Freitag, 11. November 2016

"Was soll ich da machen?"


Ich bin immer ein wenig irritiert, wenn Schüler nicht wissen, was sie machen sollen. Okay, wenn es daran liegt, dass ich keinen klaren Arbeitsauftrag gegeben habe, dann ist das verständlich. Heute wollte ich mal testen, wie gut sie darin sind, Arbeitsanweisungen zu lesen und zu befolgen. Ich habe das obige Blatt austeilen lassen und abgewartet. Wir waren zu dritt, Schulbegleitung, Förderlehrkraft und ich, beinahe Team-Teaching. Fünfte Klasse.

Neben Aufgabe drei steht ein dicker Punkt, das bedeutet, dass diese Aufgabe auf höherem Niveau ist. Und wie! "Setze am, is oder are ein. Kreise dann den passenden Buchstaben ein." Die erste Hälfte hat (mit hier und da ein paar Fehlerchen) geklappt, aber was sollen diese Buchstaben dahinter bedeuten? Hmm, soll ich die anmalen? Schau mal auf die Arbeitsanweisung. Ach so, ich soll die alle einkreisen. Nein, nur die passenden Buchstaben. Aber wie find ich denn heraus, welches die passenden Buchstaben sind? Schau mal, über den Spalten steht am, is und are. Ja, und nun?

An so einer Aufgabe kann man schön diagnostizieren, wer eine etwas längere Leitung hat unnd wer vielleicht ein ganz helles Köpfchen ist. Noch während ich einem Schüler mit Engelsgeduld die Aufgabe erkläre, schallt es aus der anderen Ecke: "Dr Hilarius, ich bin mit beiden Zetteln durch!"

Daran muss ich mich erstmal gewöhnen. An die Tatsache, dass für einige Schüler selbst die Arbeitsanweisungen zu schwer sind. Ganz klar, bei den I-Kindern taucht das auf, aber damit rechne ich ja auch. Kläuschen hätte hier auch seine Probleme gehabt, deshalb gehen wir Lehrkräfte rum und erklären es. Aber manche Kinder sind auch einfach zu faul, die Arbeitsanweisungen zu lesen.

Highlight: "Aber die Arbeitsanweisungen sind auf Englisch, das verstehe ich nicht, also kann ich das auch nicht machen." - "Hast Du gesehen, dass sie direkt darunter auch auf Deutsch stehen?" - "Oh. Äh. Okay." Aber, wie gerade erläutert, sind auch deutsche Arbeitsanweisungen manchmal schwierig zu verstehen. Ich brauche mehr Geduld und möchte ein Pladoyer bringen für alle Kollegen da draußen, dass sie nicht ungeduldig sein mögen, wenn solche Situationen auftauchen.

Dann freut sich nämlich auch Kläuschen wieder, jeder noch so kleine Erfolg zählt!

post scriptum: So ein Mist, das Problem mit der Tastatur wird immer nerviger - nicht nur, dass einige Buchstaben verschwinden, irgendwie ist alles voller Ns. Es scheint, als müsste ich das N nur anatmen und es wandert aufs Blatt. Und wenn ich das N dann drücke, bekomme ich auch gern - selbst bei kurzem Druck - drei oder vier Vertreter der Spezies Buchstabe N. Wird irgendwann Zeit für ein neues Notebook...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen