Samstag, 30. März 2024

Haustier: Hund. ...not.


Ich denke immer mal wieder darüber nach, dass ein Mitbewohner interessant sein könnte. Aber wen nehmen wir da? Sofort ausgeschlossen werden Menschen, besonders neurotypische. Quelle für Traurigkeit, muss nicht sein. Mit einem anderen Autisten könnte das vielleicht anders sein, aber ein menschlicher Mitbewohner kommt für mich nicht in Frage.

Was für ein Haustier also? Auch hier kann ich eines direkt ausschließen: Ich werde mir niemals einen Hund zulegen. Ich habe Angst vor Hunden, und das beruht auch auf dem Autismus. Hunde bellen. Laut. Ohne Vorwarnung. Ich erschrecke mich jedesmal wieder - und dann werde ich gegaslighted: "Der freut sich doch nur, du musst keine Angst haben!"

Ich weiß, dass Hunde auch bei großer Freude bellen können. Der Grund ist mit aber völlig egal. Es ist die Unberechenbarkeit; der Gedanke "jeden Moment könnte dieses Tier bellen". Angst. Natürlich könnte auch ein Kindheitstrauma da reinspielen, als mich kleinen Steppke auf dem Fahrrad ein Hund laut bellend in einem Mordstempo verfolgt hat. Da hatte ich auch Angst. Hauptsächlich ist es aber das Bellen, das ist mir im Laufe der Jahre klar geworden und eben wieder als Gedanke aufgeploppt, als während der Meditation eine Töle im Viertel angefangen hat, laut zu bellen. Und das nicht nur einmal, sondern über sieben Minuten einunddreißig Sekunden lang.

Ich bräuchte einen stummen Hund. Vielleicht hat das auch gar nichts mit Autismus zu tun, sondern mit Hochsensibilität; ein paar der Eigenschaften habe ich auch, das habe ich durch meine beiden besten Freundinnen realisiert. Aber selbst ein stummer Hund würde bei mir leiden, denn ich würde das Gassigehen vergessen, ich will ihm nicht meine gesamte Aufmerksamkeit schenken, immer und überall - ich bräuchte eher ein Tier, das eigenwillig und pflegeleicht ist und auch mit sporadischer Versorgung klarkommt. Ich lande da bei einem Terrarium mit ...? Vielleicht ein Reptil. 

Aber das ist Zukunftsmusik; erstmal muss ich mein Leben wieder in den Griff bekommen.

Kennt jemand von Euch das mit dem Bellen und Erschrecken?

post scriptum: Keine Sorge, Bruder, ich werde auf jeden Fall bei dem Ereignis im Herbst dabei sein! ;-)

Mittwoch, 27. März 2024

Das Gras ist angekommen

Damals in den Kronshagener Bergen....

Nun sind wir also endlich so weit, die Cannabis-Freigabe ist unterzeichnet. Wobei, so weit sind wir auch wieder nicht, denn jetzt steht eine Menge Bürokratie an. Strafen aus der Vergangenheit müssen überprüft werden. Cannabisclubs müssen gegründet bzw. zertifiziert werden. Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis ich einfach losgehen und mir einen Joint besorgen kann.

Nicht, dass ich das unbedingt tun würde: Ich schreibe es hier immer wieder, die Wirkung von THC sagt mir nicht besonders zu. Außerdem bin ich kein Raucher; wenn, dann würde ich einen Vaporizer nutzen, denke ich. Oder eine Glasbong, kurz und fast schmerzlos. Was ich aber tun werde: Ich werde mir, wenn ich meine anderen Angelegenheiten im Griff habe, einen kleinen Vorrat an Gras hier zulegen. Als Notfallmedikation für was auch immer eintreten mag. Gibt mir dann ein Gefühl von Sicherheit. Ich muss es nur irgendwo vergraben oder so, ich mag den Geruch absolut nicht. Vielleicht kommt es, wie all' meine Notfallmedikamente, in den Keller.

Ich bin ja gespannt, ob sich jetzt die ganze Panikmache der CDU und der CSU bewahrheitet. Ob jetzt hunderttausende Menschen in die Abhängigkeit rutschen, der Straßenverkehr viel gefährlicher wird als vorher, die Drogenkriminalität noch mehr zunimmt. Bin wirklich gespannt - Modellversuche anderer Länder zeigen das Gegenteil. 

Allerdings frage ich mich auch, wie sich die neue gesetzliche Regelung auf unsere SchülerInnen auswirken wird, und da mache ich mir tatsächlich etwas Sorgen. Für sie wird es leichter werden, an das Gras zu kommen, und die Entwicklung des Gehirns kann tatsächlich beeinträchtigt werden, von der schulischen Performance mal ganz zu schweigen. Und allen Jugendlichen einen verantwortungsbewussten Umgang mit Gras zuzutrauen wäre doch extrem naiv. Ich war auch mal jung und weiß, was Grenzüberschreitungen bedeuten, und das Gefühl von Unsterblichkeit.

