vorweg: Dieser Beitrag sollte schon vor Monaten erscheinen. Gestern hatte ich einen ganz tollen Abend mit der großen Buba, und nun kann es losgehen.
Bin ich ein Monster?
An jeder Schule bin ich sofort von einem Großteil aller Schulteilnehmer - Schulleitungen, KollegInnen, SchülerInnen - aufgrund meines Aussehens in eine Schublade gesteckt worden. So sind Menschen nun mal: Die meisten von ihnen glauben, sie könnten einen Menschen aufgrund seines Aussehens richtig einschätzen. Sie sortieren mich in die Schublade "asozial, unerfahren, im falschen Job" und die Tür geht zu.
Diese Tür geht bei vielen von ihnen dann auch nicht mehr auf. Der erste Anblick reicht, man muss noch nichtmal ein Wort gewechselt haben. Zum Glück erleben meine SchülerInnen mich dann in ausreichendem Umfang, so dass nach einigen Wochen ihre Türen wieder aufgehen und sie irgendwann bei never judge a book by its cover landen. Es ist an jeder Schule maximal eine Handvoll KollegInnen gewesen, bei denen die Tür dann doch wieder aufgegangen ist, und es dauert viele Monate, bis dieser Prozess einsetzt.
So sind Menschen nunmal. Das ist eben die story of my life. Und in diesem Jahr ist ein Animationsfilm veröffentlicht worden, der genau diese Story als Kernthema hat: Ausgrenzung, Abneigung, Hass, weil man anders ist. Das hat mich bei'm ersten Ansehen direkt am Herzen gepackt - klar, das ist kein neuer topos, aber er ist so gut umgesetzt worden, dass ich begeistert war. Und wenn ich das richtig sehe, die große Buba auch.
Nimona ist endlich auf Netflix verfügbar. Ein Film, der eine lange Entwicklungshölle hinter sich hat - den Disney gekickt hat, weil sich in einer Szene zwei Männer küssen. Den Annapurna Studios, in der Szene für unkonventionelle kindgerechte Verarbeitung von Themen bekannt, sich zu Herzen genommen und veröffentlicht hat.
Total witzig, wild, anarchisch, mit einem riesigen Herzen. Unberechenbar in seiner Diversität - endlich wird ein LGBTQ-Thema in einem Film für Kinder gezeigt, aber nicht thematisiert - sondern als selbstverständlich behandelt. Multiethnische Rollen, Behinderung, das ist alles drin.
Zum Plot sage ich nur, dass es um einen Nicht-adligen geht, der in die Rittergarde aufgenommen werden soll. Man kann sich denken, dass es um konservatives Denken gehen könnte ("Wir dürfen doch nicht jeden hier reinlassen!"); tut es auch, und gleichzeitig sind so viele progressive Ideen dabei. Nicht umsonst spielt der Film in einem science fantasy-Umfeld: Ritterrüstungen, Pferde, Schlosszinnen, Smartphones, Internet, Laserwaffen.
Ich nehme den Film in meine Schularbeit auf. Absolut empfehlenswert für Jugendliche - und eigentlich noch mehr für Erwachsene, die mal etwas aus ihren festgefahrenen Bahnen herausbrechen sollten. Und ich möchte ihn Euch wärmstens an's Herz legen.
Nimona ist auf Netflix verfügbar.
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