Freitag, 29. November 2019

Mit Tür und Ture

Endlich fertig!

Ich habe ja ein besonderes Basteltalent, nämlich kaum vorhanden, und trotzdem versuche ich immer wieder, mir meine Wohnung allein zurechtzubasteln. Das klappt meistens gut, manchmal schief, aber das macht nix. Und dann sollte ein Türaufkleber auf meine Wohnungstür. Außen und innen. Weil die ganz normale Tür doch irgendwie langweilig ist.

Innen möchte ich ein Trompe-l'oeil anbringen, eine optische Täuschung. Das dürfte schwer werden, denn so etwas muss ich erstmal finden. Ich habe da relativ konkrete Vorstellungen, und deswegen wird das noch lange dauern, bis ich das umsetzen kann, eventuell muss ich mir das individuell herstellen lassen. Außen sollte es ein Motiv sein, das Ruhe ausstrahlt, und da war mir klar, dass ich eine Buddhastatue haben wollte.

Google hilft weiter, wie immer, also gesucht und bestellt und dann ging es an die Bastelei, denn diese Aufkleber gibt es in Normgrößen und da musste ich ein wenig zurechtschneiden. Mit einem Teppichmesser und einem meterlangen Alulineal ist das kein Problem. Schwieriger wurde es damit, den Briefschlitz und die Türklinke passend herauszuschneiden, aber auch das ging irgendwie. Dann noch die Tür komplett reinigen und es kann losgehen.

Mit dem ersten Teil - denn das Bild ist in drei Teilen geliefert worden. Nachvollziehbar, denn es dürfte ziemlich schwierig sein, einen zwei Meter langen Aufkleber in einem Stück an die Tür zu bringen. Aber auch ein siebzig Zentimeter langes Stück kann ziemlich schwierig sein. Ich habe versucht, mich an die Anleitung zu halten, aber irgendwie hatte ich vier Hände zu wenig - und so ist das erste Stück mit Falten an der Tür gelandet. Nennen wir es einfach "authentisch". Aber die anderen beiden Stücke sind dann erstmal irgendwo in der Wohnung gelandet und monatelang eingestaubt - weil ich mich nicht mehr da rangetraut habe. Und jemanden um Hilfe bitten? Neeeee... never.

Bis es dann irgendwann gereicht hat, und so habe ich am letzten Wochenende mal bei meinem Nachbarn gefragt, denn zwei zusätzliche Hände sind schon mal besser als gar nichts. Also die letzten beiden Teile erstmal gründlich entstauben, die Tür nochmal reinigen, na super, der untere Teil dürfte schwer werden, denn ich habe keine intakte Originaltür, da ist irgendwo mal was gekracht und restauriert worden und deswegen uneben. Egal, passt schon.

Und dann haben Ture und ich irgendwie mit etwas Balance, Yoga und Verrenkungsübungen versucht, die Aufkleber anzubringen. Drollig: Ausgerechnet das mittlere Stück, mit den Auslassungen für Briefschlitz und Türklinke, hat problemlos geklappt. Das untere Teil hat sich dann wieder etwas angestellt, gewellt und es ist auch gar nicht so einfach, so nah am Erdboden zu kriechen und einen Aufkleber anzubringen. Zwanzig Minuten später war das dann aber fertig, und unten wie erwartet mit ein paar Falten. Da habe ich heute noch etwas nachgefönt (um den Kleber geschmeidig zu machen) und gewischt, und jetzt bin ich stolzer Besitzer von einem Quadratmeter freier Wohnfläche.

Endlich!

Mittwoch, 27. November 2019

Extreme


"Sehr geehrter Herr Limmer, bitte entschuldigen Sie, dass ich diese Klausur nicht weiter bearbeiten kann. Ich habe einen totalen Blackout, das ist mir so noch nie passiert..." (Klausur: 5, Zeugnis: 2)

Warum musste ich ausgerechnet Herrn Limmer in Chemie bekommen? Limmer war streng, laut, böse (dachte ich), und ich hatte Angst vor ihm. Das ging nicht nur mir so, viele hatten Angst davor, dass er plötzlich mit dem Finger auf sie zeigte und seinen gefürchteten Spruch brachte: "An's Tafelchen!" Klar, dass Limmer ein großartiger Lehrer war, ein bisschen wie Brunkert.

Es geht in diesem Beitrag aber nicht um Lehrer, sondern um einen Leistungsnachweis, der vollkommen den Erwartungen widersprach, die jemand an mich hatte, sei es aus bisherigen Klausuren oder Unterrichtsarbeit. Und es war nicht der einzige Vorfall dieser Art - Proseminar II, Vergils "Aeneis" VII + VIII. Für den Leistungsnachweis musste ich zwei Klausuren bestehen. Sollte doch möglich sein, dachte ich mir, weil es in den Seminaren immer ganz gut gelaufen ist. Klar, hier und da hatte ich kleine Fehler in meinen Übersetzungen, aber eigentlich sollte es klappen. Und dann kam Frau Dr.Bruck nach der ersten Klausur zu mir: "Ist mit ihnen alles in Ordnung, Dr Hilarius? Wenn sie Probleme haben, können sie jederzeit in meine Sprechstunde kommen und darüber reden."