Also, liebe KollegInnen: Starten wir in die Ferien mit dem Vorhaben, unsere Schulkiddies im Blick zu behalten. Ob sie kiffen, was das mit ihnen anstellt, ob die Situation sich in irgendeiner Art und Weise ändert - all' das. 

Bleiben wir achtsam!

Montag, 25. März 2024

Besuch bei'm Psychiater und das Stigma


Freitag

Ich nehme so gut wie nie Filmempfehlungen von anderen Menschen an - und davon bekomme ich als Lehrer reichlich von meinen SchülerInnen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich gute Filme liebe. Die meisten Jugendlichen haben in dem Alter noch kein Gespür dafür, was ein "guter" Film ist, weil ihnen die Vergleichswerte fehlen. Also empfehlen sie mir, was sie selbst toll finden. Und das höre ich mir dann höflich an, setze es aber nicht um.

Anders ist es, wenn die große Buba mir einen Film empfiehlt, denn ich glaube, sie gibt sich sehr viel Mühe, mich als Autisten wirklich zu verstehen, und auch zu verstehen, was mir echte Freude bereitet - dafür liebe ich sie, denn das ist ein hartes Stück Arbeit, was auch immer wieder Enttäuschungen mit sich bringt. Und selbst bei der großen Buba brauche ich manchmal sehr lange, bis ich einem Filmtipp auch wirklich nachgehe.

Dass jemand mir einen Film vorschlägt und ich direkt bei'm Nachhausekommen das Teil auf Netflix suche, finde und mir direkt anschaue, sowas gab es bis heute nie. Aber... vielleicht sollte ich am Anfang anfangen, am Beginn eines sehr erleuchtenden, aufregenden Tages, der in mir eine tiefe Zufriedenheit und Dankbarkeit hervorgerufen hat.

Definitiv nicht Zufriedenheit mit der Deutschen Bahn. Denn ich hatte heute um halb zehn morgens meinen Termin bei'm Psychiater, und ich bin auf den ÖPNV angewiesen, und das Deutschlandticket als Chipkarte works like a charm. Also gehe ich heute um viertel nach acht zu Gleis fünf, auf dem der Regionalexpress nach Pinneberg bereit steht.

Ist ja seltsam. Niemand sitzt drin, oder... doch, da hinten sitzt auch jemand. Aber warum stehen noch so viele Menschen auf dem Bahnsteig? Ich könnte natürlich einfach jemanden fragen, aber ich bin Autist und vermeide es, fremde Menschen anzusprechen. Also gehe ich noch einmal zur Tür, schaue draußen auf die Anzeigetafel - aber alles sollte eigenlich stimmen, und so suche ich mir einen Sitzplatz im Untergeschoss in Fahrtrichtung, links am Fenster natürlich. Ich hole meine Logikrätsel heraus und vertreibe mir die Zeit, bis ich sehe, dass die Menschen sich draußen in Bewegung setzen. Sie alle gehen zurück zum Eingang des Hauptbahnhofs, okay, what the ...? Ich bekomme Angst. Werde ich hier jetzt gleich auf ein Abstellgleis gefahren und komme nicht mehr aus dem Zug? Panisch renne ich zur Tür, zwar mit Rucksack, aber meinen schönen Regenschirm von Samsonite hat jetzt die DB. Und ja, ich weiß, es gibt da ein Fundbüro, aber das sind fremde Menschen, also kaufe ich mir lieber einen neuen. Von der gleichen Art natürlich.

Immerhin lande ich jetzt auf dem richtigen Bahnsteig, wo angezeigt wird, dass sich die Abfahrt um eine Viertelstunde verzögert. So what, ich habe einen kleinen Zeitpuffer, bevor ich im Krankenhaus sein muss. Und dann fängt auch endlich alles an, richtig zu funktionieren. Ich esse einen Schokoriegel - Zucker als Entzündungsförderer eigentlich nicht so gut, aber ich brauche etwas Energie für den Tag, die große Buba sagt Edhergighie.

Ich habe mich sehr auf diesen Termin gefreut, denn der letzte ist drei Monate her. Es hat einfach terminlich nicht besser gepasst; und während ich einmal bei einem monatlichen Besuch schon dachte, dass es eigentlich kaum Neues zu berichten gibt, waren drei Monate dann doch zuviel, vor allem, weil sich in meiner beruflichen, gesundheitlichen und familiären Situation viel getan hat in dieser Zeit, und nichts davon wirklich zum Positiven. Vielleicht sind anderthalb bis zwei Monate derzeit eine gute Frequenz für uns. Ich habe das aus verschiedenen Psychologieserien gelernt, dass man das je nach Bedarf umstellen kann und sollte, immer im Sinne des Patienten, und ich muss einfach mal konstatieren: Ohne den Rückhalt meines Psychiaters wäre ich in dieser Welt, an diesem Punkt angekommen, vollkommen aufgeschmissen. Meine lieben Eltern würden so gern helfen, aber ich brauche fachliche und rechtliche Hilfe, das heißt, es müssen Fachleute ran.

