Mittwoch, 22. September 2021

Nähe und Distanz reboot


Neulich hatte ich vom English Film Club berichtet, die gebundene Freizeit, die ich immer montags in der achten und neunten Stunde leite. Ich hatte über den Lärmpegel und Störfaktor einiger Schüler geschrieben, die die Weite des Hörsaals genutzt haben, um auf Distanz zu gehen und in Ruhe alles Mögliche machen zu können - nur nicht am Film teilnehmen. Das wäre ja nicht so schlimm, wenn jene Schüler nicht die anderen, die mitmachen wollen, nerven würden.

Damals hieß die Lösung für mich, in einen kleineren Raum umzuziehen. Mittlerweile sind fast alle Klassenräume an der Toni mit Smartboard und Beamer oder Flatscreen ausgestattet, so dass es keine Probleme geben sollte, ein Video zu zeigen. Vorgestern war ich also nicht im Bananenhörsaal, sondern im Kasseler Bau, in einem überschaubaren Raum, um Scooby Doo zu schauen (etwas Anspruchsvolles wäre in dieser Gruppe unmöglich, als Nächstes sind Bill & Ted dran). 

Der Klassenraum hat Gruppentische, und so haben sich natürlich wieder die entsprechenden Gruppen zusammengefunden. An sich in Ordnung, aber an einem Tisch ging wieder das Gerede los. Ermahnung, fünf Minuten Ruhe, repeat ad infinitum. Ich muss das noch etwas verfeinern, und die Idee kam mir in der Meditation, als ich mich an das Referendariat erinnert habe, und das Konzept von Nähe und Distanz zu den Schülern. 

Diesmal nicht im übertragenen, sondern wörtlichen Sinn: Am kommenden Montag setze ich mich einfach direkt an den lauten Gruppentisch dazu. Haben wir im Ref nicht gelernt, dass es für Stille manchmal schon reicht, näher an den störenden Schüler heranzugehen? Da ist tatsächlich etwas dran, also werde ich das nächstes Mal ausprobieren. Und sie müssen ja nicht totenstill sein - ich biete ihnen an, gern über den Film zu reden, oder nachzufragen, wenn sie Verständnisprobleme haben.

Dass ich mich an einen Gruppentisch setze, ist ein novum für mich; seitdem ich von einer Schule zur anderen getingelt bin, bin ich zu allem, was mit Schule zu tun hatte, immer auf Distanz gegangen. Bloß keine Bindung aufbauen, das wird ja eh' wieder nichts. Lieber im Hörsaal allein ganz vorne sitzen und die Schüler können weit weg machen, was sie wollen. Aber jetzt habe ich meine Schule gefunden, und jetzt liegen mir die Schüler wirklich am Herzen - und wenn es bedeutet, dass ich mich mitten in die Störergruppe setze, dann mache ich das.

Hoffentlich funktioniert's!

post scriptum: Vielleicht denkt ein Leser sich jetzt "Wegen so einer Kleinigkeit einen ganzen Beitrag?" - aber da ist dann wieder der Aspi am Zug; für mich sind so kleine Veränderungen etwas Besonderes, weil der Aspi normalerweise die Dinge lässt, wie sie sind - Scheuklappen und so...

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