Vicky had left her here? How would she ever get back and why was she here in the first place? She turned on the radio. Vicky had adjusted the station and now some “Chill Beats” channel was on she didn’t know. The small screen showed that the title of the song playing was “Equinox” by one “Chris Mazuera”. She wanted to switch stations back, but the song had spoken samples, and one of the voices said “Wait a minute”, so she stopped and looked straight ahead at the rising sun. The trees casted long shadows towards her. “You know that they’re out there, don’t you?”, the voice said. She stared into the forest, then looked down at herself. A white blouse, dark blue, ironed trousers and high heels, just like they wanted her back at the editorial department. Just her make-up and her perfectly braided hair had suffered. She untied her hair, washed off the make-up with water out of a water bottle she had also bought yesterday at the gas station, and changed into a hoodie and blue jeans. She had not brought any other shoes and the high heels had caused some big blisters on her feet. She kicked them off, picked up one of them, ran a few feet and threw it into the forest with a mix of anger and entertainment. When she turned around, Vicky stood next to the car wielding a paper bag. “I brought some breakfast.”, she yelled. “And also you seem like you wanna talk now???”
They spent the whole day near the forest, watching nature silently or talking about the clouds or how the trees looked like bronchial tubes and basically did the same thing as lungs, but reversed. But they also talked about Sam’s past, the magazines she used to write articles for, even about Derek and Jessy. Vicky always listened carefully and didn’t interrupt Sam anymore, which also was a thing Sam thought about this day. Vicky only interrupted her, when she was being severely insecure or unconfident, as if she tried to discipline her into being more confident. Vicky was mysterious to her, wise, unique.
As the sun set and stars began to show, they continued their journey. Vicky sat on the passenger’s seat again, her seat leaned back, and it was her turn to sleep. Sam had given her the blanket and now she was properly tucked in. Sam just drove, she still had no destination and just gazed into the stars, but this time she was happy. She didn’t know why. On the side of the road was a signpost, that to less important matters told her that she was somewhere in the state of Kentucky, but as she followed it with her eyes, they got stuck on the cutely tucked in Vicky. She watched her breathe softly and her eyes move under her eyelids. “Cherry blossom” by Lana Del Rey was on the radio. As the lyrics “What you don’t tell no one, you can tell me” came on, Sam caught herself smiling and her body felt intoxicated, it was almost like… A fright went through her body, that made her stop smiling. She held onto the steering wheel, her heart pounding and feeling hot. “But it isn’t possible to fall in love with someone that quickly”, she thought, “and I’m not a lesbian.” 
She drove two more hours and then parked on the side of another field. The landscape was getting hillier, but there was still a forest nearby. She also leaned her seat back and tried to sleep facing Vicky’s direction. And then it hit her. What if Vicky was an angel? She sat up and looked at the dented metal of her car hood again. Would a normal human have survived being run over by her without any injury? Would a normal human know how to take her to places that make her feel better? She actually didn’t know. All of this was so disconcerting and new to her, that Vicky being an angel would be close to the only reasonable explanation for this.
While these thoughts were clouding her brain, she slowly became very tired and eventually fell asleep.
The smell of coffee woke her up again. God knows where Vicky had got that from. She sat up and Vicky handed her a to-go cup. “Thanks”, she mumbled. 
“How are you feeling?”, Vicky asked.
“Better. I mean, like… I don’t feel like I’m at rock bottom anymore. Which is strange, because as far as I know, I am.”
“No, believe me, you’re not. You just lost your job, are about to be out of money and don’t know whether you have living relatives. That’s far from rock bottom.”
“Oh yeah?”
“Mhm. Anyway, what do you wanna do today? I mean, apart from writing applications.”
“Alright, what did you do?”
“I rented a laptop and looked for jobs that include article-writing stuff.”
“You rented a laptop?”
“Yeah, apparently you can do that.” She handed Sam a croissant in a paper bag and then grabbed the laptop that had been on the backseat. “I just need your email.”
And then, with Vicky’s help, Sam just wrote three letters of application and a CV, which she sent to three different, new editorial departments, just like that. The photo they just took from her phone’s gallery. She didn’t think that she was qualified enough to apply to any of these three yet, but Vicky’s unshakable confidence at least made it sound like she was. 
After they brought back the laptop, they took a midday walk through the little village Sam had parked nearby, because there was a small funfair. The carousels spinning fast, the bell of the strength-meter you could slam a hammer onto, the people talking and the children screaming and laughing gave Sam a weird feeling of friendliness. It was not like those big fairs in the city, with all the neon lights and the people binge drinking and throwing up at night, where you could expect a couple making out behind almost every hot dog stand. It was not like Sam wanted to stay here forever. But it showed her that the world could indeed be different. She went back to the car with Vicky in the evening feeling nostalgic and hopeful.
Vicky had bought a big cloud of cotton candy on a stick and was eating it now, sitting on the dented car hood with Sam and looking at the sunset. Sam thought it looked kind of cute, but she wasn’t planning on telling Vicky. She just enjoyed the calm moment, the nature and the pretty lighting because of the sunset. 
“How do I deserve this?”, she said. 
“Good question, huh”, Vicky answered. “Let’s just say you were given the weird honor of being a living thing on this earth.”
“I don’t get it.”
“Look at it this way. How big is the universe? It’s infinite. Probably. Humans can’t know, because they’re too dumb, but they assume that it is always expanding. The probability of there being life on any star or planet is so low, that you can probably say that over 100% of the universe is lifeless. Because it is expanding, you can’t define the universe as a whole, so that’s how it is possible that it’s over 100% lifeless. Okay?” She bit into her cotton candy. Sam nodded unsurely. Vicky continued. “But yet you’re sitting here, right in front of me, pretty damn alive, without even knowing how big of a deal it is, that you’re alive! You have been given a gift. It is called life. And you have been given this gift only once. So do something with it. It’s an honor. And know that, even if you lose all your money, your limbs or your home, you still have more that 100% of what the universe has. You get to experience nature, other living things, love, beauty, senses… You would dishonor the universe and nature, the two greatest and biggest things there are, by not making the best of your life. Existence is the greatest gift anyone can be given.”
Sam was rocked to the core by this. She just sat there for a long time, thinking about Vicky’s words.
“Could this be how people came up with religions? They looked for something or someone that gave them this gift of existence, and felt like they owed them infinite thankfulness for that gift?”, she finally said.
“Who knows, perhaps.”
Sam looked at the last few dark red sunbeams over the horizon and felt a tear run down her cheek, because the world had never seemed as beautiful to her as it did right now. The wind blowing in her face suddenly felt different than it did before.
“Shall we go? I’ll drive again.” Vicky smiled at her. She had finished her cotton candy.
Sam nodded and sat on the passenger’s seat and later, after a short stop, she laid on the back seats again, looking at the stars through the window and eventually falling asleep happily.
She dreamt of Vicky this time. In her dream, Vicky was a DJ at a small fair in a village, but she came down from her podium after a while, dancing with Sam, and after the last song sounded out at 3am, they went out to the big field with the forest, where they found her high heel lying in the ditch, and they laughed. Then Vicky said “You’re ready now. I’ll see you when you need me again.” and vanished into the woods, smiling back at her. 
This was when Sam was woken up by a car honking and speeding by hers. She looked up, her car was standing and Vicky was nowhere to be seen. She looked out of the window and it took her a moment to realize that she was back home. The small street was still the same and it was like she had never left. 
She never got to find out how Vicky had managed to drive her from Kentucky back to Alabama in a short night. But there was a croissant in a paper bag lying on the passenger’s seat and on her phone she saw that an email had arrived: An editorial department in Montgomery invited her to a job interview.

