Der eigene freie Wille

Freiheit!

"Ich bestimme wieder allein über mein Leben, Bob!"

Diesen Satz spricht Meryl Streep in der Rolle der Mary Fisher im Film She-Devil (1989). Bevor sie diesen Satz gesagt hat, wurde alles in ihrem Leben bestimmt von ihrem Ehemann Bob. Sie liebte ihn so sehr, dass sie sich verbogen hat, um es ihm recht zu machen. Ein eigener Wille war da nicht zu spüren. Zum Glück ist ihr irgendwann der Kragen geplatzt.

Wer bestimmt über mein Leben?

Wer sagt mir morgens, welche Kleidung ich tragen soll? Wer sagt mir, wie ich Menschen gegenüber auftreten soll? Wer sagt mir, wie ich meinen Unterricht gestalten soll? Wer sagt mir, wie lange ich aufbleiben darf? Wer sagt mir, wie oft ich es mir in meiner Wohnung schön machen darf? Wer sagt mir, ob ich Flo sehen darf?

Bin das ich?

Ich habe nicht Philosophie studiert. Ich habe mal aufgeschnappt, dass der "freie Wille" in Philo ein Thema des Lehrplans ist. Dass ich davon keine Ahnung habe, heißt aber nicht, dass ich mir darüber keine Gedanken mache. Ich strebe nach Freiheit.

Immer. Ich möchte frei sein. Ich entscheide selbst, ob ich zu viel Geld für ein Möbelstück ausgegeben habe. Ich entscheide selbst, wann ich mich mit wem treffe. Ich entscheide selbst, wie schnell ich mit meiner Klasse im Englischbuch vorankomme. Ich entscheide selbst, wie ich mich in der Angelegenheit Flo verhalte.

Der Film Cloud Atlas (2012) benutzt das Streben nach Freiheit als Leitmotiv seiner Charaktere. Sie brechen aus, aus einem Altersheim, aus einer Maschinerie, aus der Sklaverei. Ich ticke genau so, ich versuche, auszubrechen, die Fesseln abzuschütteln, die über mein Leben bestimmen. Das ist mein Leben. This is my story.

Ich glaube, der Freiheitsdrang ist in jedem Menschen vorhanden - oder? Immer wieder treffe ich auf Situationen, in denen Menschen eingesperrt und unfrei sind. Klar, diejenigen, die in den Strafanstalten sitzen, sind nicht frei. Aber es gibt auch unsichtbare Ketten, Fesseln und Kerker. Sie bestehen aus Gedanken, aus Voreingenommenheiten, aus Vorurteilen.

Immer wieder treffe ich solche Menschen. Ich wünschte, ich könnte sie befreien, ihre Fesseln lösen und ihnen die Freiheit schenken, nach der es mich selbst so dürstet. Aber die unsichtbaren Ketten kann nur jeder Mensch für sich selbst sprengen. Er selbst muss es wollen. Und dazu muss er erstmal sehen, dass da Ketten sind, denn allzu oft ist ja "eigentlich alles okay."

Bist Du frei?