Donnerstag, 30. September 2021

G-Force


So viel gerade in meinem Kopf, dass ich mich kaum entscheiden kann, worüber ich schreiben soll. Da wäre nochmal der Film Come True (2020), den ich gestern erwähnt hatte, oder A Quiet Place Part II (2020); wer meine Filmbesprechung des ersten Teils gelesen hat, kann sich denken, dass das für mich ein total aufregendes Erlebnis war. Aber wichtiger ist mir, dass ich heute endlich die letzte Klassenarbeit habe schreiben lassen.

Und ich hatte vor dieser KA wirklich Angst. Als Lehrer. Weil es meine erste KA in einem Grundkurs ist; ich unterrichte Schüler, die ernsthafte Probleme mit der englischen Sprache haben, und ich hatte Angst, dass ich sie mit der Arbeit vollkommen überfordere, oder dass sie nicht mitmachen. Dass es nur Fünfen und Sechsen geben wird. Dass die Kiddies dadurch noch mehr Motivation verlieren als allein schon durch das Bewusstsein, im "G-Kurs" zu sein.

Ich habe noch nicht reingeschaut, nur während der Arbeit hier und da ein bisschen gelinst. Und sicher, teilweise ist das eine Katastrophe, was da kommt. Aber auf der anderen Seite freue ich mich riesig über unerwartete Leistungen. Für mich ist es so: In einem leistungsstarken Kurs gehe ich davon aus, dass alle Alles können müssen. Und wenn jemand etwas nicht hinbekommt, empfinde ich das als schlecht. Im Grundkurs ist es genau andersherum: Ich erwarte gar nichts und freue mich dann über jeden noch so kleinen positiven Beitrag zum Unterricht. Und das Strahlen im Gesicht eines Schülers, der sich daran erinnert hat, dass die Vergangenheitsform von get got ist. Und ich habe mit Sicherheit während der KA zuviel geholfen - nochmal gründlich die Aufgaben erklärt, die Kiddies ein bisschen an die Hand genommen - aber ich möchte mit meinen elf Kiddies zu einem Team zusammenwachsen, das versucht, alles aus sich herauszuholen. Wo Perfektion nicht die Standarderwartung ist.

Ehrlich gesagt, finde ich das ganz erfrischend. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, die tatsächlichen Leistungsanforderungen nicht aus dem Blick zu verlieren.

Heute: glücklich. Insgesamt: Luft nach oben.

Mittwoch, 29. September 2021

Verschimmelter Schimmelkäse!


Endlich wieder online. Wo fange ich nur an?

Erstmal die Eckdaten - Wochenende mit Fieber zuhause verbracht, jetzt aber wieder bis auf Schnupfennase okay. Seit Samstag kein Internet und Telefon - Router/Modem kaputt, Techniker und so weiter, und natürlich komme ich nicht auf die Idee, dass ich alles Internettige ja in der Schule erledigen kann. Dafür begrüßen mich jetzt zig Nachrichten und Dienstmails; kombiniert mit einer Woche voller Klassenarbeiten eine gute Grundlage für eine Panikattacke. Dieser Tage versuche ich also einfach nur zu überleben, bitte nicht böse sein, wenn ich erstmal in den Ferien landen muss, um wieder in Form zu kommen.

Und was macht man so ohne Internet und Telefon? Man arbeitet mit dem, was man zuhause hat. Videospiele - wie passend, dass diesen Monat Tales of Arise erschienen ist; Tales of ist eine meiner Lieblings-Rollenspielserien. Und ich habe die Gelegenheit genutzt, endlich mal wieder die Holle Honig-Hörspiele durchzuhören.Sehr witzig, und ich frage mich wirklich, was die geraucht haben, um den Charakter Babsi Boingboing zu erfinden. Das geht schon mit dem Namen los - die anderen Figuren haben einen Nachnamen, der quasi ein Attribut darstellt - Holle Honig ist ein Bär, Johnny Jumper ist ein Känguruh, Alois Amazonas ist ein Papagei. Und Babsi? Die ist wirklich boingboing - nicht nur, dass sie eine rosa Hexenmaus auf einem Düsenbesen ist; ihr Sprech ist einfach der Hammer. Beispielszene: Babsi spricht mit dem Mäusekönig, und selbstverständlich spricht sie ihn mit Eure Hoheit an. Auch Euer Hochwohlgeboren. Aber weil sie immer wieder neue Namen für die Menschen benutzt, taucht dann später auch mal Euer Hochdruck auf, oder Euer Hochofen (Kopfkino ^^), und das Gespräch endet mit: "Vielen Dank, Euer... Hochbahn." Also lustig war die Zeit definitiv.

