Samstag, 4. September 2021

Am Boden zerstört

Finden Roe v Wade mehrheitlich übergehbar - der Supreme Court der USA

Ich habe einen Tag gebraucht, um diese Story zu verarbeiten, weil mich das persönlich mal wieder sehr berührt hat, und eigentlich kann ich gar nicht verstehen, warum - es geht nämlich um Frauenrechte in den USA.

Mehrere Jahrzehnte lang gab es dort Roe v Wade, eine Gerichtsentscheidung, die zum Präzedenzfall und Synonym für das Recht der Frau auf Abtreibung wurde. Damals hat der Supreme Court mit sieben zu zwei Stimmen entschieden, dass Frauen selbst über ihre Schwangerschaft bestimmen dürfen - ich dachte tatsächlich, dass so etwas eine Selbstverständlichkeit ist, aber viele Menschen denken nicht so.

"Leben wird zerstört" - "Man nimmt diesen Embryos das Recht auf Leben" - blablabla. Kommt natürlich in der Regel von Männern, Frauen, die noch nie vergewaltigt worden sind, und religiösen Gruppen. In den USA war immer eine Mehrheit in der Bevölkerung für Roe v Wade, für das Recht auf Abtreibung (das Urteil war aber zu keiner Zeit unumstritten).

Nun allerdings hat Texas - wer auch sonst - ein neues Gesetz eingeführt: Man darf nur noch bis zur sechsten Schwangerschaftswoche abtreiben (viele wissen da noch nicht einmal, dass sie schwanger sind) - das sogenannte Heartbeat Law. Danach wird Abtreibung unter Strafe gestellt, und es kommt noch besser; Denunziantentum wird gefördert: Wer beobachtet, dass jemand einer Frau bei einer Abtreibung hilft - in einer Klinik, oder sie auch nur dahin fährt - kann ihn anzeigen und darf mit bis zu zehntausend Dollar Belohnung rechnen.

Dieses neue Gesetz ist so hanebüchen, dass eigentlich klar sein sollte, dass es gegen die amerikanische Verfassung verstößt - und in der Konsequenz sollte es vom Supreme Court abgeschmettert werden.

Sollte. Würde Haben Hätte. Donald Trump hat den Supreme Court mit Konservativen vollgestopft, zuletzt Amy Coney Barrett, davor Schmierbolzen Brett Kavanaugh. All' diese Konservativen haben nun mit fünf zu vier Stimmen sich dafür entschieden, nichts gegen das neue texanische Gesetz zu sagen; in der Konsequenz werden sicherlich mehrere republikanisch regierte Bundesstaaten nachziehen.

Irgendwie interessiert es mich ja scheinbar doch, was in den USA abgeht. Jedenfalls war ich erstmal am Boden zerstört, als ich die Nachricht gehört habe, weil es so ungerecht ist - und doch seit Trumps Nominierten für den Supreme Court absehbar war. Das hat hoffentlich noch ein Nachspiel.

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