Sonntag, 19. September 2021

Düstere Zeiten für Menschenrechte

Ernüchternder Blick auf die Nachrichtenlage...

Zwei Nachrichten von heute, die mich leider wieder im lateinischen Sprichwort homo homini lupus bestätigen: In Russland findet die Wahl der Duma statt. Natürlich sprechen die Wahlveranstalter von fairen Wahlen. Natürlich räumen sie allen Parteien Chancen ein. 

Natürlich erwähnen sie nicht, dass im Vorfeld fast alle oppositionellen Parteien von der Wahl ausgeschlossen wurden. Natürlich erwähnen sie nicht, dass sie Nawalnys Wahl-App, um Menschen das Wählen (anderer Parteien) zu erleichtern, sofort blockiert haben. Natürlich beklagen sie derzeit heftige Wahlmanipulationsversuche seitens der USA, Deutschland und der Ukraine, unerwähnt bleiben die intensiven Wahleinmischungen in den Präsidentschaftswahlen der USA. Politik geht - mal wieder - nur darum, was man sagt und wie man es sagt. Und was man verschweigt. Im Wahlkampf geht es scheinbar nie um Taten - und schon gar nicht um Charakter. Dunkle Zeiten für die Pressefreiheit in Russland. Wundert mich dann nicht mehr, dass einer meiner russischstämmigen Schüler sagt, dass er auf keinen Fall eine Schülerreise nach Russland empfehlen würde.

Und in Afghanistan? Natürlich sagen die Taliban, dass von nun an alles besser würde. Natürlich garantieren sie die Einhaltung der Menschenrechte (solang sie denn der Scharia entsprechen). Natürlich räumen sie für Frauen das Recht auf Arbeit und Bildung ein.

Und was schreibt dann das Dekret zur Wiederöffnung von Schulen? Dass "Lehrer und männliche Schüler hingehen und teilnehmen sollten". Von Mädchen kein Wort - ein de facto-Verbot, das die Taliban natürlich umgehend dementieren. Und dass Frauen nur in niederen Berufen arbeiten dürfen, scheint also ihre Auffassung von Arbeitsrecht für Frauen zu sein. Es zeigt sich auch hier in den Taten der Taliban immer mehr, dass ihre Worte nichts als Schall und Rauch waren. Ernüchternd ist, dass ihnen doch noch so viele Menschen angesichts ihrer Ankündigungen vertraut haben, selbst als die Taliban Protestanten niedergeschossen haben.

Einen Hoffnungsschimmer stellt allerdings das kritische Hinterfragen vieler politischer global players dar. Nicht alle, und in jedem Land gibt es Gutgläubige, die sich hinter's Licht führen lassen (als Aspi ist man für so etwas prädestiniert). Dennoch gibt es immer eine gesellschaftliche Opposition, und vollkommen werden sich die Menschenrechte nicht über lange Zeit unterdrücken lassen - dazu ist das Freiheitsstreben des Menschen dann doch zu groß.

Aber es stehen ein paar düstere Jahre für die Menschenrechte weltweit bevor.

post scriptum: Ja, dazu gehören auch Länder wie der Südsudan, Brasilien, China, Nordkorea und viele weitere. Aber die standen - immerhin - heute mal nicht in den Nachrichten.

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