Vier Sieben. Gleich die erste Klausur vollkommen versemmelt; für alle Nicht-Akademiker: "Vier Sieben" bedeutet nicht bestanden. Aber man konnte ja noch mit der zweiten Klausur ausgleichen, das war meine einzige Hoffnung, aber der Druck war gewaltig - und dann wurde die zweite Klausur eine Eins Drei.

Ich neige in Leistungsnachweisen zu Extremen. Zu absolut hervorragend und völlig an der Frage vorbei. Das ging immer so weiter; im ersten Staatsexamen habe ich die mündliche Prüfung in Englisch komplett versaut, und immer bleiben ratlose Köpfe zurück: Die Prüfer, die mich eigentlich anders kennengelernt hatten, konnten sich diese Ausfälle nicht erklären.

Im zweiten Staatsexamen kam es noch drastischer, denn da gab es vier Prüfer (ich hatte den Schulart-Leiter dabei), die sich auf eine Note einigen mussten, und - das weiß ich offiziell natürlich nicht - sie haben sich die Köpfe eingeschlagen. Auf der einen Seite hieß es "Das ist wunderbar, ein Genuss, das muss mit Eins benotet werden", und auf der anderen Seite ging es in Richtung "Da war viel Gerede, aber Dr Hilarius ist kaum auf die Fragen eingegangen, das tendiert eher zu einer Fünf". Es hat eine Dreiviertelstunde gedauert, bis man sich schließlich auf eine Note einigen konnte.

Liebe Hochbegabte da draußen - geht es Euch auch so? Habt Ihr auch manchmal Totalausfälle und manchmal Glanzleistungen, und eher selten etwas dazwischen?

Dienstag, 26. November 2019

Rassismus

Schwarz. Problem?

"...da traut man sich ja gar nicht mehr, allein nach Hause zu gehen, wenn hier all' die Schwarzköppe rumlaufen..." (gehört heute gegen Zwölf Uhr Fünfundvierzig bei'm Bäcker von zwei älteren Herren am Esstisch links von mir)

Und dabei wollte ich doch nur Brot einkaufen. Aber dann höre ich diese kleine Sprachpartie und mein Gedankenzug fährt los - völlig unüberlegt in Richtung Rassismus (es hätte ja auch etwas Anderes damit gemeint sein können). Es gruselt mich, wenn ich solch' menschenverachtende Worte höre. Das ist keine Kleinigkeit. Es ist unangenehm, zu wissen, dass dieses Denken in unserer Welt vorhanden ist.

Klar, hier waren es mal wieder ganz klassisch ältere, weiße Männer, die sich unterhalten haben. Ich habe die ehrliche Hoffnung, dass dieses Denken aussterben wird mit den neuen Generationen, die mit der Globalisierung aufwachsen. Sicherlich wird es nicht gegen die menschliche Eigenart ankommen, Andersartiges zuerst immer misstrauisch zu beäugen, aber vielleicht können wir irgendwann diesen radikalen Rassismus loswerden.

Als ich meinen Zivildienst geleistet hab, bin ich regelmäßig mit jemandem unterwegs gewesen, der dann auch bei'm Einkaufen hin und wieder erzählt hat, und es ließ sich deutlich heraushören, dass er eine Abneigung gegen "de Schwatten" hatte. Damals habe ich einfach nur den Mund gehalten und zugehört, ich war achtzehn Jahre alt.

Heute mache ich meinen Mund auf und störe. Ihr auch?

Montag, 25. November 2019

Muskat


Ich merke mal wieder, dass der Herbst mit Abstand meine unliebste Jahreszeit ist. Zumindest, wenn es grau ist, dunkel, es wird am Tag nicht einmal richtig hell, dann regnet es, und es ist nass und kalt und alles ist dreckig. Es ist die Jahreszeit, in der ich meine Rollos am Tag meistens überhaupt nicht öffne, sondern die Wohnung im gemütlich warmweißen Schummerlicht genieße und mich in andere Welten flüchte. Ich hatte früher ja tatsächlich überlegt, nach Kalifornien auszuwandern. Mehr Sonne, mehr LGBTQ, andere Denkweisen als im grauen Kiel. Dann war mir der Schritt allerdings doch zu groß.

Das Wetter ist perfekt, um Klausuren zu korrigieren - finde ich. Eine Tasse Tee, im Hintergrund Musik vom Fahrenheit Project, und dann einfach durch die Arbeiten durchwuseln. Man verpasst ja draußen nix.

Interessanterweise geht es mir mit Hobbies und grauem Wetter genau andersherum: Ich wollte eigentlich meine heiße Bastelei fortsetzen, aber ich brauche für so etwas Tageslicht, Energie, Lust, das fehlt mir im Herbst oft. Ohne Koffein und Musik mit 'nem Beat morgens bleibe ich eine träge, trübe Tasse, und so muss das Brandwerkzeug warten.

Wie geht es Euch mit dem Herbst?