Und dann war da natürlich die Wahl, zu der ich wieder etwas schreiben wollte - genauer gesagt zum Wahl-o-Mat - machen wir es kurz: Oben seht Ihr mein Ergebnis. Ich gebe zu, die Linke war bei mir bisher noch nie so weit oben. Linke Socke. Ich habe grün gewählt, hätte mir ein etwas besseres Ergebnis für sie erhofft, aber gleichzeitig beruhigt mich, dass auch der Stimmanteil für die AfD gesunken ist. Annalena Baerbock hätte eine super sympathische Kanzlerkandidatin sein können, aber irgendwie hat sie sich bei den öffentlichen Auftritten blöd angestellt. Irgendwas hat mir da nicht gepasst. Wie dem auch sei, Sondierungsgespräche laufen und ich vermute, es läuft auf die Ampelkoalition hinaus, mit Scholz als Bundeskanzler. We'll see.

Was anderes Schönes: Die Bluray mit dem science fiction-psychological horror-Film Come True (2020) ist angekommen; es geht um eine Schülerin, die an einer Studie im Schlaflabor teilnimmt. Ich bin so happy - endlich wieder ein neues mindfuck movie! Muss ich definitiv meiner Liste hier im Blog hinzufügen, aber das mache ich im Zusammenhang mit einem eigenen Beitrag. Ich liebe Filme, die nachwirken. Filme, bei denen mit der Schlussszene das große Nachdenken erst anfängt. Dann noch mit schönen Farbfiltern und toller Musik - ein echter mind trip.

So, das war für jetzt erstmal alles, ich bin einfach nur froh, wieder "da" zu sein. Ferien nahen!

post scriptum: "Verschimmelter Schimmelkäse" ist ein Fluch, den Babsi Boingboing in jeder Folge mindestens einmal ausspricht, ebenso wie "geringelter Mauseschwanz" und "du kahle Katze!"

Donnerstag, 23. September 2021

Ist so 'ne Sache mit der Wortwahl...

Wenn die Coronawut explodiert...

Neulich im Unterricht:

"Liebe Stefanie-Helmut, würdest du es bitte unterlassen, dem Detlef mit deinem Kugelschreiber die Augen auszustechen? Sonst muss ich dich noch einmal ermahnen." Daneben liegt Detlef mit blutigen Augen schreiend auf dem Boden.

Okay, das mag etwas übertrieben erscheinen. Aber es geht mir auch nur um den seltsamen Lehrer-Tonfall angesichts einer so drastischen Situation - und wer die Nachrichten verfolgt, ahnt, dass es um Armin Laschet geht.

Solltet Ihr nicht ganz hinter'm Deich oder auf Pellworm leben, habt Ihr vielleicht vom Tankstellenmord am Wochenende gehört: Ein neunundvierzigjähriger Mann hat einem zwanzigjährigen Studenten hinter der Kasse in den Kopf geschossen. Keine spontane Aktion, sondern eine Hinrichtung, wie der Täter dann auch offen zugibt. Was ist passiert?

Der Tankstellenmitarbeiter hat versucht, die Maskenregelung in der Tankstellenfiliale durchzusetzen und wollte dem Kunden klarmachen, dass er ohne Maske den Laden nicht betreten darf. Kunde (sinngemäß): "Dann fahre ich eben weg, ohne zu bezahlen." Angestellter (sinngemäß): "Dann muss ich die Polizei rufen, ihr Auto ist auf dem Videoband gut zu erkennen."

Kunde bezahlt schimpfend, rauscht wütend ab, kommt eine halbe Stunde später wieder, erneut ohne Maske, geht zu dem Angestellten und erschießt ihn. "Weil ich endlich ein Zeichen gegen diese schwachsinnigen Corona-Maßnahmen setzen wollte."

Und mit einem Mal erscheint die Kugelschreibergeschichte vom Beginn nicht mehr ganz so übertrieben. Dieser Mord ist beispiellos (naja, nicht ganz, in Dithmarschen hat ein Autofahrer einen anderen erschossen, weil der vor ihm zu langsam gefahren ist). Angesichts so einer Aktion muss man als politische Person deutliche Worte finden - denke ich zumindest. Und was sagt Armin Laschet dazu?