Ich möchte wirklich jedem, der ein starkes Gefühl davon hat, er könne auf dem Autismusspektrum sein, empfehlen, einen Platz bei einem guten, spezialisierten Psychiater zu bekommen. Auch wenn es eigentlich gerade nicht nötig scheint - irgendwann werden Probleme kommen, aus unterschiedlichsten Gründen (zum Beispiel, weil die Eltern sterben), und dann ist man hilflos und allein gelassen. Ihr nehmt es mir nicht übel, wenn ich mir im Kopf gerade ein paar wenige KandidatInnen vorstellen kann, denen das vielleicht helfen könnte. 

Bringt den Mut auf, sucht Euch einen Diagnoseplatz! Möglichst jetzt, denn die Vorlaufzeit ist unglaublich lang. Bei mir hat es - wenn mich die Erinnerung nicht trügt - anderthalb Jahre gedauert bis zum ersten Termin. Die PsychiaterInnen sind einfach komplett überlastet, und dabei können sie im Leben eines autistischen Menschen so viel Gutes bewirken, und das auch schon komplett ohne Medikamente, indem sie einen geschützten Raum zum Reden bieten. 

Bitte geht diesen Schritt. Auch wenn der Gedanke nagt "Nö, betrifft mich ja nicht unbedingt, brauche ich gerade eigentlich nicht wirklich" - die Fachliteratur bestätigt: Irgendwann im Leben werden wir AutistInnen Hilfe brauchen, und wenn wir noch so sehr high-functioning (a.k.a. Asperger) sind.

Aber zurück zum heutigen Besuch, und ich merke gerade, ich muss den Artikel morgen weiterschreiben, denn es war ein sehr langer Tag und ich habe das alles immer noch nicht verarbeitet. Keine Sorge, das mit den Filmen kommt noch, ich schreibe morgen weiter!

(...)

Let's go. Natürlich werde ich hier nicht vom konkreten Inhalt des Gesprächs schreiben, sondern etwas abstrahieren und mich vor allem darauf konzentrieren, was das bei mir ausgelöst hat. Könnte auch für meinen Psychiater interessant sein, vielleicht liest er das jetzt gerade. Falls ja, hier nochmal: DANKE für Freitag!

Natürlich hat es gut getan, nochmal die Rückschläge aus dem Januar und Februar Revue passieren zu lassen, die Ablehnung des Schwerbehindertenstatus und das Verbot, eine Vertretung an einer Schule zu übernehmen (ich habe bis heute keinerlei Entschuldigung aus dem Ministerium bekommen). Es hat mir nämlich wieder etwas Mut gemacht zu wissen, dass ich eigentlich nichts falsch gemacht habe, sondern dass das Problem im System liegt.

Ebenso hat es sich gut angefühlt, über Themen zu sprechen, zu denen ich einen Bezug habe, und so sind wir zwischendurch auch wieder bei'm Thema Filme angekommen, genauer Filme über Autismus. Es gibt so viele Filme, die Autismus darstellen wollen - vielleicht nicht als Thema, aber in einem ihrer Charaktere - und sich dabei auf Klischees berufen, die mit der Breite des Spektrums überhaupt nichts zu tun haben, oder sie stellen Autismus als etwas Drolliges dar, über das man lachen kann. Davon gibt es eine ganze Menge. Seltener sind authentische Darstellungen von Autismus-Spektrums-Störungen. 

Eine dieser authentischen Behandlungen findet man im Film The Reason I Jump, der auf dem gleichnamigen Buch des nicht-sprechenden autistischen Jugendlichen Naoki Higashida basiert. Im Film werden die Leben verschiedener Familien rund um die Welt beleuchtet, in den USA, Afrika, Indien, Australien, um zu zeigen, dass es die mutistischen AutistInnen überall gibt, und dass sie überall dieselbe Zurückweisung von neurotypischen Menschen erfahren. Es kommen auch ihre Eltern zu Wort, die sehr eindringlich erzählen, wie sie unter den Anfeindungen ihrer Kinder zu leiden hatten und immer noch haben. Der Film bringt durch seine subjektive Kamera das Erleben eines Menschen auf dem Spektrum sehr eindrucksvoll rüber und ist gleichzeitig ein Plädoyer für die Akzeptanz und Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Mein Psychiater hat sich den Titel notiert, und mir im Gegenzug ebenfalls einen Film genannt, der das Thema Autismus zwar nicht in den Mittelpunkt stellt, dessen Hauptfigur aber eindeutig als Autist codiert ist. Der norwegische Film Elling, damals oskarnominiert als bester ausländischer Film, zeigt die Situation zweier neurodiverser Freunde, die durch das norwegische Gesundheitssystem irgendwie in die Gesellschaft integriert werden (bei uns würden sie eher allein gelassen, um selbst klarzukommen), nachdem Ellings Mutter verstorben ist und er nicht mehr auf ihre Hilfe und Führung bauen kann.