Sonntag, 22. Dezember 2019

Stay away!


Gedächtnisverlust ist ein wunderbares plot device, eine hervorragende Möglichkeit, spannende und wendungsreiche Geschichten, Bücher, Filme und vieles mehr zu schaffen. Hervorragend deswegen, weil es in fast allen Geschichten um Gedächtnisverlust früher oder später eine anagnórisis gibt, wie in mancher antiken Komödie (Plautus' Cistellaria und mehr) - eine Wiedererkennungsszene, in der die Vergangenheit bewusst wird, in der die wahre Beziehung zwischen den Figuren aufgezeigt wird.

Wenn man mittlerweile ein paar Filme gesehen hat, gibt es nicht mehr so viele twists, die einen überraschen. Man hat das Gefühl, das alles schon einmal gesehen oder gelesen zu haben - zum Beispiel musste ich bei'm twist ending von The Sixth Sense (1999) zuerst an Carnival of Souls (1962) denken, und auch in der Serie Are You Afraid of the Dark? gibt es eine Episode mit diesem Twist; ich habe dann aber im Studium die Kurzgeschichte An Occurrence at Owl Creek Bridge (1890) gelesen, die denselben Twist fast ein Jahrhundert früher beschrieben hat. Vielen Dank, Ambrose Bierce!

Keine Sorge, das ist nicht der Twist, der mich im vorliegenden Film angesprochen hat - sonst wäre ich wahrscheinlich nicht so beeindruckt gewesen. Hier gibt es ein Ende, das emotional vernichtend sein kann, oder aber total affig und unglaubwürdig, je nachdem, wie man als Zuschauer an die Sache herangeht. Ich habe seit The X-Files gelernt, auch die abgefahrensten Prämissen erstmal zu glauben und mitzuspielen, und das hilft, denn so konnte ich viele total abgefahrene Geschichten genießen. Der kanadische Film Radius (2017) ist so eine Geschichte, und ich will versuchen, ein bisschen Neugier darauf zu wecken, ohne irgendwelche Spoiler zu geben.

Wobei... kann ich den Film überhaupt schmackhaft machen? Die schauspielerischen Leistungen wirken zumindest in der ersten Hälfte recht hölzern und kaum nachvollziehbar. Das niedrige Budget merkt man dem Film hier und da an. Und es geht um ein SciFi-Phänomen, aber die Erlkärung dafür wirkt sehr beliebig, unsinnig, albern, wie mancher Zuschauer denken mag. Aber schauen wir mal mit dem Auge für menschliches Verhalten auf den Film, für zwischenmenschliche Beziehungen, dafür, was uns wirklich ausmacht. Was uns als "uns" definiert - und schon landen wir bei Genregrößen wie Blade Runner (1982). Fangen wir doch einfach mal am Anfang an. Obwohl... nein, tun wir nicht. Macht der Film nämlich auch nicht. Wie bei den meisten Folgen der X-Files werden wir mitten in eine abgefahrene Situation geworfen.

Gewitter, nachts, einem Mann fallen am Steuer des Autos fast die Augen zu. Crash, das alles nur in extrem kurzen Sequenzen. Am nächsten Morgen sehen wir den Mann orientierungslos, mit einer Platzwunde am Kopf, über eine Wiese laufen. Er wirkt verwirrt - bis er schließlich an eine Straße kommt und ihr Richtung Ortschaft folgt. Nach einer Weile fährt ein Auto heran. Der Mann springt auf die Straße, wedelt mit den Armen und ruft laut nach Unterstützung. Wir sehen nicht, wer im Auto sitzt, aber der Blinker wird gesetzt und der Wagen fährt an den Straßenrand. Immer weiter auf den Mann zu. Ohne zu bremsen; der Mann springt im letzten Moment zur Seite, während der Wagen langsam in den Straßengraben rollt, der Motor läuft weiter.

Vorsichtig nähert sich der Mann dem Auto, schaut durch das Fenster und sieht, dass die Fahrerin des Wagens tot ist, mit einem milchigen Schleier über den Augen. Erschrocken weicht der Mann zurück, durchsucht seine Taschen nach einem Handy und ruft die Polizei. Er wird nach seinem Namen gefragt, aber er kann nicht antworten, und erst jetzt dämmert es ihm, dass er sein Gedächtnis verloren hat. Weiterhin orientierungslos folgt er der Straße in die Ortschaft hinein, zu einem Diner, um dort um Hilfe zu bitten - dort findet er mehrere Menschen, aber auch sie sind alle tot, an Ort und Stelle zusammengebrochen, mit diesen milchigen Augen. Dem Mann schwant, dass es sich hierbei um eine Infektion handeln muss; er reißt einen Stofffetzen von seinem Hemd ab und hält ihn sich vor Nase und Mund (bei dieser Szene muste ich an Robert Wises The Andromeda Strain (1971) denken, bei dem es nämlich um eine per Atemluft übertragene Krankheit geht).

Jedes weitere Wort wäre zuviel. Ich kann spoilerfrei sagen, dass der Film sich um die Odyssee des Mannes auf der Suche nach sich selbst und dem Ursprung dieser mysteriösen Krankheit dreht, dass er dabei von einer Frau unterstützt wird, die von dieser Krankheit nicht betroffen zu sein scheint, und dass am Ende die meisten pragmatischen Fragen beantwortet sind - und größere Fragen aufwerfen: Wenn wir irgendwann unser Gedächtnis verlieren sollten, sind wir danach immer noch derselbe Mensch? Oder können wir uns ändern? Dialogfetzen - A: "Ich bin hungrig, wollen wir uns Pizza bestellen?" B: "Wie? Du mochtest noch nie Pizza!" A: "Was? Wie kann jemand keine Pizza mögen?"

Das mag ein ganz banales Beispiel sein, aber der Film trägt die Frage auf eine existentiellere Ebene - können wir nach einem Gedächtnisverlust unsere komplette Persönlichkeit umstellen, da wir ja nicht mehr wissen, wer wir einmal waren? Machen unsere Erinnerungen aus, wer wir sind? Bei dieser Frage musste ich an den großartigen Film Dark City (1998) denken, der dieselbe Frage stellt und dadurch das Nachdenken und Gespräche nach Ende des Films anregt.

Noch einmal: Wer die ganze Zeit auf eine spannende Erklärung für das Phänomen der toten Menschen wartet, könnte bitter enttäuscht werden. Wer erkennt, dass es sich dabei quasi nur um einen Macguffin handelt, um einen Aufhänger für das menschliche Drama, das dadurch ausgelöst wird, dürfte das denouement des Films in seiner ganzen Tragweite spüren und sicherlich reicher aus dem Film hinausgehen.

