Sonntag, 10. MĂ€rz 2024

Skype mit Mama

Mama und Papa damals đŸ‘Ș

Ich weiß nicht, wie es sich anfĂŒhlt, eine Mutter zu sein. Was man hört, gibt immerhin schon einen Eindruck, aber ich - Autist eben - kann mir das Unbekannte nicht vorstellen. Einige gute Filme haben mir schon Einiges darĂŒber berichtet, und ein Naturfilmer, den ich auf Youtube verfolge, filmt jedes Jahr diverse Eulen-, Turmfalken- und was weiß ich-Paare, die in verschiedenen Nestern und Astlöchern auf seinem GrundstĂŒck brĂŒten, schneidet dann nach der Saison alles zusammen (die Videos) und versieht es mit einer schönen Story im voice-over, und da kann ich dann sehen und miterleben, wie die Eltern von Tieren sich so verhalten, und das bringt mir Einiges bei.

Es ist jedesmal wieder interessant zu erleben, wie liebevoll sich manche Tiere um ihren Nachwuchs kĂŒmmern. Bei den Eulen - wie bei vielen Anderen auch - kommt dann irgendwann der Moment, in dem die Jungtiere im Nest auf und ab hopsen, die FlĂŒgel ausbreiten und unruhig werden, und zack, irgendwann sind sie flĂŒgge und je nach Tierart fĂŒr immer weg.

Wie muss sich das fĂŒr eine Mutter anfĂŒhlen, wenn die Kinder "flĂŒgge" sind? Als meine Eltern meine beiden Ă€lteren BrĂŒder in das Studium entlassen haben, war immerhin noch ich da, den sie betĂŒddeln konnten, aber vier Jahre spĂ€ter war ich dann auch weg - und egal, wie oft Mama mir sagt, dass sie mich vermisst oder so gern mehr von mir hören oder sehen wĂŒrde, konnte ich mir das nie vorstellen - und gerade in dieser stĂ€ndigen Jobwechselphase habe ich mich auch von ihr weiter abgekappt und die Kommunikation bestand grĂ¶ĂŸtenteils aus Mails. Da ich kein Smartphone habe, kam auch sowas wie facetime nie in Frage.

Insofern ist es ĂŒberraschend, dass mir vor ein paar Wochen wieder Skype eingefallen ist. Ich habe das Programm zur Videotelefonie zum ersten Mal im Studium kennen gelernt. Damals war es ein Segen, weil ich Kontakt mit Menschen aufnehmen konnte, die Ă€hnliche Interessen oder Vorlieben hatten wie ich, ohne dass ich sie "direkt" ansprechen musste, und gerade als Mensch mit special interest ist das ein Segen. Wusstet Ihr, dass IRC (die erste Chatmöglichkeit per Internet) zu einem Großteil von Schwulen genutzt wurde? Sie haben versucht, Anschluss zu finden, weil die Mitmenschen draußen dem Thema so feindlich gegenĂŒber eingestellt waren und auch immer noch sind.

Dann hatte ich irgendwann ein gut vernetztes soziales Leben in der RealitĂ€t und Skype ist wieder in den Hintergrund geraten, und fĂŒr mich fĂŒr viele Jahre in Vergessenheit. Dann irgendwann die Frage, warum ich das nicht nutze, damit Mama und ich uns sehen können, ohne dass ich die Sicherheit meiner Wohnung verlassen muss? Seither haben wir immer sonntags um fĂŒnfzehn Uhr - mal etwas frĂŒher oder spĂ€ter - einen Termin; vor einer Viertelstunde war unser letzter Anruf zu Ende. Und ich fĂŒhle mich dabei immer so gut, wenn ich Mama sehen kann und wir ĂŒber alles reden, was wir uns die Woche ĂŒber auf unseren Zetteln aufgeschrieben haben. 

Eine Stunde, das ist genau die richtige Zeit, da fĂŒhle ich mich wohl, Mama macht sich ihre Zigarette an, ich trinke meinen Tee und wir reden ganz entspannt, und unter der Woche muss ich kein schlechtes Gewissen mehr haben, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe - denn das hat mich tatsĂ€chlich oft belastet. 

Skype wiederentdeckt - Familie Hilarius glĂŒcklich!

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