Wörtlich: "Wir verurteilen diese Aggression und fordern jeden auf, das zu lassen!"

Das klingt wie der Papa bei einer kleinen Standpauke für den Sohnemann. Ne. Noch nicht einmal das. Ich habe das Gefühl, dass Laschet es noch nicht so ganz mit Kameraauftritten hat. Sei es nun das Lachen bei der Flutkatastrophe (klar, hätte auch mir passieren können, aber ich bin kein wichtiger Politiker) oder jetzt eben dieses "Bitte lasst das doch mit dem Töten."

Da hat sogar Mutti Raute bessere Worte gefunden, oder zumindest einen besseren Ghostwriter gehabt; Laschet hätte hier ruhig etwas drastischer in seiner Wortwahl sein dürfen. Wo bleibt ein

"SAG MAL, HACKT'S????"

post scriptum: Sorry, schon wieder Politik. Aber dieser Mord und vor allem das Eingeständnis des Mordmotivs danach haben mich völlig aus der Bahn geworfen. Complete disregard for human life - oder wie es in der Mordanklage heißen wird: "Mord aus niederen Beweggründen."

Mittwoch, 22. September 2021

Nähe und Distanz reboot


Neulich hatte ich vom English Film Club berichtet, die gebundene Freizeit, die ich immer montags in der achten und neunten Stunde leite. Ich hatte über den Lärmpegel und Störfaktor einiger Schüler geschrieben, die die Weite des Hörsaals genutzt haben, um auf Distanz zu gehen und in Ruhe alles Mögliche machen zu können - nur nicht am Film teilnehmen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn jene Schüler nicht die anderen, die mitmachen wollen, nerven würden.

Damals hieß die Lösung für mich, in einen kleineren Raum umzuziehen. Mittlerweile sind fast alle Klassenräume an der Toni mit Smartboard und Beamer oder Flatscreen ausgestattet, so dass es keine Probleme geben sollte, ein Video zu zeigen. Vorgestern war ich also nicht im Bananenhörsaal, sondern im Kasseler Bau, in einem überschaubaren Raum, um Scooby Doo zu schauen (etwas Anspruchsvolles wäre in dieser Gruppe unmöglich, als Nächstes sind Bill & Ted dran). 

Der Klassenraum hat Gruppentische, und so haben sich natürlich wieder die entsprechenden Gruppen zusammengefunden. An sich in Ordnung, aber an einem Tisch ging wieder das Gerede los. Ermahnung, fünf Minuten Ruhe, repeat ad infinitum. Ich muss das noch etwas verfeinern, und die Idee kam mir in der Meditation, als ich mich an das Referendariat erinnert habe, und das Konzept von Nähe und Distanz zu den Schülern. 

Diesmal nicht im übertragenen, sondern wörtlichen Sinn: Am kommenden Montag setze ich mich einfach direkt an den lauten Gruppentisch dazu. Haben wir im Ref nicht gelernt, dass es für Stille manchmal schon reicht, näher an den störenden Schüler heranzugehen? Da ist tatsächlich etwas dran, also werde ich das nächstes Mal ausprobieren. Und sie müssen ja nicht totenstill sein - ich biete ihnen an, gern über den Film zu reden, oder nachzufragen, wenn sie Verständnisprobleme haben.

Dass ich mich an einen Gruppentisch setze, ist ein novum für mich; seitdem ich von einer Schule zur anderen getingelt bin, bin ich zu allem, was mit Schule zu tun hatte, immer auf Distanz gegangen. Bloß keine Bindung aufbauen, das wird ja eh' wieder nichts. Lieber im Hörsaal allein ganz vorne sitzen und die Schüler können weit weg machen, was sie wollen. Aber jetzt habe ich meine Schule gefunden, und jetzt liegen mir die Schüler wirklich am Herzen - und wenn es bedeutet, dass ich mich mitten in die Störergruppe setze, dann mache ich das.

Hoffentlich funktioniert's!

post scriptum: Vielleicht denkt ein Leser sich jetzt "Wegen so einer Kleinigkeit einen ganzen Beitrag?" - aber da ist dann wieder der Aspi am Zug; für mich sind so kleine Veränderungen etwas Besonderes, weil der Aspi normalerweise die Dinge lässt, wie sie sind - Scheuklappen und so...

Sonntag, 19. September 2021

Düstere Zeiten für Menschenrechte

Ernüchternder Blick auf die Nachrichtenlage...