Gute Unterhaltung!

post scriptum: Ich werde "Radius" in die Liste der Mindfuck Movies aufnehmen, auch wenn er vielleicht nicht ganz so brain twisty ist wie andere Vertreter dort - ich finde, er gehört trotzdem dazu.

paulo post scriptum: Heute gab es Spielbergs "Ready Player One" (2018), weil er auf Netflix verfügbar ist. Der Film ist zwar gut gemacht, da erwartet man von Spielberg auch nichts Anderes, aber er macht mir klar, dass ich mich nach intelligenten und/oder originellen Filmen sehne. Keine verschwendete Zeit, aber auch kein Film, den ich ein zweites Mal schauen muss.

Samstag, 21. Dezember 2019

VvV - Triple V: Vorhangauf vür Vonovia


vorweg: Sorry Klaus, Du wirst schon wieder verschoben. Wenn im Leben eines hochbegabten Gehirns ein wichtiges Ereignis eintritt, rückt alles Andere in den Hintergrund - leider - vielleicht kennst Du das ja.

Es ist soweit, seit zwei Tagen kann unsere Hausgemeinschaft sich einreihen in die Riege abgezockter Vonovia-Mieter. Vor einigen Monaten kam die weniger erfreuliche Nachricht, dass unser Haus von V übernommen wurde; meine erste Frage damals: "Wann kommt wohl die erste Mieterhöhung?" Und nun die Antwort: "Mit der allerersten Betriebskostenabrechnung." - denn nun wurde allen Mietparteien die Miete um rund vier Prozent erhöht, und zwar - wie es von Vonovia bekannt ist - über überzogene Betriebskosten - die nach fünf Jahren ohne eine einzige Erhöhung plötzlich um einundzwanzig Prozent gestiegen sind.

So zahlen wir im Jahr insgesamt mehr als zweitausendsechshundert Euro für "Pflege der Außenanlage allgemein" - das Interessante: Wir haben gar keine Außenanlage. Wenn damit die Fassade oder die RegenrInnen gemeint sind: In den letzten zehn Monaten war niemand hier, um da etwas zu machen. Nicht einmal unser "Objektbetreuer", der uns unten im Flur per Kettenbrief schöne Weihnachtsfeiertage wünscht, noch nicht einmal persönlich unterschrieben, und der noch nicht einmal weiß, das wir drei Wohnung je Etage haben, sondern die Flurwoche auf zwei Wohnungen ausgelegt hat. Ich habe diesen Menschen hier noch nie getroffen.

Nun hat das Ganze auch etwas Gutes: Da Vonovia in mehreren Ländern bekannt für diese Methoden ist, gibt es unzählige Präzedenzfälle, in denen der Verein vor Gericht niedergeschmettert worden ist wegen unzulässiger Geschäftspraktiken. Wir sollten uns also in den nächsten Tagen als Mietergemeinschaft mal zusammentun, herausfinden, ob jemand Mitglied im Mieterbund ist, und dann wird es Zeit, Einspruch einzureichen.

Großartig. Besseres Timing könnte gar nicht sein, passend zu Diagnose und Bewerbungen, aber letztlich gilt das ja für alle berufstätigen - und überhaupt alle Erwachsenen: Zum Jahreswechsel wird es stressig, Rechnungen, Abrechnungen, AGB-Aktualisierungen, Mieterhöhungen uvm., was uns die Weihnachtstage versüßt.

Na dann: Schönes Wochenende! ;-) Und auf in die Schlacht!

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Auszug


but I'd go there anyway, and it is just twenty minutes by bus, and then I hear this new electronic voice saying "Nächste Haltestelle: Ansgar. Kirche!", which sounds almost as hilarious as "REHwe ZENNtruwah!", making me wonder whether they used an electronically generated voice, keeping me wondering why it is that they chose a female voice, which reminds me that on the S-Bahn in Berlin the voice is male; nonetheless the more puzzling question remains since when there's been an "Ansgarkirche" bus stop in Kiel, oh right, the "Fahrplanumstellung" last Sunday... finally KVG is trying to keep up with present day demands, sending a bus every half hour on Sunday mornings, which, I think, is still not enough to transport forty million students a day, plus seven million unemployed teachers who managed to finish their studies at university, and maybe they even did their teacher's training, but they want a job in or near Kiel, which is close to impossible to get, and by experience it takes a few years to realize that before you finally settle for a school on Pellworm, a place where trucks get stuck under bridges, no joke, though it sounds like one from Pynchon, which makes me think of literature which makes me think of Lemony Snicket's "A Series of Unfortunate Events" that has been available on Netflix, being rated favorably and containing countless allusions to literary works, for example in the names of siblings that might be called Duncan and Isadora (hello Isadora Duncan?) oder Beverly and Elliott (hello Mantle-twins from Cronenberg's "Dead Ringers"?), and it might not be a coincidence that there is a Prufrock Preparatory School, reminding me of "The Love Song of J.Alfred Prufrock", and then I realize that I've learned quite a lot about literature at university, and that is the reason why I chuckle at different scenes than a child would. Than He would, as a matter of fact, reminiscing the times we sat together and watched a movie, both excited at the thought of what the evening would bring, times that He decided to leave behind, which might be a good idea if only there was a future together, but I realize that I don't have time for this right now because I have to clean the apartment for Die große Buba this weekend, and I will have to make the door wider so that she fits through, seeing that we haven't seen each other for an eternity and she will be one hundred and seventy-three pounds heavier than last time, just like I am one hundred and seventy-three years older now, but I will never "Hardenbergstraße!", that's my destination, I have to get off the bus to the store where a sandwich costs seven ninety-five, much too expensive, but

Montag, 16. Dezember 2019

Der Saturnalien-Circ(ul)us

Das waren noch Zeiten, in der LS8 auf Tischen ;-)

vorweg: Eigentlich sollte hier heute (bzw. schon gestern) der erste Gastbeitrag dieses Blogs stehen, die Kurzgeschichte einer Schülerin. Leider habe ich mal wieder Probleme damit, den Text in das Blogformular zu kopieren, ohne dass die Hälfte verschwindet und der Rest kaum noch lesbar ist - deswegen tippe ich die gesamte Geschichte noch einmal ab, und das dauert noch ein kleines bisschen.

Vergangenen Freitag waren die Saturnalien Zweitausendneunzehn, diese irre kleine Festivität, bei der sich die Dozenten der Klassischen Altertumskunde der Kieler Uni von ihren Studenten durch den Kakao ziehen lassen. Seit ich vor acht Jahren zum letzten Mal selbst dabei auf der Bühne stand, war ich nur ein einziges Mal dort gewesen; zu stark war noch der Abschiedsschmerz, und dazu kommt, dass ich nicht hingehen wollte, wenn Er dabei ist, denn dann bekomme ich ihn nicht mehr aus dem Kopf.

Diesmal war eine ehemalige Schülerin von mir so nett, mit mir hinzugehen, und wir hatten eine Menge Spaß dort; ein paar der intensivsten Eindrücke möchte ich hier gern festhalten.

Radi. Wow, die gesamte Familie Radicke war dort, und mein ehemliger Lateinprof kommt ebenfalls in die Jahre. Damals haben wir unseren Radi-Darstellern die Haare mit ein wenig Trockenshampoo eingesprüht, um die weißen Strähnchen zu treffen - mittlerweile hat Radi kaum noch Haare auf dem Kopf, und der vorhandene Rest ist strahlend weiß. Das führt einem vor Augen, wie rasch die Zeit in's Lande geht. Wo weise Kräfte walten, können sich keine Haare halten.

