Sonntag, 3. Juni 2018

Die Oase an der Hamburger Chaussee

Wo bleibt der Regen...?

Wir befinden uns in einem sehr heißen Mai. Die diversen Nachrichtenstationen haben uns mitgeteilt, es sei der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen; gleichzeitig ist die andere Hälfte Deutschlands untergegangen inmitten von Sturm, Gewitter und Starkregen, weggespült, verwüstet. Quid melius?

Ich wünschte, dass es auch bei uns einmal regnete. Der Boden ist komplett vertrocknet, die Landwirte müssen - wieder einmal - herbe Verluste wegstecken. Natürlich ist es für all' die Sonnenanbeter unter uns toll, das schöne Wetter genießen zu können. Für mich ändert es meine Vitalfunktionen grundlegend; ich bewege mich langsamer voran, ich denke langsamer, am liebsten bewege ich mich überhaupt nicht mehr - und zerfließe trotzdem.

Die Fenster meiner Wonung sind aufgerissen, in der Hoffnung, dass der Wind durch die Fenster über Eck quer durch meine Wohnung fegt, aber die Luft steht. Da fegt nichts. Das Denken wird langsamer, wie gesagt, ein Effekt, der noch zusätzlich getragen wird von dem Umstand, dass ich nichts essen mag, weil sich bei diesem Wetter jegliche Nahrung anfühlt wie ein Stein im Magen. Unterrichtsvorbereitungen verkommen zu einer Qual, Korrekturen wirken wie ein Streifzug durch die Wüste.

Und dann wache ich auf am Sonntagmorgen, in froher Erwartung, den Weltuntergang draußen zu sehen, denn für das Wochenende war endlich auch an Schleswig-Holsteins Ostküste Regen angekündigt - und alles ist trocken. Und auch den Sonntag über bleibt es trocken. Grau, aber von Regen keine Spur. Und dennoch fühlt sich meine Wohnung seit gestern Abend wie eine Oase an. Zum einen ist frischer Wind aufgekommen, der während der Nacht über Eck durch die Wohnung gegangen ist und die Temperatur auf ein angenehmes Niveau gebracht hat. Zum anderen ist dies eine Dachgeschosswohnung: Ich habe keine Nachbarn über mir, die Lärm machen, ich habe keine Wärme abgebenden Leitungsrohre offen in meiner Wohnung, ich kann die ganze Nachbarschaft überblicken... wenn es auch nicht der fünfzehnte Stock sein mag, so wie damals in Kronshagen (siehe Titelbild), so fühlt es sich befreiend an.

Ich hoffe, dass ich diese Oase noch lange Zeit bewohnen kann.
Und ich hoffe, dass Er mich irgendwann auch wieder hier besuchen kommt.

post scriptum: Ich hoffe, dass Ihr in Euren Wohnungen erholsame Plätzchen habt, etwas Frische und Ruhe, um die nötige Energie für die kommende Woche zu tanken. Und Klassenarbeiten zu korrigieren; ich gehe davon aus, dass wir alle in der Hinsicht noch ein paar Wochen durchpowern müssen. 

Lasst die Sonne in Eure Herzen!

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