Diese Situation ist leider nur allzu realistisch: Was ist, wenn Deine Eltern sich um Dich ein Leben lang gekümmert haben und Du plötzlich als autistischer Mensch auf Dich allein gestellt bist? Meine Eltern werden nicht ewig leben und ich habe einen Bruder, der noch weiter zurück liegt auf dem Weg, auf sich allein gestellt zu sein, als ich. Irgendwie müssen wir es schaffen, dass er nicht irgendwann plötzlich wie Elling vor dem Nichts steht und komplett verkümmert, wenn es keine Unterstützung mehr von Mama und Papa gibt.

So habe ich mir also Elling notiert. Wie schon oben erwähnt: Normalerweise nehme ich keine Filmtips von anderen Menschen an. Aber zum einen ist mein Psychiater auf AutistInnen spezialisiert und kennt sich wirklich gut aus, und zum anderen trifft der Film leider gerade einen Nerv. So bin ich also nach unserem Termin nach Hause gefahren und habe den Film direkt auf Netflix gefunden und angeschaut, und war ziemlich begeistert.

Da wird mir bewusst, dass ich in der Linkliste links noch keinen Reiter mit der Designation Autismus im Film habe, das sollte ich bald mal ändern, um dort die Namen von Filmen einzustellen, in denen diverse Formen der Autismus-Spektrums-Störung authentisch und nicht klischeehaft dargestellt werden. Das könnte zur Aufklärung beitragen, und vielleicht glauben es mir die Leute ja irgendwann, dass ich geistig behindert bin, ohne mich erstmal zu gaslighten.

Das war ein toller Besuch bei'm Psychiater, in jeder Hinsicht, und drei Monate ohne waren definitiv zu viel. Ich wünsche jedem Menschen auf dem Spektrum so einen Ansprechpartner. Und zum Schluss noch ein Aspekt aus schulischer Seite (betrifft aber auch die Gesellschaft allgemein):

Ich finde es sehr bedauerlich, dass die Psychiatrie bei uns so stigmatisiert ist. Viele trauen sich nicht zuzugeben, dass sie regelmäßig zum Psychiater gehen - und wenn sie es tun, dann kommt die Häme aus dem Hinterhalt. An einer Schule meinte eine Kollegin zu mir: "Und das da vorne ist Frau XY, aber mit der solltest du lieber nicht reden, die nimmt Antidepressiva, das ist eine ganz arme Person." - und ja, das war der exakte Wortlaut; auch wenn es schon über zehn Jahre her ist, habe ich das nie vergessen. Es ist beschämend, wie Lehrkräfte hinter dem Rücken ihrer KollegInnen über ihre Mitmenschen reden. Kaum eine Schule ist frei davon; ich war bisher an sieben, und nur an der Nordseeschule in St.Peter-Ording war es anders - kein Wunder, dass sie zur Perspektivschule erklärt wurde, denn da ziehen alle Lehrkräfte zusammen an einem Strang, um SchülerInnen in schwierigsten Situationen eine Lebensperspektive aufzuzeigen. Ein völlig anderer spirit als an den meisten Gymnasien. 

Und ja, die "ganz arme Person" war an einem Gymnasium - aber hier kein Schulart-Bashing, denn es geht um den Segen, den ein geistig behinderter oder psychisch kranker Mensch erfahren kann, wenn er von der Psychiatrie betreut wird. In den Köpfen so vieler Menschen herrscht der Gedanke, dass es etwas Negatives ist, bzw. dass ein Mensch etwas Schlechtes getan haben muss, um eines Psychiaters zu bedürfen. Dass er ein schlechter Mensch sei. Es wird von oben herab über Menschen in psychiatrischer Betreuung gesprochen, auf eine Weise, die für Betroffene extrem schmerzlich sein kann. Ich weiß, wovon ich rede, denn es gibt garantiert einige ehemalige KollegInnen an verschiedenen Schulen, die das hier zu Gesicht bekommen und sich darüber aufregen, dass ich hier oversharing betreibe. Face facts: Es ist so, und es ist an fast jeder Schule so. Ich hoffe, niemand von Euch glaubt, in einem harmonischen Kollegium zu arbeiten - es sei denn, es ist tatsächlich harmonisch - zum Beispiel an kleineren Schulen, Grundschulen, Förderzentren oder Perspektivschulen.

Menschen können es einfach nicht lassen, schlecht über andere Menschen zu reden.

Elling ist auf Netflix verfügbar.

