Samstag, 30. Januar 2021

Elternsprechtag (Corona-Remix)

Telefontussi

Das Schulhalbjahr wechselt, ein Elternsprechtag steht an. Eine wunderbare Chance für Eltern, herauszufinden, warum ihr Kind so unerwartet schlechte Noten im Zeugnis hat (mittlerweile lasse ich neben den Leistungsnachweisen auch sämtliche noch so kleine Tests von den Eltern unterschreiben, damit da nichts mehr unerwartet ist). Wer mich kennt, weiß, dass ich Elternsprechtage ganz gern mag, denn ich bin immer neugierig, was da wohl für Eltern hinter dem Schülerverhalten stecken, und es ist auch eine tolle Gelegenheit, meine HB-Verdachte - so sie denn stark genug sind - zur Sprache zu bringen, beziehungsweise durch viel Nachfragen mehr Haken für die HB-Checkliste in meinem Kopf zu sammeln.

Wer mich allerdings gut kennt, der ahnt, dass dieser Elternsprechtag der pure Horror werden dürfte: In Corona-Zeiten werden alle Gespräche telefonisch ablaufen - das schreibt einem Aspi das blanke Entsetzen in's Gesicht. Es hat schon einen Grund, dass gerade erwachsene Aspis quasi als Nachteilsausgleich ein Recht auf fernschriftliche Kommunikation haben: Ich habe Angst davor, unbekannte Menschen anzurufen. Konkret: Ich weiß nicht, ob ich gleich die richtige Person am Hörer habe. Ich weiß nicht, wie deren Stimme klingen wird. Ich weiß nicht, worum es genau gehen soll. Ich weiß nicht, wie ich das Telefonat am Laufen halten soll, beziehungsweise wann und wie ich es beenden kann. Ich weiß nicht, ob die Person am anderen Ende verständliches Deutsch spricht. Ich weiß nicht, ob ich die Person werde verstehen können. Wenn das Telefon unerwartet klingelt, gehe ich erst gar nicht ran.

Diese ganzen Unsicherheiten sind für Aspis extrem bedrückend, weil sie sich darüber den Kopf zerbrechen und am liebsten etwas Sicherheit hätten, wie das anstehende Gespräch ablaufen wird. Aus diesem Grund "proben" viele Aspis anstehende Gespräche zuhause mit sich selbst, damit sie alle möglichen Verläufe schon einmal erlebt haben und möglichst nichts Unerwartetes mehr kommt.

Mir geht das seit Jahren so. Ich habe im Smalltalk sowieso Probleme, und ich habe bis heute nicht gelernt, wie ich ein Gespräch beenden kann - ich seihere dann immer mehr auswendig gelernte Satzbrocken dahin, weil ich nicht weiß, was ich sonst sagen soll. Ich habe echt Bammel vor diesem Elternsprechtag und muss jetzt mal schauen, dass mich das nicht so sehr beschäftigt, dass ich darüber andere Sachen vergesse.

Telefon? Horror!

post scriptum: Und deswegen finde ich es total toll, dass meine Eltern mich da unterstützen, indem wir unseren Neuigkeiten-Austausch auf Mails verlegt haben. Ganz selten kommt es dann allerdings doch mal vor, dass ich sie anrufe - wenn ich das lange und gründlich genug vorbereitet habe. 

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