Zwei Nachrichten von heute, die mich leider wieder im lateinischen Sprichwort homo homini lupus bestätigen: In Russland findet die Wahl der Duma statt. Natürlich sprechen die Wahlveranstalter von fairen Wahlen. Natürlich räumen sie allen Parteien Chancen ein. 

Natürlich erwähnen sie nicht, dass im Vorfeld fast alle oppositionellen Parteien von der Wahl ausgeschlossen wurden. Natürlich erwähnen sie nicht, dass sie Nawalnys Wahl-App, um Menschen das Wählen (anderer Parteien) zu erleichtern, sofort blockiert haben. Natürlich beklagen sie derzeit heftige Wahlmanipulationsversuche seitens der USA, Deutschland und der Ukraine, unerwähnt bleiben die intensiven Wahleinmischungen in den Präsidentschaftswahlen der USA. Politik geht - mal wieder - nur darum, was man sagt und wie man es sagt. Und was man verschweigt. Im Wahlkampf geht es scheinbar nie um Taten - und schon gar nicht um Charakter. Dunkle Zeiten für die Pressefreiheit in Russland. Wundert mich dann nicht mehr, dass einer meiner russischstämmigen Schüler sagt, dass er auf keinen Fall eine Schülerreise nach Russland empfehlen würde.

Und in Afghanistan? Natürlich sagen die Taliban, dass von nun an alles besser würde. Natürlich garantieren sie die Einhaltung der Menschenrechte (solang sie denn der Scharia entsprechen). Natürlich räumen sie für Frauen das Recht auf Arbeit und Bildung ein.

Und was schreibt dann das Dekret zur Wiederöffnung von Schulen? Dass "Lehrer und männliche Schüler hingehen und teilnehmen sollten". Von Mädchen kein Wort - ein de facto-Verbot, das die Taliban natürlich umgehend dementieren. Und dass Frauen nur in niederen Berufen arbeiten dürfen, scheint also ihre Auffassung von Arbeitsrecht für Frauen zu sein. Es zeigt sich auch hier in den Taten der Taliban immer mehr, dass ihre Worte nichts als Schall und Rauch waren. Ernüchternd ist, dass ihnen doch noch so viele Menschen angesichts ihrer Ankündigungen vertraut haben, selbst als die Taliban Protestanten niedergeschossen haben.

Einen Hoffnungsschimmer stellt allerdings das kritische Hinterfragen vieler politischer global players dar. Nicht alle, und in jedem Land gibt es Gutgläubige, die sich hinter's Licht führen lassen (als Aspi ist man für so etwas prädestiniert). Dennoch gibt es immer eine gesellschaftliche Opposition, und vollkommen werden sich die Menschenrechte nicht über lange Zeit unterdrücken lassen - dazu ist das Freiheitsstreben des Menschen dann doch zu groß.

Aber es stehen ein paar düstere Jahre für die Menschenrechte weltweit bevor.

post scriptum: Ja, dazu gehören auch Länder wie der Südsudan, Brasilien, China, Nordkorea und viele weitere. Aber die standen - immerhin - heute mal nicht in den Nachrichten.

Freitag, 17. September 2021

Leise rieselt die Klospülung...


Nein, die große Buba, diesmal ist tatsächlich nicht totlachen gemeint, sondern das Geräusch, das mir heute zusammen mit der ganzen Schülerscheiße um die Ohren gesaust ist, als ich zum ersten Mal in unserem Schularchiv war. Erklärung folgt.

Was für ein Erlebnis - so toll, der Gedanke, dass das jetzt "mein" Archiv ist, das tatsächlich total chaotisch und verstaubt ist. Meine Aufgabe ist es, das Archiv aufzuräumen, neu zu sortieren und zu entmüllen. Master of the Archive, sozusagen, und das fühlt sich ziemlich cool an. Ich freue mich tierisch drauf, loszulegen, tausend Gedankenzüge sind bei'm Rundgang heute losgefahren - zuerst wird eine Inventarisierung und ein Lageplan nötig sein: Was liegt wo. Dann muss ich mich in die gesetzlichen Vorgaben eindenken - was muss wie lange aufbewahrt werden. Dann ein Konzept finden, den verfügbaren Raum gut zu nutzen. Ihr seht, ich bin begeistert.

