Mittwoch, 20. Februar 2019

Zuviel Input und kein Ausweg

Wenn der Kopf kurz vor der Explosion steht...

"Sachen sofort erledigen!" a.k.a. "iucundi acti labores"


Immer wieder erzähle ich meinen Mitmenschen, dass ich ein Schild in der Wohnung brauche, das mich daran erinnert, Anstehendes sofort zu bearbeiten. Ich brauche dieses Schild wirklich, denn ich bin sehr gut darin, Sachen auf die lange Bank zu schieben. Geht echt gar nicht mehr; am Wochenende bastele ich mir ein hübsches Schild zurecht - laminatio delectat, habe ich mal gehört.

So habe ich zum Beispiel Klaus nicht auf ihre letzte Mail geantwortet, obwohl hier ein Post It herumfliegt, auf dem fett Klausmail steht. Und der Blinker des Wagens muss repariert werden, ist wahrscheinlich eine Kleinigkeit, aber ich habe das noch nicht erledigt, weil ich nicht "bereit" dafür war. Was für ein Schwachsinn. Aber es scheint so zu sein, dass für Hochbegabte immer alles passen muss, und schon machen sie sich das Leben schwer. Und meine Nachbarin, zwei Etagen tiefer, hat Montag ein Päckchen für mich angenommen, das liegt immer noch dort.

Woran das liegt?

A) Es muss der perfekte Moment dafür sein
B) Das dauert so lange, ich mache lieber Dinge, die schnell gehen
C) Mein Gehirn macht nur das, wozu es Lust hat

So sammeln sich also unerledigte Arbeiten an, die Haufen werden größer - sowohl die sichtbaren in der Wohnung als auch die unsichtbaren in meinem Kopf. Und je mehr Dinge unerledigt sind, umso größer ist die Angst vor Zurechtweisungen a la "Warum hast du dich so lange nicht gemeldet?". Und diese Angst führt leider nicht dazu, dass ich die Arbeiten erledige, sondern dass ich komplett dichtmache und gar nichts mehr erledige.

Das Problem kennen sicherlich auch Nicht-Hochbegabte. Aber für den HB ist es noch deutlich schlimmer, weil der Kopf ja die ganze Zeit daüber nachdenkt, dass Sachen nicht erledigt sind, dass Beschwerden kommen könnten und so weiter. Ich bin immer wieder beeindruckt, welche Geduld die Menschen, die ich liebe, mit mir haben.

Und dann gibt es die komischen Blicke, wenn ich Hochbegabung mit geistiger Behinderung gleichsetze. Ich bräuchte so eine Situation wie jetzt, immer als Beispiel parat, um zu erklären, was die HB in diesem Kontext für mich bedeutet.

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