Montag, 25. Februar 2019
Das Om-nom-nom-Klavier
Horror und Albernheit können in Filmen wunderbar Hand in Hand gehen, so war ich von The Evil Dead (1981) und seinem Nachfolger sehr begeistert, und ich glaube, dass auch die große Buba ihren Spaß hatte, wenn die Untoten Erbsensuppe kotzen oder wie Schießbudenfiguren durch die Luft fliegen. Jedenfalls gab es bei'm gemeinsamen Ansehen mehrere "Nochmal!"-Momente. Auch vor Neunzehneinundachtzig gab es sowas schonmal, und dem habe ich mich heute gewidmet: die japanische Horrorkomödie House (Hausu, 1977), aus dem Kopf von Nobuhiko Obayashi.
Es ist faszinierend, was so alles aus Japan kommt. Hochentwickelte Technologien, leuchtende Klos mit Hintergrundgeräuschen, falls einem das peinlich ist, schaurige oder epische Videospiele mit zahllosen sexuellen Anspielungen, eine Architekturmentalität, die ich bewundere: Statt wie in der westlichen Welt immer weiter in die Höhe zu bauen, hält man sich in Ostasien eher am Erdboden, baut Häuser in die Breite und nimmt Mahlzeiten auf dem Fußboden ein. Finde ich großartig, erdnaher.
Und so kommt dieser Film daher, und ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Die Bluray ist bereits unterwegs; der Film ist in die Criterion Collection aufgenommen worden, weil... ja, warum eigentlich? Vielleicht, weil er so vollkommen durchgeknallt ist, dass man ihn nicht so sehr als Film denn vielmehr als Erlebnis bezeichnen sollte. Im Westen hätte wohl niemand jemals von dem Film gehört, wenn nicht in Zweitausendzehn der Film ein breites Release bekommen hätte - und es ist erstaunlich zu lesen, dass neunzig Prozent der Rezensionen positiv ausfallen.
Erstaunlich, weil der Plot... lassen wir den Plot beiseite. Eine Gruppe Mädchen besucht das Haus von Auntie - die Tante von Gorgeous. Ja, eines der Mädchen heißt Gorgeous. Andere heißen Melody, Fantasy, Kung Fu oder Mac - je nach ihren Charakterzügen, so ist Mac zum Beispiel ununterbrochen am Futtern. Man merkt sofort, dass es hier nicht um realistische Charaktere geht, sondern um solche, die in der antiken Komödie wunderbar aufgehoben wären. Sie fahren zur Tante, weil Gorgeous' verwitweter Vater eine neue Stiefmutter nach Hause bringt, und Gorgeous hasst sie auf den ersten Blick.
Dass im Haus der Tante seltsame Dinge passieren, ist zu erwarten. Was originell und kreativ ist, ist die Frage, wie sie passieren. Da futtert ein Klavier ein Mädchen auf, und danach spielen ihre körperlosen Finger das Lied weiter, das sie gerade für die anderen spielte. Eine dämonische, fette weiße Perserkatze wirkt längst nicht unpassend in einem Haus, in dem tollwütige Matratzen eines der Mädchen anfallen. Einer der Charaktere stribt an... zuviel Bananen?
Das kann man gar nicht beschreiben, das muss man sehen. Die Spezialeffekte sind mit Absicht unrealistisch gestaltet worden, der gesamte Film hat ein surreales Flair, das durch die vielen Musikstücke unterstrichen wird. Und eines ist dieser Horrorfilm definitiv nicht: gruselig. Das wirkt ein bisschen wie ein Musical aus grenzdebilen Ideen, und man kann einfach nicht wegschauen. Ich habe mich schlappgelacht, als ein abgetrennter Kopf durch die Luft fliegt und ein Mädchen in den Po beißt. Hey, die goße Buba, das sollten wir uns definitiv mal geben, wenn die Bluray bei mir angekommen ist.
Man fragt sich, auf welchen Drogen die Macher unterwegs waren - aber man fragt das mit einem positiven Unterton, denn House ist herrlich unsinnige Unterhaltung.
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