Beim Bowling dreht niemand ab... |
Sie sind raus. Die Deutschen sind nicht mehr Teil der Weltmeisterschaft im Herrenfußball. Spannend: Beim Frauenfußball würde das Ausscheiden bei Weitem nicht so emotional erlebt werden. Und vor allem ist die Berichterstattung über das Ausscheiden an diesem Tag viel wichtiger als alles Andere. Die Lifeline-Flüchtlinge? Who cares. Seehofers Art der "Humanität"? Yeah, whatever. Menschen sterben jeden Tag auf der Welt. Aber eine Fußball-WM zu versauen, das kann man nur alle vier Jahre, also sollte das gebührend zelebriert werden. Heißt in meinem Fall, dass ich am Tag danach in der Schule mit ein paar meiner Schüler anstoßen werde, denn ich bin nicht der Einzige, der bei "Fußball" eher Ekel empfindet über die riesigen Geldmengen, die fließen, über Hooligans und die deutsche Überheblichkeit.
Ich kann mich ja nicht davon freisprechen, in den Dingen, die ich als Probleme empfinde, manchmal eine nicht nachvollziehbare Priorität zu setzen. Ich jammere auch über sehr komische Dinge; so hoffe ich seit einiger Zeit, nicht zu Auswahlgesprächen an Gymnasien eingeladen zu werden (weil ich ja eine andere Schulart bevorzuge: Was soll ich tun, falls ich tatsächlich eine Zusage bekomme?) - wo eine sehr gute Freundin sich freuen würde, überhaupt zu diesen Gesprächen eingeladen zu werden.
Also sollte ich nicht über diesen heutigen Abend lästern. Ich finde es nur immer wieder erstaunlich: Wenn ich einen Lederball trete, kann ich damit Millionen Euro verdiene. Wenn ich dagegen Schulkinder erziehe, präge, ihnen helfe und für ihre Entwicklung Verantwortung übernehme, bekomme ich nicht einmal einen Job.
Seit ich mich mit dem Buddhismus beschäftige, sind all' diese Meckereien nicht mehr wirklich bedeutsam für mich, ich bin ruhiger geworden, zum Glück. Wobei... dass ich hinsichtlich der fußballerischen Niederlage so überhaupt keine authentischen Gefühlsregungen zeige, war auch schon vor dem Buddhismus so. Ich werde wohl nie die klischeeige Bier-Fußball-Hete werden.
So ein Pech.
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