Weitere authentische Filme auf dem Spektrum: The Reason I Jump, The Imitation Game, The Speed Cubers, BenX, The Queen's Gambit - die Liste wird bald links auftauchen und noch mehr Titel beinhalten ;-)

Samstag, 23. März 2024

Polizeigewalt filmisch umgesetzt


Während ich hier an dem Artikel über den Beuch bei meinem Psychiater schreibe, möchte ich Euch einen wunderbaren Kurzfilm an's Herz legen - besonders den EnglischkollegInnen da draußen, Stichwort Landeskunde USA, Polizeigewalt gegenüber people of color. Nehmt Euch, wenn Ihr Lust habt, zweiunddreißig Minuten Zeit und sucht den Film Two Distant Strangers auf Netflix. Hat nicht umsonst den Kurzfilm-Academy Award bekommen. Bis zum Ende durchschauen, die "credits" am Ende haben es in sich. :-)

Mittwoch, 20. März 2024

Englisch gedacht - Deutsch gesprochen


"Es wird eine Tür geöffnet, und dann bekommt es Standardformel."

Dieser Satz ergibt erstmal keinen Sinn - der Kontext fehlt, allerdings gibt es auch noch ein anderes Problem. Zunächst zum Kontext: Wenn ich einen neuen Film schaue, schreibe ich im Geiste parallel dazu die Rezension. Das ist Gewohnheit; nachdem ich den Film geschaut habe, lese ich immer die jeweilige Rezension auf rogerebert.com. Dadurch haben sich im Laufe von hunderten Filmen und Rezensionen klassische Phrasen im Gehirn eingebrannt. 

Manchmal spreche ich Teile der eigenen Rezension laut aus - einfach, um zu testen, ob es authentisch klingt. Klassische Aspi-Masche: Verhalten von neurotypischen Menschen beobachten und nachahmen, um nicht aufzufallen. Heute habe ich einen Auszug aus einer Rezension eines Films gesprochen, den ich schon vor Jahren gesehen habe - I Am Mother. Hat gute Ansätze, regt zum Nachdenken an, aber dann passiert etwas und der Film wird vorhersehbar. Im Englischen würde man sagen:

"A door is opened, and then it becomes standard formula."

Und weil mir immer öfter Gedanken zuerst auf Englisch kommen, habe ich das aus irgendeinem Grund wörtlich in's Deutsche übersetzt - wobei to become natürlich eigentlich werden zu heißt. Diese "Verdeutschlichungen" passieren ab und an, und ich finde sie immer ganz witzig - und vielleicht kennt ja auch jemand von Euch dieses Phänomen. Zumindest das "erst auf Englisch denken"-Konzept, denn das hat nichts mit Autismus zu tun; mir haben einige EnglischkollegInnen erzählt, dass es ihnen auch so geht.

Sprache kann einfach drollig sein. Ich liebe Sprache.

Freitag, 15. März 2024

Darf bald mal losgehen

Das pbOn kann wirklich sehr frustrierend sein...

Der Frühling kommt an, und mit ihm nähern sich die Osterferien. Erfahrungsgemäß ist das die Zeit, in der neue Planstellen ausgeschrieben werden - unbefristete Stellen für Lehrkräfte. Das ist auch logisch; gen Ende des Schuljahres gehen immer wieder Lehrkräfte in den Ruhestand und ihre Stellen müssen neu besetzt werden - es sei denn, die Stelle wird gestrichen, um zu sparen.

Für mich ist das nun also die Zeit, in der ich häufiger in's pbOn schauen muss. Auf dem Online-Stellenmarkt für Schulen ist eine unbefristete Stelle immer für zwei Wochen ausgeschrieben, also sollte ich nichts verpassen, wenn ich jeden Freitagabend einmal nachschaue. So wie heute, aber die Ausbeute ist erschreckend. Eine Planstelle mit Englisch und Deutsch (kommt für mich damit nicht in Frage), keine Planstelle mit Latein (und darauf muss man auch nicht mehr hoffen; Latein ist häufiger Ausschlusskriterium).

Heute also nichts, aber es ist ja auch noch früh. Ich hoffe, dass sich in den nächsten Wochen etwas tut und dass sich die Martin-Zacharias-Prophezeiung erfüllt und ich ab dem ersten August fest im Dienst stehen kann. Ich habe die Nase voll von der Arbeitslosigkeit. Ich höre so oft Menschen schimpfen über die Hartzer, die es sich gut gehen lassen, aber sind das wirklich so viele? Ich bekomme noch Arbeitslosengeld I, das bringt mich über die Runden, aber die psychische Belastung ist hoch. Nichts zu tun, das kann dafür sorgen, dass man jegliche Perspektive verliert, und das kann auch nicht mit Videospielen und Filmen ausgeglichen werden.

Es geht (für mich) eben nichts darüber, mit Jugendlichen in einem schulischen Kontext zusammenzuarbeiten. Darf bald mal wieder losgehen.

Mittwoch, 13. März 2024

Essen. Und wieder essen.


Das heutige Thema verdient das "Psychologiebild". Wenn man über zehn Jahre lang intermittierendes Fasten praktiziert hat, ist es gerade für einen Autisten extrem schwer, das umzustellen. Ich habe bisher fast immer nur eine Mahlzeit am Tag gegessen, nach achtzehn Uhr. Den Rest des Tages gab es nur Wasser und Tee. Ich fand das ganz angenehm, denn auf diese Weise war ich in der ersten Tageshälfte deutlich wacher.