Hurka. Es ist schön zu erleben, wie (der echte) Hurka mittlerweile zu einer richtigen Rampensau geworden ist, nachdem wir ihn damals etwas abgeschreckt haben. Er macht echt jeden Spaß mit, egal, ob es um Filmaufnahmen geht oder Albernheiten bei'm Dozentenspiel. Das finde ich großartig, denn eigentlich sollen die Saturnalien genau diesen Geist haben.

Krupa. Mit ihm habe ich damals noch studiert, und er ist inzwischen zum Dozent geworden. Genau so ein Unikat wie damals, garantiert er heute bei der Aufführung zahllose Lacher und ist immer noch saucool, egal, wie viele Silben er dabei verschluckt.

Dschungelcamp. Als ich zum ersten Mal auf der Saturnalien-Bühne stand, hatten wir einen Sketch zum Dschungelcamp geschrieben, das damals neu im Fernsehen war. Bei uns sollten die Dozenten Dscungelprüfungen absolvieren - wie zum Beispiel das Schmücken eines Weihnachtsbaums, mit dem ich als Herr Stenger gnadenlos überfordert war. Fünfzehn Jahre später gab es nun wieder ein Camp, und diesmal bestanden die Prüfungen aus Unterrichtsstunden, die die Dozenten vor verschiedenen Schulklassen durchführen sollten. Schöne Idee, die der neuen Fachdidaktik-Professur in der KlassAlt gerecht wird.

Circ(ul)us. Auch einen anderen Beitrag hatten wir schon einmal in leicht abgewandelter Form auf die Bühne gebracht, nämlich Verdammt, ich lieb' dich von Matthias Reim. Damals wie heute unter dem Thema Latein, ich lieb' dich. "Circus" bedeutet Kreis, und für mich war es irgendwie die Bewusstwerdung, dass manche Beiträge über die Jahre immer wieder auftauchen werden, quasi ihre Runden drehen, manchmal ein großer Kreis, manchmal ein kleiner "circulus". Nur eben mit einer neuen Generation von Saturnaliern.

Und das macht das Erleben keineswegs schlechter. Es erinnert mich nur an damals, als Herr Radicke irgendwann zu mir meinte, er wünsche sich mal etwas richtig Originelles bei der Aufführung, viele Dinge wiederholten sich ja letztlich immer wieder. Da ist viel Wahres dran, und gerade deswegen liegt es ja in der Verantwortung jedes Saturnaliers, die Inhalte immer wieder ansprechend zu präsentieren.

Vielen Dank, es hat echt Spaß gemacht!

Samstag, 14. Dezember 2019

...da ist Er...

(talk to me)

vorweg: Klaus, ich verschiebe Dich auf morgen, nimm' es nicht persönlich. Oh, und die Plakatkampagne von gestern hängt in Kiel auch mit schwulen Pärchen ;-)

Vor einiger Zeit schreibt Er bei Facebook. Fragt nach der Handynummer, um Kontakt zu halten, weil Er FB nicht mehr nutzen möchte. Ich antworte, dass ich immer noch kein Handy habe, aber dass ich ihm bald eine Mail schreiben werde. Er antwortet, dass Er sich darauf freut. Das war vor anderthalb Jahren. Und ich habe ihm bis heute nicht geschrieben, obwohl hier seit über einem Jahr ein Mailentwurf liegt.

Vor ein paar Wochen. Ich bin an der Bushaltestelle, warte auf den Bus. Dort kommt Er, aus der Nebenstraße, erkennt mich, strahlt, winkt mir zu. Ich strahle zurück, winke auch, und gehe dann zügig zu Fuß weg, bevor Er über die Straße kommen kann, und gehe den ganzen Weg zu Fuß.

Vor einigen Tagen, ich kaufe ein in dem Laden in dem Er mit Nebenjob arbeitet. Ich gehe an seiner Abteilung vorbei, dort steht Er, hinter der Auslage, vier Schritte vor mir, den Rücken zugewandt. Für eine Sekunde bleibe ich stehen, eine zweite Sekunde überlege ich... und dann gehe ich schnell weiter...

Gestern, Saturnalien. Ich sitze auf meinem Platz, am Rand, das mag ich lieber als zwischen all' den Leuten. Plötzlich steht Er neben mir, strahlt mich an, "Hallo Dr H!" - ich strahle zurück, "Hallo Herr B!" und strecke ihm von meinem Sitzplatz aus die Hand entgegen. Er schaut etwas verwirrt auf meine Hand, "Okay... ... hey, ich sitze vor dir!" - "Super, dann kann ich dich in den Nacken pieksen!" - und das waren die letzten Worte und Blicke für diesen Abend, das habe ich zu verantworten.

Ich weiß nicht, was Er daraus liest - ich vermute mal nichts. Aber der überraschte Blick, als ich ihm einfach nur die Hand hingestreckt habe, der ließ sich gut deuten. Als Frage, warum ich nicht aufstehe, warum ich ihn nicht in den Arm nehme, so wie früher. Und ich bin mir sicher, dass ich mehr darüber nachdenke als Er. Und dass ich überhaupt nachdenke, killt in meinem Kopf die Frage, ob ich ihn vermisse. Die Antwort liegt auf der Hand.

Ich wünsche mir wirklich sehr, wieder Zeit mit ihm verbringen zu können. Aber ich weiß auch, dass es einfach nicht geht, solange Er diesen Schritt auf mich zu nicht machen kann. Ich warte weiter.

Lojong-Losung 26: "Denke nicht über die Angelegenheiten Anderer nach"

Ich komm' klar.

post scriptum: Einen "Kommentar" zu den diesjährigen Saturnalien gibt es übermorgen!

Donnerstag, 12. Dezember 2019

Sprachlicher Reichtum: Lesen!

Lesen bildet

Selbst wenn man Muttersprachler ist oder eine Fremdsprache auf muttersprachlichem Niveau beherrscht, gibt es Lektüren, durch die man sich richtig durchbeißen muss - hat schonmal jemand von Euch Arno Schmidt gelesen? KAFF auch Mare Crisium, wer es kürzer mag, oder Zettels Traum, wer der Bibliothekarin ein Arm-Workout spendieren möchte.

Auch im Englischen finden wir das wieder; ich habe phasenweise an Ayn Rands The Fountainhead geknabbert, noch umständlicher war David Foster Wallaces Infinite Jest mit seinen über hundert Seiten Fußnoten. Ich bin immer noch in Thomas Pynchons Gravity's Rainbow versunken, das mir Radi damals empfohlen hat, und brauche teilweise wirklich lange, nur um eine Seite zu lesen, das geht normalerweise sehr schnell (die große Buba kennt das von mir, ich fliege dann über die Buchstaben und drücke die Nachrichtenverläufe zu schnell weiter, wenn wir zusammen ein Videospiel angehen).

interim: Wie schnell liest man durchschnittlich? Die Frage ist mir tatsächlich wichtig, damit ich weiß, welche Maßstäbe ich an meine Schüler ansetzen kann. In meiner Wahrnehmung ist mein Leseverhalten ganz normal; die dreihundertsechsundzwanzig Seiten von Bret Easton Ellis' Roman "The Rules of Attraction" habe ich an zwei Nachmittagen durchgelesen.

