Montag, 21. August 2017

Gedreht

"Right" ist hier durchaus zweideutig gemeint...

Es geht mal wieder um Blickwinkel. Wobei, genauer gesagt um Hörwinkel. Oft habe ich hier meine Begeisterung für 5.1-Soundsysteme auf's Tapet gebracht, ich finde das toll, dieses Eintauchen in dreidimensionale, plastische Klangwelten. Gerade weil diese Welten so komplex sind (und umso komplexer, je mehr Kanäle verwendet werden, bis hin zu Hamasaki 22.2), müssen die einzelnen Lautsprecher genau ausgerichtet und aufeinander abgestimmt werden, immer in Relation zum Zuhörer.

Leider ist das in meiner Wohnung nicht so einfach für mich, das liegt an den Gegebenheiten: Die Dachbalken verhindern, dass ich meine Couch irgendwo nach Belieben platzieren kann, die Dachschrägen verhindern, dass ich die Towers der Surround-Lautsprecher passgenau hinstelle. Also habe ich meine Anlage so gut wie möglich aufgestellt und liege bei den Meditationen quer, sozusagen. Ich nehme die Musik als komplex abgemischt wahr, aber die einzelnen "Rollen" der Lautsprecher erkenne ich nicht so, wie vorgesehen. ABER: Das macht überhaupt nichts!

Ich lebe jetzt seit dreieinhalb Jahren in dieser Wohnung und ebenso lange erlebe ich meine Meditationsmusik quasi um neunzig Grad gedreht. Und ich habe überhaupt kein Problem damit. Ich genieße jede Meditation auf's Neue, ich habe mich daran gewöhnt, es funktioniert doch.

Und spätestens jetzt wird die große Buba misstrauisch.

Und vollkommen zu Recht. Heute habe ich zum ersten Mal meine Meditation in der "korrekten" Ausrichtung genossen. Eben wegen oben beschriebener Gegebenheiten musste ich dazu die Schlafcouch ausklappen, mich dann quer drüberlegen und die Füße auf den Couchtisch (mit Kissen) legen. Sozusagen Blick nach vorn, und jeder Lautsprecher nun auch dort, wo er sein sollte. Ich wollte einfach mal probieren, ob es wirklich einen Unterschied macht.

Und das tut es, und zwar gewaltig. Gerade im Zustand der Meditation, wo die Sinne abgeschaltet werden und ich mich vollkommen auf das Hören konzentrieren kann, erlebe ich meine Lieblingsalben nun endlich so, wie sie von den Künstlern konzipiert waren. Es ist, als hätte die Musik eine zusätzliche Dimension gewonnen. Das war ein tolles Erlebnis, und ich denke, ich werde es ab jetzt immer so machen, auch wenn es ein wenig umständlicher ist - mit den Füßen auf dem Couchtisch. Vielleicht finde ich ja nach und nach einen Weg, es zu optimieren.

Und warum überhaupt dieser Nerd-Beitrag? Nun, wie oben angesprochen geht es um Blickwinkel. Zu oft gewöhne ich mich an eine Situation (zum Beispiel die gedrehte Musik), "naja, es geht doch eigentlich!", verliere den Blick dafür, dass jene Situation nicht die optimale Lösung darstellt. Werde zu bequem, das mal zu ändern. Zu unflexibel, zu starr, um den Blick-/Hörwinkel überhaupt zu ändern. "Warum sollte ich irgendwas anders machen? Es läuft doch, never change a winning horse!"

Nun, für mich war das heute eine Lehrstunde, oder besser gesagt eine Erinnerung daran, aufgeschlossen zu bleiben, mich nicht der Bequemlichkeit der Gewohnheiten hinzugeben. Und sei es nur bei einem Nerdthema wie Dr Hilarius und seine komische Meditationsmusik.

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