Jetzt soll ich das Ganze über den Haufen werfen und sechs bis sieben kleine Mahlzeiten zu mir nehmen. Hier ein Brötchen mit Mortadella, dort eine Banane, hier ein Ei, dort eine Gemüsesuppe. Ich hatte vor dieser Umstellung ein wenig Angst, denn mein Magen hat in letzter Zeit nach dieser einen Mahlzeit am Abend ordentlich rebelliert, und ich hatte keine Lust darauf, dass es mir den ganzen Tag über so gehen würde.

Trotzdem ausprobieren. Morgens runter zum Bäcker, eine Brötchentüte holen und mit einem kleinen Frühstück starten. Der erste Versuchstag ist jetzt schon ein bisschen her, und ich war recht überrascht, dass das wunderbar geklappt hat. Offensichtlich kommt mein Magen besser mit mehreren kleinen Mahlzeiten zurecht als mit einer großen und dann einen Tag lang nichts. 

Im nächsten Schritt probiere ich ein bisschen Variation bei diesen kleinen Mahlzeiten aus, denn immer nur Mortadellabrötchen sind zwar für einen Autisten super, aber ich kann nicht sämtliche Nährstoffe über Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen müssen. Mal schauen, wie es weitergeht ;-)

Montag, 11. März 2024

Die Academy Awards


Eines meiner "Spezialthemen" sind Filme, also sollte ich auch einmal kurz die Verleihung der Academy Awards kommentieren, die in der letzten Nacht stattgefunden hat. Ich hatte einen Moment überlegt, ob ich mir das frühmorgens live anschaue, allerdings interessiert mich die Zeremonie selbst überhaupt nicht. Also habe ich lieber geschlafen und mir heute die Resultate angeschaut. Der Vollständigkeit halber sollte erwähnt werden, dass die Oscars nichts aussagen über die Qualität eines Films.

Aber bei Christopher Nolans Oppenheimer (sieben Oscars) ist da defintiv ein Zusammenhang. Ich habe eine Hassliebe zu Nolan; keiner seiner Filme besteht den Bechdel-Test, und manche seiner Filme geben vor, intelligenter zu sein als sie es eigentlich sind, wie zum Beispiel Interstellar oder Tenet. Diesmal hat er aber ein dreistündiges Portrait amerikanischer Geschichte abgeliefert - wer sich für die Erfindung der Atombombe und die ethischen Implikationen interessiert, sollte sich den Film gern anschauen.

Ich hatte ja ein bisschen gehofft, dass der Preis für Best Animated Feature an Nimona geht, aber die Konkurrenz war übermächtig - The Boy and the Heron von Hayao Miyazaki (Chihiros Reise ins Zauberland) hat gewonnen. Ich fand es auch ein bisschen schade, dass weder Sandra Hüller noch Ilker Catak eine Trophäe nach Deutschland holen konnten, aber ihre Filme (Anatomie eines Falls und Das Lehrerzimmer) sind dennoch super. Wer den Oscar wirklich verdient hat, ist Hoyte van Hoytema. Der Kameramann ist ein Virtuose der visuellen Ästhetik und ich genieße seine Bilder jedesmal wieder - Interstellar sah immerhin toll aus!

Jetzt warte ich darauf, dass der eine oder andere Film endlich für das Heimkino verfügbar ist - besonders Miyazakis Film und Poor Things von Giorgos Lanthimos. Dessen Filme (Kynódontas, The Killing of a Sacred Deer u.v.m.) sind herrliche Satiren, wenn man sich darauf einlassen kann. Nicht für jedermann ^^

Und nun kann ich mich wieder den besten Filmen zuwenden, die man manchmal ordentlich suchen muss.

Sonntag, 10. März 2024

Skype mit Mama

Mama und Papa damals 👪

Ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, eine Mutter zu sein. Was man hört, gibt immerhin schon einen Eindruck, aber ich - Autist eben - kann mir das Unbekannte nicht vorstellen. Einige gute Filme haben mir schon Einiges darüber berichtet, und ein Naturfilmer, den ich auf Youtube verfolge, filmt jedes Jahr diverse Eulen-, Turmfalken- und was weiß ich-Paare, die in verschiedenen Nestern und Astlöchern auf seinem Grundstück brüten, schneidet dann nach der Saison alles zusammen (die Videos) und versieht es mit einer schönen Story im voice-over, und da kann ich dann sehen und miterleben, wie die Eltern von Tieren sich so verhalten, und das bringt mir Einiges bei.

Es ist jedesmal wieder interessant zu erleben, wie liebevoll sich manche Tiere um ihren Nachwuchs kümmern. Bei den Eulen - wie bei vielen Anderen auch - kommt dann irgendwann der Moment, in dem die Jungtiere im Nest auf und ab hopsen, die Flügel ausbreiten und unruhig werden, und zack, irgendwann sind sie flügge und je nach Tierart für immer weg.