Auch, weil das Ganze im Keller ist. Ich mag Kellergeschosse - deswegen habe ich so gern bei der Tante in Berlin im Hobbykeller übernachtet und bin oft in den Keller gegangen, wenn wir meine Oma besucht haben. Da fühle ich mich sicher. Und jetzt kann ich in unseren Schulkeller gehen und mich austoben. Sicher fühlen und sortieren. Genau der Aspi-Heaven, den ich gestern gebraucht habe. Und weil es im Keller ist, höre ich Geräusche vom Schulhof durch die Fenster und eben auch, wenn die Klospülungen über mir betätigt werden und das Wasser durch die Abflussrohre rauscht. 

Ich bin hin und weg.

post scriptum: Zattriehn, ich habe Deinen Kommentar gesehen und mir sind sofort tausend Gedanken durch den Kopf geschossen. Das geht los! Gib' mir nur ein bisschen Zeit ;-)

Donnerstag, 16. September 2021

Hitch would smile

Oriol Paulo

vorweg: Ich muss heute etwas aus der Kategorie "Aspi-Heaven" schreiben, sonst implodiere ich. Diese Woche läuft bisher echt nicht gut.

Every now and then I stumble across a new director whose style I really like. Examples are Ari Aster (Hereditary, Midsommar) or Peter Strickland (Berberian Sound Studio, In Fabric). I then look up their oeuvre in the hope of finding new films that I might like. Of course, over the years a director's style may change, the quality might deteriorate (I really miss Seventies' and Eighties' Dario Argento). Still, there is always the chance of finding a masterpiece.

The Spanish director Oriol Paulo has not yet created a masterpiece, but I really like his style. Obviously influenced by Alfred Hitchcock, his mystery thrillers have labyrinthine plots with a lot of twists and turns, and even if the endings might be predictable for some, it is the ride that really counts. Paulo has visual flair, wonderful music, actors that he uses in several films (e.g. Ana Wagener, Mario Casas) and who supply him with intense acting to carry a story that might sometimes not only be a little improbable, but completely impossible.

I don't care about that. His thrillers are thrilling, and even if they don't belong to the category of films I can watch over and over again I am eating up everything he presents. Sometimes there is a science fiction element that I dig, and even if his films are a bit trashy, not really original and often formulaic by the book, the execution is good.

I will recommend the following films and miniseries:

El Cuerpo (The Body, 2012)

Durante la tormenta (Parallelwelten, 2018)

Contratiempo (Der unsichtbare Gast, 2016)

El Inocente (Kein Friede den Toten, 2021)

Give Contratiempo a try and see if you like his style - I certainly do. And I love listening to the Spanish language.

post scriptum: Das hat gut getan! Paulos Filme sind auf Netflix zu finden.

Dienstag, 14. September 2021

Gnädiger Fernseher


Ich bin wirklich sehr froh über eine Funktion meines Fernsehers - sorry, Smart TV - die ich hier schon einmal erwähnt hatte: Wenn ich mitten in eine Sendung hineinschalte, wird mir ein paar Sekunden lang eine Option angezeigt: "Anfang verpasst? Jetzt neu starten!" Ich drücke einen blauen Knopf und die Sendung beginnt von vorn.

Warum muss ich das so oft nutzen? Meine Abendtaktung ist ziemlich klar geregelt, ich dusche, gehe dann in Meditation und bin pünktlich wenige Minuten vor dem Schleswig-Holstein-Magazin fertig. Wann ich aus der Meditation gehe, regelt sich in erster Linie nach dem Musikalbum, das nebenher läuft; ich habe bei der Meditation die Augen geschlossen und die Zeit daher nicht im Blick, aber ich weiß, wie lang das jeweilige Album spielt und kann den Beginn der Meditation richtig setzen.

Es gibt allerdings auch ein anderes, sehr wichtiges Kriterium für den Meditations"bedarf": Manchmal kommt es vor, dass ich so viele Eindrücke am Tag gesammelt habe, oder so intensive Sachen erlebt, dass ich nach einer Stunde des Meditierens noch längst nicht fertig bin - und eines der Grundprinzipien der Meditation ist, nicht abzubrechen, nur weil eine bestimmte Zeitspanne um ist (es sei denn, man ist zum Beispiel in einer Gruppenmeditation).

Einer der Grundsätze im Lojong lautet: "Meditiere stets zuerst auf das, was Dir am meisten zusetzt." - und das kann gerade bei einer schlechten Nachricht sehr lange dauern. Mit dem neuen Fernseher kann ich ganz ohne schlechtes Gewissen oder Panik, etwas zu verpassen, die Meditation so weit verlängern, wie es nötig ist; das Album läuft in der Regel auf repeat, es sei denn, ich habe Konzeptalben, die sowieso fast zwei Stunden laufen.