Warum sind diese Sachen so schwer zu lesen? Manchmal kann es einfach am Schrifttypus liegen, kein Times New Roman, sondern alles Mögliche zusammengewürfelt, Piktographien, Kathy Ackers Blood and Guts in High School habe ich nur einmal ansatzweise gelesen. Pynchon schreibt teils sehr lange Sätze, seine Erzählungen sind reich an Details, die eigentlich nicht nötig wären, er verlangt dem Leser unglaublich viel Hintergrundwissen ab (wenn man den Roman richtig genießen möchte). Dazu kommen gut hundert Hauptfiguren in einem Roman, da muss man erstmal den Überblick behalten können.

Und dann der sprachliche Reichtum. Pynchon kann auf einen gewaltigen Wortschatz zurückgreifen, ich lese Wörter, die mir bis dahin unbekannt waren (und bei den Namen schießt er den Vogel ab: Raoul de la Perlimpinpin, Säure Bummer, U.S.S. John E. Badass, Ernest Pudding uvm.) - und manche klingen so toll, dass ich sie von da an selbst benutze. Mein eigener Wortschatz wird größer, und Pynchon macht auch vor Fremdsprachen nicht halt, er verwendet viel Deutsch, Afrikaans, Französisch, natürlich plotbedingt.

Das heißt, ich kämpfe mich durch diese Bücher durch, und das ist anstrengend, aber danach fühle ich mich reicher als vorher - von den ganzen Lachern mal abgesehen, Pynchons Humor sagt mir zu. Es ist natürlich klar, dass man Pynchon in der Regel nicht mit Schülern behandeln kann, aber es geht um das allgemeine Konzept:

Lesen bereichert unsere Sprache. In einer Zeit, in der Wörter durch Emojis ersetzt werden, in der kürzenden Digitalsprache, gilt das besonders. Ich denke, wir sollten unsere Schüler dazu bringen, mehr "analog" zu lesen. Und auch mit ihnen im Unterricht lesen. Sonst kommen nachher Abiturienten an die Uni, die sich überhaupt nicht ausdrücken können - wenn sie denn überhaupt das Abitur erreichen.

Ich kann verstehen, dass die digital natives mit schneller Sprache aufwachsen, weniger Wörter, mehr Bilder. Das ist eine Situation, mit der wir umgehen müssen. Irgendwie möchte ich meine Schüler zum Lesen bringen, und deswegen behandele ich auch gern Romane mit meinen Schülern, die keine hohe Literatur sind - dafür aber spannend, aufregend, einfach zu lesen. Lois Duncan, Lemony Snicket, was immer die Lust am Lesen weckt.

Dienstag, 10. Dezember 2019

Auto-Vervollständigen

Sexismus an die Front...

"Ich gehöre in's Gefängnis."

So lautete das Urteil des schnurlosen Telefons über die große Buba. Sicher, eigentlich wollte sie schreiben Ich gehöre in's Bett, aber nach in's schlug ihr Telefon dann "Gefängnis" vor. Das ist die tolle Funktion Auto-Vervollständigen, die auch Nicht-Handybesitzer wie ich sicherlich von Google und co. kennen: Die Algorithmen der Homepages machen Vorschläge, wie bestimmte Einträge vervollständigt werden könnten, weil man zu faul ist zum Tippen. Oft sinnvoll. Manchmal abstrus. Manchmal sehr witzig.

Und gar nicht mal so originell, denn unser Gehirn kann das schon seit Langem - und das kennen vielleicht auch einige von Euch. Einfaches (fiktives) Beispiel aus Facebook: Mir wird angezeigt, dass ich eine neue Nachricht habe, und klicke erstmal auf das Benachrichtigungssymbol. Ich sehe in einem kleinen Fenster, dass die Nachricht von der Sannitanic ist, und der Anfang wird eingeblendet. Nur der Anfang, weil das Fenster zu klein ist, und da steht "Katastrophe, ich bin schwa..."

Oh mein Gott, an den ich nicht glaube! Sie ist schwanger! Steht für meinen Kopf sofort fest, denn der autovervollständigt alles irgendwie. Und so gerate ich in Panik, und lese die Nachricht auch gar nicht erst, schließe den Browser, schalte mein Notebook ab, ziehe das Telefon aus der Dose, wandere panisch durch die Wohnung. Wie lange schon? Hatte sie mir das womöglich schon erzählt und ich habe es wieder vergessen? Junge? Mädchen? Wievielter Monat? Weiß ich noch, wie die anderen Kinder heißen? Haben die womöglich gerade Geburtstag? Ich habe ihr schon ewig nicht geschrieben, sie ist bestimmt sauer. Ach nein, schwanger, also eher fett. Mist, ich habe schon wieder alles falsch gemacht, ich gehe in's Bett und rede heute mit niemandem mehr.

Und so lasse ich ihre Nachricht ein paar Tage gammeln. Wenn ich sie nicht lese, existiert sie nicht, bilde ich mir in meiner kleinen Parallelwelt ein. Aber irgendwann muss es dann doch sein, und so klicke ich auf den Messenger, und lese "Katastrophe, ich bin schwach geworden bei diesem Stoff, ich habe gleich zehn Bahnen gekauft, daraus muss ich ein Kleidchen nähen! Oder zehn!" mit einem Bild vom besagten Stoff. Na toll. Mein eigenes Auto-Vervollständigen im Kopf hat mir mal wieder unnötigen Terror bereitet. Manchmal wäre es echt besser, diesen Kopf abzuschalten.

Oder Nachrichten einfach direkt zu lesen.

Sonntag, 8. Dezember 2019

Bewerbungen? Mutig voran!

Kopf im Weg (das Übliche)

"Mutig voran!" - Meine Schüler im Referendariat konnten diesen Satz irgendwann sicherlich nicht mehr hören. Immer wenn es an eine Besprechung von Aufgaben galt, oder wenn jemand etwas an der Tafel erklären sollte, immer kam dieser übertrieben fröhliche Slogan seitens des Lehrers. Dabei habe ich nur versucht, etwas von dem Druck aus der Situation zu nehmen. Vielleicht tut das auch jetzt ganz gut.

Das pbOn, Schleswig-Holsteins Lehrkräfte-Wartezimmer, wird derzeit überschwemmt von unbefristeten Lehrerstellen mit dem Fach Englisch - gar nicht mal so überraschend, denn ein neues Halbjahr steht bevor und unsere Bildungsministerin Karin Prien schmückt sich immer wieder gern damit, wie viele neue Lehrerstellen sie für die Schulen in SH bereitstellt, und dass sie die Unterrichtsversorgung im kommenden Schuljahr auf über einhundert Prozent bringt. Ob das erfolgreich ist, wird sich zeigen.

Ich bin mir ein bisschen unsicher, ob ich mich jetzt bewerben sollte, denn immerhin steht Ende Januar der erste Termin in der Psychiatrie an, um zu schauen, ob ich Diagnosebedarf habe, und außerdem weiß ich nicht, ob ich dann vielleicht gleich zu Beginn Februar für ein paar Tage ausfalle.

