Freitag, 15. Juni 2018

These Days


Den gestrigen Artikel zu schreiben, das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Es hat Spaß gemacht, über die Perspektivwechsel nachzudenken, es hat Spaß gemacht, über den Einsatz von 2nd- bzw. 3rd person perspective zu sinnieren, es hat Spaß gemacht, die an dem Beitrag beteiligte Person um Erlaubnis zur Veröffentlichung zu bitten und ihr Feedback zu dem Artikel zu bekommen, es hat Spaß gemacht, zu hören, was die große Buba dazu zu sagen hatte. All' das hat Spaß gemacht.

Und das erwähne ich, weil Spaß Mangelware ist während These Days. These Days, das ist die Zeit zwischen den Oster- und den Sommerferien, und jeder Lehrer, der nicht mehr im ersten Lehrjahr ist, weiß genau, was damit gemeint ist - und jeder Lehrer im ersten Unterrichtsjahr bekommt die Ohren vollgejammert von den erfahreneren Kollegen, wie schlimm These Days doch sind, blablabla, behandelt mich nicht schon wieder, als wäre ich vollkommen grün hinter den Ohren! ...mit dem Unterschied, dass sie ja vollkommen Recht haben.

Wenn Du klug, weise und vorausplanend bist, hast Du bereits vier Deiner fünf erforderlichen Leistungsnachweise a.k.a. Klassenarbeiten im Schuljahr vor den Osterferien geschrieben. Wenn nicht, wenn Du keine vorausschauende Stoffverteilung und kalendarische Planung der Schultage gemacht hast, so wie ich, auch nach sieben Jahren immer noch nicht, dann könnte es Dir wie mir gehen und Du pfeifst aus dem letzten Loch, vernachlässigst alles außer Deiner Vitalfunktionen, der Blog liegt brach, Freunde und Familie hören nichts mehr von Dir, irgendwann kannst Du überhaupt nicht mehr schlafen, waberst nur noch halluzinierend zwischen Korrekturen und Benotungen hin und her und denkst Dir, dass ein Fenstersturz erstaunliche Optionen böte.

Aber wenn wir ehrlich sind, dann geht es auch gut vorausplanenden Lehrkräften manchmal so. Und warum ist das überhaupt so? Was macht These Days so fürchterlich?

In diesen Tagen findet einfach alles statt. Generalproben und Aufführungen von Musicals, Theaterstücken und Konzerten der Schule. Wandertage, Wanderfahrten, Klassenfahrten, Projekttage, Fachtage, Projektwoche. Schüleraustausch, Vorhabenwoche. Himmelfahrt, Pfingsten, bewegliche Ferientage, mündliches Abitur, Schulentwicklungstag. Um es kurz zu machen: Es findet alles statt - nur kein regulärer Unterricht. Zumindest nicht genug, um ausreichend Stoff für zwei Klassenarbeiten zu sammeln und irgendwann auch noch zurückzugeben.

Und so langsam platzt Dein Kopf - oder eher, er implodiert, unter dem Druck von allen Seiten möchte er sich in sich selbst zurückziehen. Vor Dir - eine panische Klasse, die nicht weiß, was sie lernen soll, die Angst hat, weil die Zeugnisnoten immer näher kommen und ihnen schwant jetzt erst, dass sie sich das Halbjahr über zum Kotzen verhalten haben. Hinter Dir - die Fachanforderungen und das Schulgesetz, Paragraphen, Transparenz, Benotungskriterien. Über Dir - der Schulelternbeirat, der wirklich genau darauf achtet, was die neue Lehrkraft so macht, und unter Umständen eine Schulleitung, die eben nicht hinter Dir steht. Neben Dir - die eingebildeten Kollegen, die die ganze Zeit an Dir herummäkeln wollen - die es aber nicht gibt, denn sie sind ein Produkt Deiner Paranoia. Meistens zumindest. Manchmal. Ja, okay. Es gibt sie. Und unter Dir? Jedenfalls nicht Dein Bett, denn an Schlaf ist während These Days nur selten zu denken.

Ich finde diese Phase grauenhaft, immer wieder, und ich scheine unfähig zu sein, daraus zu lernen und mich in irgendeiner Weise darauf vorzubereiten. Und ich bewundere jene Lehrkräfte, die These Days durchstehen und nebenbei nochmal eben eine Familie und eine Wohnung/Haus versorgen müssen. Großartig! Das würde ich nicht schaffen, und deswegen meine ich diese Bewunderung wirklich ganz ehrlich.

Das Leuchtfeuer am Horizont sind die Zeugniskonferenzen. Wenn sie abgehakt sind, die Noten feststehen, dann sind die restlichen Schultage für gewöhnlich eine Art Cooldown. Oder einfach nur die Phase der Erkenntnis, dass Du immer noch keine neue Stelle hast, dass Du ab August wieder arbeitslos bist und immer noch weder Deinen arbeitssuchend-Status angemeldet noch das pbOn auf Stellenangebote durchsucht hast.

Lots of work to do. Let's go!

post scriptum: Und es tut mir leid, dass Er noch nichts von mir gehört hat. Seit über einem Monat habe ich ihm nicht geantwortet. Er wird sich darüber keine Gedanken machen, also müsste ich mir keine Sorgen deswegen machen, aber in meinem Kopf ist es eben doch so. Ich scheine doch tatsächlich Angst zu haben, dass Er eines Tages dann nichts weiter ist als eine Erinnerung in meinem Lebenslauf. Das will ich heute genauso wenig wie vor drei oder fünf Jahren. Auch wenn wir zur Zeit nichts zusammen machen können, weil dieser eine Schalter in seinem Kopf klemmt. Geduld, Doc, Geduld. Das braucht Zeit. Große, wichtige Dinge brauchen Zeit. Und auch, wenn es ihm nicht wirklich bewusst ist - Du wirst immer für ihn da sein. Auch noch nach Jahren der Trennung.

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