Samstag, 23. November 2019

Heiße Bastelei I

Erster Schritt zum neuen "Themenbereich" in der Wohnung

Na, ob das wohl wieder so eine Trilogie wird, deren Ende ich Euch vorenthalte? Schauen wir mal ;-) Vielleicht bringt mich diese "Mach' endlich mal was!"-Phase dazu, das Ding komplett durchzuziehen. Sie bringt mich auch dazu, wieder Obst zu essen, obwohl ich lange Zeit nur processed foods gegessen habe, die so viel Zucker enthielten, dass sich die Zähne im Mund direkt auflösen. Naja, nun also Äpfel, kann man wunderbar neben einem Film oder Videospiel knabbern - aber es ist hilfreich, wenn man etwas hat, um den angebissenen Apfel abzulegen, ohne dass die Sofadecke oder der Tischläufer von Apfelsaft durchtränkt werden.

Teller? Kann ja jeder! Und manchmal ist es tatsächlich schwierig, im Dunklen zu erkennen, wo auf der schwarzen Tischplatte der schwarze Teller genau steht. Und da habe ich doch zufällig bei Rossmann einen Lötkolben släsch Brandeisen gefunden. Da ich meine Werkzeuge langsam aufrüsten will, habe ich das mal mitgenommen, wer weiß, vielleicht muss ich irgendwann einmal kaputte Kontakte wieder zusammenlöten.

Oder aber mir ein Essbrettchen besorgen, das ich frei individualisieren kann, dank des neuen Werkzeugs. Und genau das ist mein Projekt für die nächsten Tage, abgesehen von der Wohnungstür, die endlich mal fertig beklebt werden muss.

Heute ist Meditationstag und ich bin seit zwei Stunden am Arbeiten in der Wohnung. Die ersten Punkte sind gesetzt, jetzt noch Wäsche, und dann muss es erstmal an den Meditationsablauf gehen. Mal schauen, ob ich das mit dem Einbrennen hinbekomme. Solche Basteleien könnten wunderbar in meine Wohnung passen, deren Hauptthemen schwarz, Glas und Holz sind.

Ist ein schönes Gefühl, endlich mal wieder aus dem Quark zu kommen!

Freitag, 22. November 2019

Lifesaver

Bild lässt sich durch Anklicken vergrößern, zur besseren Lesbarkeit

In Amerika gibt es diese Lifesavers, Drops, falls man einfach mal was Süßes braucht. Der Name ist gar nicht schlecht gewählt, und eine andere Form des Lifesavers hat mich per Post erreicht. Ich hatte hier im Blog von einer depressiven Woche berichtet, und dann fiel vor ein paar Tagen plötzlich Post in meine Wohnung. Das Bild erklärt alles.

Da hat die große Buba sich gesorgt, sich Gedanken gemacht, denn sie weiß, wie ich ticke, hat sich den Amazon-Wunschzettel vorgeknöpft and the rest is history. Ich finde das so toll! Aber gleichzeitig führt es mir eben auch wieder vor Augen, dass ich völlig anders bin. Während Buba La Tättah um ihre Mitmenschen besorgt ist, befinde ich mich in meiner eigenen, abgekapselten Welt, in der ich von Anderen nichts mitbekomme. Das dürfte auch mit Autismus zu erklären sein, und wandert auf jeden Fall in mein EGO-Buch für die Ärzte.

post scriptum: Habe mir heute Andrew Niccols "Anon" (2018) angeschaut, weil der auf Amazon prime frei verfügbar war. Niccol konzentriert sich auf high concept-SciFi ("Gattaca" (1997), "In Time" (2011)), und ich muss sagen, auch wenn der Film deutliche Schwächen hat, so sagt mir diese kalte, sachlich-mathematisch-digitale Zukunftsästhetik mal wieder sehr zu.

Donnerstag, 21. November 2019

Gefühle verboten!...?

Asperger-Syndrom und Emotionen - geht das überhaupt?

vorweg: Gestern gehört - "Please don't read your short story to me. I have this kind of autistic facial syndrome where I can't hide my reations if your text is bad, thank you." (aus der Serie "You") Ich kann das SO gut nachempfinden und habe trainiert, meine Miene nicht mehr reflexartig zu verziehen, wenn es um ernste Gespräche geht. Klappt nicht immer.

Asperger-Autisten kennen keine Gefühle. Sie wissen nicht, wie es ist, sich über etwas zu freuen. Lächeln ist ihnen fremd. Ebenso können sie auch keine Trauer empfinden, sie weinen nicht. Sie sind extrem sachlich und offen.

Dieses Klischee ist extrem weit verbreitet, nicht zuletzt auch, weil Medien Autisten manchmal so darstellen. Und sicherlich gibt es Autisten, die in ganz unterschiedlichem Maße zu Emotionen mehr oder weniger Zugang haben. Aber gilt das für alle?

Ich erinnere hier an Greta Thunbergs mittlerweile international bekannte "How dare you!"-Rede vor den United Nations, in der sie hochemotional wird und Tränen fließen. Und wie Hater nun mal sind, haten sie auch angesichts dieses Auftritts, und es gibt tatsächlich Trolle, die dann schreiben, dass Greta ja überhaupt keine Autistin sein könne, wenn sie Emotionen zeigt.

Ehrlich gesagt sind es gerade immer wieder die Emotionen, die mich daran zweifeln lassen, ob ich vielleicht Aspi bin - aber vielleicht unterliege ich da diesem oben beschriebenen Klischee, bzw. Irrglauben. Wird sich alles zeigen.