Wie muss sich das für eine Mutter anfühlen, wenn die Kinder "flügge" sind? Als meine Eltern meine beiden älteren Brüder in das Studium entlassen haben, war immerhin noch ich da, den sie betüddeln konnten, aber vier Jahre später war ich dann auch weg - und egal, wie oft Mama mir sagt, dass sie mich vermisst oder so gern mehr von mir hören oder sehen würde, konnte ich mir das nie vorstellen - und gerade in dieser ständigen Jobwechselphase habe ich mich auch von ihr weiter abgekappt und die Kommunikation bestand größtenteils aus Mails. Da ich kein Smartphone habe, kam auch sowas wie facetime nie in Frage.

Insofern ist es überraschend, dass mir vor ein paar Wochen wieder Skype eingefallen ist. Ich habe das Programm zur Videotelefonie zum ersten Mal im Studium kennen gelernt. Damals war es ein Segen, weil ich Kontakt mit Menschen aufnehmen konnte, die ähnliche Interessen oder Vorlieben hatten wie ich, ohne dass ich sie "direkt" ansprechen musste, und gerade als Mensch mit special interest ist das ein Segen. Wusstet Ihr, dass IRC (die erste Chatmöglichkeit per Internet) zu einem Großteil von Schwulen genutzt wurde? Sie haben versucht, Anschluss zu finden, weil die Mitmenschen draußen dem Thema so feindlich gegenüber eingestellt waren und auch immer noch sind.

Dann hatte ich irgendwann ein gut vernetztes soziales Leben in der Realität und Skype ist wieder in den Hintergrund geraten, und für mich für viele Jahre in Vergessenheit. Dann irgendwann die Frage, warum ich das nicht nutze, damit Mama und ich uns sehen können, ohne dass ich die Sicherheit meiner Wohnung verlassen muss? Seither haben wir immer sonntags um fünfzehn Uhr - mal etwas früher oder später - einen Termin; vor einer Viertelstunde war unser letzter Anruf zu Ende. Und ich fühle mich dabei immer so gut, wenn ich Mama sehen kann und wir über alles reden, was wir uns die Woche über auf unseren Zetteln aufgeschrieben haben. 

Eine Stunde, das ist genau die richtige Zeit, da fühle ich mich wohl, Mama macht sich ihre Zigarette an, ich trinke meinen Tee und wir reden ganz entspannt, und unter der Woche muss ich kein schlechtes Gewissen mehr haben, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe - denn das hat mich tatsächlich oft belastet. 

Skype wiederentdeckt - Familie Hilarius glücklich!

Freitag, 8. März 2024

Interessante Einsicht


Früher sind wir als Familie fast jeden Sonntag zu Oma gefahren, zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. Ich weiß, dass meine Mutter diesen Beitrag gerade liest, und ich hoffe, sie bekommt das Folgende nicht in den falschen Hals: Für mich waren die Besuche bei Oma immer lästig. Ich bin an einen fremden Ort gefahren, sechs Leute an einem Tisch, die Smalltalk machen - was viele Autisten nicht mögen - mein Bruder, der Klugscheißer, der nichts unkommentiert lässt. Ich selbst habe nur sehr selten etwas gesagt, zumindest ist das meine Erinnerung.

Es gab aber auch etwas Tolles an einem Besuch bei Oma, nämlich quality time mit der Oma selbst. Wenn ich sie ganz für mich hatte, das war toll, dann haben wir uns an den Küchentisch gesetzt und Rätsel gelöst. Fernsehzeitung, Klatsch und Tratsch, überall sind Rätsel drin, und meine Oma hat es geliebt, Rätsel zu lösen, und diese Leidenschaft hat sie an mich weitergegeben. Das war immer traumhaft, mit ihr als Team an die Rätsel zu gehen, und sie hat mir dabei Vieles aus ihrem Erfahrungsschatz beigebracht.

Allerdings mochte ich nicht jeden Rätseltyp. Silbenrätsel? Eher nicht, aber Lustiges Silbenrätsel fand ich toll, da muss man einen Begriff erraten, der auf humoristische Weise umschrieben ist - und ein Lösungswort oder -spruch gab es auch jedesmal. Was mich besonders angezogen hat, waren Wortsuchrätsel. In einem Buchstabenchaos nach Wörtern waagerecht, senkrecht, diagonal, vorwärts und rückwärts zu suchen - dabei habe ich mich wie ein Detektiv gefühlt. Besonders schön war es, wenn die übrig gebliebenen Buchstaben ein Lösungswort ergeben - ich habe auch immer gern Wortsuchrätsel für die fünfte und sechste Klasse in Englisch gebastelt.

