Oh mann.
Das war mal echter Horror - so schlecht, dass es wehgetan hat. Und dieser Schrott hat haufenweise Nominierungen für Preise erhalten, darunter Golden Globe und Emmy-Awards. Jetzt werde ich einen Beitrag schreiben, in dem ich fürchterlich arrogant klingen werde, wenn man zwischen meine Zeilen etwas hineinliest. Aber wer mich kennt, weiß, dass ich einfach nur Fakten aufliste.
Es ist ein Irrglaube, wenn man denkt, nur weil eine TV-Serie viele Staffeln hat, weil einige Gaststars dort auftreten, weil sie Publikumspreise bekommen hat, weil sie in der IMDb eine sehr gute Wertung halten hat, dass das dann tatsächlich eine gute Show ist. Es ist mal wieder ein Fall von unterschiedlicher Wahrnehmung: Das Publikum liebt es, die Kritiken verreißen es.
Zumindest teilweise: Viele bemühen sich, der Serie American Horror Story Gutes abzugewinnen. Gibt es auch: Etwa Eins Komma Drei gute Szenen in jeder Folge und Jessica Lange spielt mit. Eine der großen Schauspielerinnen, die sich trotz der Triple Crown of Acting nicht zu schade dafür sind, sich dem Schrott hinzugeben. Helen Mirren ist auch so eine. Ich akzeptiere das.
Und ich glaube, wenn man mit dem Bewusstsein herangeht, dass es eine Serie von inkompetenten Machern ist, dann kann man da auch viel Spaß haben; wenn man einfach nicht zu viel erwartet. Da fällt das alles gar nicht auf: Grottenschlechte Schauspieler, tonnenweise acting out of character, plot holes, fehlende Anschlüsse, Kameraführung ohne Konzept, Sinn und Verstand, infantile Dialoge, negativ-dimensionale Charaktere, die ohne Vorwarnung zwischen verschiedenen Persönlichkeiten hin und her springen (und dafür gibt es leider keine plotbedingte Erklärung), male gaze, dass es einem zu den Ohren herauskommt, Homophobie und natürlich auch eine Frau mit dem Down-Syndrom, die "tragisch" in der Mitte der Serie stirbt, nachdem sie eine Barrikade von "Mongo-Sprüchen" abbekommen hat.
Wenn man tatsächlich die ganze erste Staffel (Murder House) durchgeschaut hat, ergibt am Ende alles irgendwie Sinn, und die vorletzte Szene ist auch gut. Blöd nur, dass der schöne Eindruck durch die letzte Szene kaputt gemacht wird - als hätten die Macher das Gefühl, sie müssten immer noch einen obendrauf setzen, völlig egal, ob die Drehbuchlogik das überhaupt hergibt.
Unheimlich ist das ganze an keiner Stelle. Das ist kein Horror, das ist Trash-Comedy. Sicherlich hat auch das Genre seine Berechtigung, aber ich habe gemerkt, dass ich das nicht aushalte. Ich habe eine Aufmerksamkeitsspanne von mehr als drei Sekunden, und deswegen fällt mir jede noch so kleine Ungereimtheit auf, und ich kann nicht einfach drüber hinweglächeln und Spaß haben. Ich habe mehrfach überlegt, das Ganze abzubrechen - aber sowas mache ich nicht. Ich habe Geld für die gesamte Staffel ausgegeben, also schaue ich sie mir auch bis zum Ende an. Have your cake... and eat it!
Hier ist mir meine Intelligenz im Weg. Ich bin völlig unfähig, so etwas zu genießen. Ich habe mittlerweile so viele von Roger Eberts Filmrezensionen gelesen, dass ich zu dem Schluss komme, er könnte auch ein Aspi gewesen sein.
*kurze Recherche*
OMG! Ich lese, dass Ebert tatsächlich auch ein Aspi war - da fällt mir alles wie Schuppen von den Augen - warum er so viel Gutes in Filmen sehen konnte (wie zum Beispiel in The Cell (2000) oder Stay (2005), die von den meisten anderen Kritikern komplett verrissen wurden), warum er mit Dummheit überhaupt nicht klargekommen ist, warum so viele ihn gehasst haben, warum ich seine Rezensionen liebe.
Das macht jetzt alles einen Sinn.
Ich sollte American Horror Story dankbar sein.
post scriptum: Ich brauche dringend ein Antidot, ein Gegengift gegen diese stupide Unterhaltung, Zeitverschwendung, wie auch immer man es nennen will. Also schaue ich mir nochmal "The Haunting of Hill House" an - um wieder zu erleben, was eine wirklich gute Haunted House-Serie ist.
paulo post scriptum: Ohklott, das klingt jetzt alles so bösartig! War aber nicht so gemeint. Es ging mir nur darum: Ich kann mein Gehirn nicht abschalten, und ich kann den Fehler-Geigerzähler nicht abschalten. Ich *kann* so eine Serie nicht genießen, und ehrlich gesagt beneide ich die Zuschauer, die das schauen und einen Mordsspaß haben...