Aber... mutig voran! Egal, wenn ich eine passende Stellenausschreibung finde, bewerbe ich mich. Wird schon nicht schaden, und außerdem würde es bei'm Arbeitsamt sicher besser ankommen, wenn ich nicht ganz untätig bin. Ist nur... gleich so verbindlich, und das an einer unbekannten Schule. Ich dachte immer, ich würde lieber erstmal irgendwo eine Vertretung machen, um zu sehen, ob es überhaupt passt. Naja - dazu gibt es ja schließlich auch noch die Probezeit.

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Hunger?


Ich glaube, ich weiß nicht, was Hunger ist - besser gesagt, wie sich Hunger anfühlt. "Hast du Hunger?" haben meine Eltern mich als Jugendlicher gefragt, und wenn ich das richtig in Erinnerung habe, dann habe ich meistens verneint. Habe ich Hunger? Woran merke ich das? Wenn mein Magen knurrt, dann ist das für mich kein Ausdruck für ein Bedürfnis, sondern einfach nur nervig. Ich weiß noch sehr gut, wie ich mich in der Schule immer verkrampft hatte, wenn in Arbeitsstille mein Magen in der Klasse geknurrt hat. Und das nur, weil ich mal wieder nichts gegessen hatte.

Das hat sich auch quer durch mein Studium gezogen - weil Essen für mich irgendwie so unwichtig ist. Mein Kopf interessiert sich für ganz andere Sachen. Dafür, was der Dozent gerade sagt. Für die neuen Zauber, die ich gerade im Videospiel gelernt habe. Für den Zeitungsartikel, den ich gerade lese. Mein Kopf findet immer irgendwas, um sich darin zu vertiefen, aber es geht dabei so gut wie nie um's Essen.

So etwas kann theoretisch - und auch praktisch - zu Problemen führen. Das Magenknurren ist schließlich ja auch eine Art Sicherheitsmaßnahme des Körpers, um nicht irgendwann ohne die nötige Energiezufuhr zusammenzuklappen. Wenn mein Magen dagegen knurrt, denke ich nur "Geh weg!" (die große Buba sagt das gerade laut), oder nehme das überhaupt nicht wahr.

Vielleicht ist auch das einer der Gründe, warum ich auf das intermittierende Fasten gewechselt habe. So esse ich nur eine Mahlzeit am Tag, und zwar abends. Das vergesse ich nicht, das kann ich mir gut merken, und den Rest des Tages kann mein Kopf sich dann wieder wunderbar austoben. "Hunger" ist mir tatsächlich irgendwie unbekannt - es sei denn, ich habe wirklich mehr als einen Tag lang nichts gegessen. Doch selbst dann merke ich das manchmal erst, wenn es mir schwummrig wird und ich weiße Sterne sehe. "Also, das Essen würde ich nie vergessen", sagen mir die meisten, denen ich davon erzähle.

Und darum beneide ich sie manchmal.

Dienstag, 3. Dezember 2019

Soße auf der Titte


 "Wo habe ich denn bei Dir eine Titte liegengelassen? UND WIESO IST DA SOßE DRAUF???"

Die große Buba war ein bisschen verwirrt, aber das ist auch kein Wunder, denn ich hatte ihr eine von diesen Hilarius-zusammenhanglos-Nachrichten geschrieben, völlig ohne Kontext, in einem Tagesbericht: "...Wäsche abgenommen, Soße von Deiner Titte gewischt und durchgesaugt." Die Sannitanic kennt das auch schon von mir - dass ich manchmal kontextfrei irgendwelche unverständlichen Nachrichten schreibe. Denn in meinem Kopf ist der gesamte Zusammenhang ja da, aber ich bin zu faul, das ausführlich niederzuschreiben. Das sorgt bei manch' hochbegabtem Schüler, der es genauso macht, für die eine oder andere schlechte Klausurnote, leider.

Natürlich habe ich die Situation dann erklärt: Ich musste die beiden Fotos von der großen Buba und der Sannitanic vom Schreibtisch nehmen, weil ich den Platz für einige Neusortierungen brauche. Aber wohin damit? So gern ich auch allein bin, es ist immer wieder schön, diese beiden Fotos in Blickweite zu haben. Warum nicht also direkt über die Gedankenpinnwand kleben? Ist ein bisschen schwierig, weil sie im Fünfundvierziggradwinkel überkopf halten müssen und die Tapete uneben ist - aber egal, ich versuche es jetzt erstmal mit doppelseitigem Klebeband.

Allerdings mussten die Bilder mal gründlich entstaubt werden, und da ich etwas zu oft an meinem Schreibtisch futtere (nein, nicht meinen Schreibtisch futtere, auch wenn ich bei den Arbeiten der Schüler manchmal gern in's Holz beißen würde), ist Bolognesesoße auf der Fototitte der großen Buba gelandet, und das geht so gar nicht, deswegen musste das bereinigt werden.

Jetzt ist alles wieder sauber und meine besten Freundinnen kleben an der Wand, kopfüber, um direkt auf meinen Gedankenabfall hier im Blog kotzen zu können ;-) Hoffentlich fallen sie nicht gleich wieder runter, am besten heute Nacht, so dass ich mich zu Tode erschrecke; bei mir fallen regelmäßig Sachen von den Wänden, gerne auch durch die kleinen Erdbeben im Haus.

Wieder einen Schritt weiter.

Montag, 2. Dezember 2019

CdP v2.0

Mal schauen, ob es funktioniert...

Im Studium hatte ich überhaupt keine Probleme damit, meine Zimmerpflanzen zu versorgen. Irgendwie hat es geklappt, eine von diesen kleinen dreißig Zentimeter-Rankpflanzen auf Ranken über fünf Meter mutieren zu lassen, an einem Regal herunter, am anderen wieder hinauf. Und dann kam irgendwann die Faulheit. Schwarzer Daumen oder so, viele Menschen haben sowas, ich vielleicht auch.

Deswegen war es ja auch ein wenig wagemutig, Chuck die Pflanze für die Wohnung anzuschaffen: Würde sie den Winter im Bad überstehen? Regelmäßig gießen, aber nicht zuviel? Vielleicht etwas Dünger? Wie schnell würde ich das Teil wohl zugrunde richten?

Noch lebt CdP, und das ist auch gut so, und weil ich Panik habe, dass ich mal wieder das Gießen vergesse, habe ich aufgerüstet. Eher per Zufall habe ich diese Bewässerungskegel aus Keramik entdeckt, die die Erde feucht halten sollen. Wenn das klappt, wäre das eine echte Erleichterung für einen Menschen, der regelmäßige Wartungsarbeiten ohne Erinnerungstafel nicht auf die Kette bekommt.

Sonntag, 1. Dezember 2019

David Cronenberg

Auch mit neunundsechzig Jahren unverkennbar (2012)

1996 Cannes Film Festival: Special Jury Prize 
"...for originality, for daring and for audacity."

Irgendwo im Studium habe ich mich in einen Regisseur verliebt, und das war Dario Argento, der Kopf hinter Suspiria (1977) und Profondo Rosso (1975) und einigen weiteren sehr berühmten Vertretern des giallo. Mir war anfangs gar nichts von dieser Liebe bewusst, bis ich irgendwann gemerkt habe, dass man sich in den Stil eines Regisseurs verlieben kann. Es gibt einige wenige Regisseure, bei denen das bei mir der Fall ist; David Lynch ist ein weiterer Vertreter der Gruppe, auch Alfred Hitchcock. Quentin Tarantino gehört nicht dazu, obwohl ich seine Filme zu schätzen weiß (besonders Jackie Brown (1997)). Und Danny Boyle gehört nicht dazu, weil mich sein hektischer Stil irritiert (dennoch hat mir 127 Hours (2010) gefallen).

