Wenn ein Loch kein Loch ist... |
Nach der pädagogischen Gretchenfrage von gestern geht es heute also um persönliche Vorlieben. Lieber hart? Lieber sanft? Oder mochtest Du es bei den ersten Malen lieber so, mittlerweile aber lieber anders? Wenn ich mich recht entsinne, mochte Er die sanfte Tour lieber, aber Er war auch ganz zufrieden, als wir uns einmal auf die harte Variante geeinigt hatten. Ich habe für mich festgestellt, dass ich die harte Tour bevorzuge; beim Anderen schüttele ich innerlich den Kopf und schalte geistig irgendwann ab und warte nur noch, dass es vorbei ist.
Natürlich geht es heute um Literatur, get your mind out of the gutter! Etwas präziser: Ich konzentriere mich auf Filme aus einem bestimmten Genre, nämlich der Science Fiction. Und wenn ich damals der großen Buba richtig zugehört und aufgepasst habe, dann unterscheidet man zwischen hard science fiction und soft science fiction.
Soft SciFi, das ist das mit den vielen Effekten. Raumschiffe, die mit Laserstrahlen im All aufeinander schießen. Planeten, die in die Luft fliegen. Schwarze Löcher, die tatsächlich als "Loch" dargestellt werden, die einen durch die Zeit reisen lassen. Klingonen, Romulaner, Vulkanier. Gene Roddenberry, Perry Rhodan, "Beam me up, Scotty!". Popcorn, Space Opera, hoher Unterhaltungswert, einfach mal abschalten und genießen. Star Trek, Star Wars, Starship Troopers, Das fünfte Element.
Hard SciFi, das geht wissenschaftlich korrekter zur Sache und ist wesentlich stärker in der Realität verankert. Da gibt es keine Geräusche im Weltraum, weil es keine Schallübertragung gibt. Da ist ein schwarzes Loch ein kugelförmiges Gebilde mit einer Singularität im Zentrum. Da kann man nicht in der Zeit rückwärts reisen, wohl aber gilt das Prinzip der Relativität. "Wie sollen wir mit einer außerirdischen Rasse überhaupt kommunizieren, wenn wir nicht einmal wissen, ob sie in drei Dimensionen leben, so wie wir?" Alien, Interstellar, Contact, Arrival.
Natürlich überschreiten auch die Filme der hard sci-fi irgendwann die Grenze der Realität - das ist schließlich der Sinn der Fiktion: Was wäre, wenn?-Szenarien auszumalen und alternative Realitäten vorzustellen. Manchmal wird diese Grenze zur kompletten Vorstellung aber sehr weit nach hinten verschoben. Im Film Contact (1997) spielt Jodie Foster eine Wissenschaftlerin, die das All nach Signalen untersucht. Der Film geht erst im letzten Drittel in pure Fiktion über, und selbst das Finale, in dem womöglich ein Kontakt zu einer außerirdischen Entität stattfindet, wird bewusst zweideutig gehalten. Es beginnt alles mit einem Impuls, einem Ping-Signal, was nichts Ungewöhnliches darstellen muss, und erst über einen langen Zeitraum hinweg schaffen die Wissenschaftler es, damit etwas anzufangen.
In der soft sci-fi hätte man umgehend einen Linguistik-Experten und Mathematiker zur Hand, der binnen kurzer Zeit das Ganze entschlüsselt und eine Nachricht in handlichem Englisch darin erkennt. Der Film Arrival (2017) nimmt diese Implausibilität schmunzelnd auf's Korn.
Aus genau diesem Grund komme ich mit hard science fiction wesentlich besser klar: Mein Gehirn kann sich einreden, dass das alles tatsächlich so geschehen könnte, es lässt sich auf das Was wäre, wenn?-Spielchen ein. Dadurch wird das Erlebnis für mich viel immersiver und meine Fantasie wird tatsächlich angeregt.
Ich wollte die Neuauflage von Star Trek (2008) wirklich toll finden. Ich habe von den Academy Award-Nominierungen gelesen, und dass es eine wirklich gute und originalgetreue Aufarbeitung des Stoffes sein soll. Ich habe darüber vollkommen das Bewusstsein dafür verloren, dass es soft sciene fiction ist, und während ich im ersten Drittel des Filmes noch sehr begeistert war wegen der guten Charakterisierungen (wenn auch nicht unbedingt wegen der schauspielerischen Leistungen), so bin ich vollkommen rausgeworfen worden, als ich realisiert habe, dass die da wirklich mittels einer roten Materie ein schwarzes Loch entstehen lassen, das zwar einen kompletten Planeten verschlingen kann - okay, ja, mag immer noch einhergehen mit der Theorie - aber es wird dann eben als Loch dargestellt. Ereignishorizont? No way! Eher ein "Wir sind schon halb drin, können aber trotzdem noch entkommen", das ich nicht mehr ernstnehmen konnte, und dann habe ich den Rest des Films über kopfschüttelnd auf der Couch gesessen und mich berieseln lassen. Naja. Captain Spock ist toll.
Ich beneide die Menschen ein wenig, die Filme genießen können, ohne irgendwelche Sachen zu hinterfragen. Ich werde besser darin, meinen Kopf dabei - hin und wieder - auszuschalten, aber ich habe da noch einiges an Entwicklungspotential. Whatever. Elvira und The Mummy konnte ich schließlich auch genießen. Das mag allerdings daran gelegen haben, dass diese Filme von Anfang an an keiner Stelle darauf abgezielt haben, seriös zu wirken.
Unprätenziös, und das geht in Ordnung.
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