Mittwoch, 20. März 2024

Englisch gedacht - Deutsch gesprochen


"Es wird eine Tür geöffnet, und dann bekommt es Standardformel."

Dieser Satz ergibt erstmal keinen Sinn - der Kontext fehlt, allerdings gibt es auch noch ein anderes Problem. Zunächst zum Kontext: Wenn ich einen neuen Film schaue, schreibe ich im Geiste parallel dazu die Rezension. Das ist Gewohnheit; nachdem ich den Film geschaut habe, lese ich immer die jeweilige Rezension auf rogerebert.com. Dadurch haben sich im Laufe von hunderten Filmen und Rezensionen klassische Phrasen im Gehirn eingebrannt. 

Manchmal spreche ich Teile der eigenen Rezension laut aus - einfach, um zu testen, ob es authentisch klingt. Klassische Aspi-Masche: Verhalten von neurotypischen Menschen beobachten und nachahmen, um nicht aufzufallen. Heute habe ich einen Auszug aus einer Rezension eines Films gesprochen, den ich schon vor Jahren gesehen habe - I Am Mother. Hat gute Ansätze, regt zum Nachdenken an, aber dann passiert etwas und der Film wird vorhersehbar. Im Englischen würde man sagen:

"A door is opened, and then it becomes standard formula."

Und weil mir immer öfter Gedanken zuerst auf Englisch kommen, habe ich das aus irgendeinem Grund wörtlich in's Deutsche übersetzt - wobei to become natürlich eigentlich werden zu heißt. Diese "Verdeutschlichungen" passieren ab und an, und ich finde sie immer ganz witzig - und vielleicht kennt ja auch jemand von Euch dieses Phänomen. Zumindest das "erst auf Englisch denken"-Konzept, denn das hat nichts mit Autismus zu tun; mir haben einige EnglischkollegInnen erzählt, dass es ihnen auch so geht.

Sprache kann einfach drollig sein. Ich liebe Sprache.

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