Donnerstag, 23. September 2021

Ist so 'ne Sache mit der Wortwahl...

Wenn die Coronawut explodiert...

Neulich im Unterricht:

"Liebe Stefanie-Helmut, würdest du es bitte unterlassen, dem Detlef mit deinem Kugelschreiber die Augen auszustechen? Sonst muss ich dich noch einmal ermahnen." Daneben liegt Detlef mit blutigen Augen schreiend auf dem Boden.

Okay, das mag etwas übertrieben erscheinen. Aber es geht mir auch nur um den seltsamen Lehrer-Tonfall angesichts einer so drastischen Situation - und wer die Nachrichten verfolgt, ahnt, dass es um Armin Laschet geht.

Solltet Ihr nicht ganz hinter'm Deich oder auf Pellworm leben, habt Ihr vielleicht vom Tankstellenmord am Wochenende gehört: Ein neunundvierzigjähriger Mann hat einem zwanzigjährigen Studenten hinter der Kasse in den Kopf geschossen. Keine spontane Aktion, sondern eine Hinrichtung, wie der Täter dann auch offen zugibt. Was ist passiert?

Der Tankstellenmitarbeiter hat versucht, die Maskenregelung in der Tankstellenfiliale durchzusetzen und wollte dem Kunden klarmachen, dass er ohne Maske den Laden nicht betreten darf. Kunde (sinngemäß): "Dann fahre ich eben weg, ohne zu bezahlen." Angestellter (sinngemäß): "Dann muss ich die Polizei rufen, ihr Auto ist auf dem Videoband gut zu erkennen."

Kunde bezahlt schimpfend, rauscht wütend ab, kommt eine halbe Stunde später wieder, erneut ohne Maske, geht zu dem Angestellten und erschießt ihn. "Weil ich endlich ein Zeichen gegen diese schwachsinnigen Corona-Maßnahmen setzen wollte."

Und mit einem Mal erscheint die Kugelschreibergeschichte vom Beginn nicht mehr ganz so übertrieben. Dieser Mord ist beispiellos (naja, nicht ganz, in Dithmarschen hat ein Autofahrer einen anderen erschossen, weil der vor ihm zu langsam gefahren ist). Angesichts so einer Aktion muss man als politische Person deutliche Worte finden - denke ich zumindest. Und was sagt Armin Laschet dazu?

Wörtlich: "Wir verurteilen diese Aggression und fordern jeden auf, das zu lassen!"

Das klingt wie der Papa bei einer kleinen Standpauke für den Sohnemann. Ne. Noch nicht einmal das. Ich habe das Gefühl, dass Laschet es noch nicht so ganz mit Kameraauftritten hat. Sei es nun das Lachen bei der Flutkatastrophe (klar, hätte auch mir passieren können, aber ich bin kein wichtiger Politiker) oder jetzt eben dieses "Bitte lasst das doch mit dem Töten."

Da hat sogar Mutti Raute bessere Worte gefunden, oder zumindest einen besseren Ghostwriter gehabt; Laschet hätte hier ruhig etwas drastischer in seiner Wortwahl sein dürfen. Wo bleibt ein

"SAG MAL, HACKT'S????"

post scriptum: Sorry, schon wieder Politik. Aber dieser Mord und vor allem das Eingeständnis des Mordmotivs danach haben mich völlig aus der Bahn geworfen. Complete disregard for human life - oder wie es in der Mordanklage heißen wird: "Mord aus niederen Beweggründen."

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