Ich mag es, wenn ein Regisseur "anders" ist, gern kompromisslos, hauptsache faszinierend, ich habe in dem Beitrag Auteur einmal über das Prinzip geschrieben. Nicht unbedingt einfach zugänglich, gern rätselhaft, manchmal anspruchsvoll, immer unverkennbar ein bestimmter Regisseur. Einen der Vertreter dieser Gruppe habe ich jahrelang geradezu krampfhaft vermieden, und zwar den Mann, den ich ausschließlich mit dem Film Scanners (1981), den ich nie gesehen hatte, in Verbindung gebracht hatte, und mit der darin enthaltenen Szene eines explodierenden Kopfes, die ich nie gesehen hatte. Warum sollte ich mir so etwas anschauen? Das klang nach exploitation, nach gratuitous violence, danke, kein Bedarf. Und schnell hatte ich mir eine Meinung gebildet, ohne überhaupt zu wissen, wovon ich spreche.

Ein Wahres ist daran: Davod Cronenberg darf als Pionier des Genre body horror bezeichnet werden. Horrorfilme, die sich auseinandersetzen mit der menschlichen Angst vor Krankheiten, Verletzungen, Verstümmelungen. Hinzu kommt, dass Cronenberg ein Meister der Spezialeffekte war und ist, und so ist auch schon sein Frühwerk in einzelnen Szenen sehr drastisch, sehr grafisch - und oft sehr surreal - umgesetzt. Gewalt ist eines seiner Hauptthemen; das andere ist Sex. Und das alles niemals unter dem trashigen Filter der exploitation movies, die darauf abzielen, dem Zuschauer einfach nur Gewalt und Sex zu zeigen; Cronenberg ist ein no-nonsense director, er geht an seine Themen sehr ernsthaft heran - was zu seinem dritten Hauptthema führt, der Psychologie des Menschen. In fast allen seiner Filme lassen sich alle drei Themen wiederfinden, zumindest aber zwei von ihnen, wechselnd je nach Schaffensphase.

Cronenberg hat sich etwas getraut, gerade in seinem Frühwerk, und hat damit seine Kritiker polarisiert. Manche haben ihn als kühnen Regisseur gefeiert, andere haben seine Bilder als widerlichen Müll abgetan. Dieser Mut, neue Regionen zu erschließen, hat ihm einen ganz besonderen Preis eingebracht, der diesen Beitrag einleitet.

Als mir bewusst geworden ist, dass Cronenberg wesentlich mehr macht als nur splatterige Gewalt, bin ich neugierig geworden - und hungrig, geradezu gierig auf seine Filme, auch wenn manche von ihnen zur Zeit nur schwer aufzutreiben sind. Mich fasziniert, wie er Gewalt und Sex verbindet, genauer: wie er die Verbindungen von Gewalt und Sex aufzeigt, und immer ernsthaft an seine Themen geht, fast schon klinisch-kühl analysierend, am Denken des Menschen interessiert. Mittlerweile habe ich eine Reihe seiner Filme gesehen, einige von ihnen meiner Sammlung hinzugefügt, bin noch auf der Suche nach einer guten Bluray-Ausgabe eines seiner Filme (Crash, siehe unten).

Ein paar seiner Werke möchte ich hier nur ganz kurz anspechen, für jene, die vielleicht neugierig darauf sein könnten und auf der Suche nach Horizonterweiterungen sind. Ganz unsortiert.

Über Videodrome (1983) hatte ich hier schon einmal geschrieben; es geht um Videos - ganz dem damaligen VHS-Boom entsprechend - und den Hang der Zuschauer, Sex und Gewalt im Fernsehen zu finden; im selben Atemzug geht es darum, Menschen per Fernsehen zu kontrollieren, das Thema wird also zu einem Politikum. Darüber hinaus geht es um Transhumanismus: Vor sechsunddreißig Jahren hat man sich mit dem Konzept auseinandergesetzt, das menschliche Bewusstsein in ein technisches System einzuspeisen und somit "unsterblich" zu werden. Das alles war mutig, originell, hat die Kritiker polarisiert und Otto Normalzuschauer sehr verwirrt - heute gilt Videodrome als wichtiger Film im Science Fiction-Genre.

Nur über fünf Ecken bin ich irgendwann auf den Film Crash (1996) gestoßen - interessant, dass der Film auf einer über zwanzig Jahre älteren Romanvorlage basiert. Interessant deswegen, weil der Film sich äußerst freizügig mit dem Konzept sexueller Erregung durch Unfälle, Wunden, Verformungen des menschlichen Körpers auseinandersetzt. Noch viel polarisierender als Videodrome - wobei Roger Ebert dem Film eine sehr hohe Wertung hat zukommen lassen - wird hier also Sex als Resultat eines außerordentlich ungewöhnlichen Fetisches beleuchtet. Ich kann nicht genau sagen, was mich an dem Film fasziniert hat, und ich bin immer noch auf der Suche nach einer Bluray-Veröffentlichung. Vielleicht ist es die kühle, sachliche Betrachtung eines Fetisches, die den Sex selbst zweitrangig werden lässt und Unterscheidungen hinsichtlich der Sexualität vollkommen aufhebt - es werden hetero-, bi- und auch homosexuelle Handlungen gezeigt; spannend, weil der Protagonist sich niemals als schwul bezeichnen würde, und dennoch lässt er sich von einem Crash verführen. Sehr wagemutiger Film.

Etwas massentauglicher, aber immer noch vollkommen auf Cronenbergs Hauptthemen fokussiert, ist A History of Violence (2005). Der Filmtitel sagt eigentlich schon alles; es geht um einen Resturantbesitzer, der mit seiner Familie ein ruhiges Leben in einer Kleinstadt führt, friedlich, fast schon spießig, bis eines Tages sein Restaurant überfallen wird. Der Protagonist kann sich der Verbrecher außerordentlich gut erwehren - und diese Erkenntnis triggert Erinnerungen in seinem Kopf, die er für weggeschlossen hielt. Gewalt und Psychologie, von Cronenberg wieder analytisch beleuchtet, hervorragend gespielt und mit zwei Nominierungen bei den Academy Awards bedacht. Dieser Film kann einem breiten Publikum uneingeschränkt empfohlen werden.

Und gerade dadurch merkt man, wie Cronenberg sich in seinem Schaffen zumindest ein wenig dem Mainstream zugewandt hat. Seine frühen Filme waren sehr speziell, oft mit Fokus auf dem body horror, psychologisch, dabei aber sehr grafisch, auch in sexueller Hinsicht; gleichzeitig nie auf exploitation bedacht, sondern immer mit der Frage im Hinterkopf, was die Menschen zu ihrem Handeln antreibt.

