Mittwoch, 14. Februar 2024

Widerspruch: Zurückgewiesen (Tag -190)


"Der Widerspruch wird wahrscheinlich zurückgewiesen. Und wissen sie, was sie dann machen? Sie setzen sich sechs Monate Schamfrist, und dann stellen sie einen Änderungsantrag, in dem sie die Einschränkung ihrer Teilhabe an der Gesellschaft darlegen. Darum geht es nämlich bei'm Grad der Behinderung.

Nehmen wir einmal an, ihre Behinderung bewirkt, dass sie die Hand nicht mehr stillhalten können. Sie können argumentieren, dass ihre Dienstfähigkeit eingeschränkt wird, weil sie nicht mehr an der Tafel schreiben können. Das interessiert aber nicht. Der Umstand, dass sie auf einer Party ein Glas mit einem Getränk deswegen nicht mehr halten können, und dass sie deshalb auf keine Parties mehr gehen, weil sie sich schämen, sie könnten unabsichtlich jemandem ihr Getränk über das Outfit schütten, das ist eingeschränkte Teilhabe an der Gesellschaft. Darum geht's bei'm Grad der Behinderung."

Mir geht es richtig gut, denn so oder so ähnlich klingt das Gespräch mit Martin Zacharias im Ministerium nach. Deswegen hat es mich auch überhaupt nicht überrascht oder gar betrübt, als heute die Absage vom Landesamt für soziale Dienste hereingeflattert ist. Im Gegenteil, sie bestätigt Zacharias' Aussage, und damit verstehe ich endlich den GdB und was es bedeutet, einen höheren Grad der Behinderung zu haben. Jetzt weiß ich, wie ich argumentieren muss, jetzt weiß ich, wie die ärztlichen Befundberichte aussehen müssen, damit sie Relevanz für eine Neueinstufung haben.

Das ist großartig! Also setze ich mir jetzt diese sechsmonatige Frist - daher Tag minus hundertneunzig im Titel - und dann werde ich mich mit Hausarzt, Psychiater und Gastroenterologen zusammensetzen und eine Änderung beantragen. Das Thema ist also vorerst abgehakt, und das erleichtert ungemein! Rein rechtlich bin ich eh' auf der sicheren Seite, weil ich gleichgestellt bin, es geht ja nur noch darum, den vollen Nachteilsausgleich zu bekommen. 

Damit habe ich den Kopf jetzt wieder etwas freier für anstehende Arzttermine und das Aufräumen. Ja, Vertretungsstelle wäre jetzt natürlich noch besser, aber bis zum Sommer kann mich das ALG I zur Not tragen, und ich vertraue darauf, dass dann meine berufliche Zukunft gesichert sein wird.

Ist also nur scheinbar wiedersprüchlich, wenn ich mich über diese Absage freue und eine Menge Energie daraus mitnehme.

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