Auf das Thema komme ich, weil ich mit Sterblichkeit konfrontiert wurde, und ich fand es interessant, meine eigenen Reaktionen dazu zu beobachten. Es geht dabei nicht um meinen eigenen Tod; Anekdote vor einigen Jahren, Namen sind geändert: Ich kenne Antje aus dem Lateinstudium, wir waren beide Saturnalier, haben unsere Examina gemacht, Antje lernt einen tollen Mann kennen, sie verloben sich. Der nächste Schritt steht kurz bevor: In ein gemeinsames Haus ziehen - da stirbt ihr Verlobter völlig unerwartet an einem Aneurisma. Antje ist vollkommen fertig mit den Nerven und der Welt, und erzählt mir davon, und ich fühle mich seltsam distanziert. Sie sitzt da, weint, und ich habe ein ganz ungutes Gefühl, weil ich nicht weiß, wie ich reagieren soll. Ich fühle mich emotional völlig unberührt.

Eine andere, jüngere Anekdote betrifft einen Todesfall in der indirekten Familie, der mich plötzlich kopftechnisch vollkommen lahmlegt. Auf einmal habe ich da so etwas wie Mitgefühl, fange fast an zu weinen, und kann nicht aufhören, daran zu denken - nach einiger Meditation geht es mir dann besser. Wieso reagiere ich mal so, mal so? Und bei einigen Filmen bekomme ich Tränen in den Augen, während ich bei Horrorfilmen oder psychologishcen Dramen ganz sachlich-analytisch davor sitze und zuschaue, als sei es eine Naturdoku.

Und ich habe Angst davor, dass ich nicht weiß, wie ich reagieren "soll", wenn meine Oma irgendwann stirbt. Und ich dann vielleicht wieder nichts empfinde? Und jemand das als negativ auffasst? Oder aber, dass es mich total überwältigt und ich dann etwas brauche, um nicht komplett zusammenzubrechen bzw. dichtzumachen?

Liebe Autisten da draußen: Wie ist es bei Euch mit Emotionen? Könnt Ihr ganz normale Emotionen empfinden? Kommt es auch mal vor, dass Eure Reaktionen auf eine Nachricht als unangemessen von anderen Menschen empfunden werden? Zu sachlich, direkt? Und irgendwie spielt da ja auch wieder die Intelligenz rein, wenn wir da in höhere Sphären gehen, hundertsiebziger IQ, hundertachtzig, ich weiß ja nicht, wer das hier liest: Seid Ihr immer sachlich kühl oder kann es bei Euch auch emotional zugehen?

post scriptum: Und nochmal komme ich auf die Serie "You" (2018, zehn Teile, bei Netflix) zurück - das unterhält mich gerade königlich, denn es geht um einen Stalker und sein "Ziel", eine Literaturstudentin. Die Serie ist bei den Kritikern sehr positiv angekommen, und jetzt gen Mitte verstehe ich auch, warum. Der Genremix ist klasse: Stalking bietet Thrillerpotential, gleichzeitig ist der Stalker aber auch manchmal so ungeschickt, oder liegt in seiner Wahrnehmung (wir hören seine Gedanken) so sehr daneben, dass ich mehrere Male laut lachen musste, sehr schwarzer Humor, dann noch das pädagogische Potential ("Passt auf, welche Daten Ihr über Euch im Internet preisgebt!") - wenn man die ersten zwei, drei Episoden durchhält, in denen man denken könnte, dass das Ganze zu albern oder oberflächlich werden könnte, saugt das Erlebnis den Zuschauer ein und man wird reichlich belohnt. Und es geht auch noch um Literatur - perfekt.

Montag, 18. November 2019

Down


vorweg: Liebe Hochbegabte, gibt es auch nur einen oder eine unter Euch, die mir nicht bestätigen kann, dass es richtig, richtig scheiße ist, längere Zeit unterfordert zu sein?

Meistens bin ich ein sehr fröhlicher Mensch, und das nicht nur wegen Buddhas Ausspruch "Lächle, und die Welt verändert sich". Recht hat er ja, probiert es einfach einmal aus! Und diese Fröhlichkeit kann scheiß nervig sein, falls es einem Mitmenschen zum Beispiel nicht gut geht, und ich davon nichts bemerke, sondern weiter total fröhlich bin und ihn dadurch verletze. Meine Freunde kennen das leider. Meistens bin ich scheiß-fröhlich...

Meistens bin ich diszipliniert, habe genaue Abläufe zum Zähneputzen, Mahlzeit und Nahrungsergänzungsmittel, setze mir eine Frequenz für Blogbeiträge, erledige Sachen sofort...

Meistens bin ich motiviert, so oft wie möglich Blogbeiträge zu schreiben, um Euch zu unterhalten, vielleicht Euren Horizont zu erweitern oder vielleicht meine Scheuklappen zu entfernen...

Meistens bin ich geduldig und gelassen, was besonders in herausfordernden Klassen und anstrengenden Videospielen nützlich sein kann...

