Freitag, 3. September 2021

"...and I am not a nutbag!"


Voreinstellung.

Diese Woche hatte alles und noch mehr, nasse Wände, heiße Hunde, Riesenbohnen, eben mein Lateinmentor im Schleswig-Holstein-Magazin, Wahl-o-Mat und eine Kollegin, die auf dem Bettendorfer Wochenmarkt Wahlwerbung für Die Grünen macht. Ich habe mich absichtlich einmal vom Blog ferngehalten, weil ich erleben wollte, ob ich inzwischen mit der Fünf-Tage-Woche klarkomme. Tue ich nicht, aber darum geht es heute nicht, sondern um Schule.

Freitag ist für meine Schüler serial day, in den Englischstunden schauen wir uns Episoden zweier Serien an. Das klingt, als würde Dr Hilarius einfach eine DVD in den Player schieben und die Schüler sich dann berieseln lassen, wunderbar, keine Vorbereitungszeit. Aber es klingt eben nur so.

Am Donnerstag sitze ich auf meiner Couch mit dem Klemmbrett und schaue mir die Folge Are You Afraid of the Dark? an, die ich am folgenden Tag zeigen möchte. Ich muss gut aufpassen und alle wichtigen und wahrscheinlich unbekannten Vokabeln aufschreiben - das ist wichtig, denn die DVD hat keine Untertitel, es gibt ein pures Sprachbad. Außerdem muss ich mir aufschreiben, an welchen Stellen ich die DVD stoppe, und welche Fragen ich dort stelle. Insgesamt dauert die Vorbereitung so einer Stunde eine ganze Zeitstunde, denn ich muss einen unglaublich wichtigen Faktor durchdenken:

Voreinstellung. Wir kennen alle das Prinzip der Vorentlastung, und das ist bei der Serie die Vorstellung unbekannter Vokabeln, die in der Geschichte auftauchen werden. Bei der Voreinstellung geht es darum, das mindset der Schüler richtig einzustellen: Sie sollen aufmerksam sein und richtig Lust auf die Geschichte haben. Hier kommt mir mein Schauspieltalent wirklich zugute, denn ich kann die Schüler in die richtige Stimmung für das Erlebnis bringen.

Der Effekt ist großartig: Die Schüler können sich während der Episode ausmalen, wie es denn wohl weitergehen könnte, sie werden in die Handlung eingebunden und wir wissen, was das für das Lernen ausmachen kann. Und am Ende dürfen sie ein rating abgeben, einer bis vier Sterne, und diese Bewertungen sammele ich das ganze Jahr über, dann können wir am Ende schauen, welches die beliebtesten Episoden waren.

Und das Tollste: Weil es ein leistungsstarker Kurs in Sieben ist, findet das Ganze komplett auf Englisch statt.

Auf der anderen Seite habe ich heute erlebt, was passieren kann, wenn ich so eine Stunde eben nicht richtig vorbereitet habe: Ich hatte gestern tatsächlich meinen Kurs in Zehn vergessen, ich wusste, dass ich ihnen die Geschichte Judgment Night aus The Twilight Zone zeigen werde, aber habe mir keinerlei Notizen gemacht. Unbekannte Worte, gerade bei dem Sprechtempo, Schüler, die sich tatsächlich berieseln lassen ohne wirklich zu registrieren, was da vor sich geht und Rumgenöle im Stil von "Warum dürfen wir uns nur in die ersten drei Reihen setzen?" - die Episode hat dann zwar zwei Schreibaufgaben gebracht, aber im Kopf wird da nicht viel bleiben.

Deswegen stelle ich fest: Es mag wohl Lehrkräfte geben, die ihre Schüler einfach vor einen Film setzen und tatsächlich keinen Arbeitsaufwand haben. Ich gehöre nicht dazu.

"Vink's the name. Dr Vink." - "Dr Fink?" - "Vink! With a vuh vuh vuh. And I am NOT a nutbag!"


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