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"Who is you?"
Es muss Zufall gewesen sein, dass ich vor ein paar Tagen einen Beitrag darüber geschrieben habe, wie ich mich definiere, und wie diese Definitionen sich über die Jahre verändert haben. All' das bin ich, die Summe des Beschriebenen, und mehr. Es muss Zufall gewesen sein, dass ich gestern den Film Moonlight (2016) gesehen habe, in dem es auf bemerkenswerte Weise um Identitätsfindung geht. Bemerkenswert, weil der Film ausschließlich afroamerikanische Darsteller zeigt. Bemerkenswert, wie er mit dem coming of age umgeht. Bemerkenswert, wie er die Frage Who is you nicht beantwortet, sondern zwei Stunden lang beleuchtet, so dass der Zuschauer am Ende nicht mehr braucht als die Antwort I'm me und die Umarmung zweier Männer. Ähnlich wie in The Shawshank Redemption (1994), aber es hat mir besser gefallen, weil zwei pikante Themen diskutiert werden, nämlich The Black Experience und Homosexualität, beides nicht nur in den USA mit einem immer noch großen Entwicklungspotential. Wir sind noch nicht so weit, wie wir vielleicht manchmal denken.
Das hier wird keine Filmrezension. Und es geht mir auch nicht um Schwule oder überhaupt irgendwelche Minderheiten. Ich musste nur kurz mein Mindset von gestern Abend loswerden, um jetzt mit freiem Kopf die heutigen Gedanken niederzuschreiben.
Die Kieler Woche ist so gut wie um und irgendwas war diesmal anders. Nicht die überfüllten Busse mit den wehenden Fähnchen. Nicht die großen Barrieresäcke, die verhindern sollten, dass jemand ein Fahrzeug in eine Menschenmenge steuert (traurig, aber tempora mutantur). Was mir gefehlt hat, war das typische KiWo-Wetter. In den vergangenen vierzehn Jahren konnte ich mich eigentlich immer darauf verlassen, dass pünktlich zum Start der KiWo das sommerliche Wetter verschwindet und Platz macht für Regen, Wind und Kälte. Aber nicht in Zweitausendachtzehn! Da blieb das Wetter von Anfang an fantastisch, strahlende Sonne, kaum Wolken, verdorrende Felder, hundertvierzig Grad Fahrenheit in einem dieser total überfüllten Busse, die aufgrund der Kleiner-Kiel-Kanal-Sperrung ewig brauchen, eine Dreiviertelstunde lang stehen inmitten von schwitzenden Menschen, während ich nur noch nach Hause möchte, um den Schulstress abzuschütteln.
Doch nun ist es zu guter Letzt so gekommen, wie wir es eigentlich gewohnt sind. Seit einiger Zeit ist es kalt, grau und nass. Die Kälte bemerke ich in meiner ungeschützten Wohnung bei abgeschalteter Heizung besonders gut, da ist zur Zeit nichts mehr mit "nackt durch die Wohnung laufen", eher sollte ich Handschuhe tragen.
Aber die Kälte hat auch ihre Vorteile: Ich komme endlich in die Hufe für das Schulfinale. In knapp zwei Wochen werden die befristeten Kollegen verabschiedet, dazu gehöre auch ich und möchte dem Kollegium ein kleines Bonmot zum Schluss schenken (Thalia, Du Rampensau!) - endlich fange ich an, daran zu arbeiten und den Text zu lernen. Endlich lerne ich auch meinen Text für die Verabschiedung des Chefs. Endlich zimmere ich die letzten Noten und meinen Abschiedsunterricht zurecht (wobei ich mir vorstellen könnte, dass der an der KGS lieber klassische Fachvermittlung beinhalten sollte). Endlich putze ich das Bad. Endlich mache ich das Video, damit Er mich wieder einmal zu Gesicht bekommt.
Dass ausgerechnet dieses Scheißwetter sich für mich wie ein Startschuss anfühlen würde, hätte ich nicht gedacht - wobei es gar nicht so ungewöhnlich ist. Es tut einfach gut, einmal aus dieser lähmenden Hitze herausgerissen zu werden. Auf in die letzten zwei Schulwochen!
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