Es ist so entspannend, am Ende der Meditation, wenn der Kopf richtig aufgeräumt ist, in eine Sendung hineinzuschalten und einfach per Knopfdruck die Sendung von Anfang an genießen zu können. Gibt schon echt hilfreiche Upgrades für die Wohnung...

Montag, 13. September 2021

Rumpeliger Montag


Ich muss daran denken, wie in dem Roman The Curious Incident of the Dog in the Night-Time (Supergute Tage) der Aspi-Protagonist erkennt, ob es ein guter Tag wird, anhand der Anzahl bestimmter Autos, die er morgens sieht. Das habe ich zwar nicht, aber trotzdem kann morgens etwas passieren, infolgedessen ich auf "schlechter Tag" umschalte - unbewusst. In der Regel sind das sehr spontane Planänderungen, denn damit habe ich ernsthafte Probleme.

Ich habe für jeden Tag mein Drehbuch im Kopf, das sich dann den Tag über abspielt. Heute wurde es allerdings früh umgeworfen, weil ich in der ersten Stunde spontan (also nicht Vertretungsplan, sondern vor Ort erfahren) in eine mir unbekannte Klasse musste, um die Corona-Testung durchzuführen. Das läuft dann zwar alles einigermaßen gut, aber im Kopf brauche ich eine Menge Zeit, um diese Änderung zu verarbeiten; der Zug ist entgleist. Dann ging es heute in einer Vertretung noch in eine andere unbekannte Klasse, so dass es irgendwann nur noch "Überleben!" im Kopf hieß.

Leider schließt der Montag mit der gebundenen Freizeit "English Film Club" ab. Da sind etwa vierzehn Jugendliche, von denen drei mitmachen, wenn wir uns englische Filme anschauen. Die anderen reden miteinander, und zwar so laut, dass es die drei Mitmachenden nervt. Normalerweise kann ich mit so einer Situation umgehen, aber heute war ich schon vorher zu nah dran am reißenden Aspi-Faden, kurz vor'm Explodieren.

Und ich Idiot brauche tatsächlich zwei Doppelstunden, um zu realisieren, dass der Raum für diese Gruppe nicht gut ist. Zu groß, zu weitläufig, das verlockt ja geradezu zum Ablenken. Aber in meinem Kopf war bis dato immer "FilmClub=Hörsaal" verknüpft. Immerhin habe ich heute endlich gemerkt, dass das das Problem ist. Meine Hoffnung: Nächstes Mal sind wir in einem normalen Klassenraum mit Flatscreen oder Smartboard, dort habe ich die Gruppe wieder im Blick.

Was für ein ungünstiger Wocheneinstieg. Aber immerhin: Kann nur besser werden, und das ist doch schön!

Donnerstag, 9. September 2021

Praktikant gefällig?


Da war die dicke Tuba mal wieder schneller als ich.

Auf der vorgestrigen Lehrerkonferenz gab es einen weiteren Punkt, der im Blog erwähnt werden darf: Der Aufruf unseres Schulleiters nach Lehrkräften, die Praktikanten betreuen würden - Studierende, die entweder ein kurzes Praktikum oder ihr ganzes Praxissemester an der Toni verbringen werden. Ist der richtige Zeitpunkt, das Wintersemester beginnt.

Und ich hätte wirklich riesig Lust, einen Praktikanten zu betreuen - aber auch Angst davor: Dass ich zu sehr in meinem Kopf feststecken könnte, als dass ich vor oder nach dem Unterricht auf ihn eingehen könnte. Dass ich zu festgefahren in meinen Unterrichtsmethoden bin und ihm nichts Sinnvolles bieten kann. All' die Gründe, die mich nach sannitanischer Inspiration zu der Einsicht geführt haben, dass ich vielleicht kein guter Mentor für Referendare sein könnte - oder zumindest ein sehr anstrengender.

Auf der anderen Seite denke ich mir, hey, es ist doch nur ein Praktikum. Er läuft hier und da in meinem Unterricht mit, ich muss ihm keine Lehrproben zeigen - die Hauptsache ist, dass ein Studierender die Möglichkeit bekommt, etwas Schulluft zu schnuppern. Oder? Und ein paar perks hat es ja schon - Austeilhilfe, individuellere Schülerbetreuung...