Meistens sind meine Fingernägel schwarz lackiert; ich habe meinen Schülern in SPO erklärt, dass unlackierte Fingerngel ein Zeichen dafür sind, dass etwas mit mir nicht ganz in Ordnung ist, und einer meiner Schüler hat da auch sehr sorgfältig drauf geachtet und immer nachgefragt, wenn ich mal ohne Nagelack in die Schule gekommen bin...

Meistens geht's mir gut...



...aber nicht immer.



post scriptum: Lojong-Losung 10 - "Beginne mit dem Prozess des Annehmens bei dir selbst"

paulo post scriptum: Keine Sorge, ich werde kein David Foster Wallace-Imitator.

Montag, 11. November 2019

Furz während der Examensprüfung (II)


Ist ja interessant - bei der Englischprüfung weiß ich noch ganz genau, dass die große Buba da war. In Latein bin ich mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, die Sannitanic hat mich zum Schafott begleitet.

Zweiter Akt: Der Furz

Mein Prüfer, R, wollte mich zu der Examensprüfung unbedingt mal in einem "vernünftigen Outfit" sehen, nicht alles mit Totenköpfen und Skeletten und so, und den Wunsch wollte ich ihm erfüllen. Die Nägel waren zwar immer noch schwarz lackiert, aber ich hatte ein schwarzes Hemd an, schwarze Krawatte, schwarze Hose mit schwarzem Gürtel und eleganter Gürtelschnalle, und die schwarzen Schuhe hatte ich am Vortag extra noch einmal geputzt. Irgendwie sollte das alles meine Panik kaschieren; wenn ich schon untergehe, dann wenigstens mit Stil. In Latein ein Insiderwitz.

Und so saßen wir beiden vor der Tür, glaube ich, nachdem ich meine Ankunft per Klopfen bekannt gegeben hatte, und irgendwann ging die Tür auf, Licht flutete den Korridor des Institut für Klassische Altertumskunde, und ich setzte mein gründlich geübtes Lächeln auf. Hinein in den Prüfungsraum, Rs Büro, da war ich schon öfters, und dort standen dann auch B, der Zweitprüfer, und eine Beisitzerin aus dem Ministerium, deren Namen ich schon wieder vergessen hatte. Sie waren alle sehr freundlich, und so setzten wir uns an den runden Tisch, und irgendwie schwang eine DrH-kann-das-Fröhlichkeit im Raum, seitens der Prüfungskommission, und ich bekam noch mehr Panik - im Studium meine Dauerangst, und auch danach noch: Ich kann den Erwartungen, die an mich gestellt werden, nicht gerecht werden. Und warum erwarten die von mir überhaupt eine gute Leistung? Ich wusste damals nichts von "Hochbegabung", war in Latein immer wieder schwankend zwischen Zwei und Vier. Und das war seitens des nett meinenden R, aber heute musste ich auch B antworten, und der würde klar aufdecken, wie schlecht ich in Latein bin.

"Womit möchten sie denn anfangen?" und ich entschied mich für Prosa - Petron - in der Hoffnung, dass damit das Eis gebrochen werden konnte, denn Petrons Werk hatte ein paar witzige Passagen. "Dann schlagen sie mal Kapitel 47 auf, sie nehmen bitte Oxford, die Tusculum-Ausgabe ist für unsere Beisitzerin, und lesen sie mal vor, bis wir sie stoppen."

Ich schaue auf den Text und merke schnell, dass wir uns mitten in der Cena Trimalchionis befinden, eine der albernsten Episoden - und atme auf. Ich hatte befürchtet, dass es eine der späteren, unbekannteren Passagen wird, aber R hat sich für den Standard entschieden. Warum auch immer. Während ich den lateinischen Text vorlese, komme ich immer wieder in's Kichern, denke mir, das kann doch nicht sein Ernst sein?! DIESE Stelle? Und dann übersetze ich, wie Trimalchio sich bei seinen Gästen entschuldigt, weil er furzen musste. Und erzählt dann ausführlich, wie ihm die Gase im Darm herumfahren, und dass er ja kein Freund davon sei, es zurückzuhalten. Dabei schaut er seine Frau Fortunata an, und die kann das bestätigen. R fragt, wie das gemeint sein könnte, ich bin mir nicht sicher, lese noch ein bisschen weiter, und R und ich ziehen daraus den Schluss, dass Trimalchio und Fortunata nachts keinen Sex mehr haben, sondern - Zitat R - "...die furzen sich wahrscheinlich eh nur noch die ganze Zeit an."

Die Frau vom Ministerium fällt vor Lachen fast vom Stuhl, selbst B kann sich das Grinsen nicht verkneifen, wenn ich Stellen wie venter sonat, putes taurum analysiere. Und so geht der erste Teil der Prüfung dahin, die Sonne scheint, und wir reden darüber, wie rücksichtslos Trimalchio seinen Gästen von seiner Verdauung erzählt, B-Teil ging recht schnell, da über Petron bis auf einen terminus post quem nur wenig gesichert ist, und dann klingt Rs Telefon, mitten in der Examensprüfung. "Wissen sie was, atmen wir einfach einmal kurz durch, ich bin gleich wieder da, dann machen wir weiter." Und wir drei Übriggebliebenen unterhielten uns spaßig über die Satyrica. Entspannt, aufgelockert, halb totgelacht, alle aufgelaufene Angst verloren.

