Dienstag, 12. Januar 2021

Sonne hilft


Heute habe ich meinen Schülern endlich die ersten Aufgaben zugeschickt. Gleichzeitig habe ich mich gefragt, warum das so lange gedauert hat - was mich in den letzten Tagen so blockiert hat. Jedes Hinterfragen gibt mir etwas mehr Aufschluss darüber, was in den Köpfen meiner Aspi-Schüler vor sich geht, und ist deswegen hilfreich. Ich bin bei zwei Erklärungen gelandet, von denen eine Vielen von Euch nachvollziehbar erscheinen dürfte.

Heute bin ich mit Sonnenschein aufgewacht. Es ist einfach ein völlig anderes Gefühl, wenn man nach dem Weckerpiepen die Rollos öffnet und das Tageslicht schon ausreicht, die Wohnung zu erhellen. Ganz anders als die letzten Tage, an denen es grau und düster war und ich gleichzeitig alle Lampen einschalten musste. Vitamin D, Serotonin, der Sonnenschein kombiniert mit etwas Koffein und schwungvoller Musik, das macht das Arbeiten deutlich einfacher.

Die zweite Erklärung geht ein bisschen in's Aspische, denn ich habe heute morgen mit einem festen Ritual gebrochen. Normalerweise führt mich der Gang aus dem Bad (Tablettenfrühstück, nicht wahr?) direkt an das Notebook und ich surfe zu Google News, um mir die aktuellsten Infos aus der Welt zu Gemüte zu führen. Das habe ich jetzt jahrelang jeden Tag gemacht - ein Aspi kommt aus solchen Mustern nicht einfach heraus. Heute musste ich Papiermüll wegräumen, um an meinen Schreibtisch zu kommen, und dann habe ich das Aufräumen einfach direkt verlängert, und als Wäsche, Geschirr und Müll dann bearbeitet waren, habe ich gleich mit den Schulaufgaben weitergemacht. Ich habe heute also keinerlei Morgennews gelesen.

Und ich lebe immer noch. Aber dieses Denken "Wenn ich meine Rituale und Abläufe nicht einhalten kann, wird es ein schlechter Tag", das ist eben Asperger pur, jeden Tag wieder, und ich hoffe nur, dass mein Gehirn sich diesen erfolgreichen Morgen gut eingeprägt hat. Ich werde meine News einfach auf den Abend beschränken - so kann mich auch eine Geschichte wie der Sturm auf das Kapitol nicht so sehr mitnehmen, dass meine Arbeit darunter leidet.

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