Nein, Schwarzlicht geht dann auch nicht mehr... |
Vorweg: Ist doch nicht wahr, da liegen noch eine Reihe fertiger Blogeinträge im draft folder, was für eine Verschwendung, sie dort umkommen zu lassen. Dieser hier ist schon etwas älter.
Eigentlich ist es überhaupt keine erschütternd neuartige Feststellung, wie abhängig viele von uns von der Elektrizität geworden sind. Ich sehe das bei mir allein schon, wenn ich auf die Massen-Steckdosen in meiner Wohnung schaue. Zwar ist die Wohnung bei ihrer Renovierung vor meinem Einzug mit reichlich Wandsteckdosen ausgestattet worden, aber die vielen Geräte haben wesentlich mehr Stecker - Wasserkocher, Toaster, Kühlschrank, Spülmaschine, Waschmaschine, Staubsauger, Notebook, Drucker, Telefon, Modem, Lampe, Fernseher, Anlage, Videospielkonsolen, Wanduhr, Diffuser, Bewegungsmelder, Laminiergerät...
Und wie viele Geräte das sind, und wie sehr ich mich davon abhängig gemacht habe, merke ich eigentlich erst, wenn ein Stromausfall unser Haus lahmlegt. Plötzlich habe ich keinen Zugang mehr in's Internet, zum Telefon oder zu den Nachrichten. Ich bin komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Na gut, dann daddel' ich eben... ach ne, Videospiele gehen auch nicht mehr. Hörspiele auch nicht. Dann mache ich mir etwas gemütliches Licht zum Lesen... oh warte, geht auch nicht, dann wühle ich mal die tief vergrabenen Kerzen hervor. Tja, und eigentlich müsste ich mal meine dreckige Wäsche waschen. Und meine Schüler hören nix mehr von mir. Und mal eben anrufen bei der Hausverwaltung ist nicht, also frage ich meinen Nachbarn, der hat ein Smartphone mit noch vollem Akku.
Dann geht das große Suchen los, nach Geräten, die mit Batterien funktionieren, und siehe da, der MP3-Player hat eine bunte Auswahl an Musik und Hörspielen drauf, und meine Kopfhörer brauchen keinen extra Strom. Und plötzlich wird man wieder ganz ruhig und friedlich. Man macht sich eine Liste, was man alles tut, wenn der Strom wieder da ist, und dann liest man etwas, hört sich ein paar Sachen an, döst eine Runde, fegt die Wohnung durch und schreibt schon einmal die Rohfassung des Blogeintrages, der diesem Ereignis sicherlich folgen wird.
Und es kommt auch ein kleines Nachdenken, ob wir Elektrizität wirklich brauchen. Es kommt auch deswegen, weil mein Thema in Englisch in der achten Klasse gerade die Amish-Gemeinde in den USA ist - wer sie nicht kennt: Das sind diese Menschen, die etwas zurückgezogen von der Hektik der Welt leben, sehr traditionell und ganz ohne neumodische Erfindungen wie Telefon oder Fernsehen. Für viele mag das zurückgeblieben erscheinen, aber für die Amischen ist das die natürlichere oder "bessere" Lebensweise. Ich glaube, ich könnte das nicht.
Und deswegen bin ich froh, dass ich jetzt wieder stundenlang auf der Couch sitzen, Videospiele spielen, Filme schauen und meinen Rücken schädigen kann. Lang lebe der Strom!
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