Und auch im Thema Lyrik hat R sich ein Standardthema für mich ausgesucht, keine fiesen, pieksigen Fragen, und plötzlich reden wir über seine Familie, die zufälligerweise in der Region lebt, von der Ovids Gedicht handelt. Es bleibt aufgelockert-persönlich, freundlich, ich komme nach einer Stunde aus dem Raum und kann noch nicht verarbeiten, was da alles gerade im Raum passiert ist. WARUM hat R die Prüfung für mich so einfach gemacht? WARUM diese Textstellen? Ein paar Minuten später erhalte ich meine Note, ein strahlender R, ein strahlender DrH, dennoch verwirrt, dass so etwas eine Examensprüfung sein kann. So abgefahren, so albern... daraus muss sich doch etwas für die Saturnalien schneidern lassen, denke ich mir. Und nehme mir vor, meine mündliche Prüfung zu fiktionalisieren, so viel würde ich gar nicht ändern müssen, damit es witzig und unterhaltsam wird. Jetzt brauche ich nur noch ein Thema...

Fortsetzung folgt...

Sonntag, 10. November 2019

Furz während der Examensprüfung (I)

Wie kommt man auf so einen Schwachsinn?

Ich hatte einmal über meine mündliche Examensprüfung in Pädagogik geschrieben - auch die in Latein gibt ein bisschen Blogstoff her, denn sie hatte ein Vor- und Nachspiel, quasi ein Werk in drei Akten - Genre zu diesem Zeitpunkt unbekannt, einziges Attribut, das zu geben ich willens bin, ist durchgeknallt. Begeben wir uns also zurück in das Jahr Zweitausendelf.

Erster Akt: Ohne Sicherheitsnetz

Ich hatte immer große Angst vor mündlichen Prüfungen - das ging los in der Sekundarstufe II, als dann irgendwann die mündliche Abiturprüfung anstand - ausgerechnet in Geschichte. Ich hatte deswegen große Panik davor, weil ich nicht wusste, wie so eine Prüfung aussieht. Wie sie sich anfühlt. Angst vor dem Unbekannten, für einige unter Euch nichts Unbekanntes. Hinzu kam, dass wir mündliche Prüfungen an meiner Schule während der Schulzeit überhaupt nicht geübt hatten, keine Probeprüfungen oder so.

Die zweite mündliche Prüfung in meiner Ausbildung war dann die Zwischenprüfung in Englisch, und wieder hatte ich Panik, diesmal aber nicht ganz so viel, weil das Abitur einigermaßen gut gelaufen war und weil ich langsam das Gefühl hatte, Englisch auf die Reihe zu bekommen. Ist auch gut gelaufen, schön. Und dann stand das Erste Staatsexamen an, das gibt es heute nicht mehr, heute ist man Bachelor oder Master in etwas, wenn man sein Studium komplett absolviert hat. Die große Buba und ich mögen zwar Masters of Teig sein, aber ich habe noch das alte Examen, sie den neuen Master in Englisch.

Teil des alten Staatsexamens war neben den Klausuren auch je eine mündliche Prüfung in beiden Fächern und Pädagogik, und ich hatte dann wieder weiche Knie. Nein, vor der Englischprüfung nicht; nach der Zwischenprüfung und mit Rückblick auf das Studium hatte ich da ein ganz gutes Gefühl, aber als ich bei den anderen professores angetreten bin, um Prüfungstermine zu holen und Prüfungsthemen vorzuschlagen, habe ich mich ein bisschen komisch gefühlt.

Und dann kommt man aus dem letzten Büro und hat seinen Notizzettel vor sich: Tag 1 Englisch, Tag 4 Pädagogik, Tag 11 Latein, und dann würde ich mein Examen in der Tasche haben. Wenn ich das denn schaffe, denn vor Latein hatte ich richtige, wirkliche Panik, ich war kein sehr guter Lateinstudent, mit stark schwankenden Leistungen. Naja, immerhin Englisch zuerst, das gibt dann wenigstens einen guten Start in die Prüfungsphase...

...dachte ich nicht mehr, als ich am Ende der Englisch-Prüfungsstunde aus dem Büro von PrDrZ in die Arme der großen Buba gefallen bin, verwirrt, panisch, enttäuscht, und mit einem miesen Ergebnis, das immerhin noch bestanden war. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, PrDrZ übrigens auch nicht, und ich fühlte mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Fußen weggezogen. Ohne Auffangnetz. Und ich sah mein Examen komplett auf der Kippe - wenn das in Englisch schon so grottig lief, wie soll ich dann jemals Latein bestehen???

Dass drei Tage später die Pädagogikprüfung gut gelaufen ist, hat für einen schönen Nachmittag gesorgt, aber danach kam die grauenhafte Vorbereitungswoche Latein, in der ich mich jeden Abend mit Ouzo betrunken und mich mit meinen Autoren beschäftigt habe. Wozu sollte ich noch nüchtern sein, wenn das sowieso nix wird, wozu dann der Aufwand? Ich war in meinem ganzen Studium nie so deprimiert wie damals. Ich weiß nicht mehr, ob ich verkatert in die Lateinprüfung gegangen bin, ich weiß nur noch, dass ich zuhause vor dem Spiegel lange daran gearbeitet habe, die Reste verheulter Augen zu kaschieren, zu lächeln, egal, was in mir abging, und mir klarzumachen, dass es nur sechzig Minuten sind... unter anderem vor PrDrB... oh fuck... na denn mal auf zur Uni. Und wenigstens hast du es dann versucht.