Muss wohl ein Gefühl von Nostalgie gewesen sein: Ich habe mir ein Wörtersuchen-Rätselheft gekauft und in meinem Rucksack verstaut. Immer wenn ich mit dem Bus unterwegs bin, habe ich meinen Rucksack dabei; darin sind durchschnittlich acht Rätselhefte und viele Fasermaler in diversen Farben. Also haben diese Hefte nun einen neuen Nachbarn bekommen, und ich habe nach und nach eine Sache realisiert: Suchrätsel sind mir nicht anspruchsvoll genug. Es macht zwar immer noch Spaß, diese Wörter zu streichen und ein Lösungswort zu bekommen, aber mein Gehirn hat dabei nichts zu tun; es ist reine Sucharbeit.

Die anderen acht Hefte im Rucksack sind allesamt Logikrätsel - zwei Zeitschriften habe ich abonniert, damit immer genug Nachschub da ist. Denn bei diesen Logikrätseln fangen meine grauen Zellen an, zu arbeiten, und das mag ich, das reizt mich, das gibt ein kribbelig-aufregendes Gefühl. Je älter ich werde, umso mehr fällt mir auf, wie wichtig mir intellektuelle Stimulation ist. Drollig: Das ist das Hauptthema des großartigen Comedy-Dramas The Banshees of Inisherin. Und mittlerweile kann ich nachvollziehen, warum darin einer von zwei besten Freunden unerwartet die Freundschaft aufkündigt.

Suchrätsel sind Zeitvertreib. Logikrätsel, gerade visuelle, sind eine Herausforderung.

Und das mag ich.




Dienstag, 5. März 2024

Demokratie, letzter Akt


In den USA erodiert die Demokratie - langsam, aber sicher. Die Werte kippen, hier ein schönes Beispiel:

Donald Trump muss sich vier Anklagen mit insgesamt einundneunzig Anklagepunkten stellen. Deswegen ist er in mittlerweile mehreren Bundesstaaten vom Wahlzettel gestrichen worden, denn laut Verfassung darf niemand für das Amt des Präsidenten kandidieren, der vorbestraft ist: Trump hat Wahlmanipulation begangen, nachweisbar, und dafür ist er (unter Anderem) angeklagt.

Natürlich hat Trump da Widerspruch eingelegt - seine Argumentation: Als Präsident müsse man vollkommene Immunität genießen können, ansonsten sei man handlungsunfähig. Um das etwas drastischer zu formulieren: Wenn Trump als Präsident entscheidet, das Seal Team 6 loszuschicken, um seine politischen Gegner zu ermorden, kann er nicht strafrechtlich dafür belangt werden, wenn er nicht mehr Präsident ist. In a nutshell: Trump fordert, dass er ohne Konsequenzen tun und lassen können möchte, was er will.

Natürlich ist das vollkommener Unsinn, und der Appeals Court hat den Widerspruch abgewiesen, mit einer ausführlichen Begründung. Und natürlich bleibt Trump hartnäckig - und nach einem Court of Appeals gelangt der Fall in nächsthöherer Instanz vor den amerikanischen Supreme Court (SCOTUS). Das amerikanische Pendant zu unserem Bundesverfassungsgericht

Gesunder Menschenverstand erwartet, dass SCOTUS den Fall überhaupt nicht annimmt. Nicht nur ist die Forderung irrsinnig, es gibt bereits eine seitenlange Begründung, warum das vor Gericht abgeschmettert wurde.

Aber mit gesundem Menschenverstand hat amerikanische Politik nicht mehr viel zu tun: SCOTUS hat den Fall tatsächlich angenommen und Termine für Anhörungen in den April gesetzt. Was für ein Schwachsinn! Natürlich werden sie nach den Anhörungen Trumps Forderungen ablehnen, aber Trump hat jetzt genau das erreicht, was er will: Verzögerung.

Seine Prozesse können durch diese rechtlichen Fragen so weit verzögert werden, dass er vor der nächsten Präsidentenwahl nicht verurteilt wird. Und wenn er dann erstmal wieder Präsident ist, dann wird er sich selbst die Schuld erlassen. Er gibt sich selbst ein presidential pardon, und damit sind all' seine Verbrechen nichtig.

Es ist so widerlich mitanzusehen, wie SCOTUS jetzt den Parteilinien folgt und Trump seinen Aufschub gewährt. Das höchste amerikanische Gericht, das keinesfalls parteilich sein soll, ist seit der Erhebung dreier republikanischer Richter in's Amt durch Trump seiner Legitimität beraubt worden.

Es ist der letzte Akt für die Demokratie in den USA, bevor sie die Bühne verlässt.

post scriptum: Ich werde nicht gern politisch, aber vielleicht sollten uns diese Entwicklungen ein Mahnmal sein, denn der Rechtsruck in Deutschland ist nicht totzuschweigen. Er findet sich in kleinsten Äußerungen wieder: "Ich setze mich im Café immer an den Zweiertisch am Rand, damit mir die Ausländer nicht zu nah auf den Buckel rutschen." - "Was soll ich mit so einem glitzernden Kunststoffgürtel anfangen? Die Türken, die mögen sowas ja."

Es beginnt mit der Sprache.