Für gewöhnlich überlege ich mir den Nachmittag über, spätestens bei'm Duschen, in welche inhaltliche Richtung die Meditation gehen soll. Die Lojong-Losungen sagen uns "Meditiere ständig auf das, was dir besonders zusetzt", und ich finde das vollkommen richtig. Manchmal aber setzt einem gerade nichts zu, oder man hat kein aktuelles Denkthema. Dann überlege ich mir zum Beispiel, wie ich mein nächstes Buch schreibe, Gedanken über Grundstruktur, Erzählperspektive, schreibe die ersten und letzten Sätze und so weiter.
Heute kam es dann anders: Ich wollte eigentlich nur meine Mutter anrufen, um einen Besuch in Dithmarschen zu planen, das Telefon tutet, und dann meldet sich eine Stimme "Hier spricht der schönste, klügste und beste der drei Söhne" und ich kann mir das Lachen nur knapp verkneifen. Klar, mein Bruder. Und es ist immer wieder toll, ihn in so einer witzigen Stimmung zu erleben, und das hat sich auf mich übertragen.
Und siehe da: In der Meditation ging es in der ersten Hälfte um ihn. Eine Reflektion unserer Beziehung zueinander, eine Erleichterung und Freude darüber, wie sich das alles entwickelt hat. Wie ich mich entwickelt habe im Hinblick auf ihn. Wie ich in der Autismus-Geschichte weiter vorgehe, ob und wann und wie ich mit ihm über das Tebartz van Elst-Buch spreche.
Eigentlich sollte man meinen, dass eine solche spontane Planänderung für den Autisten beunruhigend, störend, beängstigend ist. Das Gegenteil ist der Fall, denn jetzt habe ich ein Thema, was mir besonders zusetzt (im positiven Sinne nach Lojong), und spontane Eindrücke sind für eine folgende Meditation besonders fruchtbar.
Tolles Erlebnis!
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