Fortsetzung folgt...

Samstag, 9. November 2019

Saturnalien - Die psychedelische Prüfung...

"Burkard - Cicero - Quintilian": Dieser Schriftzug hat sich im Lauf des Sketches ein klein wenig gewandelt ;-)

...a.k.a. "Reddam kommt von Fahzere, oder?"

Dieser etwas... bunte Sketch aus dem Jahr Zweitausendelf beruht in der ersten Hälfte auf einer wahren Begebenheit und der Song zum Schluss hat sich leider als zukunftsverkündend für mich erwiesen. Heute gibt es das Video, morgen gibt es die Entstehungsgeschichte zu dem Sketch (denn das war tatsächlich meine mündliche Examensprüfung in Latein, damals noch unter dem Arbeitstitel Esoterik), und die hat alle Emotionen, die man braucht, und Alkohol, Kartoffelsalat, Kinnspann (?), Pappen in der Tasche, und auch Er taucht in meinem Leben auf. Heute gibt es unter dem Video erstmal nur die Songlyrics, weil man das im Video vielleicht nicht so gut versteht. Have fun!



Alles ist Latein! (Roxette – Sleeping In My Car)

P1: Reddam kennst du nicht, du bist kein helles Licht
Doch Deklinieren, Konjugieren ist bei uns nicht mehr Pflicht,
denn eines hast du wohl schon erkannt,
keiner braucht dich

P2: Jetzt hast du fast bestanden, doch sei darauf gefasst
Wenn du erstmal dein erstes Examen in der Tasche hast
Ist Arschkriecherei ganz großer Stil
Scheiß auf Horaz (WAS???), scheiß auf Vergil!!!

Alles ist Latein, hör auf zu träumen
Du wirst nie Lehrer sein, in Klassenräumen
Ist für neue Lehrkräfte kein Platz
Gib es auf, lass es sein

Doch denk jetzt nur nicht, dein Abschluss sei verflucht
Denn Taxifahrer werden immer und überall gesucht
Auch Kellner und Kassierer in Kiel
Wird man schnell, wer braucht schon Vergil

Alles ist Latein, hör auf zu träumen
Du wirst nie Lehrer sein, in Klassenräumen
Ist für neue Lehrkräfte kein Platz
Gib es auf, lass es sein

Alles ist Latein, spar dein Gezeter
Werd doch lieber Staub Saugervertreter
Refrendar in Kiel nur mit 1 9
Wer schafft das mit Latein

Mit deinem Zeugnis in der Hand
Schnorrst du dich durch das ganze Land
Potential verkannt

Donnerstag, 7. November 2019

Küssen ist schwul

An den Bushaltestellen wird's romantisch

Nur mal eben Post von der Filiale in der Holstenstraße abgeholt, und dann wieder zum Hauptbahnhof gegangen. Wenn ich mit dem Bus fahren möchte, der aber erst in mehr als vier Monuten kommt, dann gehe ich gern eine Haltestelle weiter. Und sollte ich nicht schnell genug sein und der Bus mich zwischen zwei Haltestellen überholen, dann macht das auch nichts, denn ich habe ja Zeit.

Auf diesem kleinen Fußmarsch fällt mir auf, wie viele von diesen Werbeanzeigen die Straßen und Wege pflastern, in diesem Bushaltestellenformat. Das ist mir heute deswegen aufgefallen, weil es in jeder zweiten Anzeige um eine neue schwule Datingshow irgendwo zum Streamen geht, und es gibt mehrere verschiede Anzeigen dafür, aber sie sind alle gleich aufgebaut: Im Hintergrund stehen mehrere Männer, zwei stehen im Vordergrund und werfen sich romantische Blicke zu, oder sie küssen sie sich. Und darunter steht (auch bei den Nichtküssern): "Küssen ist schwul."

Ich weiß gar nicht, wie ich darauf reagieren soll.

Positiv, weil ich es schön finde, dass endlich einmal küssende Männer in der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen und es nicht so einfach ist, diese Anzeigen zu überkleben, weil sie hinter Glas sind, da traut man sich nicht so leicht ran. Positiv, weil Schwule endlich Einzug in die Normalität erhalten und nach und nach als gesellschaftliche Realität anerkannt werden.

Negativ gar nicht mal wegen dieser Datingshow, die ich mir nicht anschauen werde, oder wegen des Slogans, sondern wegen der Realisierung: Ja, Schwule werden nach und nach als gesellschaftliche Realität anerkannt - aber eigentlich sollten sie es schon längst sein. Deutschland hängt unglaublich hinterher, trotz Freischaltung der Ehe für Alle. Dieses Werbeplakat suggeriert mir, dass diese Sendung etwas ganz Besonderes ist, etwas noch nie Dagewesenes, das man sich unbedingt anschauen sollte wie Tiere in einem Zoo, dabei sollte es etwas ganz Normales sein.

