Freitag, 8. Juli 2022

Asperger pur, mit Schularoma


Ja, es wird mal wieder Zeit für ein Glas. Die große Buba sitzt derzeit in (sic) Pellworm und bereitet vor, was aus der Ferne nach einer ganz tollen Unterrichtseinheit zum Thema gothic fiction aussieht. Wunderbar! Walpoles Otranto war quasi mein Einstieg in's Englischstudium, und von da aus habe ich die gothische Literatur lieben gelernt. Eigentlich auch schon vorher, denn mein Lieblings-Horrorfilm damals als Teenager war - neben Halloween (1978) - die Shirley Jackson-Originalverfilmung The Haunting (1963)

Und dabei denke ich mir, hmmm, ich könnte ja auch schon einmal Unterricht vorbereiten. Oder zumindest die Stoffverteilung erledigen, ich habe nach Ewigkeiten mal wieder zwei Oberstufenkurse, da sollte man sich ruhig schon etwas vorher überlegt haben. 

Aber ich kann das nicht. Und das hat mich im zweiten Staatsexamen eine Note gekostet. Ich kann keinen Unterricht planen, wenn ich nicht weiß, wer meine SchülerInnen sind und wie sie aussehen. Ich kann es einfach nicht, denn ich muss mir meinen Unterricht immer visuell im Kopf vorstellen können - das ist quasi meine reguläre Unterrichtsplanung. Aber wenn ich schülerzentrierten Unterricht machen will (anders kann ich nicht), dann muss ich die SchülerInnen kennen.

Wird also nichts. Es wird so werden wie die letzten zehn Jahre: Meine Unterrichtsplanung findet in der ersten Schulwoche statt. Früher dachte ich immer, ich sei einfach zu faul dazu gewesen, aber ich weiß jetzt, was Theory of Mind bedeutet, und ich weiß jetzt, dass alle Menschen mit einer Autismus-Spektrums-Störung Defizite in diesem Bereich haben. Zum Glück weiß ich das alles jetzt, denn das dürfte ein interessanter Gesprächspunkt mit meinem Psychiater werden.

Und nicht mehr so wie diese Frau damals in Lübeck. Ich sag' nur Kartontee!

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