Dienstag, 4. Februar 2020

Wie war das nochmal mit der Vielfalt?

Erste Einblicke

Okay, die Mail/Blog-Schockstarre vor dem ersten Tag an der Schule löst sich langsam auf - verursacht durch irgendwie zuviel Papierkram, ich muss morgen nochmal im DLZP anrufen, ich soll nochmal alle Informationen angeben, die sie schon seit Jahren haben? Und heute dann Schulentwicklungstag, das erste Mal, dass ich das Kollegium sehe, und der Tag war gar nicht uninteressant, weil es um die Reform der OAPVO geht - das Monster, das uns diktiert, wie wir die Stundentafeln in der Oberstufe und das Abitur zu gestalten haben. Drollig: Es soll wieder in Richtung Grund- und Leistungskurse in den Hauptfächern gehen, und ich muss zugeben, ich habe zwar verstanden, worum es geht und was die Probleme sind, aber in meinem jetzigen "Zustand" bin ich nicht in der Lage, irgendwas davon wiederzugeben. Ich nehme aber auf jeden Fall ein besseres Orientierungsvermögen an meiner Schule mit, wenn auch nur im Dezimalbereich.

Das Thema heute ist gewissermaßen Vielfalt, die an meiner Schule gelebt wird - leider habe ich das perfekte Bild dazu gerade nicht zur Hand: Auf die Abitreppen hat ein Jahrgang "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" geschrieben, Frankreich, wir erinnern uns, aber sie haben das Wort "Gleichheit" durchgestrichen und in rot "Vielfalt" darübergeschrieben. Wenn sowas von Schülern kommt, dann ist das schon irgendwie toll.

Das wollte ich eigentlich heute noch gar nicht posten, sondern erst dann, wenn ich ein vernünftiges Foto von der Treppe habe - aber ich habe mir heute den Indie-Film Freaks (2019) angeschaut - nicht zu verwechseln mit dem Film aus den Dreißigern. Ein Science Fiction-Thriller, der aber den Fokus mehr auf das Familiendrama legt, so wie es vor ein paar Jahren auch schon Midnight Special (2016) gemacht hat. Aus einem niedrigen Budget wurde ein Maximum herausgeholt, und die Hauptfigur ist ein sechsjähriges Mädchen, das den Unterschied zwischen "normal" und "anders" auf eine sehr spezielle Art entdeckt.

Ich fand den Film so gut, die Art, wie er die nötigen Informationen verschachtelt und erst nach und nach hereinreicht, bis man versteht, was abgeht - ich mag es ja, wenn ein Film intelligent ist - mit einer ordentlichen Ladung Sozialkritik, denn in diesem Film müssen Menschen, die anders sind - Freaks eben - ausgemerzt werden. Kombiniert mit der Geschichte des Mädchens, das von seinem Vater allein aufgezogen wird, in einer ähnlich hermetisch abgeriegelten Welt wie im sensationellen Room (2015), hat sich der Film gerade tief in mein Bewusstsein gebrannt. Deswegen also heute.

Der Film stellt die ganz klassische Frage: Darf Anderssein erlaubt sein? Ich verrate bewusst nicht des Films Antwort darauf, ich kann ihn nur empfehlen. Ich werde ihn mir jedenfalls zulegen, wenn die Finanzen wieder besser aussehen, und ich nehme ihn in potentielles Schulmaterial auf. Schönster Satz: "Dad! I can't help mom when she's frozen!" - "Just a sec, dear!"

Und nun muss ich mich um viele unbearbeitete Nachrichten kümmern...


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