Unsere Gesellschaft muss mal ein bisschen schneller in die Pötte kommen. Film und Fernsehen zeigen so gaaanz langsam auch endlich Schwule (und den Rest der LGBTQ) - ja, das haben sie immer schon gemacht, aber als Freaks. Langsam wird das alles endlich normal, und das freut mich. Alien:Resurrection (2017), Black Mirror ("San Junipero", "Striking Vipers"), Dimension 404 ("Polybius", "Bob"), immer häufiger tauchen diverse Paare auf.

Also los, kann doch nicht so schwer sein ;-) Und mein Eindruck ist, dass die jetzige Schülergeneration damit schon deutlich gelassener umgeht. Klar, diverse Schüler werden immer noch gemobbt, aber es wird weniger, es wird offener, es wird friedlicher.

Montag, 4. November 2019

Buddhistische Bastelstunde

Ganz viele tolle Gedanken

Ich hatte nach dem letzten Eintrag schon geahnt, dass ich diesen Ecken-Rund-Knipser am Wochenende komplett ausleiern werde. Ausgeleiert ist er nicht, aber endlich kommt er zusammen mit dem Schneidebrett zum Einsatz, denn ich bin dabei, kleine Kärtchen zu basteln; jede dieser Kärtchen enthält eine der neunundfünfzig Lojong-Losungen des Buddhismus. Sie sind Denkimpulse, Verhaltensweisen, Richtlinien, Ideen, Überlegungen, Reflektionen auf die Frage hin: Wie möchte ich mich in meinem Leben verhalten? Und die christlichen Denkweisen sprechen mich einfach nicht an.

Diese Losungen sind manchmal ganz einfach zu verstehen, manchmal sehr kompliziert, und sie laden in jedem Fall zum Nachdenken darüber ein. Deswegen habe ich mir vorgenommen, diese neunundfünfzig Kärtchen zu basteln, und mir jeden Tag eine der Losungen herauszuziehen und eine Viertelstunde darüber nachzudenken, bzw. sie in meine Meditation einzubinden.

Ich gebe zu, bei manchen Sprüchen hatte ich zuerst überhaupt keine Ahnung, was damit gemeint sein könnte - zum Beispiel 20: Halte dich an den wichtigeren der beiden Zeugen. Dann hat mir diese Internetseite weitergeholfen, auf der alle Losungen kommentiert werden, von unterschiedlichen Menschen, teilweise sehr ausführlich, und das macht mir dann die Aussagen der Losungen klar:

Lojong - 59 Werkzeuge für den Geist

post scriptum: An diesem Wochenende habe ich eine SciFi/Mystery-Miniserie entdeckt, "Dimension 404" (2017), eine Mischung aus "Black Mirror" und "The Twilight Zone" - zwar längst nicht so gut, aber die Folgen "Bob" und "Polybius" haben mir sehr zugesagt, und es ist schön, auch mal wieder Charaktere zu haben, die im Laufe der vierzig Minuten eine Wandlung durchmachen können.

Freitag, 1. November 2019

Abgerundet

Nur ein Klick

Heute geht es um eine weinzige Kleinigkeit, die vermutlich kaum jemanden kümmern würde, aber ich merke, mir macht das tatsächlich etwas aus. Und wieder einmal kam das durch Zufall: Ich habe für die große Buba eine Karte für ihre Reise durch The X-Files gebastelt, mit Episoden, zu denen ich ihre Meinung hören möchte. Ausgedruckt, Zeit zum Laminieren. Da ich das Laminiergerät seit Ewigkeiten nicht genutzt habe, muss ich es erstmal Abstauben, und entdecke dabei, dass an der Unterseite des Geräts zwei weitere Gadgets sind - zum einen eine kleine Schneideschablone (quasi Schneidbrett in klein), zum anderen ein Knipser.

Dieser Knipser funktioniert bei allem Möglichen, was eine Ecke hat. Anpassen, klicken und die Ecke ist abgerundet. Ich hab's aus Spaß einmal ausprobiert und die Buba-Karte abgerundet - und es sieht auf einmal viel professioneller aus. Ich kann überhaupt nicht erklären, warum ich das so wahrnehme. Ich habe direkt danach die Ecken meines EGO-Buches abgerundet, und als nächstes geht es an meine Wohnung: Überall hängen diverse Schilder, Termine, das Buba-Stopf-Bild, bald kommen die Lojong-Losungen dazu. Ich finde es viel angenehmer mit diesen runden Ecken.

Lässt mich an Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) denken, die Kulissen aus dem deutschen Expressionismus sind verwinkelt, spitz in die Länge gezogen - da hätte der Knipser Einiges zu tun. Und ich finde es faszinierend, wie so eine winzige Kleinigkeit tatsächlich für mich spürbar ist. Ob das was mit HSP zu tun hat? Jedenfalls werde ich den Knipser in nächster Zeit fleißig benutzen.

Wer genau hinschaut, sieht die abgerundeten Ecken.
post scriptum: Bitte keine Spoiler zu der Serie posten, damit die fette Schnecke das voll genießen kann ;-)