Damals und heute - gespannt auf die Zukunft! (rechts ein Bild des neuen James Webb-Teleskops, ein Meilenstein der Wissenschaft)
Man hört und liest ja gar nichts mehr von Dir, wir machen uns Sorgen!
Ich kenne diese Mails. Sie machen mir immer sehr ruckartig bewusst, dass ich mal wieder voll in the zone war. Voll versunken in einem meiner Spezialinteressen; genau das beschreibt der Begriff Hyperfokus: Man ist vollkommen konzentriert auf seine Sache, man nimmt um sich herum nichts mehr wahr. Alles Andere ist zweitrangig, Zeit, Essen, Familie und Freunde, Gesundheit. Das ist deutlich intensiver als einfach nur in eine Sache vertieft zu sein, und deswegen spielt das Konzept in der Psychologie eine große Rolle.
Meine Spezialinteressen... Filme, Medikamente, Videospiele, Achterbahnen, Astrophysik. Letzteres hat mich mal wieder vollkommen in Beschlag genommen, denn ich bekomme dieser Tage Privatunterricht von Carl Sagan. Das ist natürlich Unsinn, denn der Mann ist seit über zwanzig Jahren tot. Ändert nichts daran, dass er eine extrem einflussreiche Persönlichkeit war und ist, ändert auch nichts daran, dass seine Dokuserie Cosmos: A Personal Voyage (1980) bis weit in's neue Jahrtausend hinein die meistgesehene Dokuserie der Welt ist.
An mir ist das natürlich mal wieder völlig vorbeigegangen. Ich habe ein Talent dafür, mich für eine Sache zu interessieren, aber die wichtigsten Namen nicht zu kennen und mich mit den "Standards" nicht auseinandergesetzt zu haben. An Sagan bin ich über völlig verquere Wege gekommen - zunächst unbewusst über ein Musikalbum, das mich mittlerweile seit fast zwanzig Jahren begleitet, bis in den Schulunterricht hinein: Mystical Experiences (1997) der Psybient-Gruppe The Infinity Project dient mir gern als musikalische Grundlage für Gedankenreisen im Unterricht.
Psybient-Musik enthält oft Sprachsamples aus Filmen oder Serien, die irgendwie mit Science Fiction zu tun haben. Jenes Album enthält einige Exzerpte aus Sagans Dokureihe, ohne dass mir das bewusst war. Dann kam irgendwann der Film Contact (1997), der auf Sagans gleichnamigem Roman beruht, und den ich nach wie vor mutig und aufregend finde, ein echtes Abenteuer, auch nach dem zwanzigsten Ansehen.
Genau diese mutige, aufregende, freudige, neugierige, spannende Haltung scheint Sagan auszuzeichnen, der nie die Möglichkeit ausgeschlossen hatte, dass es da draußen irgendwo intelligentes Leben gibt. Seine Begeisterung trägt er vollkommen authentisch in seine Serie Cosmos, und ich bin absolut begeistert. Ich hatte zuerst die modernisierte Variante geschaut - Cosmos: A Spacetime Odyssey (2014), in der Neil deGrasse Tyson in Sagans Fußstapfen tritt - mit moderner Technik und neuesten Erkenntnissen aus der Wissenschaft.
Das könnte mich denken lassen, dass die alte Serie nun mittlerweile veraltet sein dürfte, aber das Gegenteil ist der Fall. Das Original hat so viel Herz, tolle Musik, die Sagans Begeisterung für sein Thema unterstreicht, und seine Stimme... ich könnte ihm stundenlang zuhören, wenn er mir über sein Thema erzählt. Und was ist sein Thema? Nichts weniger als das Ziel, unseren gesamten Kosmos zu verstehen. Auf wunderbar greifbare Weise lernen wir über die Geschichte des Weltalls, über die Geschichte unserer Erde, über die berühmten Entdecker - und immer mit einem Zwinkern zur Vorsicht, damit wir uns unser kleines Paradies nicht zugrunde richten. Ist aber kein pädagogischer Zeigefinger, sondern bleibt immer angenehm im Hintergrund.
Ich bin einfach hin und weg, und ich hätte nie gedacht, dass die über dreißig Jahre ältere Serie auch heute noch so unglaublich bereichernd sein kann. Sorry, aber da wird alles Andere gerade unwichtig. Bear with me, cat, too.
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