Ich weiß wirklich nicht, ob ich mich in die Mentorenliste eintragen soll. Ich würde wirklich gern - oder es zumindest gern einmal ausprobieren.

Mittwoch, 8. September 2021

Dienstgeräte - Addendum - Emendum

Manchmal sehne ich mich nach der Kreidezeit zurück...

Sollte eigentlich gestern direkt nach der Lehrerkonferenz geschrieben werden, aber ich bin nicht im Takt. Egal. Ein ganz interessanter Punkt auf der Konferenz, während ich nebenbei meinen Satz VERA8 wegkorrigiert habe (und festgestellt habe, dass die Höraufgaben im erweiterten Heft teils ein extrem hohes Niveau haben, aber so ist es ja auch gedacht): Die Dienstgeräte, die wir scheinbar irgendwann vom Ministerium bekommen, sind mit ein paar Einschränkungen zu genießen.

Mich hatte es schon bei dem Auswahlblatt irritiert, dass die Geräte kein optisches Laufwerk haben. Etwas blöd, wenn man bedenkt, wie viele Materialien das Ministerium noch auf CD zur Verfügung stellt. Dazu kommt nun noch, dass keinerlei Office-Programme installiert sein werden, man muss sich das schon selbst zulegen, und überhaupt werden so gut wie keine der Apps vorhanden sein, die man vielleicht als Lehrer gebrauchen könnte. 

Vollkommen berechtigt war da die Frage "Wozu bekommen wir die Dienstgeräte dann eigentlich überhaupt?" - und die Antwort des Ministeriums ist eindeutig: Damit wir als Lehrkräfte jederzeit für das Ministerium erreichbar sind und keine Informationen an uns vorbeigehen können. Es geht also in erster Linie nicht darum, unseren Unterrichtsalltag zu enhancen, zu bereichern, sondern darum, digital erreichbar zu sein. 

Hatte ich wohl falsch verstanden. Naja. Bringt ja vielleicht trotzdem etwas.

Samstag, 4. September 2021

Am Boden zerstört

Finden Roe v Wade mehrheitlich übergehbar - der Supreme Court der USA

Ich habe einen Tag gebraucht, um diese Story zu verarbeiten, weil mich das persönlich mal wieder sehr berührt hat, und eigentlich kann ich gar nicht verstehen, warum - es geht nämlich um Frauenrechte in den USA.

Mehrere Jahrzehnte lang gab es dort Roe v Wade, eine Gerichtsentscheidung, die zum Präzedenzfall und Synonym für das Recht der Frau auf Abtreibung wurde. Damals hat der Supreme Court mit sieben zu zwei Stimmen entschieden, dass Frauen selbst über ihre Schwangerschaft bestimmen dürfen - ich dachte tatsächlich, dass so etwas eine Selbstverständlichkeit ist, aber viele Menschen denken nicht so.

"Leben wird zerstört" - "Man nimmt diesen Embryos das Recht auf Leben" - blablabla. Kommt natürlich in der Regel von Männern, Frauen, die noch nie vergewaltigt worden sind, und religiösen Gruppen. In den USA war immer eine Mehrheit in der Bevölkerung für Roe v Wade, für das Recht auf Abtreibung (das Urteil war aber zu keiner Zeit unumstritten).

Nun allerdings hat Texas - wer auch sonst - ein neues Gesetz eingeführt: Man darf nur noch bis zur sechsten Schwangerschaftswoche abtreiben (viele wissen da noch nicht einmal, dass sie schwanger sind) - das sogenannte Heartbeat Law. Danach wird Abtreibung unter Strafe gestellt, und es kommt noch besser; Denunziantentum wird gefördert: Wer beobachtet, dass jemand einer Frau bei einer Abtreibung hilft - in einer Klinik, oder sie auch nur dahin fährt - kann ihn anzeigen und darf mit bis zu zehntausend Dollar Belohnung rechnen.

Dieses neue Gesetz ist so hanebüchen, dass eigentlich klar sein sollte, dass es gegen die amerikanische Verfassung verstößt - und in der Konsequenz sollte es vom Supreme Court abgeschmettert werden.

Sollte. Würde Haben Hätte. Donald Trump hat den Supreme Court mit Konservativen vollgestopft, zuletzt Amy Coney Barrett, davor Schmierbolzen Brett Kavanaugh. All' diese Konservativen haben nun mit fünf zu vier Stimmen sich dafür entschieden, nichts gegen das neue texanische Gesetz zu sagen; in der Konsequenz werden sicherlich mehrere republikanisch regierte Bundesstaaten nachziehen.

