Sonntag, 10. November 2019

Furz während der Examensprüfung (I)

Wie kommt man auf so einen Schwachsinn?

Ich hatte einmal über meine mündliche Examensprüfung in Pädagogik geschrieben - auch die in Latein gibt ein bisschen Blogstoff her, denn sie hatte ein Vor- und Nachspiel, quasi ein Werk in drei Akten - Genre zu diesem Zeitpunkt unbekannt, einziges Attribut, das zu geben ich willens bin, ist durchgeknallt. Begeben wir uns also zurück in das Jahr Zweitausendelf.

Erster Akt: Ohne Sicherheitsnetz

Ich hatte immer große Angst vor mündlichen Prüfungen - das ging los in der Sekundarstufe II, als dann irgendwann die mündliche Abiturprüfung anstand - ausgerechnet in Geschichte. Ich hatte deswegen große Panik davor, weil ich nicht wusste, wie so eine Prüfung aussieht. Wie sie sich anfühlt. Angst vor dem Unbekannten, für einige unter Euch nichts Unbekanntes. Hinzu kam, dass wir mündliche Prüfungen an meiner Schule während der Schulzeit überhaupt nicht geübt hatten, keine Probeprüfungen oder so.

Die zweite mündliche Prüfung in meiner Ausbildung war dann die Zwischenprüfung in Englisch, und wieder hatte ich Panik, diesmal aber nicht ganz so viel, weil das Abitur einigermaßen gut gelaufen war und weil ich langsam das Gefühl hatte, Englisch auf die Reihe zu bekommen. Ist auch gut gelaufen, schön. Und dann stand das Erste Staatsexamen an, das gibt es heute nicht mehr, heute ist man Bachelor oder Master in etwas, wenn man sein Studium komplett absolviert hat. Die große Buba und ich mögen zwar Masters of Teig sein, aber ich habe noch das alte Examen, sie den neuen Master in Englisch.

Teil des alten Staatsexamens war neben den Klausuren auch je eine mündliche Prüfung in beiden Fächern und Pädagogik, und ich hatte dann wieder weiche Knie. Nein, vor der Englischprüfung nicht; nach der Zwischenprüfung und mit Rückblick auf das Studium hatte ich da ein ganz gutes Gefühl, aber als ich bei den anderen professores angetreten bin, um Prüfungstermine zu holen und Prüfungsthemen vorzuschlagen, habe ich mich ein bisschen komisch gefühlt.

Und dann kommt man aus dem letzten Büro und hat seinen Notizzettel vor sich: Tag 1 Englisch, Tag 4 Pädagogik, Tag 11 Latein, und dann würde ich mein Examen in der Tasche haben. Wenn ich das denn schaffe, denn vor Latein hatte ich richtige, wirkliche Panik, ich war kein sehr guter Lateinstudent, mit stark schwankenden Leistungen. Naja, immerhin Englisch zuerst, das gibt dann wenigstens einen guten Start in die Prüfungsphase...

...dachte ich nicht mehr, als ich am Ende der Englisch-Prüfungsstunde aus dem Büro von PrDrZ in die Arme der großen Buba gefallen bin, verwirrt, panisch, enttäuscht, und mit einem miesen Ergebnis, das immerhin noch bestanden war. Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, PrDrZ übrigens auch nicht, und ich fühlte mich, als hätte mir jemand den Boden unter den Fußen weggezogen. Ohne Auffangnetz. Und ich sah mein Examen komplett auf der Kippe - wenn das in Englisch schon so grottig lief, wie soll ich dann jemals Latein bestehen???

Dass drei Tage später die Pädagogikprüfung gut gelaufen ist, hat für einen schönen Nachmittag gesorgt, aber danach kam die grauenhafte Vorbereitungswoche Latein, in der ich mich jeden Abend mit Ouzo betrunken und mich mit meinen Autoren beschäftigt habe. Wozu sollte ich noch nüchtern sein, wenn das sowieso nix wird, wozu dann der Aufwand? Ich war in meinem ganzen Studium nie so deprimiert wie damals. Ich weiß nicht mehr, ob ich verkatert in die Lateinprüfung gegangen bin, ich weiß nur noch, dass ich zuhause vor dem Spiegel lange daran gearbeitet habe, die Reste verheulter Augen zu kaschieren, zu lächeln, egal, was in mir abging, und mir klarzumachen, dass es nur sechzig Minuten sind... unter anderem vor PrDrB... oh fuck... na denn mal auf zur Uni. Und wenigstens hast du es dann versucht.

Fortsetzung folgt...

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