Wer Cronenbergs Werk kennt, merkt, dass ich hier einige seiner bekanntesten Filme (oder solche, die definitiv sehenswert sind) nicht besprochen habe - The Fly (1986), Scanners (1981), Dead Ringers (1988), eXistenZ (1999), Naked Lunch (1991), The Dead Zone (1983), Eastern Promises (2007), A Dangerous Method (2011). Mir geht es nur um einen ersten Einblick in Cronenbergs Werk, falls jemand, der bisher einen großen Bogen um seine Filme gemacht hat - so wie ich damals - nun doch einen Blick riskieren möchte.

Es lohnt sich auf jeden Fall.

Freitag, 29. November 2019

Mit Tür und Ture

Endlich fertig!

Ich habe ja ein besonderes Basteltalent, nämlich kaum vorhanden, und trotzdem versuche ich immer wieder, mir meine Wohnung allein zurechtzubasteln. Das klappt meistens gut, manchmal schief, aber das macht nix. Und dann sollte ein Türaufkleber auf meine Wohnungstür. Außen und innen. Weil die ganz normale Tür doch irgendwie langweilig ist.

Innen möchte ich ein Trompe-l'oeil anbringen, eine optische Täuschung. Das dürfte schwer werden, denn so etwas muss ich erstmal finden. Ich habe da relativ konkrete Vorstellungen, und deswegen wird das noch lange dauern, bis ich das umsetzen kann, eventuell muss ich mir das individuell herstellen lassen. Außen sollte es ein Motiv sein, das Ruhe ausstrahlt, und da war mir klar, dass ich eine Buddhastatue haben wollte.

Google hilft weiter, wie immer, also gesucht und bestellt und dann ging es an die Bastelei, denn diese Aufkleber gibt es in Normgrößen und da musste ich ein wenig zurechtschneiden. Mit einem Teppichmesser und einem meterlangen Alulineal ist das kein Problem. Schwieriger wurde es damit, den Briefschlitz und die Türklinke passend herauszuschneiden, aber auch das ging irgendwie. Dann noch die Tür komplett reinigen und es kann losgehen.

Mit dem ersten Teil - denn das Bild ist in drei Teilen geliefert worden. Nachvollziehbar, denn es dürfte ziemlich schwierig sein, einen zwei Meter langen Aufkleber in einem Stück an die Tür zu bringen. Aber auch ein siebzig Zentimeter langes Stück kann ziemlich schwierig sein. Ich habe versucht, mich an die Anleitung zu halten, aber irgendwie hatte ich vier Hände zu wenig - und so ist das erste Stück mit Falten an der Tür gelandet. Nennen wir es einfach "authentisch". Aber die anderen beiden Stücke sind dann erstmal irgendwo in der Wohnung gelandet und monatelang eingestaubt - weil ich mich nicht mehr da rangetraut habe. Und jemanden um Hilfe bitten? Neeeee... never.

Bis es dann irgendwann gereicht hat, und so habe ich am letzten Wochenende mal bei meinem Nachbarn gefragt, denn zwei zusätzliche Hände sind schon mal besser als gar nichts. Also die letzten beiden Teile erstmal gründlich entstauben, die Tür nochmal reinigen, na super, der untere Teil dürfte schwer werden, denn ich habe keine intakte Originaltür, da ist irgendwo mal was gekracht und restauriert worden und deswegen uneben. Egal, passt schon.

Und dann haben Ture und ich irgendwie mit etwas Balance, Yoga und Verrenkungsübungen versucht, die Aufkleber anzubringen. Drollig: Ausgerechnet das mittlere Stück, mit den Auslassungen für Briefschlitz und Türklinke, hat problemlos geklappt. Das untere Teil hat sich dann wieder etwas angestellt, gewellt und es ist auch gar nicht so einfach, so nah am Erdboden zu kriechen und einen Aufkleber anzubringen. Zwanzig Minuten später war das dann aber fertig, und unten wie erwartet mit ein paar Falten. Da habe ich heute noch etwas nachgefönt (um den Kleber geschmeidig zu machen) und gewischt, und jetzt bin ich stolzer Besitzer von einem Quadratmeter freier Wohnfläche.

Endlich!

Mittwoch, 27. November 2019

Extreme


"Sehr geehrter Herr Limmer, bitte entschuldigen Sie, dass ich diese Klausur nicht weiter bearbeiten kann. Ich habe einen totalen Blackout, das ist mir so noch nie passiert..." (Klausur: 5, Zeugnis: 2)

Warum musste ich ausgerechnet Herrn Limmer in Chemie bekommen? Limmer war streng, laut, böse (dachte ich), und ich hatte Angst vor ihm. Das ging nicht nur mir so, viele hatten Angst davor, dass er plötzlich mit dem Finger auf sie zeigte und seinen gefürchteten Spruch brachte: "An's Tafelchen!" Klar, dass Limmer ein großartiger Lehrer war, ein bisschen wie Brunkert.

Es geht in diesem Beitrag aber nicht um Lehrer, sondern um einen Leistungsnachweis, der vollkommen den Erwartungen widersprach, die jemand an mich hatte, sei es aus bisherigen Klausuren oder Unterrichtsarbeit. Und es war nicht der einzige Vorfall dieser Art - Proseminar II, Vergils "Aeneis" VII + VIII. Für den Leistungsnachweis musste ich zwei Klausuren bestehen. Sollte doch möglich sein, dachte ich mir, weil es in den Seminaren immer ganz gut gelaufen ist. Klar, hier und da hatte ich kleine Fehler in meinen Übersetzungen, aber eigentlich sollte es klappen. Und dann kam Frau Dr.Bruck nach der ersten Klausur zu mir: "Ist mit ihnen alles in Ordnung, Dr Hilarius? Wenn sie Probleme haben, können sie jederzeit in meine Sprechstunde kommen und darüber reden."

Vier Sieben. Gleich die erste Klausur vollkommen versemmelt; für alle Nicht-Akademiker: "Vier Sieben" bedeutet nicht bestanden. Aber man konnte ja noch mit der zweiten Klausur ausgleichen, das war meine einzige Hoffnung, aber der Druck war gewaltig - und dann wurde die zweite Klausur eine Eins Drei.

Ich neige in Leistungsnachweisen zu Extremen. Zu absolut hervorragend und völlig an der Frage vorbei. Das ging immer so weiter; im ersten Staatsexamen habe ich die mündliche Prüfung in Englisch komplett versaut, und immer bleiben ratlose Köpfe zurück: Die Prüfer, die mich eigentlich anders kennengelernt hatten, konnten sich diese Ausfälle nicht erklären.

Im zweiten Staatsexamen kam es noch drastischer, denn da gab es vier Prüfer (ich hatte den Schulart-Leiter dabei), die sich auf eine Note einigen mussten, und - das weiß ich offiziell natürlich nicht - sie haben sich die Köpfe eingeschlagen. Auf der einen Seite hieß es "Das ist wunderbar, ein Genuss, das muss mit Eins benotet werden", und auf der anderen Seite ging es in Richtung "Da war viel Gerede, aber Dr Hilarius ist kaum auf die Fragen eingegangen, das tendiert eher zu einer Fünf". Es hat eine Dreiviertelstunde gedauert, bis man sich schließlich auf eine Note einigen konnte.

Liebe Hochbegabte da draußen - geht es Euch auch so? Habt Ihr auch manchmal Totalausfälle und manchmal Glanzleistungen, und eher selten etwas dazwischen?