Irgendwie interessiert es mich ja scheinbar doch, was in den USA abgeht. Jedenfalls war ich erstmal am Boden zerstört, als ich die Nachricht gehört habe, weil es so ungerecht ist - und doch seit Trumps Nominierten für den Supreme Court absehbar war. Das hat hoffentlich noch ein Nachspiel.

Freitag, 3. September 2021

"...and I am not a nutbag!"


Voreinstellung.

Diese Woche hatte alles und noch mehr, nasse Wände, heiße Hunde, Riesenbohnen, eben mein Lateinmentor im Schleswig-Holstein-Magazin, Wahl-o-Mat und eine Kollegin, die auf dem Bettendorfer Wochenmarkt Wahlwerbung für Die Grünen macht. Ich habe mich absichtlich einmal vom Blog ferngehalten, weil ich erleben wollte, ob ich inzwischen mit der Fünf-Tage-Woche klarkomme. Tue ich nicht, aber darum geht es heute nicht, sondern um Schule.

Freitag ist für meine Schüler serial day, in den Englischstunden schauen wir uns Episoden zweier Serien an. Das klingt, als würde Dr Hilarius einfach eine DVD in den Player schieben und die Schüler sich dann berieseln lassen, wunderbar, keine Vorbereitungszeit. Aber es klingt eben nur so.

Am Donnerstag sitze ich auf meiner Couch mit dem Klemmbrett und schaue mir die Folge Are You Afraid of the Dark? an, die ich am folgenden Tag zeigen möchte. Ich muss gut aufpassen und alle wichtigen und wahrscheinlich unbekannten Vokabeln aufschreiben - das ist wichtig, denn die DVD hat keine Untertitel, es gibt ein pures Sprachbad. Außerdem muss ich mir aufschreiben, an welchen Stellen ich die DVD stoppe, und welche Fragen ich dort stelle. Insgesamt dauert die Vorbereitung so einer Stunde eine ganze Zeitstunde, denn ich muss einen unglaublich wichtigen Faktor durchdenken:

Voreinstellung. Wir kennen alle das Prinzip der Vorentlastung, und das ist bei der Serie die Vorstellung unbekannter Vokabeln, die in der Geschichte auftauchen werden. Bei der Voreinstellung geht es darum, das mindset der Schüler richtig einzustellen: Sie sollen aufmerksam sein und richtig Lust auf die Geschichte haben. Hier kommt mir mein Schauspieltalent wirklich zugute, denn ich kann die Schüler in die richtige Stimmung für das Erlebnis bringen.

Der Effekt ist großartig: Die Schüler können sich während der Episode ausmalen, wie es denn wohl weitergehen könnte, sie werden in die Handlung eingebunden und wir wissen, was das für das Lernen ausmachen kann. Und am Ende dürfen sie ein rating abgeben, einer bis vier Sterne, und diese Bewertungen sammele ich das ganze Jahr über, dann können wir am Ende schauen, welches die beliebtesten Episoden waren.

Und das Tollste: Weil es ein leistungsstarker Kurs in Sieben ist, findet das Ganze komplett auf Englisch statt.

Auf der anderen Seite habe ich heute erlebt, was passieren kann, wenn ich so eine Stunde eben nicht richtig vorbereitet habe: Ich hatte gestern tatsächlich meinen Kurs in Zehn vergessen, ich wusste, dass ich ihnen die Geschichte Judgment Night aus The Twilight Zone zeigen werde, aber habe mir keinerlei Notizen gemacht. Unbekannte Worte, gerade bei dem Sprechtempo, Schüler, die sich tatsächlich berieseln lassen ohne wirklich zu registrieren, was da vor sich geht und Rumgenöle im Stil von "Warum dürfen wir uns nur in die ersten drei Reihen setzen?" - die Episode hat dann zwar zwei Schreibaufgaben gebracht, aber im Kopf wird da nicht viel bleiben.

Deswegen stelle ich fest: Es mag wohl Lehrkräfte geben, die ihre Schüler einfach vor einen Film setzen und tatsächlich keinen Arbeitsaufwand haben. Ich gehöre nicht dazu.

"Vink's the name. Dr Vink." - "Dr Fink?" - "Vink! With a vuh vuh vuh. And I am NOT a nutbag!"