Alles fließt, und das noch nicht einmal mit griechischen Schriftzeichen und Akzenten... |
Klack! Klacker-klacker-klack! Klack-tacktack-tack-klacktack. PAFF!
Bei der großen Buba geht am Ende der ersten Zeile die Hand in die Höhe, weil sie genau weiß, dass ich damit die Geräusche meine, die beim Tippen entstehen, und ich habe eine Tendenz dazu, die Enter-Taste sehr energetisch zu drücken, gelinde gesagt. Und genauso klackert es auch jetzt gerade wieder, während diese Gedanken in den Blog gegossen werden.
Heute nachmittag hat es allerdings nicht geklackert, da war alles still, und trotzdem habe ich Dinge bei Google gesucht, Links angeklickt und vieles mehr. Meine Finger sind nicht über diese schwarze Plastiktastatur gewandert wie jetzt, sondern über den Touchscreen meines Notebooks. Wenn ich es aufklappe und vollständig umklappe, kann ich es im Tablet-Modus benutzen. Das ist heutzutage natürlich längst ein alter Hut. Zuerst habe ich das vor Jahren bei der Sannitanic gesehen, und nun hat es mich auch erwischt.
Dabei wollte ich das eigentlich gar nicht. Ich bin froh, wenn ich weiß, wie mein Notebook funktioniert. Wenn ich die Dinge unter Kontrolle habe. Aber zum Spaß habe ich heute nachmittag das Gerät entstöpselt, umgefaltet und mit auf die Couch genommen, um mich der intuitiven Steuerung hinzugeben, und es hat wunderbar geklappt. Sicherlich habe ich Entwicklungspotential im Umgang mit dem Notebook als Tablet, aber ein erster Schritt ist geschafft. Mal schauen, vielleicht ist es ja praktischer als das klassische Notebook.
Eines der Labels, die ich in diesem Blog verwende, heißt Home Improvement. Verbesserung meiner Wohnung, sozusagen. Ich versuche, mir das Leben praktischer zu machen, weil ich mir so oft im Weg stehe; so bin ich erst nach dreieinhalb Jahren in Hassee auf die Idee gekommen, meine Meditationsposition innerhalb der Soundscape der Anlage um neunzig Grad zu drehen, um die Klänge so erleben zu können, wie sie vorgesehen sind. Seitdem meditiere ich nur noch in der neuen Position.
Aber eigentlich hat ja vorher auch alles funktioniert und ich war ganz zufrieden. Zeit für Hochbegabung und einen Hauch von Autismus: Ich mag Sicherheiten. Ich mag es, wenn Dinge sich nicht unerwartet ändern, sondern alles so läuft wie geplant, so aussieht, wie es aussehen soll, und das ergibt sich daher: Im Kopf bin ich immer schon drei Schritte weiter als das, was ich mache. Wenn ich an der Achterbahn Kärnan anstehe, bin ich in Gedanken schon wieder zuhause und genieße die Meditation. Wenn ich in der Schule bin, sind meine Gedanken mit der Gestaltung des Nachmittags beschäftigt.
Das geht auch soweit gut, denn als Hochbegabter weiß man, wie Dinge funktionieren (sollten), und kann einen verlässlichen Ablauf der Dinge im Kopf haben, die dann zu dem Gedankenstatus "drei Schritte weiter" führen. Wenn aber eine Unregelmäßigkeit auftritt, gerät die ganze Ursache-Wirkung-Kette in's Wanken und das Resultat ist nicht mehr sicher. Ich muss umgehend alles neu planen. Richtige Beobachtung: "Lebe den Moment" ist für einen HB eine echte Herausforderung - oder zumindest für mich. War interessant zu sehen, wie das als Teil des Filmkonzeptes zu Arrival (2016) verwendet wurde.
Sichere Abläufe verschaffen mir geistige Ruhe. Klare, strukturierte Abläufe, auf die ich mich verlassen kann, tun mir gut. Und mit diesem Mindset denke ich mir also: "Warum soll ich den Tabletmodus nutzen, wenn es doch gut funktioniert, so wie es ist. Das wäre nur eine Störung, eine neue Situation, auf die ich mich einstellen muss." Und wir reden hier nicht von Kleinigkeiten; ein Autist, oder ein Asperger, kann sich den ganzen Tag ruinieren, wenn er es nicht schafft, mit einer unerwarteten Situation klarzukommen. Hatte ich in SPO und NMS als Schüler, Wutausbrüche, Handgreiflichkeiten, es muss eine Qual für die Schüler gewesen sein.
Aber es führt kein Weg drumherum: Ich muss versuchen, mir etwas Flexibilität zu bewahren. Um mithalten zu können mit den Entwicklungen, die da draußen in der Welt vor sich gehen. Ich habe noch immer kein eigenes Handy, bzw. Smartphone. Ich habe diesen "Luxus" sehr genossen, jahrelang. Wozu sollte ich ein Handy brauchen? Dann muss ich wieder lernen, wie man damit umgeht, und dann bin ich ja auf einmal immer erreichbar, und überhaupt würde es eine Ewigkeit dauern, bis ich mich mit dieser neuen Situation arrangiert habe. Ich vermute, ein Handy ist eine neue Situation. Eine, die Auswirkungen haben kann.
Ich gebe zu, als ich mein Notebook heute nachmittag im Tabletmodus benutzt habe - das war einfach toll! Ich konnte es ohne Probleme längs oder hochkant stellen, das Bild wurde mitgedreht, die Bildschirmtastatur ist immer bereit, ich kann Dinge auf dem Bildschirm nach links und rechts wischen, um mir die wichtigen Sachen herauszusuchen... wie oben schon beschrieben: Das ist ein alter Hut, das machen doch alle so, und das seit Jahren. Ja, aber ich hänge hinterher. Weil es für mich bedeutet, gewissermaßen, aus dieser sicheren Hülle auszubrechen und mich weiterzuentwickeln.
Nun dürfte sich ablesen lassen, dass ich mir nach Jahren der Verweigerung in diesem Sommer endlich ein Smartphone zulegen werde. Ich brauche dafür ganz viel Beratung von meinen Freunden. Es fühlt sich an, als müsste ich zum Zahnarzt gehen, wirklich. Wobei das ein blödes Beispiel ist, denn zum Zahnarzt gehe ich dank buddhistischer Denkart mittlerweile gern.
Dr Hilarius, immer schön geschmeidig bleiben, um nicht zu verhärten!
post scriptum: Ich verlinke diesen Artikel auf der linken Seite unter "Thema Flexibilität", vielleicht geht es ja auch anderen HBs so, oder Autisten, die diesen Blog lesen.